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Der Kia K7 im Top-DesignKia zeigt sich wieder in einer neuen Klasse - man darf sich freuen. Der Aufstieg von Kia ist schon bei uns imposant. Doch daheim in Korea ist die Hyundai-Schwester noch viel weiter. Ihr K7 kann es dort mit dem 5er von BMW aufnehmen. In einem Punkt ist er sogar besser.

Billig war gestern. Seit Jahren klettert Kia tapfer die Imageleiter hinauf und hat es bei uns zumindest bis in die Kompaktklasse zu einem ernsthaften Wettbewerber der europäischen Importeure geschafft. Der kompakte Ceed muss sich beispielsweise vor einem Renault Mégane nicht verstecken, und das SUV Sportage sieht selbst neben einem VW Tiguan gut aus.

Wer in Seoul auf dem imponierenden Flughafen Incheon landet und mit einem Kia K7 abgeholt wird, der fühlt sich auf der Fahrt in die Stadt sogar besser aufgehoben als in einem BMW 5er. Die Limousine sieht mit ihrem wie bei Maserati nach innen gewölbten Grill und den Blitzzacken in den schmalen LED-Scheinwerfern nicht nur frischer und moderner aus als die immer im gleichen Stil weiterentwickelte Limousine aus Bayern, sie bietet auch jede Menge Platz.
 
Bei 4,97 Meter Länge und 2,86 Meter Radstand kann ich mich ordentlich ausstrecken und nach elf Stunden in der Blechbüchse der Lufthansa die Glieder recken. Die Sessel sind selbstredend beheizt, und wenn mir der Beifahrer, der in der Reihe vor mir, zu nahe kommt, lasse ich ihn mit einem einzigen Knopfdruck wieder von mir abrücken. Denn mit zwei kleinen Schaltern an der Rücklehne habe ich vom Fond aus das Kommando über den Sitz vor meinen Knien.
Nach einem halben Tag als Passagier bin ich die passive Position aber bald leid – egal, wie kuschelig die Lederlounge auch sein mag. Ich kann es kaum erwarten, endlich hinter das beheizte Lenkrad zu kommen.
 
Auch da macht der K7 auf den ersten Blick einen guten Eindruck: Die Grafik der Instrumente ist bunt und brillant, selbst im fremden Auto fühlt man sich auf Anhieb zu Hause, und die Platzverhältnisse sind vorne mindestens genauso gut wie hinten – nur dass ich jetzt noch ein paar mehr Verstellmöglichkeiten habe.

Erst wenn man genauer hinschaut und hinfasst, merkt man dann doch ein paar Unterschiede: Es gibt keine Gestensteuerung, die Schalter und Regler fühlen sich nicht ganz so vornehm an, und das Head-up-Display ist nicht ganz so schillernd bunt und riesig groß wie beim 5er.
Der Kia K7 im Top-Design
Und die Motorisierung? Die Amerikaner sind voll des Lobes über die Kombination aus einem 290 PS starken V6-Benziner mit 3,3 Liter Hubraum, Achtgang-Automatik und Heckantrieb, mit der es den K7 jenseits des Atlantiks als Kia Cadenza zu kaufen gibt.

Der Hybridantrieb im Kia K7 macht sogar Spaß
Aber in einer Stadt wie Seoul ist das vollkommen nebensächlich. Denn wer nicht gerade nachts mit röhrendem Auspuff und quietschenden Reifen seinen Sportwagen ausdreht, der kommt auf den breiten Hauptstraßen ohnehin nur im Schritttempo voran.

Und da macht sogar der zum Jahreswechsel vorgestellte Hybridantrieb des K7 mit einem 160 PS starken 2,4-Liter-Vierzylinder und einer E-Maschine von 38 kW nicht nur Sinn, sondern auch noch Spaß – selbst wenn der 1,76 kWH-Akku zu klein ist für einen Plug-in-Anschluss. Doch so zäh, wie der Stop-and-go-Verkehr in Gangnam oder Itaewon ist, rekuperiert man auch damit genug, dass man die meiste Zeit flüsterleise durch die Stadt surrt und nur selten das dezente Knurren des Vierzylinders hört.

Draußen auf der Autobahn ist das ein bisschen anders. Vor allem, wenn man Richtung Norden fährt und man die Abzweigung zum Flughafen hinter sich gelassen hat. Weil außer ein paar Touristen kaum jemand zur nordkoreanischen Grenze fährt, ist die Straße hier so leer, dass der K7 mal zeigen könnte, was in ihm steckt.
Dass das in der Hybrid-Version leider nicht allzu viel ist und der K7 mit mäßiger Beschleunigung selbst im Sport-Programm auf freier Strecke dann doch kaum mehr eine Chance hat gegen BMW & Co, darf einen hier nicht stören. Mehr als Tempo 100 sind selbst auf der Autobahn nicht erlaubt. Und nirgends habe ich bislang so viele Radarfallen gesehen wie in Korea.

Zumindest für den Anfang ist man deshalb mit der mäßigen Performance wieder versöhnt und ruht sich lieber aus in der elektronischen Hängematte, die der K7 mit seinen vielen Assistenzsystemen für den Fahrer aufspannt: Abstandsregelung, Spurführung, Spurwechsel – alles, was auch nur ein bisschen Aufmerksamkeit fordert, wird gründlich unterstützt oder gleich komplett selbst erledigt.

Der Kia K7 hat einen eingebauten Radarwarner
Bis man irgendwann mal länger auf den großen Navi-Bildschirm blickt. Der hat nämlich Grafiken mit einem Detailgrad, der jedes europäische System wie eine Steinzeitlandkarte aussehen lässt. Nicht umsonst sind auf den 3-D-Animationen selbst Halteverbotsschilder eingezeichnet.

Außerdem informiert er auch zentimetergenau über Radarfallen und berechnet sogar laufend die Durchschnittsgeschwindigkeit zwischen zwei Kontrollstellen, sodass man erst ein bisschen rasen und dann mit zwei, drei Bremsstößen eine Punktlandung hinlegen kann.

Natürlich ist der K7 nicht ganz so sportlich wie ein BMW, erst recht nicht mit seinem Hybridantrieb. Und auch die Schärfe in Fahrwerk und Lenkung der Münchner Limousine erreichen die Koreaner nicht – zumal man es in Seoul ohnehin lieber soft mag.

Doch mit diesem Navigationssystem und dem eingebauten Radarwarner ist der K7 selbst für Schnellfahrer das bessere Auto. Schade, dass es dieses System so nur in Korea gibt.
Quelle Eskin