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Die Gürtelrose ist ein schmerzhafter, bläschenförmiger Ausschlag der Haut, der durch das Varicella-Zoster-Virus (VZV) aus der Familie der Herpes-Viren hervorgerufen wird. Herpes zoster ist nicht mit Herpes simplex zu verwechseln, der in Form von sog. "Fieberblasen" an den Lippen (Herpes labialis) oder im Genitalbereich (Herpes genitalis) auftritt.


Die Gürtelrose ist eine häufige Krankheit. Man geht davon aus, dass 20 Prozent der Bevölkerung einmal im Leben an einer Gürtelrose erkranken. In Österreich gibt es jährlich etwa 30.000 bis 40.000 Fälle. Ein Grossteil der Betroffenen ist über 50 Jahre alt.


Wie entsteht die Gürtelrose?

Grundsätzlich kann das Varicella-Zoster-Virus zwei Erkrankungen auslösen: die Varizellen (Windpocken, Schafblattern, Feuchtblattern) und den Herpes zoster (Gürtelrose). Beim Erstkontakt, der zu 90 Prozent im Kindesalter erfolgt, verursacht das Virus Windpocken. Nach dem Abheilen der Erkrankung zieht es entlang der Nervenbahnen zu den Nervenwurzeln, wo es in einem inaktiven Zustand verharrt - das Virus "schläft".

Ein gesundes Immunsystem hält das Varicella-Zoster-Virus üblicherweise zeitlebens in Schach. Ist das Immunsystem jedoch geschwächt (z.B. durch Stress, Erkrankungen oder hohes Lebensalter), können die Viren reaktiviert werden und eine weitere Erkrankung auslösen - die Gürtelrose. Menschen, deren Immunsystem etwa durch HIV/Aids, eine Krebstherapie oder aufgrund einer Transplantation geschwächt ist, erkranken mit grösserer Wahrscheinlichkeit an der Gürtelrose bzw. zeigen einen schwereren Krankheitsverlauf.

Hierzulande weisen nicht weniger als 98 Prozent der 40-Jährigen Antikörper gegen die Varicella-Zoster-Viren auf. Das bedeutet, dass sie Kontakt mit VZV hatten und immun gegen Windpocken sind. Nichtsdestotrotz kann es bei einem erneuten Kontakt mit dem Virus (z.B. bei einem an Windpocken erkrankten Kind) zu einer Gürtelrose kommen.


Wie verläuft die Gürtelrose?

Typischerweise verläuft die Gürtelrose in zwei Phasen. Auf die Vorläufer- oder Prodromalphase folgt in der Regel die akute Phase der Erkrankung:

Prodromalphase

Die Prodromalphase ist individuell unterschiedlich stark ausgeprägt. Es können Allgemeinsymptome wie Kopfschmerzen, Abgeschlagenheit, geschwollene Lymphknoten und Fieber auftreten. In drei Viertel der Fälle entstehen brennende Schmerzen und ein Taubheitsgefühl im Bereich der Hautstellen, in denen das Virus die Nervenbahnen entlangwandert. Diese Nervenbahnen bilden typischerweise einen gürtelförmigen, von der Wirbelsäule Richtung Brustbein verlaufenden Halbkreis um den Körper - daher der Name Gürtelrose.

Wirklich gürtelförmig tritt die Gürtelrose jedoch nur in rund der Hälfte aller Fälle auf. Es können auch das Gesicht, die Beine, Füsse, Arme und Hände sowie das Gesäss betroffen sein - Bereiche also, in denen die Nervenbahnen nicht gürtelförmig verlaufen. Dort können die Schmerzen und der Ausschlag gross- und kleinflächig auftreten. Charakteristischerweise befällt der Ausschlag nur eine Körperhälfte. Die Schmerzen können relativ heftig sein.

Akutphase

Nach zwei bis drei Tagen geht die Erkrankung in die Akutphase über. Entlang des Haut-Versorgungsgebietes des betroffenen Nervs bildet sich ein Ausschlag, der durch gruppiert stehende kleine Bläschen auf entzündlich gerötetem Untergrund charakterisiert ist. Damit erinnert er etwas an die Windpocken, ist aber im Gegensatz zu diesen immer auf einen bestimmten Bereich begrenzt.

