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Alzheimer - Medikamente

Medikamente, Kapseln, Behälter 

Verschiedene Arten von Demenz

In Deutschland leben nach Expertenschätzungen über eine Million Demenzkranke. Mit rund zwei Dritteln ist die Alzheimer-Krankheit die häufigste Ursache von Demenz, gefolgt von Durchblutungsstörungen und Gefässschäden. Infektionen, Schilddrüsenerkrankungen und Gehirntumore kommen ebenfalls als Ursachen in Frage.

Eine Demenz kann auch durch mehreren Faktoren verursacht werden. Für eine medikamentöse Therapie ist es wichtig, die genaue Ursache zu kennen, um die Krankheit gezielt behandeln zu können.

Alzheimer: Was geschieht im Gehirn?

Die Ursachen von Alzheimer sind bisher nur in Ansätzen bekannt. Sicher ist jedoch, dass die Nervenzellen langsam, aber stetig absterben und der Kontakt zwischen den ihnen verloren geht.

Typisch ist die Entstehung von Plaques. Das sind Ablagerungen zwischen den Nervenzellen im Gehirn, die überwiegend aus krankhaft veränderten Eiweissstoffen bestehen. Die erkrankten Nervenzellen produzieren dadurch geringere Mengen des Botenstoffs Acetylcholin, mit dem sich besonders die für die Merkfähigkeit und das Gedächtnis zuständigen Nervenzellen untereinander verständigen.

Am Absterben der Nervenzellen sind auch entzündliche Vorgänge beteiligt. In den betroffenen Hirnregionen findet sich dann eine grosse Zahl an Stoffen, die normalerweise bei Entzündungen vorkommen.

Botenstoffe und Nerven schützen

Als Folge des Nervenzellensterbens wird der Botenstoff Acetylcholin immer knapper. Eine Gruppe von Arzneistoffen, die Acetylcholinesterase-Hemmer, verhindern, dass das körpereigene Enzym Cholinesterase den Botenstoff abbaut. Damit lässt sich die Wirkung des vorhandenen Acetylcholins verlängern. Diese Medikamente sind aber nur bei leichten bis mittelschweren Formen von Alzheimer sinnvoll, da eine Restfunktion der Nervenzellen für die Effektivität notwendig ist.

Durch den Einsatz von Cholinesterase-Hemmern lässt sich der Verfall der Leistungsfähigkeit aufhalten. In einigen Fällen gewinnen die Betroffenen sogar verloren geglaubte Fähigkeiten zurück. Die Patienten bleiben durch die Behandlung länger selbstständig und kommen insgesamt im Alltag besser zurecht. Nach einer gewissen Zeit schreiten die Symptome aber erneut weiter fort.

Das Funktionieren der Nerven hängt auch von dem Botenstoff Glutamat ab. Bei der Alzheimer-Demenz ist das Glutamatgleichgewicht gestört. Ein Zuviel dieses Botenstoffes schädigt die Nervenzellen und lässt sie zugrunde gehen. Die Gruppe der NMDA-Antagonisten (Memantine) verhindert die Nervenüberreizung durch den Botenstoff Glutamat. Sie blockieren den Wirkort von Glutamat an den Nerven, den Methyl-D-Aspartat-Rezeptor (NMDA). NMDA-Antagonisten sind bei moderaten bis schweren Formen der Erkrankung einsetzbar. Sie verbessern die Gedächtnisstörungen der Patienten und damit ihre Fähigkeit sich im Alltag zurechtzufinden. Dadurch wird auch den Pflegekräften der Umgang mit den Patienten erleichtert.

Generell gilt, dass die Wirkung der Medikamente alle drei bis sechs Monate überprüft und Therapie entsprechend angepasst werden sollte.

Energie für das Gehirn

Es gibt eine Reihe von Medikamenten, die auf unterschiedliche, oft auch nicht genau bekannte Art die Gehirnleistungen verbessern sollen.

So soll der Extrakt des Ginkgo-Baums das Gehirn besser mit Sauerstoff und Glucose (Zucker) versorgen, indem er die Gehirndurchblutung fördert. Die Wirksamkeit von Ginko-Präparaten ist wissenschaftlich jedoch nicht bewiesen. Die Fachgesellschaften empfehlen diese Medikamente deshalb nicht.

