Information
Wirkungslos oder gefährlich: Arzneimittel aus dem Internet sind zum grossen Teil Fälschungen. Bis dato unterschätzten Herr und Frau Österreicher die Bedrohung - die auch nicht leicht auszumachen ist. Optisch kann ein gefälschtes von einem echten Medikament sehr oft nicht unterschieden werden. Eine Informationsoffensive von Apothekerkammer und Finanzministerium unter dem Titel "Auf der sicheren Seite" soll nun über die Risiken informieren.
 

Derzeit gehen viele Konsumenten sehr unbedarft an Online-Bestellungen heran. Meist gehen sie davon aus, ein paar Euro zu sparen und idente oder zumindest gleichwertige Produkte wie in der heimischen Apotheke zu erwerben. Mitnichten: 95 Prozent der von Behörden aufgegriffenen Medikamente aus dem Internet sind Fälschungen. Enthalten sind neben falsch dosierten Wirkstoffen unter anderem Kot, Staub, und nicht selten gesundheitsgefährdende Gifte. Ganz zu schweigen davon, dass Beratung und Beipackzettel meist fehlen.

Der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge boomt der Online-Handel mit gefälschten Medikamenten: derzeit wird weltweit ein jährlicher Umsatz von rund 58,9 Milliarden Euro erzielt. Die Gewinnspanne ist enorm. Hergestellt wird der Grossteil in Indien, Thailand und China.

Schamgefühl und vermeintliche Kostenersparnis

Warum der Kunde das Internet dem Gang in die Apotheke vorzieht, hat mehrere Gründe. Jedenfalls geht es nicht nur um eine vermeintliche Kostenersparnis, erläuterte der Präsident der Österreichischen Apothekerkammer, Heinrich Burggasser, im Rahmen einer Pressekonferenz in Wien. Zu den am häufigsten online erworbenen Mitteln zählen Potenz-, Haarwuchs-, Diätpillen und Antidepressiva. Gerade in ländlichen Gebieten spiele wohl auch Schamgefühle eine Rolle.

Fälschungen wirkungslos bis tödlich

"Die Menschen sparen am falschen Platz" meinte Staatssekretär Reinhold Lopatka (ÖVP). "Sie spielen mit ihrer Gesundheit". Experten sehen dringenden Handlungsbedarf und setzen vor allem auf Aufklärung. Denn niemand kann einschätzen, ob und wie die auf dubiosem Wege gekauften Pillen wirken. Burggasser ergänzte: "Internet-Arzneien können tödlich oder wirkungslos sein". Oder auch beides: Es wurden auch schon gefälschte Krebs-Medikamente sichergestellt.

Strafen bei verschreibungspflichtigen Medikamenten

Wer hierzulande verschreibungspflichtige Arzneimittel via Internet bestellt, macht sich grundsätzlich strafbar. Burggasser begründet dies schlicht damit, dass man nie endgültig eruieren könne, wer hinter einer Online-Apotheke steht. "Es geht und die Gesundheit - und Ihren Geldbeutel!", lautete sein Appell. Teilweise sind die Versand-Produkte sogar teurer.

In der klassischen Apotheke gut aufgehoben

Ãœbrigens: Während in Deutschland auch in "offiziellen" Apotheken schon Fälschungen gefunden wurden, gab es in den 1.280 österreichischen bis dato keinen einzigen derartigen Fall. Wer beim heimischen Fachmann kauft, ist also "auf der sicheren Seite".