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Parodontitis
(Entzündung des Zahnhalteapparates)

Die Parodontitis ist eine durch Bakterien bedingte, übertragbare, entzündliche Erkrankung des Zahnhalte-Apparates (Parodontium), der sich aus dem Zahnfleisch, dem Alveolarknochen und dem Faserapparat zusammensetzt.

Entstehung und Verlauf der Erkrankung werden wesentlich von der allgemeinen gesundheitlichen Verfassung und anderen individuellen Faktoren beeinflusst: So spielen etwa der Lebensstil (Stress, Rauchen), genetische Disposition (Vererbungsfaktoren) und Allgemeinerkrankungen (z.B. Diabetes) eine Rolle. In Abhängigkeit von der Art der verursachenden Bakterien verläuft die Krankheit chronisch langsam oder auch akut und aggressiv. Neben Karies gilt Parodontitis als die häufigste Ursache für Zahnverlust im Erwachsenenalter. In seltenen Fällen entsteht eine Parodontitis schon bei Jugendlichen.


Wie kommt es zu einer Entzündung des Zahnhalteapparates?

Parodontitis entwickelt sich auf Basis einer Gingivitis (Zahnfleisch-Entzündung), die ihrerseits durch eine bakterielle Mischinfektion, den Biofilm (Zahnplaque) ausgelöst wird. In etwa zehn Prozent der Fälle greift die Zahnfleisch-Entzündung auf den Zahnhalteapparat über. Durch den Zerfall von elastischen Fasern vertieft sich die Zahnfleischtasche, die Entzündung greift auf den knöchernen Anteil des Parodontiums über - es entsteht ein Knochendefekt. In diese Taschen lagert sich wiederum Zahnbelag ein und der Prozess schreitet in Richtung Wurzelspitze fort.


Woran kann man eine Parodontitis erkennen?

Die Entzündung macht sich bemerkbar durch:

  • bläulich-rot verfärbtes Zahnfleisch
  • glasiges, leicht blutendes Zahnfleisch
  • Zahnfleischtaschen mit einer Tiefe von mehr als 3 mm
  • Zahnwanderung, Lückenbildung, Zahnfleischschwund
  • Mundgeruch
  • "Längerwerden" der Zähne, Freilegung der Zahnhälse
  • Lockerung der Zähne bis zum Zahnausfall

Wie wird die Erkrankung diagnostiziert?

Die Diagnose "Parodontitis" ist möglich durch

  • die Inspektion der Mundhöhle
  • die Messung der Sondierungstiefe (Parodontalsonde)
  • die Bestimmung des Lockerungsgrades der Zähne sowie
  • Röntgenaufnahmen

Eine parodontale Grunduntersuchung (PGU) stellt jegliche Art von Parodontal-Erkrankungen fest und sollte Grundlage jeder zahnärztlichen Routineuntersuchung sein.

Der Schweregrad einer Parodontitis wird im Wesentlichen durch die Feststellung der Blutungsneigung und die Messung der Tiefe von Zahnfleischtaschen (Sondierungstiefe) festgelegt. Dies erfolgt mithilfe einer genormten Parodontalsonde unter Ausübung eines genormten Drucks.

Ein ausführlicher Parodontalstatus befundet die Ausdehnung von Zahnbelägen (Plaque, Biofilm) und Zahnstein, weiters die Zahnbeweglichkeit, den Furkationsbefall (Wurzelteilungen bei mehrwurzeligen Zähnen), Eiterungen, die Breite des festgewachsenen Zahnfleischanteils, Zahnfleischspalten (Clefts) usw.

Eine gelenksbezügliche Montage von Modellen des Ober- und Unterkiefers im sogenannten Artikulator (Vorrichtung zur Simulation der Kiefergelenksbewegung), eine Gelenksvermessung sowie eine Fernröntgen-Analyse dienen der Beurteilung von möglichen Fehlbelastungen der Zähne.

Durch Abstriche aus der Zahnfleischtasche ist eine Bestimmung der an der Entzündung beteiligten Bakterienarten möglich.