Kalzium-Antagonisten sollen den gestörten Kalzium-Stoffwechsel der Nervenzellen normalisieren und dadurch die Weiterleitung von Informationen verbessern.

In wie vielen Fällen und im welchem Masse mit diesen Substanzen tatsächlich eine Verbesserung herbeigeführt werden kann, lässt sich nicht pauschal in Zahlen fassen. Die Deutschen Fachgesellschaften empfehlen nur Acetylcholinesterase-Hemmer und Memantine gegen den geistigen Abbau.

Begleitsymptome mildern

Weitere Medikamente können Begleitsymptome wie niedergeschlagene Stimmung, Ängstlichkeit, Aggressivität, Unruhe, Schlaflosigkeit, Wahngedanken oder Sinnestäuschungen wesentlich mildern oder ganz beheben. Sie schaden jedoch mehr als sie nützen, wenn sie nicht richtig angewendet werden. Eine eindeutige Diagnose ist deshalb besonders wichtig.

Depressionen dürfen bei dementen Menschen daher nur mit speziellen Medikamenten behandelt werden. Geeignet sind Wirkstoffe aus der Gruppe der MAO-A Hemmer und Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI) sowie Vertreter der tetrazyklischen Antidepressiva. Eine Reihe anderer Antidepressiva mindert die Wirkung des ohnehin spärlichen Acetylcholins zusätzlich.

Bei Unruhe und Halluzinationen werden atypische Neuroleptika mit Wirkstoffen wie Olanzapin, Risperidon und Clozapin eingesetzt. Unter Umständen kommen herkömmliche, sogenannte schwach potente Neuroleptika infrage. Ãœber die Art und Dauer der Anwendung entscheidet im Einzelfall der behandelnde Arzt.

Schlaf- und Beruhigungsmittel aus der Gruppe der Benzodiazepine sollten nur zur Ãœberbrückung von kritischen Angst- und Spannungszuständen dienen. Diese Substanzen beruhigen zwar, gleichzeitig verschlechtert sich in der Regel aber die geistige Leistungsfähigkeit. In manchen Fällen verstärkt sich die Unruhe sogar, besonders bei hochbetagten Patienten.

Im Spätstadium der Alzheimer-Krankheit können Steifheit in den Bewegungen und Zittern auftreten - Erscheinungen, die der Parkinson-Erkrankung ähneln. Sie lassen sich mit Medikamenten gegen Parkinson behandeln.

Alzheimer "WAS IST DAS?"


 

Beschreibung

Die Alzheimer-Krankheit wird auch Morbus Alzheimer oder "Demenz vom Alzheimer-Typ" genannt. Unter dem Begriff Demenz versteht man den Verfall der geistigen Leistungsfähigkeit. Die Alzheimer-Krankheit zeichnet sich vor allem durch eine anfängliche Gedächtnisschwäche aus, die im Verlauf zunimmt und zu einem völligen Verlust der Urteilsfähigkeit und der Persönlichkeit führen kann. Die Alzheimer-Demenz ist die häufigste Form aller Demenzerkrankungen (etwa 70 Prozent).

Erstmals wurde diese Krankheit 1906 dokumentiert, als der Würzburger Nervenarzt Alois Alzheimer über seine Patientin Auguste D. notierte: "Eine Frau von 51 Jahren zeigte als erste auffällige Krankheitserscheinung Eifersuchtsideen gegen den Mann. Bald machte sich eine rasch zunehmende Gedächtnisschwäche bemerkbar, sie fand sich in ihrer Wohnung nicht mehr zurecht, schleppte Gegenstände hin und her, versteckte sie, zuweilen glaubte sie, man wolle sie umbringen und begann, laut zu schreien." Als Auguste D. fünf Jahre später starb, untersuchte Alzheimer ihr Gehirn und fand darin steinharte Ablagerungen, die sogenannten Plaques.

