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Die Analfissur (lat. fissura "Riss"; anus "After") ist ein Längsriss in der Schleimhaut des Analkanals. Der Analkanal ist drei bis sechs Zentimeter lang und stellt den Abschluss des Verdauungstrakts dar. Meist erstreckt sich eine Analfissur von 0,5 bis zu einem Zentimeter. Die Hauptbeschwerden sind starke, schneidende Schmerzen während des Stuhlgangs, die bis zu mehreren Stunden nach dem Stuhlgang anhalten können. Häufig kommt es zu Blutauflagerungen am Stuhl sowie Juckreiz im Analbereich. 


Neben den Hämorrhoiden zählen Analfissuren zu den häufigsten Enddarm-Erkrankungen. Analfissuren können in jedem Alter auftreten, besonders häufig kommen sie jedoch zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr vor. Männer sind etwas öfter betroffen als Frauen.


Wie entsteht eine Analfissur?

Grundsätzlich wird zwischen der primären und der sekundären Analfissur unterschieden. Die primäre Analfissur ist eine eigenständige Erkrankung, während die sekundäre Analfissur die Folge von diversen Grunderkrankungen sein kann. Bei der primären Analfissur unterscheidet man wiederum zwichen einer akuten und einer chronischen Analfissur. Die Entstehung der akuten Analfissur ist nicht genau geklärt. Es wird vermutet, dass verschiede Faktoren zur Entstehung beitragen. Dazu zählen:
Mechanische Faktoren: Die starke Dehnungen des Enddarms, besonders bei der Passage von sehr hartem Stuhl, gilt als häufige Ursache der Analfissur. Auch Sexualpraktiken wie Analverkehr oder die Einführung von Gegenständen in den After können einen Einriss der Schleimhaut zur Folge haben.
Infektiöse Faktoren: Eine Entzündung des Enddarms (Kryptitis) kann die Entstehung einer Analfissur begünstigen.
Vaskuläre Faktoren: Die Arterie, die den Enddarm hauptversorgt, ist manchmal nicht ausreichend verzweigt, um die Afterregion zu versorgen. Diese Unterversorgung von Blut kann zur Entstehung der Analfissur beitragen.
Neuromuskuläre Faktoren: Ein erhöhter Druck (Hypertonus) der Schliessmuskeln des Afters (Sphinkter) kann zu einer Verengung des Analkanals führen. Studien zum Thema Analfissur sehen den erhöhten Druck der Aftermuskulatur jedoch als Folge der Analfissur.

Heilt die Analfissur nicht innerhalb von sechs bis acht Wochen ab, spricht man von einer chronischen Analfissur.

Um eine sekundäre Analfissur handelt es sich, wenn sie als Folge einer Grunderkrankung entsteht. Dazu zählen
Infektionskrankheiten (z.B. Syphilis, Tuberkulose, HIV, Herpes-Simplex, Leishmaniose, Histoplasmose)
chronisch entzündliche Krankheiten (z.B. Morbus Crohn, Colitis ulcerosa)
Krebserkrankungen (z.B. Analkarzinom, Leukämie)

Auch nach einer Chemotherapie oder durch eine bestimmte Medikamenteneinnahme (z.B. Ergotamin, Niconadril, Isoretionin) kann eine sekundäre Analfissur entstehen.


Welche Beschwerden verursacht die Analfissur?

Die akute Analfissur ist durch scharfe, stechende oder bohrende Schmerzen während des Stuhlganges gekennzeichnet. Die Schmerzen können Minuten bis Stunden nach dem Stuhlgang anhalten. Häufig tritt während des Stuhlgangs eine Blutung auf. Die Schmerzen können so stark sein, dass sich Betroffene vor dem nächsten Stuhlgang fürchten und daher weniger essen oder Abführmittel verwenden. Die Verwendung von Abführmitteln ist in diesem Fall jedoch äusserst ungünstig, da der häufige Toilettengang den Enddarm zusätzlich reizt.
Die chronische Analfissur ist durch ein Nachlassen der Beschwerden gekennzeichnet. Die Beschwerden treten schubweise auf, oft ausgelöst durch eine Veränderung der Stuhlkonsistenz. Die Fissur kann stark nässen.


Wie wird die Diagnose gestellt?

