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Die alten Ägypter verehrten die Katzengöttin Bastet. Sie züchteten in grosser Zahl Katzen, von denen sie viele opferten, mumifizierten und in Bubastis, der heiligen Stadt der Gottheit, bestatteten. Schon vor über 3.000 Jahren verewigten sie die beliebten Haustiere vielfach in Bildern und Skulpturen. Deshalb hielten die Forscher bisher Ägypten für das Stammland der Hauskatze. Doch in Wahrheit geschah ihre Domestikation Jahrtausende früher - und keineswegs am Nil.
 

Ein Team von Forschern um den englischen Genetiker Carlos A. Driscoll von der Universität Oxford hat jetzt die wahre Abstammung der Hauskatze enträtselt. Vergleichende Genanalysen zeigen, dass alle heutigen Hauskatzen auf dieselbe Stammpopulation zurückgehen, berichten die Wissenschaftler in der April-Ausgabe des Magazins "Spektrum der Wissenschaft".

Falbkatzen-Unterart als Vorfahre

Die heutigen Hauskatzen entwickelten sich im Nahen Osten aus einer Population der Falbkatze (Felis silvestris lybica), einer Unterart der sogenannten Wildkatze (Felis silvestris). Sogar exotische Katzenrassen wie die Siamkatze oder die thailändische Korat hatten die gleichen nahöstlichen Vorfahren. Zwar leben auch in Afrika, in Europa und in Zentralasien Wildkatzen, doch diese Populationen sind mit Hauskatzen nicht verwandt.

Schon vor rund 10.000 Jahren scheinen sich Katzen dem Menschen angeschlossen zu haben. Auf Zypern gibt es aus dieser Zeit ein Katzengrab zusammen mit einer Menschenbestattung. Da auf der Insel sonst keine Wildkatzen lebten, müssen Menschen das Tier im Boot von der nahen Festlandküste im Osten mitgebracht haben.

Geschichte der Hauskatze begann in Palästina

Wahrscheinlich begann die Geschichte der Hauskatze, als Menschen in jener Zeit zu Bauern wurden: als sie in Gebieten wie Palästina - in der Region des so genannten "fruchtbaren Halbmonds" - Landwirtschaft betrieben und sesshaft wurden. Sie bauten nun Getreide an, legten sich Vorratsspeicher zu und sorgten im Umfeld ihrer festen Siedlungen auch für ergiebige Abfälle. Dass sich Mäuse über die Kornlager hermachten, dafür gibt es genügend Indizien. Manche Wildkatzen, die diesen grossen Mäusebeständen auflauerten, scheinen sich bald an die Menschennähe gewöhnt zu haben.

Doch ihre Wildheit und ihr unabhängiges Wesen hat die Hauskatze bis heute nicht völlig verloren, meinen Driscoll und seine Kollegen. Katzen wurden nie Arbeitstiere und sie lassen sich nicht für bestimmte Leistungen abrichten. Auch sonst bringen sie dem Menschen keinen besonderen materiellen Nutzen wie andere Haustiere, die Nahrung oder Kleidung liefern. Dennoch – die Stubentiger sind auch in Österreich mit Abstand die beliebtesten Haustiere.