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Stimmungsschwankungen, anhaltende Traurigkeit, Antriebsschwäche, schlechte Laune und nervöse Schlafstörungen: Viele Menschen haben im Winter ganz gewaltig den Blues. Grund für die Winterdepression oder "Saisonal Abhängige Depression"  (SAD), wie der Fachbegriff dafür lautet, ist vor allem der Licht- und Bewegungsmangel in der trüben Jahreszeit.
 

Bei schweren Depressionen sollte freilich dringend ein Arzt konsultiert werden, leichte Verstimmungen kannst du aber selbst in Angriff nehmen.

"Glückshormon" heruntergefahren

Du musst wissen: Ohne Licht fährt der Körper die Produktion des "Glückshormons" Serotonin herunter. Dafür steigt in der Dunkelheit der Melatonin- Spiegel, der normalerweise in der Nacht den Schlaf steuert. Jetzt macht das Melatonin dich müde und schlapp. Einzige Abhilfe: So viel natürliches Licht wie möglich konsumieren. Das heisst - auch wenn es schwerfällt - bei jedem Wetter raus an die frische Luft, verkriechen gilt nicht. Der Himmel kann noch so bedeckt sein, das Licht ist immer noch heller als jede künstliche Lichtquelle.

Wer dazu noch Bewegung macht, also zügig spazieren geht, läuft, Nordic Walking betreibt, Langlaufen, Rodeln, Eislaufen oder Ski fahren geht, tut sich zusätzlich Gutes, weil Sport den Kreislauf anregt und den Körper mit Sauerstoff versorgt. Effekt: Man schläft nach der Anstrengung besser. Stimmungsaufhellend kann auch ein Besuch im Fitnessstudio sein.

Psychoaktive Pflanzen nützen

Wer mehr tun will, kann bewährte Naturheilmittel ausprobieren. Psychoaktive Pflanzen eignen sich besonders gut zur Selbsthilfe der Seele. Johanniskraut, Lavendel oder Baldrian können unterstützend angewendet werden, um depressive Verstimmungen und nervöse Störungen zu bekämpfen und den eigenen Glücksspeicher aufzufüllen.

  • Johanniskraut ist das vermutlich am häufigsten empfohlene Natur- Antidepressivum. Die Inhaltsstoffe des Krauts sorgen für die Stimmungsaufhellung: Hypericin beeinflusst den Botenstoff Dopamin, der dafür sorgt, dass wir happy sind. Die Flavonoide wiederum erhöhen den Serotonin- Spiegel. Johanniskraut gibt es als Tabletten, Tinkturen oder als Tee. Pro Tag sollten mindestens 600 bis 900 Milligramm eines standardisierten Johanniskraut- Mittels eingenommen werden. Schnelle Hilfe ist Johanniskraut aber keine, denn die volle Wirkung setzt erst nach etwa zehn Tagen spürbar ein. Nebenwirkungen sind selten, kommen aber vor. Wobei die erhöhte Lichtempfindlichkeit, die im Sommer stört, gerade bei SAD wünschenswert ist. Vorsicht bei der Einnahme der Antibabypille! Die Wirkung ist gemindert.
  • Baldrian ist der Klassiker bei Schlaflosigkeit, langen nächtlichen Wachliegezeiten und innerlicher Unruhe. Die Wurzel enthält zahlreiche beruhigende Inhaltsstoffe wie ätherische Öle und Alkaloide. Erhältlich ist Baldrian als Tee oder in Tablettenform. Die Wirkung setzt schon bei der ersten Anwendung ein. Positiv ist, dass Baldrian im Gegensatz zu Pharmaschlafmitteln auch bei längerer Anwendung nicht abhängig macht. Die richtige Dosierung ist noch nicht ganz geklärt. Früher wurde zu niedrigen Dosierungen zwischen 0,6 bis 4,5 g geraten. Neue Studien empfehlen bei der Einnahme als Tee 2 bis 3 g.
  • Hopfen, Melisse, Passionsblume, Lavendel sind ebenfalls beliebte Mittel, die Nerven zu stärken und Traurigkeit zu bekämpfen. Hopfen ist ein mildes Beruhigungsmittel, das in Teemischungen mit Baldrian, Melisse und Baldrian beliebt ist. Er enthält Bitterstoffe, Polyphenole, ätherische Öle und Gerbstoffe. Melisse ist bei Schlafstörungen hilfreich. Bekannt ist zum Beispiel Melissengeist, bei dem allerdings der Alkoholgehalt zu beachten ist. Die Passionsblume hat eine lange Tradition als Nervenberuhigungsmittel, wie auch Lavendel, dessen mild- beruhigende Wirkung ihn zum beliebten Bestandteil von Beruhigungstees macht.

Hier ein Rezept aus dem Ratgeber "Alternative Heilmittel für die Seele – Selbsthilfe bei Verstimmungen, Schlafstörungen und nervöser Erschöpfung":

25 g Passionsblumenkräuter
30 g Melissenkräuter
35 g Baldrianwurzel
10 g Lavendelblüten

Am besten lässt du dir die Mischung in der Apotheke zubereiten. Anwendung: Ãœbergiesse einen gehäuften Teelöffel der Kräutermischung mit einem Liter Wasser und lass das Ganze 20 Minuten bei schwacher Hitze kochen. Tee dann durch ein Sieb in eine Thermoskanne giessen. Ãœber den Tag verteilt vier Tassen trinken.

Mehr dazu: Dr. Günter Harnisch: "Alternative Heilmittel für die Seele – Selbsthilfe bei Verstimmungen, Schlafstörungen und nervöser Erschöpfung" (schlütersche).