Information

Nicht heilbar: Kniegelenksarthrose

Vor einem Verschleiss der Gelenke ist kaum jemand geschützt: Fast bei jedem Menschen über 65 Jahre lassen sich Anzeichen von Arthrose festzustellen – insgesamt 143 Gelenke kann es erwischen. Aber auch jüngere Menschen können betroffen sein, besonders wenn sie ihre Gelenke stark bean-
spruchen, wie zum Beispiel Leistungssportler.

Die bei weitem häufigste Arthroseform ist die Kniegelenksarthrose.


Es beginnt fast immer mit Schmerzen morgens nach dem Aufstehen, das Knie ist steif. Später nehmen die Schmerzen zu, oft nehmen die Beschwerden beim Treppenabsteigen zu, werden mit der Zeit stärker, das Knie schwillt an - spätestens jetzt sucht man den Arzt auf. Fast jeder vierte Erwachsene in Deutschland hat Arthrose, rund fünf Millionen Menschen leiden an einer Kniegelenksarthose, auch Gonarthrose genannt. Die Arthrose wird zu den rheumatischen Erkrankungen gezählt.

Das Kniegelenk leistet ganze Arbeit

Das Kniegelenk ist das grösste und wichtigste Gelenk des menschlichen Körpers. Es lässt sich wie ein Scharnier beugen und strecken. Bei gebeugtem Knie kann man ausserdem den Unterschenkel nach aussen und innen drehen. Dabei leistet es ganze Arbeit, denn bei jedem Schritt trägt es das gesamte Körpergewicht. Das Kniegelenk besteht aus dem Oberschenkel-
knochen, der Kniescheibe und dem Schienbein. Das Wadenbein ist zwar seitlich mit dem Schienbein, nicht aber mit dem Kniegelenk verbunden. Oberschenkel und Schienbein passen
mit ihren Gelenkflächen nicht aufeinander. Um dies auszu-
gleichen hat es Knorpelscheiben im Gelenk, den Innen- und Aussenmeniskus. Ausserdem dienen die Meniski einer gleich-
mässigen Druckbelastung, der Kraftübertragung und Stabilität. Dann umschliesst noch eine Gelenkkapsel das Gelenk. Die Kapsel ist innen mit einer Schleimhaut (Synovialis) ausgekleidet, die die Gelenksflüssigkeit (Synovia) produziert. Diese Gelenkschmiere dient zur Ernährung der Strukturen im Gelenk.

Was passiert bei einer Arthose?

Eine Arthrose kann an jedem Gelenk entstehen, doch zu den häufigsten Arthroseformen gehört die Kniegelenksarthrose (Gonarthrose). Arthrose bedeutet Knorpelverschleiss: ein Gelenk verschleisst, wenn die Knorpel, die die Gelenkenden bedecken, durch Reibung rau werden und sich regelrecht abreiben. Dabei entstehen Schmerzen, gelegentlich auch eine Entzündung. Häufige Ursache sind Ãœberlastungen etwa durch Ãœbergewicht, aber auch erbliche Faktoren spielen eine Rolle. Aber auch jüngere Menschen trifft es, besonders wenn sie durch viel oder einseitigen Sport ihre Gelenke stark beanspruchen. Es ist normal, dass sich im Laufe der Jahre der Knorpel immer weiter abnutzt und dass sich die Gelenkflüssigkeit verringert, die Folge ist ein Verlust an Elastizität und eine geringere Belastbarkeit. Zunächst ist der Knorpel betroffen, bei Fortschreiten der Erkrankung verschleissen auch die knöchernen Strukturen. Im Laufe des Lebens machen alle Strukturen des Körpers diesen natürlichen Alterungsprozess durch. Treten jedoch übermässige Abnutzungserscheinungen auf, oder tritt ein frühzeitiger Verschleiss auf, so gilt dies als krankhafte Veränderung, die in aller Regel einer Behandlung bedarf. Man unterscheidet zwischen der primären (durch natürlichen Verschleiss und Alterungsprozesse hervorgerufene) und der sekundären Arthrose, die durch fehlerhafte Belastung entstanden ist. Dazu gehören übermässige Kniebelastungen wie Leistungssport, Fehlbelastungen wie Ãœbergewicht, nicht richtig verheilte Knochenbrüche und Verletzungen, Stoffwechselkrankheiten (Diabetes) und Autoimmunerkrankungen wie Rheuma. Röntgenaufnahmen des Gelenkes zeigen das Ausmass der Abnutzungserscheinungen. Doch die Knorpel selbst lassen sich mit einer Röntgenaufnahme nicht darstellen. Sehr oft deutet eine Verschmälerung des Gelenkspaltes indirekt auf einen dünneren Knorpelbelag. Der Arzt kann den Verschleiss der betroffenen, weichen Gelenkbestandteile nur mittels Ultraschall sehen. Die Gelenkspiegelung ist ein operativer Eingriff, bei dem zumeist sofort behandelt wird. In der Fachsprache heisst diese Spiegelung Arthroskopie, eine Untersuchung von Gelenken mit einem Spezialendoskop – einer kleinen Kamera, dem Arthroskop. Die wichtigste Alternative für die Arthroskopie ist die Kernspin-Tomografie (MRT, Magnet-Resonanz-Tomographie). Ein grosser Vorteil dieser Untersuchungsmethode ist, dass sie ein sehr schonendes Verfahren ist.

