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Harmlose Stoffe als Gefahr

Bei Allergikern reagiert das körpereigene Immunsystem extrem auf Stoffe, die normalerweise harmlos sind. "Überschiessend" nennen Fachleute eine solche Reaktion. Pollen, Tierhaare, Hausstaubmilben und andere Substanzen sind keine wirkliche Gefahr für den Körper - ganz im Gegensatz zu Keimen wie Viren oder Bakterien. Meist sind die Allergie-Auslöser Eiweissstoffe, die von Tieren oder Pflanzen stammen. Die Allergene kommen mit der Haut in Kontakt oder gelangen über die Schleimhäute von Mund, Nase und Augen in den Körper.

Breite Allergenpalette

Bislang sind etwa 20.000 allergieauslösende Substanzen bekannt. Viele davon stecken in Lebensmitteln, weshalb diese seit 2005 deutlich auf der Verpackung gekennzeichnet werden müssen. Zutaten wie Getreide, Milch oder Krustentiere, die häufig Lebensmittelallergien auslösen, müssen in jedem Fall auf dem Etikett angegeben werden.

Die Symptome einer Allergie können zum Beispiel eine laufende Nase (Pollen, Heuschnupfen), tränende, juckende Augen (allergische Augenreizung), ein juckender Hautausschlag (Hautallergie, Nesselsucht) oder Asthmaanfälle sein. Die gleiche Substanz kann bei einer Person einen Hautausschlag hervorrufen, bei einer anderen zu Asthma führen, während eine dritte Person auf diese Substanz überhaupt nicht reagiert. Im Extremfall kann eine allergische Reaktion einen lebensbedrohenden anaphylaktischen Schock hervorrufen.

Schmutz besser als Hygiene

Allergien sind im Kommen, vor allem in den Industrieländern. Warum das so ist, liegt bislang im Dunkeln. Man vermutet aber, dass die Neigung zu Allergien in den Genen liegt. Experten schätzen, dass schon heute jeder Dritte in Deutschland von einer Allergie betroffen ist. Die hygienischen Lebensverhältnisse scheinen die Entstehung von Allergien im Kindesalter zu begünstigen. Wissenschaftler entdeckten, dass Allergien in Regionen mit einfacheren hygienischen Standards seltener vorkommen. Eine schmutzige Kindheit, so besagt die Schmuddeltheorie, schützt möglicherweise dauerhaft vor Asthma und Allergien.

Gutes Gedächtnis

Damit sich eine Allergie entwickelt, muss das Immunsystem mindestens einmal in Kontakt mit der allergieauslösenden Substanz (Allergen) kommen. Bei dieser ersten Begegnung stuft es eine eigentlich harmlose Substanz als gefährlich ein und bringt eine Abwehrlawine ins Rollen. Da das menschliche Immunsystem ein gutes Gedächtnis hat, merkt es sich, wenn es einmal allergisch reagiert hat. Bei erneutem Kontakt mit dem allergieauslösenden Stoff reagiert es immer wieder gleich. Manchmal steigert sich die Heftigkeit der Reaktion im Lauf der Zeit sogar noch.

Normalerweise kann das Immunsystem zwischen den zahllosen Allergenen aus der Umwelt unterscheiden. Ein Mensch, der auf Tierhaare allergisch reagiert, muss nicht unbedingt allergisch auf Nüsse sein. Manchmal kommt es allerdings zu Verwechslungen, nämlich dann, wenn sich die allergieauslösenden Bestandteile stark ähneln. Ein Mensch, der auf Kiwis allergisch ist, kann zum Beispiel auch auf Äpfel oder Birkenpollen allergisch reagieren. Kreuzallergien nennen Fachleute dieses Phänomen.

Schnell oder langsam

Insgesamt gibt es vier verschiedene Allergietypen, am häufigsten sind Allergien vom Sofort- und Spättyp. Die beiden anderen - zelltoxische Reaktion und Immunkomplex-Reaktion - kommen eher selten vor.

  • Soforttyp: Das Immunsystem reagiert sofort nach dem Kontakt mit dem Allergen. Beispiele sind Allergien auf Pollen, Nahrungsmittel, Insektengift, Schimmelpilze, Tierhaare oder Hausstaubmilben.
  • Spättyp: Die allergische Reaktion setzt 24 bis 72 Stunden nach dem Allergenkontakt ein. Auslöser dieses Allergietyps sind meist Chemikalien und Metalle, die nach Hautkontakt Ausschläge hervorrufen. Beispiele sind Allergien gegen Latex, Chlor, Metalle, Medikamente, Reinigungsmittel oder Licht.