Information Ubuntu für Netbooks
Netbooks stellen eigene Anforderungen: Ihre Netzwerk-Chips brauchen spezielle Treiber, die kleinen Displays einen angepassten Desktop. Easy Peasy bringt Ubuntu 8.10 dazu passend in Form.

Netbooks haben sich als platz- und kostensparende Alternative zu den grösseren Notebooks etabliert. Die sparsamen Ressourcen bieten gute Chancen für Linux, das sich detailliert anpassen und verschlanken lässt. Asus lieferte bereits die erste Generation seines Eee PC Ende 2007 mit einem angepassten Xandros OS aus. Der kommerzielle Debian-Ableger konnte bewanderte Linux-Anwender zwar nicht völlig überzeugen, hat aber einige Entwicklungen angestossen, die heute bei allen grossen Distributoren hohe Prioritäten haben – etwa ein parallelisierter Bootprozess und eine alternative GUI für den Desktop auf kleinen Displays.

Linux bei den Liliputanern
Auf der Basis verbreiteter Distributionen entstand im Laufe des letzten Jahres eine recht grosse Zahl an unabhängigen Projekten, um verschiedene Linux-Versionen fit für Netbooks zu machen. Eine eigene Distribution ist deshalb nötig, weil herkömmliche Linux-Systeme meist nur mangelhafte Unterstützungfür die Netbook-Hardware mitbringen. Hersteller-Treiber sind nicht immer rechtzeitig vorhanden, um es in die festen Erscheinungszyklen grosser Distributionen zu schaffen. Und das Nachinstallieren von Treibern und Zusatzpaketen – etwa fürs Netzwerk oder WLAN – führt bei fehlender Internet-Verbindung oft zum Henne-Ei-Problem. Einige Entwickler haben daher im letzten Jahr bekannte Distributionen speziell an die Hardwareder kleinen Mobilrechner angepasst und mit den nötigen Treibern und Installations-Scripts erweitert. Easy Peasy ist eines der ausgereiften Linux-Systeme, von dem man weiterhin hören wird.
Ubuntu für Netbooks
Steht nicht mehr Ubuntu drauf, steckt aber weiterhin Ubuntu drin: Easy Peasy ist nichts anderes als die aktuelle Inkarnation von Ubuntu Eee, einer auf Ubuntu 8.10 basierenden Linux-Distribution speziell für Netbooks der Asus-Eee-Serie. Das Projekt begann Ende 2007 recht bescheiden als Script-Sammlung, um unter Ubuntu benötigte Treiber für Eee-Hardware nachzuinstallieren. Ein halbes Jahr später lag das erste volle Release von Ubuntu Eee vor, doch der gewählte Name rief schnell Canonical auf den Plan, die dem Entwickler wegen Verletzung eingetragener Warenzeichen eine Umbenennung nahelegten. Das Projekt heisst ab jetzt „Easy Peasy“ – eine etwas alberne Wahl, und will zudem künftig auch Netbooks anderer Hersteller unterstützen. Der Popularität hat die Umbenennung von Easy Peasy keinen Abbruch getan: Eine Viertel Million Downloads verzeichneten die Entwickler bisher bei der aktuellen Version 1.0, die Ubuntu 8.10 mit der platzsparenden Oberfläche Ubuntu Netbook Remix liefert. Dazu kommen spezielle Kernel-Module und Treiber für Netzwerk, WLAN, Webcam und Sound, damit das Systemohne grossen Konfigurationsaufwand auf Netbooks mit ihrer doch sehr speziellen Hardware funktioniert. Momentan unterstützt dieses Ubuntu-Derivat den Asus Eee PC 700, 701, 900, 901 und 1000.
Alles ganz easy auf dem Desktop.
Alles ganz easy auf dem Desktop.
