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Fieber bei Baby & Kind

Dr. med Monika Seidel, Fachärztin für Kinderheilkunde

Bei kleinen Kindern sind die temperaturempfindlichen Bereiche im Gehirn (Temperaturzentrum) noch nicht in dem Masse ausgebildet wie bei grösseren Kindern und Erwachsenen. Ihre Körpertemperatur kann schnell ansteigen und absinken. Sie sind äusserst abhängig von der Temperatur der jeweiligen Umgebung.

Wenn es also sehr warm ist, sollten Sie darauf achten, dass Sie Ihr Kind sich nicht zu warm anzieht, damit es genügend Wärme abgeben kann. Und wenn es im Winter sehr kalt ist, sollten Sie Ihr Kind warm anziehen, damit es genügend Wärme halten kann. Säuglinge verlieren die meiste Wärme über die Kopfhaut, daher ist in der ersten Zeit ein Mützchen besonders wichtig.

Was ist die normale Temperatur Ihres Kindes?

Wenn die Temperatur im Mastdarm (Anus) Ihres Kindes gemessen wird, liegt der Normalbereich zwischen 36,5 und 37,3 Grad Celsius. Die Temperatur, die im Mund gemessen wird, ist circa ein halbes Grad niedriger. Das Gleiche gilt für die Temperatur im Ohr. Messungen unter den Achseln sind nicht besonders zuverlässig und liegen etwa 0,5-0,7 Grad Celsius niedriger.

Bei Werten zwischen 37,3 und 38 Grad Celsius spricht man von erhöhter Temperatur, ab 38 Grad Celsius von Fieber, ab 39 Grad Celsius von hohem Fieber.

Richtig Fieber messen

Die genaueste Methode ist die Temperaturmessung im Po (Anus, Mastdarm). Sie ist die beste Methode bei Kindern unter drei Jahren. Messen Sie am besten mit einem digitalen Thermometer. Quecksilberthermometer sind wegen der Giftigkeit des Schwermetals nicht zu empfehlen. Sollten Sie dennoch ein Quecksilberthermometer verwenden, müssen sie dieses schütteln bis die Anzeige unter 36 Grad Celsius steht, bevor Sie anfangen zu messen.

Im Po: Wenn Ihr Kind jünger als drei Jahre ist, legen Sie es am besten auf den Rücken und drücken die Oberschenkel nach oben, damit Sie gut sehen können, was Sie tun. Führen Sie das eingefettete Thermometer etwa zwei Zentimeter in den Po ein und halten Sie es circa zwei Minuten ruhig fest. Bei Digitalthermometern genügen 30 Sekunden.

Auf der Stirn: Stirn-Thermometer-Streifen sind in der letzten Zeit sehr populär geworden. Sie sind jedoch unpräzise und sehr unzuverlässig und können deshalb zur Fieber-Messung nicht empfohlen werden.

Im Ohr: Eine sehr brauchbare Methode um Fieber festzustellen ist die Temperaturmessung im Ohr. Hierfür gibt es spezielle Ohrthermometer, die sehr schnell arbeiten. Der Ohrmesser braucht nur eine Sekunde, um die Temperatur anzugeben. Sie sind vor allem bei grösseren Kindern beliebter als die Messung im Po. Die Temperatur ist etwa 0,5 Grad Celsius niedriger als bei der Mastdarm-Messung.

Das Ohrthermometer müssen Sie korrekt anwenden, wenn Sie zuverlässige Messergebnisse bekommen möchten. Häufig wird nicht die Temperatur des Trommelfells, sondern einer anderen Stelle im Ohr gemessen. Es ist also wichtig, dass Sie während des Messens den obersten Teil der Ohrmuschel ein wenig hoch ziehen, um den Gehörgang zu begradigen. Am besten ist es, wenn Sie sich beim Kauf eines solchen Fieber-Thermometers den Gebrauch des Gerätes genau erklären lassen.

Im Mund: Fieber lässt sich auch im Mund unter der Zunge messen. Wegen Beissgefahr ist dies nur mit Digitalthermometern erlaubt und bei Kleinkindern generell verboten. Die Mundtemperatur muss zwei bis drei Minuten unter der Zunge gemessen werden. Sie ist 0,5 Grad Celsius niedriger als die Mastdarmtemperatur. Berücksichtigen Sie, dass die Mundtemperatur die ersten zehn Minuten nach der Einnahme von kaltem oder warmem Essen/Trinken unzuverlässig ist.

