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Eine aktuelle Studie beweist, dass Kinder bereits gewisse Sprachaspekte entwickeln, bevor sie zu reden beginnen. Dabei können sie mit einer raffinierten Sprachlerntaktik aufwarten: Sie verinnerlichen sich zuerst den Klang vieler Wörter und sammeln erst später Information über deren Bedeutung. Somit beherrschen Kleinkinder vor dem Sprechen schon Hunderte Wörter. Das haben Psychologen von der University of Pennsylvania in einer Testreihe herausgefunden.
 

Bereits mit acht Monaten können Kleinkinder somit Wörter nach ihrer Hörform wiedererkennen, erst zehn Monate später wissen sie auch um deren Bedeutung Bescheid und grenzen sie von ähnlichen Wörtern ab. Auch das Sprechhören entwickelt sich erst allmählich: Sieben Monate alte Kinder erkannten im Test dasselbe Wort noch nicht wieder, wenn es von Mann und Frau oder mit verschiedenen Betonungen ausgesprochen wird. Mit zehn Monaten schaffen sie es schliesslich.

Nur Kleinkinder können Sprachlaute mühelos unterscheiden

Ausserdem haben die Forscher mit Tests an Babys herausgefunden, dass der Mensch nur als Kleinkind die einzigartige Fähigkeit besitzt, Sprachlaute mühelos zu unterscheiden - später verliert er sie wieder. Erst sechs Monate alte Babys aus englischsprachigem Umfeld konnten zwischen ähnlichen Konsonanten der Sprache Hindi, die es im Englischen nicht gibt, unterscheiden. Diese Fähigkeit hatten sie jedoch mit einem Jahr bereits verloren.

Zur Untersuchung der Sprachentwicklung bei Babys machten sich die Wissenschafter den Umstand zunutze, dass Kinder gerne Bilder ansehen, wenn man gezeigte Objekte mit ihrem Namen benennt. Man präsentierte den kleinen Testpersonen zwei Bilder, etwa Apfel und Hund, dann nannten die Psychologen einen der beiden Begriffe und beobachteten, welche Augenbewegungen die Begriffe auslösten. In weiterer Folge veränderten die Forscher die Begriffe ein wenig, verschärften Konsonanten oder verlängerten Vokale. Die falsche Aussprache führte dazu, dass die Kinder weniger oft auf das richtige Objekt blickten. Bewiesen wurde somit, dass schon einjährige Aussprachefehler unterscheiden können.

 

Spracherwerb durch frühe Wiedererkennung von Wörtern

"Das verändert frühere Auffassungen über kindliches Lernen", sagt Studienleiter David Swingley. Bekannt war bisher, dass sich Kinder im zunehmenden Alter auf Konsonanten und Vokale ihrer Sprache konzentrieren und dabei Laute ausschliessen, die nicht zu ihrer Muttersprache gehören. Nun wurde auch ermittelt, wie Babys ganze Wörter handhaben. Sie schaffen es, Sprachlaute und Hörformen der gesamten Wörter wahrzunehmen. Das ermöglicht es Kindern später, ihren Wortschatz zu vergrössern und die Sprache grammatikalisch richtig zu erlernen. Spracherwerb hänge in hohem Masse mit der Fähigkeit zur frühen Wiedererkennung von Wörtern zusammen, so der Studienautor.