Pakete des Netbook-Remix
Eine Besonderheit von Easy Peasy ist die Netbook-Remix-Oberfläche von Canonical, die exakt auf die kleinen Bildschirme passt. Netbook Remix stellt spezielle Komponenten für den Gnome-Desktop bereit, versieht diesen mit einem platzsparenden Theme und zusätzlichen Programmen. Die Entwickler von Canonical stellen die Komponenten von Netbook Remix als DEB-Pakete in einem eigenen Repository bereit, so dass sich auch die Oberfläche eines bereits installierten Ubuntu-Systems mit wenigen Paketen verwandeln lässt.
Easy Peasy hat die Komponenten bereits an Bord und bietet ein platzsparendes GTK-Theme mit reduzierten Schriftgrössen. An die Stelle des Desktop-Hintergrunds rückt der Ubuntu Netbook Remix Launcher, ein bildschirmfüllendes, dreispaltiges Menü für häufig benötigte Anwendungen und Orte zur schnellen Navigation. Der Launcher nutzt die C-Bibliothek Clutter, die die grafische Darstellung über Open GL erledigt, um dezente grafische Effekte über 3D-fähige Grafik-Chips auszugeben, ohne die CPU zu belasten. Das macht den Launcher allerdings inkompatibel mit den 3D-Effekten von Compiz, was sich auf Netbooks mangels potenter GPU aber verschmerzen lässt.
Der Desktop-Daemon Maximus sorgt dafür, dass Anwendungen nach dem Start stets maximiert dargestellt werden. Statt der klassischen zwei Panels bietet Gnome im Netbook Remix nur ein oberes Panel, wo das Window-Picker-Applet alle geöffneten Fenster platzsparend in der Taskleiste darstellt und die jeweiligen Titelleisten mit den Schaltflächen verschmilzt. Das Go-Home-Applet ersetzt das übliche Anwendungsmenü und gibt bei einem Klick stattdessen den bildschirmfüllenden Launcher frei. Programmverknüpfungen, die Sie auf dieses Applet ziehen, landen automatisch in der Favoriten-Liste des Launchers. Der mitgelieferte Kernel 2.6.27 ist die speziell angepasste Eee-Version von Array und hat wichtige Treiber an Bord.



So installieren Sie Easy Peasy

Start auf dem Netbook
Easy Peasy ist ein Live-System, so dass Sie die Distribution auch ohne Installation erst mal bequem ausprobieren können. Je nach vorhandener Hardware bieten sich verschiedene Startmöglichkeiten an. Im Netz finden Sie die ISO-Datei (865 MB), die Sie auf eine DVD brennen können, falls das Netbook über ein externes optisches Laufwerk verfügt. Ist das nicht der Fall, dann benötigen Sie ein USB-Medium, etwa einen Stick ab 1 GB Speicherplatz, um das Image darauf zu übertragen. Transfer und Einrichtung eines bootfähigen Systems auf dem Stick sind recht einfach: Das Tool Unetbootin führt alle nötigen Schritte automatisch aus. Das Tool steht auch als Download für Linux bereit, als universell ausführbares sowie als DEB- und RPM-Paket, das sich leicht unter Ubuntu und Open Suse installieren lässt. Vor dem Start von Unetbootin stecken Sie das gewünschte USB-Medium an, das bereits mit FAT32 formatiert sein muss. Zum Ausführen von Unetbootin benötigen Sie unter Linux Administratorrechte und wählen dann im Feld „Diskimage“ die Datei easy_peasy.iso aus. Die verfügbaren USB-Medien werden automatisch erkannt und stehen unten im Auswahlfeld „Drive“ zur Verfügung. Ein Klick auf „OK“ startet den Transfer. Nach der Installation können Sie den Stick an Ihr Netbook anstecken und diesen damit booten.
Das Installationsprogramm führt das von Ubuntu bekannte Setup aus.
Das Installationsprogramm führt das von Ubuntu bekannte Setup aus.
