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Wechsel und Wallung gehören zusammen wie Pech und Schwefel. Wir zeigen, wie die Wechseljahre dennoch zu mehr Lebensqualität führen können!

Das Klimakterium ist nichts anderes als die Pubertät. Nur halt andersrum. Nach dem Pubertäts-Gewitter liegt das pralle Leben wie ein einziges Versprechen vor einem. Nach dem Wechsel-Sturm katapultiert es in das sogenannte beste Alter. Frau ist dann doch schon recht durchgeschüttelt, fallweise auch enttäuscht vom prallen Leben und darum wohl auch geläutert und gelassen. Im besten Fall lässt sie es sich mit gutem Gewissen gut gehen und ist auch weniger streng zu sich selbst. Univ.-Doz. Dr. Susanne Taucher, Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe, Fachärztin für Chirurgie und Oberärztin am Krankenhaus Hall in Tirol (www.mammagyn.at), erklärt in GESÜNDER LEBEN alle Fakten rund um das Klimakterium und die Menopause.

GESÜNDER LEBEN: Was genau passiert im Körper der Frau im Klimakterium?
Susanne Taucher: Das Klimakterium ist eine Zeit der Umstellung, in der die Eierstöcke ihre Hormonproduktion einstellen. Das führt dazu, dass der Zyklus der Regelblutungen unregelmäßig wird und schließlich ganz aufhört.

GL: Und wie äußert sich das?
Taucher: Der Zyklus verändert sich. Es können Hitzewallungen, Schweißausbrüche, Stimmungsschwankungen, Kopfschmerzen, Herzklopfen, Konzentrations- und Schlafstörungen sowie Gewichtsveränderungen, Inkontinenz, Trockenheit der Scheide und Schwankungen des sexuellen Verlangens auftreten. Nicht alle diese Symptome müssen unmittelbar mit der hormonellen Umstellung zusammenhängen. Oft sind die Wechseljahre verbunden mit Veränderungen in anderen Bereichen des Lebens. Es ist eine Zeit, wo häufig die Kinder das Haus verlassen, die eigenen Eltern krank werden oder sterben und Probleme in der Partnerschaft oder im Berufsleben auftreten. Daher sind nicht alle Veränderungen rein auf die hormonelle Umstellung zurückzuführen.

GL: Bei vielen Frauen kündigen extrem starke Blutungen das Klimakterium an. Woran liegt das?
Taucher: Die hormonelle Umstellung im Wechsel führt zu einem Absinken des Östrogenspiegels und damit immer häufiger zu einem Ausbleiben des Eisprungs. Bei einem sogenannten „anovulatorischen Zyklus“ wird zu wenig Progesteron produziert, sodass die Schleimhaut in der Gebärmutter hoch aufgebaut wird und schließlich eine starke Monatsblutung resultiert.

GL: In welchem Alter kommen Frauen in den Wechsel?
Taucher: Üblicherweise zwischen dem 45. und 60. Lebensjahr. Im Durchschnitt haben Frauen mit 51 Jahren die letzte Regelblutung.

GL: Warum wird ein Hormonstatus erhoben? 
Taucher: Der Hormonstatus ist nur eine Momentaufnahme und starken Schwankungen ausgesetzt. In Zusammenschau mit den Symptomen kann der Hormonstatus helfen, die richtige Diagnose zu stellen bzw. eine medikamentöse Therapie in ihrer Wirksamkeit zu überprüfen.

GL: Wie lange dauert der Wechsel? 
Taucher: Die Wechseljahre können bis zu 15 Jahre lang dauern. Beschwerden müssen jedoch nicht über den gesamten Zeitraum auftreten.

GL: Heute wird aufgrund der Erhöhung des Brustkrebsrisikos zum großen Teil auf den Einsatz von Hormonen verzichtet. Gibt es dennoch Gründe, die dafür sprechen? 
Taucher: Eine Hormonersatztherapie kann ein wahrer Segen sein für Frauen, die unter heftigen Wechselbeschwerden leiden. Sie ist wirksam gegen Hitzewallungen, Schlafstörungen, Libidoveränderungen, Trockenheit der Schleimhaut, depressive Verstimmungen … Zusätzlich wird bei frühem Beginn das Herzinfarktrisiko reduziert und eine primäre Osteoporoseprävention ermöglicht. Es muss jedoch regelmäßig eine Nutzen/Risikoeinschätzung erfolgen, die geringste wirksame Dosis verwendet werden und die Behandlung so früh wie möglich beendet werden.

GL: Was kann frau gegen Wechselbeschwerden machen? 
Taucher: Ein gesunder Lebensstil mit viel Bewegung an der frischen Luft und ausgewogener Ernährung (Vitamin-D- und kalziumreich) kann helfen, die Beschwerden zu mildern. Da das Herzinfarkt- und Osteoporoserisiko nach der Menopause steigt, ist dies gleichzeitig eine wirksame Prophylaxe gegen diese Erkrankungen. Wichtig ist darüber hinaus, dass Sie nicht rauchen und Stress vermeiden. Zusätzlich gibt es eine ganze Reihe von pflanzlichen Mitteln, wie Traubensilberkerze, Mönchspfeffer und Salbei. Am wichtigsten erscheint mir aber, den Wechsel als Chance für eine Veränderung wahrzunehmen. Frauen sind jahrzehntelang umzingelt von den Bedürfnissen ihrer unmittelbaren Umgebung; der Wechsel sollte Anlass sein, um eigene Bedürfnisse wieder wahrzunehmen und zu befriedigen. Die erste Frage muss heißen: „Was tut mir gut?“

GL: Stimmt es, dass auch Männer Wechseljahre haben? 
Taucher: Ja, es stimmt. Auch Männer können in der Mitte ihres Lebens an einer hormonellen Umstellung mit einem Absinken des Androgenspiegels leiden.

Quelle: gesünderleben.at
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