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Krampfadern suchen Frauen häufiger heim als Männer. Was beim Krampf mit den Adern wirklich hilft.

Wenngleich es sich bei Besenreisern und retikulären Varizen, etwas größeren Erweiterungen der Venen, meist um kosmetische Probleme handelt, möchte sich so manch Betroffene(r) damit nicht zeigen. All jenen sei gesagt: Mithilfe ambulant durchgeführter Verödungs- oder spezieller Lasertherapie sind diese Veränderungen des oberflächlichen Venensystems gut behandelbar. Trotzdem warnt Primar Dr. Michael Hessinger, FA für Gefäßchirurgie und ärztlicher Leiter der Privatklinik Graz Ragnitz davor, diese kleineren Krampfadern als gesundheitlich irrelevant abzustempeln: „Auch diskrete oberflächliche Veränderungen der Venen können Anzeichen dafür sein, dass sich in den tieferen Schichten eine Stammvarikose anbahnt. Dies sollte man mithilfe einer Ultraschalluntersuchung abklären.“ Bei der Stammvarikose sind die Stammvenen betroffen, konkret die große Rosenvene auf der Innenseite des Ober- und Unterschenkels und/oder die kleine Rosenvene auf der hinteren Seite des Unterschenkels. „Die Brückenvenen (Perforansvenen) verbinden die oberflächlichen Venen mit jenen in der Tiefe. Über sie wird das sauerstoffarme Blut abtransportiert. Schließen die Klappen der Brückenvenen nicht mehr exakt, kommt es zum Rückfluss des Blutes aus der Tiefe an die Oberfläche“, erklärt Hessinger. In der Folge dehnen sich die oberflächlich gelegenen Venen aus, und es entsteht das klinische Bild einer Krampfader.

Venen raus. Im Gegensatz zu Besenreisern und retikulären Varizen ist bei einer Stammvarikose eine operative Sanierung angezeigt. Diese kann in Form eines intraluminalen Verfahrens wie der Laser- oder Radiofrequenztherapie oder durch die klassische Strippingoperation erfolgen. Alle operativen Verfahren werden idealerweise stationär durchgeführt. Abgesehen davon, dass Blutergüsse bei der Strippingoperation normal sind und bis zu drei Wochen sichtbar sein können, sollten die Patienten anschließend drei bis sechs Wochen einen Kompressionsstrumpf tragen, daher werden diese Eingriffe vorwiegend in der kalten Jahreszeit durchgeführt. Geht es nach Hessinger, ist die Strippingoperation der nachhaltigere Weg: „Dabei wird die Stammvene vollständig entfernt. Bei der Laser- oder Hochfrequenztherapie wird sie hingegen nur intraluminal verschlossen.“ Dennoch betont der Gefäßspezialist, dass weder das eine noch das andere Verfahren besser oder schlechter ist, entscheidend sei die Ausdehnung des Krankheitsgeschehens. Bei einer jungen Patientin etwa, bei der ausschließlich die Stammvene betroffen ist, könne man durchaus ein intraluminales Verfahren anwenden, so Hessinger: „Hat sich die Varikose aber bereits über die Stammvene hinaus ausgeweitet, müssen neben dieser auch zahlreiche weitere Venenäste entfernt werden. Hier macht ein rein intraluminales Verfahren mittels Laser oder Radiofrequenztherapie wenig Sinn.“

Kann man vorbeugen? Ja, unter anderem durch Bewegung. Hessinger: „Wer viel und vor allem adynamisch steht, bewegt seine Muskeln nicht, wodurch die Blutsäule auf den Venen lastet und sich diese mit der Zeit ausweiten. Der Rückfluss des Blutes wird nämlich von der sogenannten Muskelpumpe entscheidend unterstützt.“ Auch langes Sitzen kann den Blutrückfluss zum Herzen beeinträchtigen. Spazieren Sie also während stehender oder sitzender Tätigkeit so oft wie möglich herum. In der Freizeit sollten wir unseren Venen zuliebe schwimmend Bahnen ziehen, denn laut Hessinger tragen wir unter Wasser einen kleinen Kompressionsanzug. Außerdem wird die Muskelpumpe aktiviert, und durch die waagrechte Lage des Körpers fließt das Blut leichter zum Herz. Apropos Wasser: Heiß-kaltes Wechselduschen stärkt das Bindegewebe und beugt ebenfalls Krampfadern vor. Gegen die genetische Veranlagung kann man indes nichts tun, doch die soeben genannten Maßnahmen können die Entstehung von Varizen zumindest verzögern. Und noch etwas: „Wenn man eine sichtbare Stammvarikose nicht beachtet und es über viele Jahre zu einem permanenten Rückstau des venösen Blutes kommt, hat dies auch einen verminderten Zustrom des sauerstoffreichen Blutes zur Folge, und unter Umständen kann sich dadurch ein Beingeschwür bzw. offenes Bein entwickeln“, warnt Hessinger. Ob kleine oder große Varizen – auf die leichte Schulter sollte man keine davon nehmen.
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