Information Gebärmutterhalskrebs ist eine bösartige Erkrankung, welche von den oberflächlichen Zellen des Gebärmutterhalses (Zervix) ausgeht. Der Gebärmutterhals ist der untere Teil der Gebärmutter, welcher mit dem äusseren Muttermund (Portio) in die Scheide ragt.

In der westlichen Welt handelt es sich bei Gebärmutterhalskrebs, im Vergleich zu anderen bösartigen Erkrankungen, um eine relativ seltene Erkrankung. In Europa erkranken ca. 13 von 100.000 Frauen pro Jahr an einem Zervixkarzinom. Zum Vergleich: Im Jahr 2005 wurde in Österreich bei 442 Frauen die Diagnose Gebärmutterhalskrebs gestellt, während im gleichen Zeitraum 4.833 Frauen an Brustkrebs erkrankten.

Gebärmutterhalskrebs stellt für die betroffene Frau eine ernsthafte Gefahr dar. Trotz intensiver Therapien verstirbt ca. ein Drittel der betroffenen Frauen. In Österreich ist der Gebärmutterhalskrebs somit für ca. 1,3 Prozent der weiblichen Krebssterbefälle verantwortlich zu machen. Das mittlere Erkrankungsalter liegt in etwa um das 50. Lebensjahr.


In den letzten Jahrzehnten konnte erfreulicher Weise eine deutliche Reduktion der Erkrankungsfälle wie auch der Sterblichkeit beobachtet werden. Diese Abnahmen werden von Experten in erster Linie auf die Einführung der Krebsvorsorgeuntersuchung (Krebsabstrich) zurückgeführt. Durch regelmässig durchgeführte Kontrollen beim Gynäkologen ist es möglich, den Krebs schon in einem sehr frühen Stadium seines Entstehens zu erkennen und zu behandeln.

Ein Grossteil der Frauen, die ein Zervixkarzinom entwickeln, haben entweder nie an einem Krebsvorsorgeprogramm teilgenommen oder wurden die letzten fünf Jahre vor der Krankheitsentstehung nicht untersucht.



Die Zervix ist der untere Teil der Gebärmutter, welcher mit dem äusseren Muttermund (Portio vaginalis uteri, kurz: Portio) in die Scheide ragt.


Wie entsteht Gebärmutterhalskrebs?

Als eine primäre Ursache für das Entstehen eines Zervixkarzinomes gilt heute die chronische Infektion mit humanen Papillomaviren (HPV). Für die Entdeckung dieses Zusammenhangs wurde im Jahr 2008 der Nobelpreis für Medizin an den deutschen Mediziner Harald zur Hausen verliehen.

Von den ca. 120 bekannten Stämmen der HP-Viren befallen nur etwa 30 den Urogenitaltrakt des Menschen, die wiederum in sogenannte Hochrisiko- und Niederrisiko-Viren unterschieden werden. Die Hochrisiko-Viren, allen voran HPV 16 und HPV 18, werden für einen Grossteil der Zervixkarzinome verantwortlich gemacht. Niederrisiko-Viren, z.B. HPV 6 und HPV 11, sind die hauptsächlichen Verursacher von Genitalwarzen (Kondylomen).

An dieser Stelle muss hervorgehoben werden, dass eine Infektion mit HP-Viren nicht zwangsläufig zur Entstehung eines Gebärmutterhalskrebses führt. In den meisten Fällen kann das Virus nach neun bis zwölf Monaten nicht mehr nachgewiesen werden. Das bedeutet, dass das Immunsystem die HPV-Infektion erfolgreich bekämpft hat. Bei manchen Frauen kommt es allerdings zu einer chronischen Infektion mit HP-Viren. In dieser Situation steigt das Erkrankungsrisiko dramatisch an. So hat eine Frau mit einer chronischen Hochrisiko-Virus-Infektion ein bis zu 300-faches Risiko, an Gebärmutterhalskrebs zu erkranken.

Aufgrund von Studienergebnissen lassen sich folgende Risikofaktoren für die Entstehung eines Zervixkarzinomes ableiten:
früher Beginn von sexueller Aktivität
häufiger Wechsel der Sexualpartner
viele Schwangerschaften
Immunsuppression
Rauchen
Sexuell übertragbare Erkrankungen (z.B. Chlamydien, Herpes simplex, HIV)

Die Entwicklung des Gebärmutterhalskrebses benötigt neben einer chronischen Infektion mit HP-Viren meist auch sehr viel Zeit. So vergehen zwischen der primären HPV-Infektion und der Ausbildung eines Karzinoms oft fünf bis zehn Jahre. Die Zellen des Gebärmutterhalses durchlaufen dabei meist charakteristische Vorstufen, sogenannte zervikale intraepitheliale Neoplasien (CIN), welche durch einen Krebsabstich bzw. eine Biopsie erkannt werden können. Diese langsame, stadienhafte Entwicklung des Zervixkarzinoms ermöglicht es, die Erkrankung zu erkennen, bevor sie sich manifestiert, und gibt somit dem Krebsabstrich seine grosse Bedeutung in der Krebsprävention.


Welche Symptome bemerkt die Frau?

Gebärmutterhalskrebs verursacht in seinen frühen Stadien meist keine Symptome. Erst relativ spät kommt es zu klinischen Zeichen der Erkrankung. Diese Tatsache unterstreicht die Bedeutung der regelmässigen Vorsorgeuntersuchung beim Gynäkologen.