Nach drei bis fünf Tagen hat der Ausschlag seinen Höhepunkt erreicht. Die Bläschen platzen auf, und es entstehen kleine Wunden, die nach und nach von Schorf bedeckt werden. Manchmal kann sich eine heftige Ãœberempfindlichkeit gegenüber leichten Berührungen (Allodynie) zeigen. Nach zwei bis drei Wochen fällt der Schorf in der Regel ab.

Varicella-Zoster-Viren können auch die Hirnnerven befallen. Davon betroffen ist oftmals der Nervus trigeminus, der für die Versorgung des Gesichts verantwortlich zeichnet. In solchen Fällen kann der Ausschlag auch auf Stirn, Nase, Auge und an der Kopfhaut entstehen. Meist ist eine starke Lidschwellung zu sehen.

In seltenen Fällen kommt es zu einer Gürtelrose ohne Hautausschlag (Herpes sine herpete): Die betroffene Hautpartie schmerzt stark, zeigt jedoch keinerlei Veränderung. Weitere Sonderformen der Gürtelrose können bei Personen mit einem geschwächten Immunsystem auftreten. Dazu zählen jene Form der Gürtelrose, die sich auf dem ganzen Körper ausbreitet (Zoster generalisatus), und jene, die sich auf beiden Körperhälften zeigt (Zoster bilateralis).

In rund 90 Prozent der Fälle ist die Gürtelrose nach einem Monat ausgeheilt. Nur selten dauert die Akutphase bis zu acht Wochen. Ist das Immunsystem stark geschwächt, besteht eine höhere Anfälligkeit für einen schweren Verlauf bzw. Komplikationen.


Wie wird Herpes zoster diagnostiziert?

Vor dem Auftreten der Hautveränderungen ist die Diagnose häufig unklar, weil Schmerzen als vordergründiges Symptom auf verschiedene Erkrankungen hindeuten können. Erst in Kombination mit dem typischen halbseitigen Ausschlag erkennt der Arzt oder die Ärztin für gewöhnlich recht schnell, dass es sich um eine Gürtelrose handelt.

Tritt dieser Hautausschlag an eher unüblichen bzw. bedeckten Stellen auf (z.B. am Gesäss oder auf der Kopfhaut), erschwert dies die Diagnose. Zur Diagnosesicherung können mikrobiologische Untersuchungen von Abstrichmaterial der Haut und/oder eine Blutprobe beitragen.


Welche Komplikationen können auftreten?

Herpes-zoster-Komplikationen sind relativ häufig. Zu den lokalen, also den Ausschlag betreffenden Komplikationen zählen die Infektion des Ausschlags mit Bakterien und eine Narbenbildung der Haut. Weitere mögliche Komplikationen sind:
Post-Zoster-Neuralgie
Bindehaut- und Hornhautentzündung bis hin zur Erblindung (Zoster ophthalmicus)
Entzündung des Hörnervs mit der Gefahr der Ertaubung (Zoster oticus)
Lähmungen, insbesondere Lähmung der Gesichtsmuskulatur (Facialisparese)
Hirn- und Hirnhautentzündung
Guillain-Barré-Syndrom (Nervenwurzelentzündung mit starken Schmerzen)


Post-Zoster-Neuralgie

Eine schwerwiegende und oft langwierige Komplikation der Gürtelrose ist der Post-Zoster-Nervenschmerz (auch: Post-Zoster-Neuralgie, postherpetische Neuralgie). In diesem Fall können die Schmerzen nach dem Abheilen des Ausschlags über Jahre weiterbestehen. Definitionsgemäss bestehen die Schmerzen bei der Post-Zoster-Neuralgie länger als vier Wochen oder treten erst vier Wochen nach einer schmerzfreien Phase auf. Ungefähr zehn bis 20 Prozent aller an Gürtelrose Erkrankten entwickeln diese chronische Komplikation. Gefährdet sind vor allem ältere Menschen.


Wie wird die Gürtelrose behandelt?

Die Therapie der Gürtelrose hat zum Ziel, die Schmerzen in der akuten Phase zu lindern, die Ausdehnung und die Dauer des Hautausschlags einzuschränken sowie Komplikationen zu vermeiden. Die lokale Therapie erfolgt z.B. mit feuchten Umschlägen oder einer Zinkschüttelmixtur. Da bei Herpes zoster durchaus starke Schmerzen auftreten können, sind oftmals Schmerzmittel in höheren Dosen notwendig. Zur Anwendung kommen unter anderem Opioide wie Tramadol, Antidepressiva wie Amitriptylin oder Antiepileptika.

