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Der Weltklimarat IPCC hat seine Warnungen vor einer gefährlichen Erderwärmung nochmals verschärft: Es drohe ein um gut ein Drittel höherer ... Außerdem sei zu befürchten, dass die Weltgemeinschaft bei der Begrenzung des Temperaturanstiegs ihr Zwei-Grad-Ziel verfehlen wird.

Die Meeresspiegel könnten bis zum Jahr 2100 je nach Szenario um 26 bis 82 Zentimeter steigen, warnt der IPCC im ersten Teil seines fünften Sachstandsberichts. In seinem vorherigen Rapport von 2007 hatte der IPCC noch Anstiege von 18 bis 59 Zentimetern vorhergesagt.

Zur Erderwärmung bis zum Ende dieses Jahrhunderts stellte der IPCC vier Szenarien vor. Das optimistischste umfasst eine Spanne zwischen 0,3 und 1,7 Grad Celsius, im Schnitt also 1,0 Grad. Das schlimmste Szenario kommt dagegen auf einen Temperaturanstieg zwischen 2,6 und 4,8 Grad, im Mittel also 3,7 Grad. Bei all diesen Werten muss noch berücksichtigt werden, dass die Durchschnittstemperatur im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter bereits um etwa 0,8 Grad angestiegen ist. Dies müsste also noch zu den IPCC-Schätzungen hinzugerechnet werden.

Bei einem dann vorliegenden Temperaturanstieg um mehr als zwei Grad fürchten Wissenschaftler kaum beherrschbare Umweltfolgen wie etwa häufigere Dürren und Stürme. In den Beratungen über ein neues weltweites Klimaschutzabkommen, das bis 2015 stehen soll, hatte sich die internationale Gemeinschaft daher grundsätzlich auf das Zwei-Grad-Ziel verständigt.
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon sagte, der neue "unparteiische" Bericht des IPCC sei eine wesentliche Grundlage für ein neues ehrgeiziges Klimaschutzabkommen. Der Co-Vorsitzende der Arbeitsgruppe I des IPCC, Thomas Stocker, mahnte in Stockholm: "Eine Begrenzung des Klimawandels erfordert eine substantielle und anhaltende Verringerung der Treibhausgasemissionen."
Dass der Mensch die Hauptverantwortung für die Erderwärmung trägt, hält der IPCC mittlerweile zu 95 Prozent für sicher. Im vierten Sachstandsbericht hatte das UN-Gremium die Wahrscheinlichkeit noch mit 90 Prozent angegeben.

Kerry nannte die IPCC-Befunde "einen weiteren Weckruf". "Diejenigen, die der Wissenschaft widersprechen oder sich vor Taten drücken, spielen mit dem Feuer", erklärte der Minister, in dessen Land Klimaskeptiker besonders einflussreich sind.
Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) drang in Berlin darauf, dem Klimaschutz bei den bevorstehenden Koalitionsverhandlungen einen hohen Stellenwert einzuräumen. Regierungssprecher Seibert sagte, Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wolle ihre ehrgeizige Klimapolitik fortführen.

Die Grünen-Fraktionsvorsitzende Renate Künast erklärte hingegen, Deutschland dürfe "nicht länger klimapolitisch ausfallen" und die "Energiewende verzögern". Der WWF forderte die Bundesregierung auf, die Energiewende entschieden voranzutreiben.
Hilfsorganisationen wie Brot für die Welt, Oxfam und Care hoben hervor, dass der Klimawandel vor allem die ärmsten Menschen treffe. Die Leiterin des UN-Klimasekretariats, Christiana Figueres, erklärte in Bonn, wenn nun die notwendigen Schlüsse aus dem Bericht gezogen würden, sei noch ein "Erfolg möglich".

Die 36-seitige Zusammenfassung des ersten Berichtsteils hatten die 195 Mitgliedsstaaten des IPCC seit Montag Wort für Wort verabschiedet. Der Teilbericht beschäftigt sich mit den klimatischen Veränderungen und deren Ursachen. Kommendes Jahr folgen die beiden Berichtsteile zu den Auswirkungen des Klimawandels und Anpassungsstrategien sowie zu den Möglichkeiten einer Abmilderung des Klimawandels.

Der IPCC war 1988 gegründet worden, um die politischen Entscheidungsträger in aller Welt möglichst objektiv über den Stand der Klimaforschung zu informieren. Das Gremium forscht nicht selbst, sondern trägt die Ergebnisse in seinen Sachstandsberichten zusammen. Am neuen Bericht haben 830 Hauptautoren in aller Welt mitgearbeitet, darunter 40 deutsche Experten.