Information
Computerarbeit setzt einen ergonomischen Arbeitsplatz voraus. Darüber sind sich Experten wie Betroffene einig. Doch was diese Ergonomie im Detail besagt, ist vielen unklar. Falsche Vorstellungen halten sich hartnäckig - genauso wie die daraus resultierenden Rückenschmerzen und Verspannungen.
 

Irrtum 1: Ergonomie gilt nur im Büro und am Bildschirm.
Die Wissenschaft der Ergonomie existiert seit den 50er-Jahren und beschäftigte sich anfangs vorwiegend mit Industriearbeitsplätzen. Erst später wurde dieses Wissen auch für die Bildschirmarbeit im Büro übernommen.

Irrtum 2: Ergonomie ist eine Sammlung von Geboten und Verboten.
Die Wirkung der verschiedenen Arbeitsbedingungen auf verschiedene Menschen ist äußerst vielfältig. Ergonomieregeln bieten daher nur einen Werkzeugkasten an, aus dem die passenden Werkzeuge immer individuell ausgewählt werden müssen. Generell gültige Kochrezepte gibt es nicht.

Irrtum 3: Wenn Bildschirmarbeitsplätze wenig benutzt werden, müssen sie nicht ergonomisch gestaltet sein.
Die gesetzlichen Regelungen im Arbeitsschutzgesetz und der BS-V besagen, dass in jedem Fall eine ergonomische Gestaltung des Bildschirm-Arbeitsplatzes notwendig ist. Dies gilt unabhängig von der Zeitdauer der täglichen Nutzung dieses Arbeitsplatzes. Ausnahmen gelten nur für bestimmte Steharbeitsplätze mit kurzzeitiger Bildschirmnutzung, z. B. Bankschalter, Verkaufspulte.

Irrtum 4: Die einzig richtige Sitzposition bei Bildschirmarbeit ist gerade und rechtwinkelig.
Diese Sitzposition dient nur zur richtigen Höheneinstellung von Sessel und Tisch in Bezug auf die Körpergröße. Aus dieser Referenzsitzposition soll man die unterschiedlichen Sitzhaltungen einnehmen. Durch "dynamisches Sitzen" wird auch ins Sitzen Bewegung gebracht. Noch besser ist es, wenn man einen Wechsel zwischen Sitzen und Stehen in den Arbeitsablauf einbauen kann.

Irrtum 5: Zur ergonomischen Grundausstattung eines Bildschirmarbeitsplatzes gehört eine Fußstütze.
Fußstützen dienen dazu, die fehlende Tischhöhenverstellung für kleinere Personen zu kompensieren. Besser sind jedenfalls höhenverstellbare Tische, deren Höhe vom Nutzer angepasst werden kann.

Irrtum 6: Sitzbälle und Kniesessel sind besser als normale Bürodrehstühle.
Sitzbälle kommen aus dem Reich der Therapie. Benutzt man den Sitzball hingegen wie einen normalen Bürostuhl, so würde dieses Training acht Stunden dauern. Dies führt zu muskulären, einseitigen Überforderungen, die aus ergonomischer Sicht einer Fehlbeanspruchung gleichkommen. Der Vorteil von einem Bürosessel ist, dass er eine stabile Sitzposition ermöglicht und den Menschen dort stützt, wo es nötig ist. Kniesessel sind deshalb nicht besser als Bürosessel, weil sie zu einer Zwangshaltung der Beine führen. Es wird die Bewegung und damit die Durchblutung behindert. Darüber hinaus gibt es keine Abstützung für die Lendenwirbelsäule. Sitzbälle und Kniesessel sind kein Dauerersatz für Bürodrehsessel, aber sie können für eine gelegentliche Haltungs- und Bewegungsabwechslung im Büro sorgen.

Irrtum 7: Die oberste Bildschirmzeile soll in Augenhöhe sein.
Richtig lautet die Aussage: Die oberste Bildschirmzeile soll maximal auf Augenhöhe sein. Die richtige Aufstellung erhält man, wenn der Benutzer in der natürlichen Sehlinie rechtwinkelig auf die Bildschirmmitte blicken kann. Die natürliche Sehlinie verläuft nicht horizontal, sondern ist etwa um 15 bis 30 Grad nach unten geneigt. Besonders unangenehm sind zu hoch aufgestellte Monitore für Personen mit Bifokal- und Multifokalbrillen, da der Bereich für die geringeren Sehentfernungen im unteren beziehungsweise mittleren Teil der Brille eingeschliffen ist. Muss man mit dieser Brille auf einen hoch aufgestellten Monitor blicken, so wird - damit man durch den unteren Teil der Brille (Lesebereich) scharf sehen kann - der Kopf noch weiter nach hinten geneigt.

Irrtum 8: Bildschirmschwenkarme und -auflagen sind ergonomisch empfehlenswert.
Die Monitoraufstellung ist mit solchen Hilfsmitteln in den meisten Fällen zu hoch und führt fast immer zu problematischen Arbeitshaltungen und visuellen Fehlbeanspruchungen. Bei besonders großen Personen allerdings, kann es im Einzelfall nötig sein, eine höhere Bildschirmposition zu wählen, weil sonst vielfach Arbeitshaltungen mit Rundrücken auftreten.

Irrtum 9: Alle Menschen mit Brille oder Sehproblemen brauchen eine Bildschirmbrille.
Unter einer Bildschirmbrille ist eine Brille zu verstehen, die für die spezielle Sehentfernung zum Bildschirm angepasst ist. Im Normalfall ist eine Bildschirmbrille für Personen mit Altersweitsichtigkeit notwendig, denn übliche Lesebrillen sind auf eine Sehdistanz von ca. 30 cm eingestellt und der Bildschirm befindet sich in einer durchschnittlichen Entfernung von ca. 50 cm. Diese Bildschirmbrille muss unter speziellen Bedingungen dem Beschäftigten zur Verfügung stehen. Voraussetzung dafür ist eine tägliche Mindestarbeitszeit am Bildschirm von entweder zwei Stunden durchgehend oder drei Stunden insgesamt. Aus Erfahrungswerten ist bekannt, dass nur ca. fünf bis zehn Prozent der Beschäftigten einen solchen speziellen Sehbehelf für die Arbeit am Bildschirm benötigen.