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Der Crashkurs für Anfänger

Seit der nackte Mann zum allgegenwärtigen Werbeträger avanciert ist, streben viele Männer, die auf ihr Äußeres Wert legen, nach hervorstechenden Attributen: Definierte Muskulatur wird von makelloser Haut bedeckt, die zudem haarlos zu sein hat. Während Frauen schon seit Jahrzehnten Kahlschlag in Bikinizone und Achselhöhle betreiben und einige Professionalität im Kampf gegen die lästigen Hautanhangsgebilde entwickelt haben, besteht hier beim starken Geschlecht mitunter noch Aufholbedarf. Häufige Anfragen von Männern, die sich infolge erster Erfahrungen nach weniger schmerzhaften Methoden erkundigen, sowie Fragen zu den Möglichkeiten der permanenten Haarentfernung seien im Folgenden beantwortet.


Die Rasur - der Goldstandard

Das hartnäckigste Gerücht in Zusammenhang mit der Rasur sei gleich zu Anfang ausgeräumt: Nein, Körperhaare wachsen nicht schneller, wenn man einmal begonnen hat, sie zu rasieren. Wahr hingegen ist, dass sich der nachwachsende Stoppel etwas rauer anfühlt, da seine Spitze an der Schnittfläche glatt statt abgerundet ist. In Sachen Technik unterscheidet sich die Rasur der Körperbehaarung nicht von der vertrauten Bartentfernung im Gesicht. Und auch die apparativen Hilfsmittel wie Rasierer und Schaum sind die gleichen. Es ist also nicht notwendig den pinkfarbenen Lady-Beinrasierer der Frau zu stibitzen, der eigene Rasierer erfüllt hier wie dort seinen Zweck.

Bestens vorbereitet zur Rasur ist das Körperhaar nach dem Stutzen per Langhaarschneider. So werden Verstopfungen zwischen den Klingen vermieden und lästiges Ziepen durch mittig abgeschnittene Haare verhindert. Nach dem Duschen ist das Haar etwas aufgequollen und lässt sich leichter rasieren. Wer keinen Rasierschaum in der Nasszelle hat, kann ebenso gut das Shampoo als Schmiermittel verwenden. Besonders glatt gelingt die Rasur gegen den Haarstrich, allerdings sind dann auch Hautirritationen wahrscheinlicher. Bei empfindlicher Haut also eher mit dem Strich und dafür häufiger (täglich) rasieren. Wer öfter unter eingewachsenen Haaren mit Pustelbildung leidet, sollte die betroffenen Stellen täglich trocken mit einem Luffaschwamm (getrocknetes Fasergerüst gurkenartiger Früchte) abreiben. Dadurch wird die oberste Hautschicht gepeelt und das Haar findet seinen Weg nach außen.

Grundsätzlich ist die Trockenrasur mit dem Apparat am Körper ebenfalls möglich, wegen der feineren Haare aber etwas mühsamer als im Gesicht und öfter zu wiederholen. Nach der Nassrasur ist Mann seine Haare für rund drei Tage los; besonders geeignet ist dieses einfache und preiswerte Verfahren für die empfindliche Badehosenzone und die Achseln.

Enthaarungscremes - wisch und weg?

Enthaarende Kosmetika sind im Handel mit diversen Wirkstoffen und in verschiedenen Formen erhältlich. Das Prinzip von Gel, Schaum, Lotion oder Stick: Das Keratin der Haare wird durch den Chemie-Mix am Haarschaft aufgelöst und kann nach Ablauf der Einwirkzeit mit einem Schaber abgewischt werden. Hier ist es vor allem wichtig den optimalen Zeitpunkt zu erwischen, zu dem das Haar bereits ausreichend zersetzt und streichfähig geworden ist. Selten entspricht die tatsächliche Einwirkdauer der auf der Produktpackung angegebenen (meist 5-10 Minuten), da hier die individuelle Haardicke eine entscheidende Rolle spielt.

