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Neue klinische Richtlinien für ältere Patienten mit Typ 2 Diabetes, um einen europaweiten Pflegenotstand zu verhindern.

Das Institute of Diabetes for Older People (IDOP) (Institut für Diabetes bei älteren Menschen) hat die ‘European Diabetes Working Party for Older People 2011 Clinical Guidelines for Type 2 Diabetes Mellitus (EDWPOP)’ (Europäische Diabetes-Arbeitsgruppe für ältere Menschen 2011 Klinische Richtlinien für Typ 2 Diabetes Mellitus) herausgegeben, mit dem Ziel, klinische Entscheidungen zu unterstützen und die Qualität der Betreuung von Millionen älteren Menschen mit Diabetes zu verbessern und gleichzeitig einen Pflegenotstand in Europa zu verhindern.

Diabetes ist in den letzten Jahren weltweit zu einer der am besorgniserregendsten Erkrankungen geworden. Im Jahr 2010 wurden über 54,4 Millionen Menschen mit Diabetes diagnostiziert und es wird erwartet, dass bis zum Jahr 2030 diese bereits enorme Zahl auf 66,5 Millionen ansteigt. Es wird angenommen, dass über die Hälfte dieser Erkrankten mehr als 60 Jahre alt sind.
Der demographische Wandel wird bis 2030 und danach eine Welle von älteren Menschen mit Diabetes verursachen, wodurch die Mittel der öffentlichen Gesundheitswesen stark strapaziert werden. Die EU gibt zurzeit 80 Millionen Euro für diese Menschen aus, was 10 Prozent der gesamten Ausgaben des öffentlichen Gesundheitswesens ausmacht. Es wird erwartet, dass diese Zahl bis 2030 auf 94 Millionen Euro in die Höhe schnellt.

“Wenn wir jetzt nichts unternehmen, um die Betreuung von älteren Menschen mit Typ 2 Diabetes zu verbessern, wird das katastrophale Auswirkungen auf die Patienten und das gesamte europäische Gesundheitswesen haben. Es besteht ein besonderes Risiko für Länder, die ein staatliches Gesundheitssystem haben, wie Grossbritannien, wo diese Diabetes-Zeitbombe einen potentiellen finanziellen Ruin des bereits strapazierten Gesundheitssystems darstellt”, sagt Professor Alan Sinclair, Direktor des IDOP.

Die EDWPOP Richtlinien wurden herausgegeben, um Lücken im Gesundheitswesen zu schliessen, die in einem Positionspapier, das von der International Association of Gerontology and Geriatics (IAGG), der European Diabetes Working Party for Older People (EDWPOP), und der International Task Force of Experts in Diabetes entwickelt wurde.
Dieser Expertenpool erforschte die wesentlichen Probleme von Diabetes bei älteren Patienten im Konsensweg, zusammen mit einer evidenzbasierten Literaturstudie.

In diesem Positionspapier wird der Bedarf an spezifischen Richtlinien identifiziert, da bestehende Richtlinien nicht auf die Bedürfnisse von älteren Menschen eingehen. Dazu gehören:
Der Einsatz von Bewegungstherapie, Ernährungstherapie und blutzuckersenkenden Therapien zur zielgruppenorientierten, wirksamen Behandlung von Typ 2 Diabetes bei älteren Menschen Praktische ambulante Interventionen, um stationäre Aufenthalte zu reduzieren Methoden zur Verringerung von Hypoglykämien in verschiedenen Settings Gesundheitsökonomische Bewertung von Stoffwechselbehandlung Interventionen zur Verzögerung/Prävention von Diabetes-bedingten Komplikationen, die häufig bei älteren Patienten vorkommen, wie kognitive Störungen und funktioneller Abhängigkeit Entwicklung von technischen Hilfsmitteln, die den älteren Diabetespatienten zur Selbstständigkeit und Sicherheit verhelfen “Die meisten europäischen Richtlinien gehen nicht auf die besonderen Bedürfnisse bezüglich Behandlung und Abhängigkeit bei älteren Diabetespatienten ein, und diese neuen Richtlinien enthalten praktische Behandlungsempfehlungen, die für alle im Gesundheitswesen Tätige in ganz Europa anwendbar sind”, sagt Professor Sinclair.

Betreuung von älteren Patienten mit Diabetes
Eine wirksame Versorgung von älteren Patienten mit Diabetes sollte sich auf Folgendes konzentrieren: Sicherheitsaspekte, Diabetes-Prävention, frühe Behandlung von Gefässerkrankungen und funktionelle Diagnose vor und nach Amputation der Gliedmassen, Augenleiden und Schlaganfällen. Zusätzlich sollten bei älteren Patienten die Prävention und die Behandlung von diabetesbedingten Komplikationen wie Gebrechlichkeit, kognitive Funktionsstörung, funktionelle Abhängigkeit und Depression im Vordergrund stehen.

Die EDWPOP Richtlinien liefern eine evidenzbasierte und detaillierte Zusammenfassung davon, was im Gesundheitswesen Tätige in ganz Europa jetzt tun sollten, um älteren Menschen die bestmögliche Behandlung von Diabetes zu ermöglichen. Dazu gehört:
Eine evidenzbasierte Analyse von Behandlungsmethoden für ältere Diabetespatienten – und diese gilt als Ansatz für klinische Entscheidungen Eine benutzerfreundliche Empfehlungsliste für stationäre und ambulante Behandlungsrahmen Leitfaden für 18 Themengebiete mit klinischem Interesse, unter anderem: Tests und Diagnose, Prävention, sekundäre Komplikationen, Hypoglykämie, kognitive Störungen, Stürze und Immobilität.

Quelle: Institute of Diabetes for Older People (IDOP)