Die Gürtelrose kann auch mit intensiven, den ganzen Körper umfassenden, systemischen Medikamenten behandelt werden. Diese sogenannten Virustatika sind unter anderem erforderlich bei:
Alter > 50 Jahre
Immunschwäche
Krebserkrankung
Zoster-Befall der Hirnnerven, v.a. bei Befall von Auge und Ohr
ausgedehntem Bläschenbefall
Schleimhautbeteiligung

Werden Virustatika (z.B. Aciclovir, Famcyclovir, Valaciclovir) rechtzeitig eingenommen, hemmen sie die Vermehrung der Viren und verkürzen so den Krankheitsverlauf bzw. schwächen ihn ab. Dies ist besonders wichtig, wenn die Gefahr von Komplikationen besteht - wie etwa bei älteren Personen und Menschen mit geschwächtem Immunsystem. Die Behandlung erfolgt entweder in Tablettenform oder intravenös und dauert sieben Tage.

Wie erfolgreich die Behandlung mit Virustatika ist, hängt ganz wesentlich vom Zeitpunkt des Behandlungsbeginns ab. Dieser sollte innerhalb von 72 Stunden nach Auftreten der ersten Bläschen liegen. Als Nebenwirkungen dieser Behandlung können unter anderem Kopfschmerzen, Ãœbelkeit, Erbrechen und Muskelschmerzen auftreten.


Ist die Gürtelrose ansteckend?

Sowohl die Windpocken als auch die Gürtelrose sind ansteckend. Die Windpocken werden durch Tröpfchen, das heisst beim Sprechen, Atmen, Niesen oder Husten übertragen, wobei eine Ansteckung auch über grössere Distanzen ("mit dem Wind") möglich ist. Eine Infektion durch geplatzte Bläschen (Schmierinfektion) ist eher selten.

Da die Gürtelrose nur über Schmierinfektion weitergegeben werden kann, ist sie deutlich weniger infektiös als die Windpocken. Personen mit Immunschwäche sowie Schwangere sollten den Kontakt mit Menschen, die an Gürtelrose erkrankt sind, dennoch unbedingt meiden. In der Schwangerschaft kann eine Infektion mit dem Varicella-Zoster-Virus vor der 24. Schwangerschaftswoche sowie kurz vor der Geburt zu Missbildungen des Kindes bzw. Komplikationen führen.


Wie kann man der Erkrankung vorbeugen?

Im Allgemeinen erkrankt jeder Mensch nur einmal im Leben an Windpocken und ist in weiterer Folge immun. Hatte man die Windpocken also noch nicht, sollte man den Kontakt mit Menschen, die akut an Windpocken oder Gürtelrose erkrankt sind, vermeiden. Auch im Erwachsenenalter macht man beim ersten Kontakt mit dem Varicella-Zoster-Virus eine Windpocken-Infektion durch. Diese verläuft in der Regel schwerer als bei Kindern.

Seit Herbst 2007 steht für ältere Erwachsene eine Impfung gegen die Gürtelrose zur Verfügung. Studien zufolge verhindert die Impfung mehr als die Hälfte aller Krankheitsfälle und zwei Drittel der Post-Zoster-Neuralgien. Jene Personen, die trotz Impfung erkranken, können mit einem milderen Verlauf der Gürtelrose rechnen. Der Impfausschuss des Obersten Sanitätsrats empfiehlt diese Impfung allen Personen ab dem 50. Lebensjahr. Kinder, die gegen Varicellen geimpft werden, dürften im späteren Leben - zumindest grossteils - auch vor der Gürtelrose geschützt sein.

Personen mit geschwächtem Immunsystem sowie Schwangere können sich nach dem Kontakt mit Erkrankten vorbeugend behandeln lassen. Der Arzt oder die Ärztin verabreicht entweder Antikörper gegen das Virus in Form einer einmaligen Infusion (Zoster-Immunglobulin) oder verordnet eine fünf- bis siebentägige Behandlung mit einem Virustatikum (Tabletten oder Infusionen). Menschen mit einem gut funktionierenden Immunsystem, die noch nicht an Windpocken erkrankt waren und nicht geimpft sind, können sich nach dem Kontakt mit dem Virus innerhalb von drei Tagen impfen lassen.