In der Achselhöhle: Man kann Fieber auch unter dem Arm, in der Achselhöhle, messen. Da dies aber zehn Minuten Stillhalten erfordert, ist diese Methode bei Kleinkindern extrem ungenau und nicht sinnvoll. Diese Temperatur ist ungefähr 0,6 Grad Celsius niedriger als im Mastdarm.

Warum bekommt ihr Kind Fieber?

Mit Fieber reagiert der Körper auf eine Vielzahl von Stressfaktoren. Bei Infektionen stellt es auch eine Art "Abwehrmechanismus" dar und kann dazu beitragen, die Krankheit zu bekämpfen. Nur hohes oder länger anhaltendes Fieber muss unbedingt gesenkt werden.

Was können Sie tun, wenn Ihr Kind Fieber hat?

Das fiebernde Kind braucht mehr Flüssigkeit als gewöhnlich. Sie müssen ihm also viel zu trinken geben. Dabei gilt der Grundsatz: Geben Sie Ihrem Kind lieber kleine Mengen, dafür aber häufiger, wenn notwendig auch löffelweise. Am Besten sind leicht gesüsste Tees oder Wasser, eventuell auch verdünnter Saft. Wenn Sie Ihr Kind bei Fieber ausreichend trinken lassen, ist es nicht weiter schlimm, wenn es ein paar Tage lang nichts Richtiges isst.

Wenn Ihr Kind hohes Fieber hat, braucht es zwischendurch Ruhe und Schlaf. Es muss nicht die ganze Zeit im Bett liegen, wenn es trotz Fieber noch Energie zum Spielen hat. Wichtig ist aber die Möglichkeit, sich hinlegen zu können.

Bei hohem Fieber ist es für Ihr Kind ausreichend, Unterwäsche zu tragen oder eine Windel umzuhaben. So kann es Wärme loswerden. Achten Sie auch darauf, dass es im Kinderzimmer nicht zu warm ist. In diesem Raum darf es zwar kühler sein, jedoch nicht zugig.

Waden- oder Bauchwickel mit kühlem Wasser für 15 bis 20 Minuten können eine gute Methode sein, um das Fieber zu senken. Wegen fiebersenkender Medikamente müssen Sie sich mit Ihrem Kinderarzt absprechen. Er kann Ihnen Auskünfte über die passenden Mittel gegen Fieber und ihre Dosierung geben.

Kranke Kinder sind häufig müde und gereizt. Sie schlafen viel, und wenn sie wach sind, wollen sie oft ihre Eltern um sich haben. Sie können ihren Eltern wehleidig und zimperlich erscheinen. Es ist vollkommen in Ordnung, wenn Sie Ihre Kinder dann ein wenig verwöhnen. Lesen Sie ihnen vor, spielen Sie mit ihnen und bleiben Sie bei ihnen. Fieber und Krankheit ist nicht der richtige Zeitpunkt, sie zu erziehen. Kinderkrankheiten gehen schnell vorüber, und nach dem Fieber werden die Kinder sich wieder wie gewohnt verhalten.

Wann ist das Fieber kritisch?

Bei Fieber, das länger als zwei bis drei Tage dauert und über 38,5 Grad Celsius liegt, sollte immer ein Kinderarzt den kleinen Patienten untersuchen. Bei Babys unter sechs Monaten sollte man nicht lange warten, sondern bei jedem Fieber Kontakt mit dem Kinderarzt aufnehmen.

Ansonsten beurteilen Sie Ihr Kind zunächst einmal selbst: Sieht es schlapp, sehr mitgenommen und blass aus? Hat es zusätzlich zum Fieber Schmerzen? Ist es schläfrig und wirkt insgesamt krank? Wenn ja, sollte es ärztlich untersucht werden. Einfache Infekte werden von Kleinkindern, auch wenn sie mit Fieber einhergehen, oft erstaunlich gut verkraftet.

Natürlich kann sich jede harmlose fieberhafte Erkrankung auch verschlechtern, so dass ein sofortiger Arztbesuch nötig wird. Symptome dafür können sein: anhaltendes Erbrechen oder Durchfall, Brennen beim Wasserlassen, Schmerzen, Atemnot, ein Krampfanfall oder zunehmende Schläfrigkeit.

Prinzipiell gilt: Bei raschen Verschlechterungen des Allgemeinzustands und stark steigendem Fieber immer sofort zum Arzt gehen!