Jährlich steigende Anzahl

Die Alzheimer-Krankheit ist die häufigste Art der Demenz. In Deutschland sind etwa eine Million Menschen betroffen, bis zum Jahr 2050 voraussichtlich doppelt so viele. Mit der steigenden Lebenserwartung wurde in den Industrieländern immer häufiger jene Krankheit diagnostiziert, die heute Alzheimers Namen trägt. Schwere Gedächtnisstörungen, Verfolgungswahn, Schlaflosigkeit, Stimmungsschwankungen und Unruhezustände sind die wichtigsten Anzeichen; allerdings können diese Symptome auch bei anderen Krankheiten einzeln oder in Kombination auftreten, wie im Fall der Pick-Krankheit oder bei Schlaganfällen.

Zwar ist die Alzheimer-Krankheit derzeit noch unheilbar, die Behandlungsmöglichkeiten haben sich aber in den letzten Jahren verbessert. Je früher die Alzheimer-Krankheit erkannt und behandelt wird, desto besser ist die Chance, den Krankheitsprozess zu verlangsamen.

Alzheimer - Ursachen

Ablagerungen in den Gehirnzellen

Die Alzheimer-Krankheit beginnt meist schon mehrere Jahrzehnte, bevor die ersten Symptome auftreten. Dabei entstehen im Gehirn Ablagerungen aus Eiweissbruchstücken, sogenannte Amyloide. Forscher unterscheiden bei den Amyloiden mikroskopisch kleine Fasern, die Fibrillen, und kugelförmige Ablagerungen, die Plaques. Diese Ablagerungen behindern offenbar die Kommunikation der Nervenzellen untereinander.

Im Laufe der Zeit sterben bei Alzheimer die Nervenzellen vor allem in den Regionen des Gehirns ab, die an der Entwicklung von Gedächtnis, Sprache und Denkfähigkeit beteiligt sind. Ob die Ablagerungen die Ursache oder eine Begleiterscheinung des Zelltodes darstellen, ist bisher nicht geklärt. Ebenso ist die eigentliche Ursache des Alzheimer-Leidens noch immer unbekannt. Vieles deutet darauf hin, dass es mehrere Auslöser gibt.

Erbliche Faktoren

Nur in Ausnahmefällen lösen Genveränderungen eine Alzheimer-Krankheit aus: Dann bricht die Demenz schon in jüngerem Alter aus. Dies kann zum Beispiel passieren, wenn die Erbinformation des Amyloid-Vorläufer-Proteins (APP) geschädigt ist. Es bilden sich vermehrt schädliche Spaltprodukte von APP, die den Hauptanteil der Plaques bilden. Ähnlich wirken sich Veränderungen anderer Gene aus, der Präseniline. Sie erhöhen die Aktivität von Schneidemolekülen, die das APP in seine krankmachenden Bestandteile zerlegen, und beschleunigen deshalb ebenfalls die Klumpenbildung im Gehirn und somit Alzheimer.

Der wichtigste genetische Risikofaktor bei Alzheimer ist ein Molekül (ApoE), welches am Transport von Cholesterin im Blut beteiligt ist. Die Erbinformation für ApoE kommt in drei Varianten vor. Eine Variante (ApoE4) erhöht das Krankheitsrisiko von Alzheimer um etwa das Zwei- bis Dreifache, eine andere Variante (ApoE2) senkt das Risiko. Ein Bluttest könnte zwar klären, welche dieser Genvarianten ein Mensch in sich trägt. Ärzte- und Patientenverbände empfehlen diesen Test jedoch nur, um die Sicherheit der Diagnose bei schon bestehenden Gedächtniseinbussen zu erhöhen. Diese Untersuchung bei Alzheimer-Betroffenen oder ihren Verwandten kommt dann in Betracht, wenn ein bestimmtes Vererbungsmuster vorliegt.

Alzheimer - Symptome

Dr. med. Patrick Bussfeld

Nicht nur das Gedächtnis

Die Alzheimer-Erkrankung verläuft in mehreren Stadien, die fliessend ineinander übergehen können. Eine Verschlechterung des Kurzzeitgedächtnisses ist häufig das erste Symptom. Demgegenüber sind die Erinnerungen an die Jugend (biografisches Gedächtnis) oft noch lange Zeit sehr präsent.

Konzentrationsfähigkeit und Denkleistung lassen nach, Sprachstörungen treten auf, die Müdigkeit nimmt zu. Häufig treten in der Anfangsphase der Alzheimer-Erkrankung Symptome einer Depression auf. Vor allem diejenigen, die den Verlust der geistigen Leistungsfähigkeit an sich bemerken, reagieren oft frustriert und niedergeschlagen.

