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Der Bauspeicheldrüsenkrebs bleibt oft lange unentdeckt - Gegen Chemotherapien ist er relativ resistent.

Wien - Bauchspeicheldrüsenkrebs gehört bis heute zu den tödlichsten aller Krebsarten, und das trotz kontinuierlicher Bemühungen der Wissenschaft um eine verbesserte Therapie. In letzter Zeit hat der Tod zweier prominenter Pankreaskrebspatienten - Steve Jobs, CEO von Apple, und Ralph Steinman, Nobelpreisträger für Medizin - die Erkrankung stärker ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt. Zuvor jedoch erfuhr diese Krebsart in wissenschaftlicher und politischer Hinsicht eher wenig Aufmerksamkeit, so Matthias Löhr vom Karolinska Institut in Stockholm in einer Erklärung im Namen der United European Gastroenterology (UEG, Dachverband der europäischen Fachgesellschaften für Gastroenterologie). „Erst vor kurzem beleuchtete eine Konferenz des European Pancreatic Club (EPC) die traurige Situation von Menschen mit Bauchspeicheldrüsenkrebs", sagte Löhr. "Im Gegensatz zu anderen soliden Tumoren hat dieser Krebs aufgrund einer Vielzahl mit ihm einhergehender genetischer Veränderungen bisher jeden Versuch einer gezielten Therapie unterlaufen. So konnte trotz exzellenter wissenschaftlicher Leistungen noch immer kein therapeutischer Durchbruch vermeldet werden."

Bauchspeicheldrüsenkrebs trifft etwa 14 von 100.000 Menschen. Über 95 Prozent aller Pankreaskarzinome entwickeln sich aus exokrinen Zellen, die Verdauungsenzyme bilden. Die Entstehungsursachen sind noch nicht vollständig erforscht, derzeit geht man jedoch davon aus, dass Mutationen in der DNA der Bauchspeicheldrüsenzellen eine zentrale Rolle spielen. Bestimmte vererbbare Gendefekte, Diabetes, aber auch lebensstilbezogene Faktoren wie das Rauchen können das Risiko an Bauchspeicheldrüsenkrebs zu erkranken erhöhen. In der Regel tritt die Erkrankung erst bei Menschen jenseits des 60. Lebensjahres auf.

Späte Diagnose

Zwar kann die chirurgische Entfernung des Tumors laut Löhr Heilung bringen, doch wird Bauchspeicheldrüsenkrebs in der Regel erst diagnostiziert, wenn keine erfolgreiche Therapie mehr möglich ist. "Aufgrund der Position der Bauchspeicheldrüse im Körper kann der Krebs lange verborgen bleiben und die Symptome, beispielsweise Rückenschmerzen, sind oft irreführend", so Löhr. "Wird der Krebs entdeckt, ist eine Resektion nur noch bei etwa 20 Prozent der Patienten möglich und unglücklicherweise ist Bauchspeicheldrüsenkrebs relativ resistent gegen Chemotherapien." Infolgedessen liegt die mittlere Lebenserwartung der meisten Patienten mit inoperablem Bauchspeicheldrüsenkrebs bei etwa sechs Monaten, während sich die Überlebensdauer von Patienten, an denen wenigstens noch eine nicht kurative Operation durchgeführt werden kann, auf durchschnittlich 24 Monate beläuft.

„Zu allem Übel haben sich diese Zahlen in den letzten 20 bis 30 Jahren nicht signifikant verbessert, während Brust- oder Dickdarmkrebs in dieser Zeit behandelbar, ja sogar heilbar wurden", erläuterte  Löhr. "Niemand überlebt einen Bauchspeicheldrüsenkrebs, während man einen Brust- oder Dickdarmkrebs sehr wohl überleben kann. Bei Bauchspeicheldrüsenkrebs gibt es weder glücklich Geheilte noch dankbare Angehörige."

Kampf gegen die Chemotherapieresistenz

Laut Löhr kann die aktuelle Forschung in Europa dazu beitragen, Licht auf die Mechanismen der Chemotherapieresistenz zu werfen. Nach seinen Ausführungen lassen neuere Forschungen am Tiermodell darauf schließen, dass Bindegewebszellen, die die Zellen des Bauchspeicheldrüsentumors umschließen, zu deren Chemoresistenz beitragen und dass Interaktionen zwischen Krebs- und Bindegewebszellen möglicherweise das Tumorwachstum fördern und die Tumorzellen sogar zum Metastasieren anregen.

„Diese neuen Arbeiten sind sehr interessant und haben neue Erkenntnisse über die Chemoresistenz erbracht. Zurzeit laufen klinische Studien mit Substanzen, die auf die Tumorzellen und das Bindegewebe wirken sollen", betont Löhr. "Diese werden vielleicht eines Tages zu einer besseren Prognose für Menschen mit Bauchspeicheldrüsenkrebs führen."

 

Quelle: derstandard.at