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Phobien (phobische Störung)

Sie haben panische Angst vor Spinnen, Flugangst oder Höhenangst? Dann leiden Sie vermutlich an einer Phobie, einer Form der Angststörung. Krankhafte Ängste können das Leben stark einschränken. Mehr über die Ursachen, Symptome und Therapie der Angsterkrankung.

Was ist eine Phobie?

Wer an einer Phobie leidet, der fürchtet sich stark und lang anhaltend vor einem bestimmten Objekt oder einer bestimmten Situation – zum Beispiel vor einer Spinne oder vor dem Besuch beim Zahnarzt.

Nur freuen sich wohl die wenigsten auf einen Arzttermin. Und die meisten ekeln sich vermutlich auch ein bisschen beim Anblick einer großen, haarigen Spinne. Wo endet dieses normale, mulmige Gefühl, das fast jeder kennt – wo beginnt die Krankheit?

Angst ist eine wichtige Empfindung. Sie dient als innerer Gefahrenmelder. Jeder Mensch hat ab und zu Angst. Das ist nichts Ungewöhnliches. Charakteristisch für die Phobie ist, dass die Angst sehr stark ausgeprägt ist, und so zu intensiven unangenehmen körperlichen Symptomen führt, für die sich keine organischen Ursachen finden – wie Herzrasen, Zittern, Atemnot, Übelkeit, Magen-Darm-Beschwerden oder Schwitzen. Die Betroffenen bekommen oft schon beim Gedanken an den Angstauslöser heftige Angstgefühle, die sie kaum noch kontrollieren können. Die Furcht steigert sich manchmal bis zur Panikattacke.


Zweites Merkmal der Krankheit: Objektiv betrachtet ist die Angst bei einer Phobie völlig unangemessen – es gibt also keinen Grund, sich so sehr zu fürchten. Eine echte Bedrohung existiert gar nicht. So kann eine kleine harmlose Spinne zum Beispiel keinen großen Schaden anrichten, trotzdem geraten Menschen mit Spinnenphobie bei ihrem Anblick in Panik. Die Betroffenen wissen oft, dass ihre Furcht übertrieben ist, können ihre Angstreaktion aber trotzdem nicht unterdrücken.

Ein weiteres Kennzeichen der Angststörung: Viele fürchten die angstbesetzten Momente so sehr, sie haben so viel "Angst vor ihrer Angst", dass sie versuchen, die Auslöser komplett aus ihrem Leben zu verbannen. Diese Vermeidungsstrategie scheint auf den ersten Blick eine einfache Lösung des Problems darzustellen – doch sie hat ihre Tücken.

Wer sich seiner Angst nie stellt, merkt auch nicht, dass er sie eigentlich beherrschen könnte. Die Flucht vor der Angst verstärkt die Angst und führt dazu, dass sie sich auf immer mehr Bereiche im Leben auswirkt. Außerdem können Ängste das Leben deutlich einschränken. Wer unter Flugangst leidet, kann seinen Alltag vielleicht so einrichten, dass keine Flugreise darin vorkommt. Bei Zahnarzt-Phobie wird die Sache schon komplizierter: Immerhin drohen auf Dauer ernste Zahnschäden, wenn niemals eine Zahnarztpraxis aufgesucht wird. Wer Angst bekommt, sobald er in Menschenansammlungen gerät oder Kontakt zu anderen aufnehmen möchte, der traut sich womöglich irgendwann nicht mehr in die Straßenbahn, ins Kino oder mit Freunden ins Restaurant. Isolation und Einsamkeit sind mögliche Folgen. Manchmal ist ein normales Leben nicht mehr oder nur noch unter Qualen möglich.

 

Experten unterscheiden drei Formen der Phobie oder phobischen Störung. Genaueres zu den einzelnen Formen lesen Sie im jeweiligen Kapitel:

  • Spezifische (isolierte) Phobie: Die Angst bezieht sich auf eine Situation oder ein Objekt. Dazu zählen unter anderem Tierphobien wie die Angst vor Hunden, Spinnen, Mäusen, Schlangen, Höhenangst, die Angst vor Spritzen und vieles mehr.
  • Soziale Phobie: Die Betroffenen fürchten sich sehr stark davor, von anderen negativ beurteilt oder auch nur beobachtet zu werden – sie haben zum Beispiel panische Angst, wenn sie einen Vortrag halten müssen.
  • Agoraphobie: Diese Angst entsteht in Situationen, in denen man im Notfall nur schwer Hilfe bekäme oder aus denen man nur schlecht entkommen könnte – zum Beispiel in einer Menschenmenge, in einer Bahn oder in einem Aufzug.

 

Nicht jede Phobie muss behandelt werden. Wer seine Ängste jedoch als belastend empfindet, der sollte sich nicht scheuen, den Arzt um Rat zu fragen. Denn in vielen Fällen kann gut geholfen werden. Erster Ansprechpartner ist oft der Hausarzt. Er untersucht, ob eventuell körperliche Ursachen hinter den Symptomen stecken, beispielsweise Herzkrankheiten oder eine Schilddrüsenüberfunktion (mehr im Kapitel Diagnose). Handelt es sich um eine behandlungsbedürftige Angsterkrankung, kann er zum Spezialisten überweisen – dem Psychotherapeuten oder  Psychiater.

Viele Phobien lassen sich mit Psychotherapie – vor allem Verhaltenstherapie – gut in den Griff bekommen. In manchen Fällen verschreibt der Therapeut auch Medikamente. Mehr zur Therapie im entsprechenden Kapitel.

Angststörungen gehören zu den häufigsten psychischen Störungen in Deutschland. Mehr Informationen zu anderen Formen der Angsterkrankung finden Sie unter: Symptom Angst.


Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.