Alzheimer führt später zu Verhaltensänderungen wie Verwirrtheit, Angst, Unruhe und Aggressivität. Den Betroffenen fällt es zunehmend schwer, Dinge und Personen wiederzuerkennen; sie "leben in der Vergangenheit". Alltagsfähigkeiten wie Ankleiden, Essenszubereitung oder Einkaufen können sie nicht mehr bewältigen, schliesslich verlieren sie die Kontrolle über ihre Körperfunktionen. Im Endstadium von Alzheimer verstummen die Patienten oft, sind bettlägerig und völlig auf die Hilfe anderer angewiesen.

Typische Alzheimer-Symptome sind:

  • Störungen des Kurzzeitgedächtnisses
  • Schwierigkeiten bei der Bewältigung von Alltagsaktivitäten (Einkaufen, Kochen, Urlaub planen)
  • Denkschwierigkeiten
  • Orientierungslosigkeit
  • Sprachstörungen
  • Depressionen
  • Rasch wechselnde Stimmungslage (Affektlabilität)
  • Eingeschränktes Urteilsvermögen
  • Wahnvorstellungen
  • Persönlichkeitsveränderungen

Demgegenüber bleiben bei Alzheimer Kraft, Beweglichkeit und Bewegungskoordination sowie Gangsicherheit lange Zeit erhalten. Frühe Einbussen in diesen Bereichen lassen eher auf eine vaskuläre Demenz oder eine Lewy-Körperchen-Demenz schliessen.

Alzheimer - Diagnose

Dr. med. Patrick Bussfeld

Nach behandelbaren Ursachen suchen

In der Praxis kommt es bei Alzheimer darauf an, frühzeitig eine möglichst verlässliche Diagnose zu stellen. Dabei wird der Arzt den Betroffenen und am besten auch dessen Angehörige zunächst nach der Krankheitsgeschichte befragen und anschliessend verschiedene körperliche und technische Untersuchungen durchführen. Diese dienen vor allem dazu, andere internistische, neurologische und psychiatrische Erkrankungen auszuschliessen. Denn einige davon sind deutlich besser behandelbar als die Demenz vom Alzheimer-Typ.

Gedächtnissprechstunden, Memory-Kliniken, geronto-psychiatrische Abteilungen und ähnliche Spezialeinrichtungen sind auf die Diagnose von Alzheimer-Demenz spezialisiert. Die Diagnose ist relativ sicher und trifft in 80 Prozent der Fälle zu. Spezielle Untersuchungen der Hirndurchblutung oder des Hirnstoffwechsels lassen meist eine noch genauere Aussage zu.

Mit letzter Sicherheit kann Alzheimer jedoch erst nach dem Tod eines Patienten festgestellt werden, wenn im Gehirn die typischen Ablagerungen zu finden sind.

Laborkontrolle und Bildgebung

Neben der Untersuchung des Blutes und des Nervenwassers (Liquor) gehört über einem Alter von 50 Jahren ein Elektrokardiogramm (EKG) zur Basisdiagnostik der Alzheimer-Erkrankung. In einigen Fällen kann als ergänzende Massnahme auch eine Ultraschall-Untersuchung der hirnversorgenden Blutgefässe durchgeführt werden.

Eine Abbildung des Gehirns kann mit Hilfe der Computer-Tomografie (CT) oder der Kernspin-Tomografie (MRT) erstellt werden. Die Magnetresonanz-Tomografie zeigt einige Veränderungen im Gehirn wesentlich deutlicher als die Computer-Tomografie.

Eine Darstellung der Hirnströme mit dem Elektroenzephalogramm (EEG) kann zwar durchgeführt werden, zeigt jedoch meistens nur unspezifische Veränderungen, die nicht beweiskräftig für eine Alzheimer-Demenz sind. Mit dem EEG lassen sich allerdings Hinweise auf andere Erkrankungen finden, die auch zu einem geistigen Abbau führen wie die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit.

