Information

Kinderlähmung - Impfung & Behandlung

Kinderlähmung (Poliomyelitis epidemica anterior acuta) - Die Kinderlähmung oder Heine-Medin-Krankheit wird auch kurz als Polio bezeichnet. Sie ist eine fieberhafte Infektionskrankheit, welche durch Polioviren hervorgerufen wird. Es gibt drei Verschiedene Virenarten. Diese Viren befallen bei ungeimpften Menschen die grauen Zellen des Gehirns, vorrangig die Zellen, welche für die Bewegungen des Menschen verantwortlich sind. Es kommt dadurch zu bleibenden Lähmungserscheinungen. In schweren Fällen kann Polio bis zum Tode führen. In den meisten Fällen erkranken Kinder im Alter zwischen drei und acht Jahren, aber auch ältere Menschen bis ins Erwachsenenalter, an Polio. Neben den Menschen kann die Krankheit auch bei Affen auftreten. In Deutschland gibt es heute keine Polio mehr. Erstmals wurden Beobachtungen zu dem Krankheitsverlauf von dem deutschen Orthopäden Jakob Heine im Jahre 1840 beschrieben. Der schwedische Arzt Karl Oskar Medin knüpfte an die Erkenntnisse Heines an. Daher rührt auch der zweite Name der Krankheit, Heine-Mednische-Krankheit. Eine Ãœbertragung der Viren erfolgt unter schlechten hygienischen Bedingungen durch verschmutzte Hände oder Gegenstände, aber auch durch Tröpfcheninfektion, von Mensch zu Mensch. Die Viren werden mit dem Kot ausgeschieden. In der Regel wird der Virus durch den Mund aufgenommen und gelangt in den Darm, wo er sich vermehrt. Zunächst werden lokale Lymphknoten befallen und über die Blutbahn gelangen sie in das Zentrale Nervensystem und ins Gehirn. Von dort wandert das Virus an den Nervensträngen entlang. Durch Entzündungen werden die Nervenzellen zerstört und die Folgen äussern sich in Lähmungen, vorrangig in den Beinen.

Symptome:
Die Inkubationszeit von der Ansteckung bis zum Erscheinen der ersten Anzeichen der Krankheit liegt zwischen 3 und 14 Tagen. Eine Gefahr der Ãœbertragung der Erreger auf andere Menschen besteht solange, wie die Erreger im Kot nachweisbar sind. Polio ist nach dem Infektionsschutzgesetz meldepflichtig. In den meisten Fällen verläuft die Infektion ohne sichtbare Symptome. Das Krankheitsbild äussert sich in Fieber, Husten, Halsschmerzen, Kopf- und Gliederschmerzen, sowie Schweissausbrüchen. Die Symptome ähneln einer beginnenden Grippe. Diese auftretenden Symptome sind nach einigen Tagen verschwunden. Meist endet die Erkrankung an Polio bereits in diesem Stadium. Es kann aber auch in einigen wenigen Fällen zum Ausbruch der Krankheit kommen. Nach ungefähr 1 bis 2 Wochen kommt es dann zu einer Hirnhautentzündung. Diese kann einen schweren Verlauf nehmen und mit Lähmungen enden. Während dieser Zeit hat der Erkrankte 2 bis 3 Tage hohes Fieber dann im Anschluss 3 bis 4 Tage leichtes Fieber oder gar kein Fieber mehr. Weiterhin treten Kopfschmerzen, Bewusstseinstrübungen, Erbrechen, Lichtempfindlichkeit und Nackenstarre auf. Nebenher kommt es wieder zu einem Temperaturanstieg, Gliederschmerzen und einer steifen Wirbelsäule und Muskelschwäche, die in Lähmungen enden kann. Dieses Stadium der Krankheit wird auch als präparalytisches Stadium bezeichnet. Die endgültige Lähmung erfolgt wenige Stunden bis zu 2 Tage nach diesem Stadium und 7-10 Tage nach dem Temperaturanstieg. Das Ausmass der Lähmungen ist unterschiedlich und sie treten plötzlich auf. Nach 4 bis 5 Tagen erreichen die Lähmungen ihren Höhepunkt und bilden sich dann langsam zurück. Eine Rückbildung erfolgt aber nicht vollständig, es bleiben dauerhaft Muskelschädigungen zurück. Eine Rückbildung der Lähmung ist noch nach 2 Jahren nach der Erkrankung möglich. In sehr seltenen Fällen kann die Erkrankung in nur wenigen Stunden oder Tage zum Tode führen. Besonders gefährdet sind ungeimpfte Säuglinge. Bei ihnen sind die Krankheitsanzeichen nicht so ausgeprägt. Die Krankheit kann hier zum Tode führen.

Behandlung:
Die Kinderlähmung in ihrem Anfangsstadium ist von einem Arzt schwer erkennbar, da sie grippeähnliche Symptome hat. Die Viren können durch einen Abstrich im Rachenraum oder Stuhl nachgewiesen werden. Erkrankte an Kinderlähmung müssen mindestens eine Woche isoliert werden. Bei Polio-Erkrankten kann es noch nach Jahren der Erkrankung zu Spätfolgen kommen, wie ungewöhnliche Müdigkeit, Gelenk-und Gliederschmerzen, zunehmende Muskelschwäche, Atembeschwerden, Kopfschmerzen und Schlaflosigkeit. Ein Arzt sollte unbedingt zu Rate gezogen werden, wenn Fieber gleichzeitig mit Gliederschmerzen und mangelnder Beweglichkeit auftritt. Bei dem Verdacht auf Polio ist unbedingte Bettruhe von Nöten. Meist erfolgt eine Aufnahme im Krankenhaus. Eine Therapie gegen die Viren gibt es nicht, es können lediglich die Symptome bekämpft werden. Wichtig ist für eine Rückbildung der Lähmungen die Durchführung einer Physiotherapie. Diese kann nach 2 bis 4 Wochen nach der Krankheit beginnen. Vorbeugend ist eine Impfung empfehlenswert. Säuglinge werden im Alter von 2 Monaten mit einem 6fach- Kombinationsimpfstoff geimpft. Die Impfung wird im Alter zwischen dem 11. und 14. Monat wiederholt. Nochmals sollte dann eine Impfung zwischen dem 9. und 17. Lebensjahr erfolgen. Wurde als Kind die Impfung versäumt, kann diese im Abstand von 8 Wochen mit zwei Injektionen nachgeholt werden. Nach dem 18. Lebensjahr ist eine Auffrischung der Impfung empfohlen. Eine Immunität entsteht nur gegen einen von den drei Erregern.