Erste Symptome sind vaginale Blutungen, spontan oder nach dem Geschlechtsverkehr, sowie Ausfluss aus der Scheide. Der Ausfluss kann schleimig, eitrig oder übelriechend sein und darf nicht mit den Symptomen einer Infektion des Gebärmutterhalses verwechselt werden. Ist der Krebs schon fortgeschritten, kann er zu Schmerzen im Unterbauch oder der Lendenwirbelsäule führen. Bricht das Zervixkarzinom in einem sehr fortgeschrittenen Stadium in umliegende Organe ein, kommt es auch zu Veränderungen von Harn und Stuhl.


Wie wird ein Zervixkarzinom diagnostiziert?

Der Verdacht auf ein Karzinom wird aufgrund des klinischen Befundes bei der gynäkologischen Untersuchung gestellt. Dabei werden durch eine Spiegeluntersuchung sowohl die Scheide als auch der Muttermund begutachtet. Weiters wird die Beweglichkeit und Konsistenz des Gebärmutterhalses durch die Tastuntersuchung beurteilt. Ergänzend kann auch eine Untersuchung mittels Kolposkop durchgeführt werden.

In der Früherkennung von Krebsvorstufen kommt dem Krebsabstrich die grösste Bedeutung zu.

In den meisten Fällen lassen sich in einem fortgeschrittenen Stadium Veränderungen im Bereich des äusseren Muttermundes erkennen. Nur in ca. 15 Prozent der Fälle kann man von aussen keinen Tumor erkennen, da sich dieser im Inneren des Gebärmutterhalskanales ausbreitet.

Um die Diagnose zu bestätigen, müssen Gewebeproben gewonnen werden (Biopsie). Dabei wird unter Kolposkopkontrolle aus dem suspekten Areal Gewebe entnommen und mikroskopisch aufgearbeitet. Weiters wird eine Kürettage der Zervix durchgeführt.

Wurde die Diagnose aufgrund der Biopsie gesichert, muss in weiteren Untersuchungen abgeklärt werden, wieweit die Erkrankung bereits fortgeschritten ist (Staging). Hierfür werden ein Thoraxröntgen, eine Ultraschalluntersuchung der Nieren und der Leber und eine Beurteilung der Nierefunktion durchgeführt. Besteht der Verdacht, dass die Harnblase oder der Enddarm mitbetroffen sind, wird eine Blasen- und Enddarmspiegelung veranlasst. In manchen Fällen kann auch eine Magnetresonanztomographie (MRT) sinnvoll sein.


Wie sieht die Therapie aus?

Die Therapie des Gebärmutterhalskarzinomes richtet sich nach dem Fortschritt der Erkrankung sowie dem Allgemeinzustand der Patientin. Daher ist vor Therapiebeginn eine exakte Abklärung der Karzinomausdehnung notwendig.

In frühen Stadien, besonders bei prämenopausalen Frauen, wird ein chirurgisches Vorgehen empfohlen. Dabei wird, je nach Forschritt der Erkrankung, nur ein Teil des Gebärmutterhalses im Rahmen einer Konisation oder der gesamte Uterus entfernt. Weiters müssen gegebenenfalls auch regionale Lymphknoten entfernt werden. Die Eierstöcke verbleiben dabei meist im Körper der Frau.

In manchen Fällen ist neben der operativen Entfernung der Gebärmutter auch eine postoperative Strahlentherapie oder eine kombinierte Strahlen-Chemotherapie notwendig, um das Risiko eines Wiederauftretens der Erkrankung zu verringern.

Bei einer Beteiligung der Blase und/oder des Enddarmes können auch diese im Zuge einer radikalen Operation entfernt werden.


Vorsorge ist besser als Nachsorge!

Die beste Vorsorge gegen Gebärmutterhalskrebs ist die Vermeidung einer genitalen Infektion mit HP-Viren. Die konsequente Verwendung von Kondomen bei wechselnden Geschlechtspartnern kann das Ãœbertragungsrisiko einer Infektion entscheidend vermindern.

Seit kurzem kann man sich auch gegen HPV impfen lassen, wobei ein Vierfachimpfstoff und ein Zweifachimpfstoff zur Verfügung stehen. Beide Impfstoffe richten sich gegen die Hochrisikovirenstämmen HPV 16 und HPV 18, die für ca.70 Prozent aller Zervixkarzinome verantwortlich sind. Der Vierfachimpfstoff richtet sich zusätzlich auch gegen HPV 6 und HPV 11, Hauptauslöser von Genitalwarzen und in sehr seltenen Fällen auch karzinogen.

Da aber auch andere Virengruppen Krebs auslösen können (z. B. HPV 31, 33, 45 und 51), bietet die Impfung keinen absoluten Schutz vor einer HPV-Infektion bzw. vor Gebärmutterhalskrebs. Auch eine schon stattgefundene Infektion kann die Impfung nicht bekämpfen. Die Impfung kann und darf somit die regelmässige Kontrolle durch den Gynäkologen nicht ersetzten.

Um frühzeitig Veränderungen der Zervixschleimhaut zu entdecken, sollte regelmässig ein Krebsabstrich (PAP-Test) durchgeführt werden. Die Österreichische Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe empfiehlt ab dem 18. Lebensjahr einen jährlichen Zervixabstrich.