Weitere Methoden sind die Single-Photon-Emissions-Tomografie und die Positronen-Emissions-Tomografie (SPECT und PET). Diese zeigen bei einer vorliegenden Alzheimer-Demenz eine Verminderung von Durchblutung und Stoffwechsel in bestimmten Bereichen des Gehirns an. Diese Untersuchungsmethoden werden jedoch nicht routinemässig eingesetzt, können aber dann zum Einsatz kommen, wenn nach Ausschöpfung aller anderen Untersuchungsmethoden die Diagnose noch unklar ist.

Hirnleistung praktisch prüfen

Unverzichtbar für die Diagnose Alzheimer sind neuropsychologische Tests. Mit einem kurzen Leistungstest kann der Arzt durch wenige Fragen und Zeichnungen die geistige Leistungsfähigkeit einschätzen. Dazu zählen zum Beispiel:

  • Mini-Mental-Status-Test (MMST)
  • Demenz-Detections-Test (DemTect)
  • Uhrzeit-Zeichnen-Test (UZT)

Am häufigsten wird der Mini-Mental-Status-Test (MMST) eingesetzt, der etwa zehn Minuten dauert. Die betroffene Person muss dabei Wörter behalten, rechnen, zeichnen und einfache Anweisungen befolgen. Beim nächsten Besuch kann der Test wiederholt werden, wobei der Vergleich der erzielten Werte einen Anhaltspunkt liefert, ob sich der Zustand des Patienten gebessert oder verschlechtert hat.

Sehr aussagekräftig ist auch der Uhrentest, bei dem es gilt, ein Zifferblatt zu zeichnen. Darin muss der Untersuchte eine bestimmte Uhrzeit einzeichnen.

Ausführlichere Tests sind vor allem in sehr frühen Stadien und unklaren Fällen notwendig und sollten dann von speziell dafür ausgebildeten Neuropsychologen durchgeführt werden.

Basis für gemeinsame Entscheidungen

Obwohl es derzeit keine Aussicht auf Heilung gibt, kann die Diagnose Alzheimer für viele Betroffene und Angehörige auch entlastend wirken, weil sie eine Zeit quälender Unsicherheit beendet. Nun kann gemeinsam über praktische Vorsorgemassnahmen entschieden werden. Mit dem Wissen um die Ursachen lassen sich die anstehenden Veränderungen leichter bewältigen.

Eine möglichst frühe Diagnose ist aber auch deshalb sinnvoll, weil die heute verfügbaren Medikamente zu Beginn der Krankheit am besten wirken. Die Behandlungsmethoden für fortgeschrittenere Stadien sind weniger wirksam.

Alzheimer - Therapie

Dr. med. Patrick Bussfeld

Alltagskompetenz erhalten

Eine Heilung der Alzheimer-Krankheit ist derzeit nicht möglich. Trotzdem muss man dem geistigen Zerfall nicht tatenlos zuschauen. Je früher die Alzheimer-Krankheit erkannt und behandelt wird, desto besser ist die Chance, den Krankheitsprozess zu verlangsamen. Jedoch lässt sich nach bisherigem Wissensstand auch mit der effektivsten Therapie der Verfall der geistigen Leistungsfähigkeit nur verzögern, aber nicht heilen.

Alzheimer ist eine ständig fortschreitende Erkrankung. Als Erfolg muss deshalb bereits gewertet werden, wenn sich der Zustand der Patienten nicht verschlechtert oder wenn der geistige Verfall verlangsamt wird. Arzneien, die das Absterben der Nervenzellen verhindern können, gibt es bisher noch nicht.

Ziel der Bemühungen ist es, die Alltagskompetenz der Betroffenen möglichst lange zu erhalten. Dazu werden hauptsächlich Medikamente eingesetzt, aber auch begleitende nicht-medikamentöse Therapien: Bewegung unter physiotherapeutischer Anleitung kann ebenso anregend sein wie die systematische Nutzung erhaltener handwerklicher und künstlerischer Fähigkeiten (Ergotherapie). Sinnvoll sind auch spezielle Behandlungsformen, wie sie von Psychologen und Sozialarbeitern in Gedächtniskliniken angeboten werden. Voraussetzung einer solchen Behandlung ist, dass sie den Betroffenen fördern und nicht überfordern.