Arthritis ist eine Gelenksentzündung

Arthose ist nicht zu verwechseln mit Arthritis. Die Arthritis ist eine chronisch entzündliche Erkrankung der Gelenke, wobei in sehr seltenen Fällen auch innere Organe, die Haut oder die Augen befallen sein können. Davon sind etwa 0,5 Prozent der Bevölkerung betroffen - Frauen drei Mal häufiger als Männer. Besonders häufig entzünden sich Hand- und Fingergelenke. Hier zählen Schmerzen zu den Hauptmerkmalen der Erkrankung, die meist in der Nacht oder am Morgen auftreten. Typisch ist auch eine Morgensteifigkeit der Gelenke, die länger als 15 Minuten anhält. Die Therapie sollte so früh wie möglich erfolgen, um den Verlauf der Arthritis zu stoppen und weitere Schäden zu vermeiden. Zum Einsatz kommen entzündungshemmende Medikamente in Verbindung mit Krankengymnastik.

Kniegelenksarthrose - Therapien

Zahlreiche Therapien bei Arthrose - aber welche ist sinnvoll?

DieWebseite des Deutschen Arthrose Forums listet 229 Therapien für Arthrosen auf – doch bei weitem nicht alle sind medizinisch anerkannt, hilfreich und sinnvoll. Egal, welche Wundertherapien angepriesen werden, nach derzeitigem Wissenstand ist eine Arthrose nicht heilbar, denn ein ge-
schädigter Knorpel kann nicht wieder heilen oder nachwachsen.

Ganz wichtig für die betroffenen Patienten aber ist, dass der Verlauf der Arthrose verlangsamt werden kann, Schmerzen können teilweise sehr gut behandelt werden. Physiotherapie, Wärme- und Kälteanwendungen, Bewegung und Medikamente gehören zu den nicht-operativen Therapien und bringen oft Erleichterung. Am häufigsten verschreibt der Arzt cortisonfreie Schmerzmittel. Ãœber 30 Millionen Menschen nehmen nach Angaben des Deutschen Grünen Kreuzes weltweit täglich diese so genannten "nicht steroidalen Antirheumatika" (NSAR) ein. Sie wirken gut gegen Entzündung und Schmerz. Aber bei längerer Anwendung (und bei empfindlichen Patienten) führen sie zum Teil zu schwerwiegenden Nebenwirkungen. Studien haben ergeben, dass jeder fünfte Patient bei einer Therapie mit den cortisonfreien Antirheumatika unter Minigeschwüren oder kleinen oberflächlichen Schleimhautschädigungen im Magen- und Darmbereich leidet. Im Zuge einer langjährigen Therapie können bis zu 20 Prozent der Betroffenen Geschwüre an Magen und Zwölffingerdarm entwickeln. Häufig verabreicht der Arzt daher so genannte COX-2 Hemmer zur Schmerzbekämpfung. Eine Studie (VIGOR-Studie - Vioxx Gastrointestinal Outcomes Research), an der über 8.000 Patienten teilgenommen haben, hat gezeigt, dass die Häufigkeit von schwerwiegenden Komplikationen durch den Wirkstoff Rofecoxib, einen der neuen COX-2 Hemmer, im Vergleich zu einem herkömmlichen NSAR um mehr als die Hälfte gesenkt wird. Auch das Risiko einer Blutung im Magen-Darm-Trakt sank deutlich: Es kann durch die Einnahme des neuen Wirkstoffs um 60 Prozent gemindert werden.