Wie wird die Parodontitis behandelt

Die Therapie der Parodontitis verläuft in mehreren Phasen - abhängig auch vom Schweregrad der Erkrankung. Die frei zugänglichen Zahnoberflächen müssen perfekt gereinigt und poliert sein: Häusliche Mundhygiene muss erlernt werden. Verschiedene Hilfsmittel, insbesondere zur Reinigung der Zahnzwischenräume sind hierfür unerlässlich.

Eine regelmäßige professionelle Zahnpflege durch speziell ausgebildete Fachkräfte (Prophylaxe-Assistentin) sorgt für glatte Zahnoberflächen sowie Füllungs- und Kronenränder ohne raue Stellen. Die tiefen Zahnfleischtaschen müssen von allen bakteriellen Ablagerungen befreit werden. Dunkle, harte Ablagerungen auf der Wurzelfläche, die sogenannten Konkremente, müssen vom Zahnarzt bis zum Taschenboden akribisch genau entfernt werden, gegebenenfalls auch nach Aufklappen des Zahnfleisches unter direkter Sicht (Lappenoperation).

Bei aggressiven Formen der Parodontitis ist oft auch eine gezielte antibiotische Therapie sinnvoll, um Bakterien aus dem Gewebe und dem Knochen entfernen zu können. Bei starker Zerstörung des zahntragenden Knochens sind Maßnahmen zur Knochenregeneration möglich (künstlicher Knochen, Schmelzmatrixprotein, Membranen), die von auf Parodontologie spezialisierten Zahnärzten durchgeführt werden können. Auch eine Deckung von freiliegenden Zahnhälsen (Rezessionen) ist durch Bindegewebstransplantate aus dem Gaumen oder durch Verschiebeplastiken möglich.

Bei akuten, geschwürig nekrotisierenden Zahnfleischerkrankungen, die oft unter Stressbedingungen (Prüfungen) oder bei Auslandsaufenthalten (geänderte Ernährungsbedingungen) auftreten und mit starkem Krankheitsgefühl, Fieber und Lymphknotenschwellungen einhergehen, ist rasche Hilfe mit Antibiotika und vorsichtiger gründlicher Zahnreinigung nötig, um einen Zerfall von Zahnfleischpapillen zu verhindern. Bei schmerzhaften Zahnfleisch-Abszessen zeigt das Ölziehen nach Dr. Karach (morgendliche Mundspülungen mit hochwertigen Pflanzenölen) oft schnelle Wirksamkeit. Es begünstigt die Heilung von allen Zahnfleischentzündungen, ohne die Bakterienflora zu beeinflussen.

Kieferorthopädische Maßnahmen können bei entzündungsfreien Verhältnissen zu einer Verbesserung der Knochenarchitektur beitragen. Durch eine Regulierung der Zähne sollen harmonische Zahnbögen erzeugt werden, die Patientinnen und Patienten die Reinigung erleichtern (Beseitigung von Lücken und Engständen). Ein optimales Zusammenpassen von Ober- und Unterkiefer, ein harmonisches Vorbeigleiten des Unterkiefers am Oberkiefer soll Fehlbelastungen der Zähne vermeiden.


Was ist ansonsten noch zu beachten?

Die Parodontitis ist eine Allgemeinerkrankung - der Körper kann sich gegen den Angriff der auslösenden Bakterien besser wehren, wenn der persönliche Speiseplan vermehrt basische Kost vorsieht und Vitamine sowie Mineralstoffe in ausreichender Menge vorhanden sind. Stress sollte nach Möglichkeit reduziert werden, das Rauchen unbedingt eingestellt werden (gegebenenfalls mithilfe von Psychologen). Die individuelle Kiefergelenkssituation muss dabei berücksichtigt werden.

Parodontitis kann von sich aus Allgemeinerkrankungen verursachen: Bakterien aus den Zahnfleischtaschen können in die Blutbahn gelangen und zu einer Veränderung von Gefäß-Innenwänden führen: Herzinfarkt, Schlaganfall, Lungenprobleme, untergewichtige Neugeborene sind die mögliche Folge.

Auch nach optimaler und kompromissloser Behandlung der Parodontitis ist eine lebenslange Erhaltungstherapie notwendig. Professionelle Zahnpflege in regelmäßigen, individuellen Intervallen (Recall) ist angezeigt.