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Kinder haben immer früher Kontakt zu Drogen

Kinder und Jugendliche haben laut einer Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung früh Kontakt zu Nikotin, Alkohol, Medikamenten und illegalen Drogen wie Cannabis oder Ecstasy. So haben bereits knapp zehn Prozent aller elfjährigen Jungen und 3,5 Prozent der gleichaltrigen Mädchen einen Alkoholrausch erlebt. Das durchschnittliche Einstiegsalter für Tabakkonsum liegt bei 14 Jahren. Und ein Viertel der 12- bis 25-Jährigen hat Erfahrungen mit Cannabis.

Gefährliche Zeit: Pubertät

"Der Konsum von legalen und illegalen psychoaktiven Substanzen gehörte schon immer zur Umbruchphase des Lebens zwischen Kindheit und Jugend dazu", meint Prof. Dr. med. Klaus Hurrelmann, Mitherausgeber des Fachbuches "Drogen bei Kindern und Jugendlichen" (Georg Thieme Verlag, Stuttgart. 2003). Kritisch bewertet er allerdings den immer früheren Kontakt zu Suchtmitteln: "Medikamente werden schon im Kindergartenalter genutzt und die ersten Jungen und Mädchen rauchen mit neun Jahren regelmässig Zigaretten." Diese Entwicklung ist besorgniserregend, weil der frühe Konsum von Suchtmitteln eher in eine spätere Abhängigkeit führt. In den letzten Jahren wurden in der Sucht- und Drogenforschung viele Informationen darüber gewonnen, welche Motive hinter dem Verhalten von suchtgefährdeten Minderjährigen stehen. Diese Erkenntnisse möchten die Autoren des Fachbuches für vorbeugende Strategien im familiären und pädagogischen Umfeld nutzen. Hurrelmann, Professor an der Fakultät für Gesundheitswissenschaften der Universität Bielefeld, fordert vor allem, die Einrichtungen der therapeutischen und medizinischen Versorgung in eine breit gefächerte Sucht- und Drogenprävention einzubeziehen. Dann können Mediziner, vor allem Haus- und Allgemeinärzte, ihre minderjährigen Patienten wirksam behandeln, wenn sie die ersten Anzeichen einer Abhängigkeit erkennen.

Ungenügende Hilfsangebote für süchtige Minderjährige

Befragungen zeigen, dass es für Kinder und Jugendliche sehr wichtig ist, wer von ihrem Drogenkonsum Kenntnis erhält. Ärzte - die an die ärztliche Schweigepflicht gebunden sind - können deshalb häufig leichter ihr Vertrauen gewinnen, als Lehrer oder andere Bezugspersonen. Die meisten süchtigen Minderjährigen sind nicht in medizinischer Behandlung und nehmen auch ansonsten keine Hilfe in Anspruch. Das liegt vor allem daran, dass Jugendliche das Risiko ihres Drogenkonsums unterschätzen. Dieser wird von fast allen als unproblematisch wahrgenommen. Ausserdem sind sie schlecht über bestehende Hilfeangebote informiert. Nur fünf Prozent aller drogenkonsumierenden Jugendlichen nehmen professionelle Hilfe von Sozialarbeitern, Drogenberatern oder Beratungslehrern in Anspruch. Etwa ein Viertel wendet sich an Familienmitglieder, Freunde und andere Bezugspersonen, so dass rund 70 Prozent keine Hilfe erhalten. Auch die medizinische Versorgung reicht nicht aus. Nur elf Prozent aller Abhängigen bekommt ärztliche Hilfe, die sich in Notfallbehandlungen, Versorgung von Verletzungen aufgrund Drogenkonsums und in Beratungsgesprächen aufteilt. Je jünger die Abhängigen sind, desto weniger Hilfe erhalten sie. Quelle: Thieme.