Akupunktur und Hyaluronsäure

Die Informationsplattform rheuma online berichtet auf ihren Webseiten von einer Studie mit 73 Patienten, die an einer symptomatischen Kniegelenksarthrose litten. Ein Teil der Patienten wurde auf herkömmliche Weise behandelt, eine andere Gruppe erhielt Akupunktur. Die Beurteilung der Behandlung erfolgte nach vier, acht und zwölf Wochen. Dabei zeigte sich für die Akupunktur-Gruppe ein deutlicher Vorteil. Akupunktur-Patienten hatten nach vier und acht Wochen weniger Schmerzen als die nach dem üblichen Verfahren behandelte Gruppe, ausserdem waren Schmerz und Steifigkeit geringer. Unerwünschte Nebenwirkungen der Akupunktur wurden nicht beobachtet. Die Ärzte-Zeitung berichtete am 12.04.2006: "Hyaluronsäure schmiert Gelenke und reduziert Schmerzen". Hyaluronsäure (HA) ist ein natürlicher Bestandteil des Bindegewebes. Es heisst in dem Artikel weiter: "Daten aus 64 prospektiven kontrollierten Studien bestätigten die praktische Erfahrung, dass die Therapie mit Hyaluronsäure Placebo eindeutig überlegen ist. Hyaluronsäure verbessert ähnlich gut wie eine NSAR-Dauertherapie die Schmerzen und Gelenkfunktionen...", wobei hochmolekulares Hyaluron eine signifikante Wirkung zeige, niedermolekulare substanzidentische Präparate im Wesentlichen eher wirkungslos seien." In arthrotischen Gelenken ist die Menge an Hyaluronsäure deutlich geringer als in gesunden Gelenken. Es gibt Präparate mit Hyaluronsäure, die der Arzt direkt ins Gelenkinnere injizieren kann. Die so mit Hyaluronsäure angereicherte Gelenkflüssigkeit kann Unebenheiten der Knorpeloberfläche wieder besser ausgleichen und das Gelenk gleitet wieder leichter.

Kniegelenksarthrose - Operation

Operationen bei Gonarthrose

D aeine Arthrose nicht heilbar ist, müssen Hüft- und Kniegelenke häufig durch künstliche Gelenke ersetzt werden. Nach einem rund zweiwöchigen Kranken-hausaufenthalt folgt ein Trainingsprogramm, bei dem der Muskel wieder aufgebaut wird und der Umgang mit dem neuen Gelenk geübt wird. Ein künst-liches Gelenk kann bis zu 20 Jahren funktionsfähig bleiben.

