Der französische Spiele-Publisher Ubisoft ("Anno 1404", "Splinter Cell", "Die Siedler", "Assassin's Creed") wird Computerspielern künftig ein rigides Kopierschutzsystem vorsetzen. Wie bei der Online-Vertriebsplattform "Steam" müssen sich Gamer künftig ein Konto bei "Ubi.com" erstellen, um einen frisch erworbenen Titel spielen zu können. Damit einhergehend kommt der Zwang, während des Zockens ständig mit dem Internet verbunden zu sein.
Laut einer FAQ-Seite zum neuen Kopierschutzsystem hat der Verbindungszwang, der Ubisoft zufolge selbst mit der langsamsten ADSL-Verbindung tadellos funktionieren soll, diverse Vorteile: So werden die Spielstände nicht nur auf dem heimischen Rechner, sondern auch auf den Servern des Unternehmens gespeichert. Ausserdem ist es dank des neuen Services nicht mehr nötig, die Spiel-DVD im Laufwerk zu haben, so Ubisoft. Schliesslich könne das Spiel noch auf beliebig vielen Rechnern installiert werden, da sich der Käufer aufgrund des Kontos als rechtmässiger Nutzer identifiziert und von überall Zugriff auf seine Spielstände hat. Immerhin: Umstrittene Kopierschutzprogramme wie Starforce oder Securom haben vorerst bei Ubisoft ausgedient.
Die Kehrseite der Medaille: Offline-Spielen ist im Vergleich zur Konkurrenzplattform Steam nicht möglich. Ubisoft begründet dies mit der Savegame-Problematik und den Verzicht auf den Datenträger im Laufwerk. Kommt es während des Zockens zu einer Verbindungsunterbrechung, pausiert das Programm, während es im Hintergrund versucht, die Verbindung wiederherzustellen. Gelingt das nicht, wird beim nächsten Spielstart entweder vom letzten Sicherungspunkt aus weitergespielt oder aber direkt von der Absturzstelle.
Gebrauchtmarkt ade
Sollte der Kopierschutz irgendwann mal abgestellt werden, möchte Ubisoft Patches für die entsprechenden Programme anbieten. Ob mit den Patches ein anderer Kopierschutz wie die oben genannten Securom oder Starforce wieder aufgespielt werden, ist nicht bekannt. Die Privatsphäre soll der Service nicht verletzen, angeblich werden ausser den Spielinformationen keinerlei sonstige Daten an den Publisher oder Drittfirmen übermittelt. Auch die Leistung des Rechners werde nicht beeinflusst, schreibt Ubisoft in der FAQ.
Der schwarze Peter geht an den Kunden
Unterm Strich ist der ehrliche Kunde wieder mal der Leidende im ewigen Kampf Industrie gegen Raubkopierer. Die vermeintlichen Vorteile sollten eigentlich selbstverständlich sein, während der Online-Zwang eher Fragen aufwirft denn Verständnis hervorruft: Was, wenn die Savegames ein paar hundert MByte gross sind; wird die Synchronisierung mit den Ubisoft-Servern die Spielleistung beinträchtigen? Was, wenn die Server gewartet werden müssen; ist dann ein Spielen unmöglich? Und hat Ubisoft an die Kunden gedacht, die entweder kein DSL haben oder aber deren Rechner gar nicht mit dem Internet verbunden ist? Wie sieht es mit Importtiteln aus, da bei der Registrierung das Herkunftsland angegeben werden muss; sind sie noch abspielbar, oder werden sie aufgrund der Ländereinstellung des Profils automatisch lokalisiert, schlimmstenfalls zensiert?
Eine klare Antwort gibt es auf die vielen offenen Fragen bisher nicht, auf Anfrage von magnus.de wurde von einer Ubisoft-Sprecherin nur auf die FAQ verwiesen. Genausowenig konnte keine Auskunft zu den ersten Titeln gemacht werden, die mit dem neuen Kopierschutz versehen werden. Das Unternehmen selbst hofft auf das Verständnis der Kunden für das restriktive, kundenunfreundliche Vorgehen. Im letzten Punkt der FAQ heisst es diesbezüglich:
"Why is Ubisoft forcing their loyal customers to sign up for a Ubisoft account when they don't want to give their private data and only play single player games?"
We hope that customers will feel as we do, that signing up for an account will offer them exceptional gameplay and services that are not available otherwise.
Ob sich die Firma damit wirklich Sympathiepunkte erhascht, darf mehr als bezweifelt werden.
Wird nachfolgend als Archiv gehandelt, da wichtige Informationen gezeigt werden.