Dickes Männerhaar verlangt meist nach einigen Extraminuten. Mit längerer Einwirkung steigt allerdings auch die Gefahr von Hautirritationen, Jucken und Brennen - insbesondere in sensiblen Regionen wie unter der Achsel. Beim ersten Mal sollte die Creme daher an einer kleinen Hautstelle auf ihre Verträglichkeit getestet werden. Grundsätzlich eignet sich die Methode für alle haarigen Körperpartien, eine Wiederholung der Prozedur ist wie beim Rasieren bereits nach drei Tagen fällig. An der Beschaffenheit des Haares und dessen Wachstumsgeschwindigkeit ändert sich durch die Benutzung der Cremes langfristig nichts.


Der Epilierer - nichts für schwache Nerven!

Das Gerät mit den rotierenden Pinzetten zum ersten Mal auf die Haut aufzusetzen, verlangt einige Überwindung, und wer den Epilierer seiner weiblichen Badmitbenutzerin zunächst an Schamhaar oder Achsel testen wollte, erinnert sich meist mit Schrecken an diesen ersten und letzten Versuch. Die wichtigsten Regeln im Umgang mit der Furcht erregenden Maschine: Nur an den Beinen und eingeschränkt im Gesicht verwenden! In der Badehosenzone und unter dem Arm ist die Haut so zart, dass das Ziepen kaum auszuhalten ist. Auch verlangt die Mechanik der Pinzetten ein ausreichend dickes Haar von mittlerer Länge (0,4 bis höchstens 1cm), um richtig zuzupacken. Zur Vorbereitung der ersten Elektro-Epilation gehört also die Rasur mit dem Langhaarschneider.

Epiliert wird stets auf trockener, fettfreier Haut - und zwar VOR dem Duschen. Das Gerät möglichst senkrecht aufsetzen und dann in geraden Linien über die gespannte Haut bewegen. Nach der Anwendung sind die behandelten Stellen häufig etwas gerötet bzw. gereizt und sollten zunächst nicht mit Seife, Deo oder Parfum, dafür aber mit pflegenden Cremes behandelt werden. Durch das vorbereitende Auflegen von Kältekissen kann das Ziepen etwas gelindert werden. Regelmäßige Anwender(innen) behaupten, dass die Schmerzen nach mehrmaligem Gebrauch nachlassen, was auf den feiner gewordenen Haarwuchs zurückzuführen ist. Beim Epilieren wird das Haar im Idealfall mitsamt seiner Wurzel gezupft und bleibt etwa einen Monat verschwunden. In der Praxis gelingt dies jedoch nur bei einem Teil der Haarpracht, weshalb schon nach zwei Wochen das etwas lichter gewordene Feld erneut gemäht werden muss.


Wachs - Zähne zusammenbeißen und ausreißen
 

Die Verwendung von Wachs ist vor allem für die furchtlosen Männer unter uns geeignet, die wenig Zeit für die Haarentfernung aufwenden wollen und dafür bereit sind, Schmerzen in Kauf zu nehmen. Zur Verfügung stehen verschiedene Präparate deren gemeinsames Prinzip das flächige Ausreißen der Haare ist. Warmwachs wird durch Erhitzen weich gemacht, in Richtung des Haarwuchses aufgetragen und mit einem Stoffstreifen bedeckt. Nach dem Aushärten sind die Haare fest umschlossen und werden mit kräftigem Ruck parallel (!) zur Haut, entgegen dem Strich, inklusive Wurzel ausgerissen. Etwas praktischer sind fertig präparierte Kaltwachs-Produkte, die einfach aufgedrückt und abgezogen werden.

Einige Männer erinnern sich vielleicht an Kindertage, als ihnen das Pflaster vom Knie gezogen wurde - genau so, nur etwas schlimmer fühlt sich das Wachsen an. Wen das nicht schreckt, der wird mit rund vierwöchiger Haarlosigkeit an den behandelten Stellen belohnt. Grundsätzlich kann Wachs an sämtlichen Haarzonen eingesetzt werden, allein der Schmerzfaktor variiert von Region zu Region. Besonders beliebt ist die Methode am Rücken, wo der Rasierer nicht hinreicht. Frau oder Freundin können sich dann einmal pro Monat für Erduldetes rächen.