Die Therapie von Alzheimer bedarf viel Erfahrung. Deshalb ist es wichtig, dass der Patient in speziellen Instituten und von erfahrenen Fachärzten (Neurologen, Psychiater, Gerontologen) behandelt wird. Regelmässige Nachuntersuchungen sind ein wichtiger Bestandteil der Behandlung. Sie dienen dazu, den Krankheitsverlauf zu beurteilen und die Therapie jeweils anzupassen.

Wird der Patient zu Hause betreut, gehört neben der Behandlung des Erkrankten auch eine entsprechende Aufklärung und Schulung der Angehörigen zum Therapiekonzept.

Medikamentöse Therapie

Die vielversprechendsten Medikamente für die beginnende Alzheimer-Krankheit sind zur Zeit die Acetylcholinesterase-Hemmer. Diese Arzneien helfen, den Signalaustausch zwischen den überlebenden Nervenzellen zu verbessern. Sie steigern die Verfügbarkeit des Signalstoffs Acetylcholin, indem sie das Enzym Acetylcholinesterase blockieren, das im normalen Gehirnstoffwechsel das Acetylcholin abbaut. Diese Substanzklasse ist jedoch nur in frühen und mittleren Stadien der Erkrankung zugelassen.

Für die moderate bis schwere Demenz stehen NMDA-Antagonisten (Memantine) zur Verfügung. Sie verhindern die Nervenüberreizung durch den Botenstoff Glutamat. Ein Zuviel dieses Botenstoffes schädigt die Nervenzellen und lässt sie zugrunde gehen. Wissenschaftliche Studien haben belegt, dass Memantine die alltagspraktischen Fähigkeiten, die kognitive Leistungsfähigkeit sowie das Krankheitsstadium positiv beeinflussen kann.

Acetylcholinesterase-Hemmer und Memantine sind die einzigen Wirkstoffgruppen, die gegen den geistigen Abbau empfohlen werden. Sie können im Einzelfall auch kombiniert werden. Ein Behandlungsversuch lohnt sich, auch wenn er vielleicht nicht zu deutlichen Veränderungen führt. Da die Alzheimer-Demenz laufend fortschreitet, ist auch ein Stillstand der Erkrankung bereits ein Behandlungserfolg.

Umstrittene Pillen

Es gibt eine Reihe von anderen Medikamenten, die auf unterschiedliche, oft auch nicht genau bekannte Art die Gehirnleistungen verbessern sollen, aber kein Bestandteil der Therapie bei Alzheimer sind. So sollen Extrakte des Ginkgo-Baums das Gehirn besser mit Sauerstoff und Glucose (Zucker) versorgen, indem sie die Durchblutung fördern. Die Wirksamkeit von Gingko-Präparaten ist wissenschaftlich jedoch nicht bewiesen. Experten empfehlen diese Medikamente deshalb nicht.

Kalzium-Antagonisten sollen den gestörten Kalzium-Stoffwechsel der Nervenzellen normalisieren und dadurch die Weiterleitung von Informationen verbessern. Huperzine A ist eine Substanz, die aus einem seit langem in der chinesischen Volksmedizin verwendeten Moos gewonnen wird und ein Hirn-Enzym blockiert, das an der Alzheimer-Krankheit beteiligt ist. Die Wirksamkeit dieser natürlichen Substanz wird in Studien untersucht. Die Wirksamkeit von Vitamin E ist nicht bewiesen. In Studien führte Vitamin E zudem vermehrt zu Herz-Kreislauf-Komplikationen.

Manchmal sind zusätzlich Medikamente gegen Inkontinenz, Unruhe oder Schlafstörungen, gegen parkinsonähnliche Bewegungsstörungen oder Depressionen notwendig. Dabei ist immer darauf zu achten, dass die Begleitmedikamente nicht die labile Hirnfunktion zusätzlich beeinträchtigen.

Aktuell wird untersucht, ob Medikamente, die den Cholesterinspiegel senken, HMG-CoA-Reduktasehemmer oder Statine genannt, einen positiven Einfluss auf die Erkrankung haben. Hintergrund ist, dass Statine auch einen anti-entzündlichen Effekt haben und bei der Alzheimer-Erkrankung Entzündungsprozesse einen entscheidenden Einfluss haben.