Installation und Einrichtung
Beim Start des Live-Systems meldet sich der übliche Boot-Bildschirm von Ubuntu, an dem Sie die gewünschte Sprache auswählen. Der Desktop des Systems präsentiert sich dagegen gleich im Netbook-Remix-Stil und führt automatisch das Installationsprogramm aus, das Sie zum Testen der Distribution auch abbrechen können. Der Installer entspricht dem von Ubuntu und kann Easy Peasy mit wenigen Klicks permanent auf der Festplatte des Netbooks einrichten. Das Systemverlangt mindestens 2,7 GB freien Speicherplatz. Eine Internet-Verbindung ist von Vorteil, damit der Installer deutsche Sprachpakete gleich bei der Installation herunterladen kann. Danach starten Sie das System neu und landen wie gewohnt am Anmeldebildschirm von GDM. Nach der Anmeldung müssen Sie manuell den erneuten automatischen Start des Installers unterbinden – ein Bug, den Sie mit ein paar Klicks beheben: Wählen Sie dazu im Launcher „Einstellungen, Sitzungen“ und entfernen aus der Liste der Autostart-Programme den Eintrag „Ubiquity“.
Sollte Ihnen die Netbook-Oberfläche von Easy Peasy nicht zusagen, können Sie auch den normalen Gnome-Desktop verwenden, indem Sie ebenfalls unter „Einstellungen, Sitzungen“ die Einträge für „Maximus“ und „UME Desktop Launcher“ entfernen. Das obere Panel können Sie umgestalten, indem Sie über einen Rechtsklick die Netbook-Applets entfernen und mit einem Klick auf einen freien Bereich und „Hinzufügen“ etwa die Fensterliste und das ausklappbare Gnome-Hauptmenü einfügen. Das Gnome-Hauptmenü können Sie übrigens jederzeit mit <Alt>- <F1> anzeigen. Easy Peasy bietet breite Unterstützungfür die Hardware verschiedener Eee-PC-Modelle. Allerdings kann es sein, dass auf dem Eee PC 701/701SD, 702, 900/900A, 901 und 1000/1000H PCs die Spezialtasten nicht funktionieren. In diesem Fall hilft das Softwarepaket „eee-control“ weiter, das mit dem mitgelieferten Kernel problemlos zusammenarbeitet.
Mitgelieferte Programme
Easy Peasy erlaubt sich grössere Freiheit bei den mitgelieferten Programmen und setzt anders als das Original-Ubuntu nicht nur auf Open Source. Zwar sind Anwendungen wie Open Office, Firefox und Songbird mit von der Partie, aber beispielsweise auch das proprietäre Programm Skype und das Adobe-Flash-Plug-in. Auch die nötigen Codecs zum Abspielen von MP3 sind schon mit an Bord. Eine nette Ãœberraschung für mobile Surfer ist der neue Network-Manager von Ubuntu 8.10, bei dem auch die Anbindung an Mobilgeräte kein Hexenwerk mehr ist. Neben Netzwerk, WLAN, DSL und VPN-Verbindungen können Sie auch 3G-Verbindungen (GSM/CDMA/HSPA) im Feld „Mobiles Breitband“ konfigurieren. Hier eine Liste unterstützter Chips und Anbieter.
Den Bug beseitigt man durch herausnehmen des
Den Bug beseitigt man durch herausnehmen des "Ubiquity" aus dem Autostart.
Fazit
Als Ubuntu-basierende Distribution hat Easy Peasy den Vorteil, dass es mit regelmässigen Updates aus den Ubuntu-Repositories versorgt wird. Sie installieren diese wie gewohnt mit apt-get, Synaptic oder der Aktualisierungsverwaltung. Da SSDs von Netbooks nicht besonders gross sind, kann auf den Eee-PC-Modellen mit 4 GB der Platz für alle Programme knapp werden und eine eingeschränkte Software-Auswahl sinnvoll sein. Abgesehen von dem kleinen, schnell zu behebenden Bug, der das Installationsprogramm stets erneut automatisch ausführt, macht Easy Peasy einen ausgereiften Eindruck. Die Entwicklung von Version 2.0 ist bereits in Arbeit und basiert auf den Alphaversionen von Ubuntu 9.04 (Jaunty Jackalope). Ende April soll die neue Fassung fertig sein. Sie verspricht einen schnelleren Boot-Vorgang, das Ext4-Dateisystem und eine bessere Unterstützung für Intel Atom-CPUs der Diamondville-Architektur.