Kniegelenkspiegelung (Arthroskopie): Die Kniegelenkspiegelung kann ambulant oder stationär durchgeführt werden. Ãœber einen kleinen Hautschnitt wird dabei eine Sonde mit Kamera eingeführt. Diese überträgt Bilder aus dem Inneren des Gelenkes auf einen Bildschirm. So kann der Arzt direkt das Gelenk begutachten und Schäden feststellen. Häufig wird der geschädigte Knorpel während der gleichen Operation behandelt. So kann zum Beispiel geschädigtes Meniskusgewebe entfernt oder Knorpelgewebe geglättet werden. Auf diese Weise lassen sich eine Reihe mechanischer Hindernisse beseitigen. Ausserdem gibt es das Verfahren, während der Gelenkspiegelung das defekte Knorpelareal anzubohren oder abzuschleifen. Dabei gelangen Knorpelvorläuferzellen in die Region des defekten Knorpelgewebes und können so genannte Faserknorpel bilden. Faserknorpel ist eine Art körpereigener Knorpel-Ersatz. Problematisch ist allerdings nach Informationen der Techniker-Krankenkasse (TK) "die geringere Belastbarkeit im Vergleich mit dem ursprünglichen, gesunden Knorpel." Daher wurden Operationsverfahren entwickelt, die den Defekt erneut mit gesundem Knorpel decken sollen. „Die zum jetzigen Zeitpunkt zur Verfügung stehenden Operationstechniken gehören nicht zu den Standardverfahren zur Behandlung der Arthrose. Daher werden die folgenden Eingriffe bisher nur in wenigen Kliniken durchgeführt. Hierbei handelt es sich um die Knorpel-Knochen-Transplantation und die Autologe Chondrozyten-Transplantation (ACT)." Bei der Knorpel-Knochen-Transplantation werden dem Patienten an gering belasteten Gelenkstellen Knorpel-Knochen-Zylinder entnommen. Im Bereich des Knorpelschadens entnimmt man ebenfalls einen etwas kleineren Zylinder. Nun findet eine Art Austausch statt: Der "gesunde" Knorpel-Knochen-Zylinder wird in der Region des Knorpelschadens in dem Entnahmeloch eingeklemmt, der Zylinder aus der geschädigten Knorpelzone ersetzt das entnommene gesunde Gewebestück im Entnahmebereich. Allerdings können mit dieser Technik können nur Defekte bis ca. vier Quadratzentimeter behandelt werden. Stehen nur sehr kleine, gesunde Knorpel-Knochen-Stücke zur Verfügung, werden diese in Form eines Mosaiks implantiert. Die ersten Ergebnisse dieser Operationsmethode sind viel versprechend. Ein weiteres Verfahren ist die Körpereigene Knorpelzellen-Verpflanzung (Autologe Chondrozyten-Transplantation). Hierbei wird während einer Gelenkspiegelung ausserhalb der Hauptbelastungszone – zum Beispiel im Schienbeinbereich - Gelenkknorpel entnommen. Die gewonnenen Knorpelzellen werden im Labor vermehrt. Nun wird der Patient erneut operiert, die Knorpelzellen werden eingebracht. Die Knorpelzellen werden dann unter einen Lappen aus Knochenhaut gespritzt, der über den Defekt genäht wird. Auch gibt es die Möglichkeit, über ein Gewebevlies aus Kollagen mit den gezüchteten Knorpelzellen zu beschichten. Dieses Vlies wird dann in den Defekt eingenäht. So können Defekte von drei bis zehn Quadratzentimetern behandelt werden. Voraussetzung zur Anwendung der Autologen Chondrozyten-Transplantation ist ein intakter Knorpel in der Umgebung des Defektes sowie an der gegenüberliegenden Gelenkfläche. Die Menisken sollten wenigstens noch zwei Drittel ihrer Ursprungsgrösse besitzen. Als Altersgrenze wird ein biologisches Alter von etwa 50 Jahren angesehen. Nachteile dieses Verfahrens liegen in den hohen Kosten, wiederholten operativen Eingriffen sowie einer aufwendige Rehabilitation. Bislang wird dieses Verfahren nur im Rahmen von Fallstudien an universitären Zentren durchgeführt. Untersuchungen zu Langzeitergebnissen liegen nach Angaben der TK noch nicht vor. Beinachsenkorrektur (Gelenknahe Osteotomien): Wenn bei jüngeren Patienten bis zum 50. Lebensjahr bei einer Fehlstellung der Beinachse nur der innere oder der äussere Gelenkbereich von einer Arthrose betroffen ist, kann auch die kniegelenknahe Korrektur des Achsenfehlers in Frage kommen. So soll die mechanische Beanspruchung des Kniegelenks verringert und damit das Fortschreiten der Arthrose verzögert werden. Zunächst sägt der Arzt einen Knochenkeil heraus, dann wird der Knochen mit einer Metallplatte und Schrauben wieder verbunden. Mögliche Folgen: ein Beinlängenunterschied, eine verzögerte Knochenheilung mit Entwicklung eines so genannten Falschgelenks (Pseudarthrose) oder eine Infektion des Metallplattenlagers. Diese Komplikationen sind jedoch relativ selten, und bei ca. 80 Prozent der Patienten nach Beinachsenkorrektur findet sich auch noch nach zehn Jahren ein gutes Ergebnis. Die Metallteile müssen in einer weiteren Operation wieder entfernt werden. Gelenkersetzende Operationen bedeuten den Einsatz von Prothesen: Hier werden die zerstörten Gelenkanteile entfernt und wenn notwendig unter Korrektur einer Fehlstellung durch künstliche Gelenkteile, so genannte Endoprothesen, ersetzt. Normalerweise gelingt es, auf diese Weise die Schmerzen zum Stillstand zu bringen, und auch die Funktion des Kniegelenks verbessert sich. Solche Kunstgelenke können mehr als 15 Jahre im Körper bleiben, aber sich auch nach einigen Jahren lockern, daher ist der Eingriff in erster Linie für ältere Patienten mit schwerer Gonarthrose geeignet. Bei jüngeren Patienten ist sie nur dann empfehlenswert, wenn wegen starker Schmerzen alternativ nur eine Kniegelenkversteifung in Frage käme.

Was kann man vorbeugend tun?

  • Ãœbergewicht ist in jedem Fall eine starke Belastung der Gelenke. Jedes Kilo weniger nützt auch dem Knie.
  • Verletzungen des Kniegelenkes durch Sportunfälle (z.B. Alpin Ski) sollten vermieden werden, in dem man jegliche Ãœberanstrengung des Körpers vermeidet. Denn hier liegen die Hauptursachen für Sportunfälle, die später auch einmal eine Arthrose zur Folge haben können.
  • Bewegung ist wichtig, denn sie ernährt letztlich den Knorpel und hält ihn geschmeidig. Dabei sollte man immer ausreichend trinken – zwei bis drei Liter Flüssigkeit am Tag, möglichst ungesüsst, ohne Alkohol und Koffein sind ideal.
  • Man sollte flache Schuhe tragen und belastende Sportarten wie Fussball, Snowboadfahren oder Tennis nicht zu intensiv ausüben. Statt Joggen sind Walken, Aquajogging und Schwimmen gelenkschonende Ausdauersportarten.