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Wann spricht man von einer Frühgeburt?

Dauert die Schwangerschaft kürzer als 260 Tage oder weniger als 37 abgeschlossene Wochen, spricht man von einer Frühgeburt. Früher galt eine Schwangerschaft, die vor der 28. Schwangerschaftswoche beendet wurde, als Spätabort. Mittlerweile gibt es deutliche Fortschritte in den medizinischen und technischen Möglichkeiten, so dass auch extreme Frühgeburten eine Ãœberlebenschance haben. Den Terminus "Spätabort" benutzt man deshalb nicht mehr. Heute haben sogar Kinder eine Ãœberlebenschance, die in der 24. Schwangerschaftswoche entbunden werden. Das Ziel ist es, die Schwangerschaft in der Gebärmutter möglichst lange zu erhalten.

Was sind die Ursachen für die Frühgeburtlichkeit?

Es gibt einen groben Risikokatalog, der bis zu 75 Prozent der Frühgeburten abdeckt. Man unterscheidet mütterliche allgemeine, die mütterliche lokale und die kindliche Ursachen. Meistens kommen aber mehrere Faktoren zusammen.

Mütterliche allgemeine Risikofaktoren:

  • Lebensalter der Mutter: unter 18 Jahren und älter als 30 Jahre
  • Erstgebärende
  • Bereits eine Frühgeburt vor der jetzigen Schwangerschaft
  • Körperliche Belastung
  • Schlechte Ernährung und Ernährungszustand
  • Niedriges Körpergewicht der Mutter (weniger als 55 kg vor der Schwangerschaft)
  • Bestehende Erkrankungen bei der Mutter, z.B. Diabetes, Bluthochdruck, Nierenerkrankungen, Störungen der Schilddrüsenfunktion
  • Schwangerschaftsbedingter Bluthochdruck (Präeklampsie)
  • Starker Nikotinkonsum
  • Infektionserkrankungen allgemein

Mütterliche lokale Risikofaktoren:

  • Gebärmutteranomalien, z.B. eine Scheidewand in der Gebärmutterhöhle
  • Gebärmuttermyome (gutartige Muskelknoten)
  • Blutungen während der Schwangerschaft
  • Infektionen am Gebärmutterhals während der Schwangerschaft, z.B. Chlamydien
  • Frühere Operationen am Gebärmutterhals, z. B. Konisation
  • Teilweise vorausgegangene Schwangerschaftsabbrüche
  • Unzureichender Verschluss des Gebärmutterhalses
  • Vorzeitige Wehentätigkeit

Kindliche Risikofaktoren:

  • Mehrlingsschwangerschaft
  • Zuviel Fruchtwasser (Polyhydramnion)
  • Veränderte Funktion des Mutterkuchens
  • Veränderte Lage des Mutterkuchen
  • Vorzeitiger Blasensprung

Was kann man gegen die Frühgeburtlichkeit tun?

Um eine Frühgeburt zu verhindern oder wenigstens die Schwangerschaft so weit als möglich zu verlängern, sollten die vorbestehenden mütterlichen Erkrankungen behandelt werden. Ausserdem ist es wichtig, Ruhe einzuhalten. Die werdende Mutter sollte frühzeitig mit dem Arbeiten aufhören und unter Umständen sogar in ein Krankenhaus gehen.

Man kann versuchen, vorzeitige Wehen mit Wehenhemmern und Magnesiumgaben zum Stillstand zu bringen. Gleichzeitig sollte man Kortison geben, um die kindliche Lungenreife zu fördern. Infektionen am Muttermund sollten zusätzlich mit Antibiotika behandelt werden.

Es bedarf einer genauen Ãœberwachung und Aufklärung der Schwangeren. Wie und wann das Kind letztlich entbunden wird, lässt sich meistens nicht genau vorhersagen. In der Regel werden Frühgeburten unter der 32. Schwangerschaftswoche per Kaiserschnitt entbunden, weil der Eingriff schonender für das Kind ist.

Welche Risiken tragen Frühgeborene?

Zu früh geborene Babys sind folgenden Risiken ausgesetzt:

  • Gehirnblutungen
  • Lungenfunktionsstörungen bei unreifer Lunge
  • Atemstillstand, weil der Atemreflex noch unreif ist
  • Ausgeprägte Neugeborenengelbsucht, weil die Leberfunktion noch nicht reif ist
  • Erhöhtes Infektionsrisiko, weil die Körperabwehr noch nicht voll ausgebildet ist
  • Trinkstörungen
  • Temperaturregulationsstörungen

Worauf sollte man bei Frühgeborenen achten?

  • Die Entbindung sollte in einer Klinik mit angeschlossener Kinderklinik stattfinden.
  • Der Kinderarzt/In sollte bei der Geburt dabei sein.
  • Das Kind sollte in einem Inkubator, einer speziellen Transportkiste mit Heizung und anderen technischen Möglichkeiten transportiert werden.
  • Die Wasser und Nährstoffzufuhr muss kontrolliert werden.
  • Störungen des Salzhauthaltes müssen ausgeglichen werden.
  • Atemstörungen müssen behandelt werden.
  • Infektionskontrollen und Therapien müssen durchgeführt werden.

Mit der neuesten Technik gelingt es immer besser, den kleinen Wesen zu helfen. Trotzdem geht der Trend dahin, so wenig wie möglich an dem Kind zu manipulieren. Für die Eltern, die häufig von der frühzeitig beendeten Geburt überrascht werden, ist es anfangs nicht ganz einfach, mit den Kleinen umzugehen. Gerade die extremen Frühgeburten flössen vielen Eltern Angst ein. Sie wirken so verletzlich, dass man Angst hat, sie überhaupt anzufassen.

Durch die Unterstützung des Personals der Neugeborenenintensivstationen lernen die Eltern den Umgang mit ihrem Kind. Nach und nach verlieren sie die Scheu vor den Apparaten. Dann ist auch der Körperkontakt möglich. Beispielsweise das Känguru-Verfahren, bei dem die Kleinen auf die Brust der Mutter gelegt werden, um den Herzschlag und die Wärme des mütterlichen Körpers zu spüren. Das unterstützt das Gedeihen manchmal mehr, als die beste Medizin.