Vor der Mutprobe sollte die Haut gewaschen, das heißt fettfrei sein. Weil das Haar eine Mindestlänge von einem Zentimeter haben muss, ist vor dem nächsten Wachsen eine gewisse Zeit des Wuchses nötig - und permanente Glätte daher nicht möglich. Die ersten nachkommenden Haare sind etwas weicher und dünner als die letzte Generation, langfristig wächst jedoch wieder der alte Pelz. Männer, die es gern wohlriechend haben, können auch Halawa verwenden: Die alten Ägypter nutzten das gummiartige Gemisch aus Zucker, Zitronensaft und Ölen statt Wachs zur Körperpflege.


Laser & Blitze - Glatze forever!

Permanente Haarentfernung verspricht die Anwendung von Lasern und Blitzlampen. Das Prinzip der verschiedenen Geräte ist stets gleich: Ein Lichtimpuls hoher Energiedichte wird auf die Haut geschossen und erwärmt die im Haar enthaltenen dunklen Pigmente (Melanin). In der Folge werden die tiefen Wachstumszellen der Haarwurzel kurz aufgekocht und sterben ab. War das Manöver erfolgreich, wächst dort nichts mehr.

Allerdings: Nur jene 30% der Haare, die sich gerade in der Wachstumsphase befinden, reagieren empfindlich auf den Hitzeschock, der Rest bleibt bestehen. Für ein kosmetisch befriedigendes Ergebnis sind also mehrere Anwendungen notwendig, mindestens vier, meist aber mehr. Bei Preisen um die 100 Euro pro Sitzung - je nach Körperregion und Anbieter von € 70,- für die Achsel bis € 1.000,- für die Ganzkörperbehandlung - kann so ein erkleckliches Sümmchen zusammenkommen. Ein weiterer Nachteil der Lichtepilation ist es, dass nur dunkle, melaninhaltige Haare entfernt werden können.

Da Laser ihr Licht nur in einer einzigen, konstanten Wellenlänge emittieren, ist ihre Eindringtiefe in die Haut ebenfalls konstant. Blitzlampen senden dagegen Lichtimpulse eines weiteren Spektrums und entfalten so eine größere Tiefenwirkung. Auch in ihrer Energiedichte unterscheiden sich die Geräte voneinander. Anbieter der moderneren Blitzlampen behaupten, dass ihre Technik schneller zum Ziel führt und weniger Nebenwirkungen verursacht - wissenschaftlich bewiesen ist dies jedoch noch nicht.

Zur Vorbereitung der Licht-Epilation gehört die Rasur am Vortag. Bei der Behandlung selbst wird die Haut durch Kaltluft oder Gel gekühlt und die Schmerzen halten sich im Rahmen. Eine lokale Betäubung ist nicht notwendig. In seltenen Fällen können Nebenwirkungen auftreten, die sich aber meist auf lokale Rötungen und Schwellungen beschränken und rasch verschwinden. Sehr seltene Behandlungsfolgen sind Narben, Änderungen der Hautpigmentierung (helle oder dunkle Flecken) und das Nachwachsen hellerer und dünnerer Haare, die mit der Licht-Epilation nicht erwischt wurden.

Der Erfolg zeigt sich erst innerhalb der nächsten Tage, wenn die behandelten Stellen lichter werden. Dies allerdings für immer. Bis zum nächsten Termin sollten vier bis sechs Wochen vergehen, eine Zeit, in der auf konsequenten Sonnenschutz zu achten ist (Sunblocker mit LSF 60-100)! Vor dem Badeurlaub noch schnell zur Licht-Epilation zu gehen, ist also keine gute Idee.


Nadelepilation - die Lösung für Blonde

Permanente Haarentfernung mit Licht ist bei weißhaarigen und sehr blonden Männern wegen der fehlenden Melanin-Pigmente nicht möglich. Sie müssen auf eine ältere Methode zurückgreifen, um ihre Haarpracht für immer los zu werden. Und das bedeutet leider, Schmerz und Geld zu investieren: Bei der Nadelepilation wird eine dünne Nadel in die Haarwurzel eingestochen, unter Strom gesetzt und die Wachtumszellen auf diese Weise "gegrillt". Da jedes Haar einzeln behandelt wird, ist das Verfahren sehr zeitaufwändig. Bis die Haut glatt erscheint, können Monate vergehen und tausende Nadelstiche sind zu ertragen.

Autor: Jochen Niehaus (Arzt)