Schon die Schilderung der Symptome kann zur richtigen Diagnosestelltung führen. Im Rahmen der anschliessenden Untersuchung werden die Gesässbacken vorsichtig gespreizt und die Afterregion abgetastet. Bei starken Schmerzen geschieht dies unter Lokalanästhesie. Eine Spiegelung der unteren Abschnitte des Enddarms und der Analregion (Proktoskopie) mit einem optischen Gerät (Proktoskop) ist für die Feststellung von narbigen Veränderungen oder Fisteln unerlässlich. Die Proktoskopie erfolgt ähnlich wie die Spiegelung des Mastdarms (Rektoskopie). Im Regelfall erhält die Person eine Stunde vor der Untersuchung ein Zäpfchen oder einen Einlauf, um den Darm zu entleeren. Bei der Untersuchung wird ein starres Instrument in den Analkanal eingeführt, um den Analkanal besser begutachten und andere Erkrankungen feststellen zu können. Narbige Veränderungen, Fisteln oder Hämorrhoidalleiden können so festgestellt werden.


Welche Erkrankungen können ähnliche Beschwerden hervorrufen?

Analkarzinome sowie Analrhagaden (oberflächliche Einrisse oder Abschürfungen in der Analschleimhaut) können ähnliche Beschwerden hervorrufen. Auch ein Geschwür im ersten Stadium der Syphilis kann den Symptomen einer Analfissur ähneln. Bei anhaltenden Beschwerden während des Stuhlgangs sollte deshalb unbedingt der Hausarzt bzw. die Hausärztin aufgesucht werden.


Wie wird die Analfissur behandelt?

Die akute Analfissur wird am Beginn mit lokalen Medikamenten behandelt. Sogenannte "Analtampons" wirken direkt an der erkrankten Stelle. Analtampons sind mit einem Lokalanästhetikum getränkt, das schmerzstillend und entspannend auf die Schliessmuskeln des Afters wirkt. Weiters werden Salben mit den Wirkstoffen Nitroglycerin oder Isosorbiddinitrat angewendet. Sie entspannen die Schliessmuskeln und verbessern dadurch die Sauerstoffzufuhr der Analregion. Eine Schmerzlinderung erfolgt bei dieser Behandlung nach ungefähr einer Woche. Vollständig bilden sich die Beschwerden jedoch erst nach zwei bis drei Monaten zurück. Die häufigste Nebenwirkung dieser Salben sind Kopfschmerzen.

Bei ausbleibendem Behandlungserfolg mit nitrathaltigen Salben kommen Salben mit Kalziumkanalblockern (z.B. Nifedipin, Diltiazem) zur Anwendung. Anders als nitrathaltige Salben verursachen diese Cremen keine Kopfschmerzen.

Eine Therapieform bei einer länger bestehenden Analfissur ist die einmalige Injektion von Botulinustoxin. Das Toxin wird in den inneren Schliessmuskel der Analregion injiziert und bewirkt eine Entspannung bzw. Erschlaffung des Muskels. Die Wirkung kann bis zu drei Monaten anhalten. Häufige Komplikationen dieser Therapie sind Infektionen, Blutergüsse (Hämatome) und vorübergehende Stuhlinkontinenz.

Chronische Analfissuren werden meist operativ behandelt (Fissurektomie), das heisst, dass die Fissur unter Schonung der Schliessmuskulatur entfernt wird. Die Wunde bleibt nach der Operation offen und heilt von selbst zu. Im Allgemeinen sind unerwünschte Nebenwirkungen wie Blutungen, Nachblutungen, Entzündungen und Wundheilungen selten. Nach dieser Operation auftretende Schmerzen werden bei Bedarf mit Schmerzmitteln behandelt.


Wie sieht die Prognose aus?

Die akute Analfissur heilt mit Therapie nach acht bis zwölf Wochen ab. Die operative Behandlung führt in 90 bis 95 Prozent der Fälle zu einer sehr schnellen Heilung.


Was können Sie tun?

Bei Vorliegen einer Analfissur sollte man ausreichend Ballaststoffe (z.B. in Vollkornprodukten, Gemüse) zu sich nehmen, damit die Stuhlkonsistenz weicher wird. Starkes Pressen während des Toilettengangs kann die Beschwerden verstärken. Von der Verwendung von Abführmittel (Laxantien) wird jedoch dringend abgeraten. Auf regelmässige Körper-bzw. Analhygiene, am besten in Form von Duschen mit reinem Wasser, sollte geachtet werden. Duschgel oder Schaum in der Region um den After sollte vermieden werden.