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Bestechende Begegnung

Die Begegnung mit Biene oder Wespe ist für manche Menschen alles andere als angenehm. Fühlen sich diese Insekten bedroht, wehren sie sich mit ihrem Stachel und spritzen einen Giftcocktail unter die Haut. Dies verursacht Schmerzen, Juckreiz und alarmiert das Immunsystem. Im Normalfall schwillt die Einstichstelle leicht an und es entsteht eine rote Quaddel. Bei Menschen mit einer Insektengiftallergie schiesst die Immunabwehr jedoch über das Ziel hinaus - manchmal mit lebensbedrohlichen Folgen. Etwa fünf Prozent der Menschen in Deutschland reagieren auf einen Bienen- oder Wespenstich mit schweren allergischen Symptomen wie Juckreiz, Hautausschlag, Atemnot, Schwindel oder Ãœbelkeit.

Schockgefahr nach dem Stich

In schlimmen Fällen kann ein lebensbedrohlicher allergischer Schock folgen. Schätzungsweise zehn bis 20 Menschen jährlich sterben in Deutschland infolge einer Allergie gegen Insektengift; die Dunkelziffer ist unbekannt.

Wer unter starken Symptomen nach einem Stich leidet, muss umgehend zum Arzt: Zunächst beginnen Handflächen, Kopfhaut oder Zunge kurz nach dem Stich zu kribbeln. Die Haut rötet sich, die gestochene Region schwillt an, Schwindel und Herzjagen setzen ein, und das Atmen fällt schwer. Dies sind erste Anzeichen eines allergischen Schocks. Hier hilft nur eine Notfallbehandlung, weil Herz-Kreislaufversagen und Atemstillstand drohen.

Bogen um die Insekten machen

Menschen mit einer Insektengiftallergie sollten die Tiere nach Möglichkeit meiden (Allergenkarenz). Allerdings gibt es keine 100-prozentige Sicherheit, dass man nicht gestochen wird. Insektengiftallergiker sollten daher immer ein Notfall-Set mit antiallergischen Medikamenten (Adrenalin, Kortison, Antihistaminika) und einen Notfallausweis zur Hand haben. Zumindest gilt das von April bis November, wenn Bienen und Wespen schwärmen.

Folgende Massnahmen können dabei helfen, Bienen- und Wespenstiche zu verhindern:

  • Keine hektischen Bewegungen, wenn Bienen oder Wespen in der Nähe sind.
  • Blühende Blumen, Fallobst und Abfallkörbe meiden.
  • Lange, dichtschliessende Kleidung bei der Gartenarbeit tragen; in weiter Kleidung können sich Insekten verfangen.
  • Schwarze Stoffe und bunte Blumenmuster locken besonders Bienen an.
  • Keine Parfüms, Haarsprays oder stark parfümierte Pflegeprodukte verwenden.
  • Nie barfuss über Wiesen laufen - einige Bienen- und Wespenarten leben in Bodenlöchern; Wiesenklee ist ausserdem von Bienen gut besucht.
  • Im Freien nie aus offen stehenden Gefässen, vor allem Dosen, trinken.

Hyposensibilisierung

Wer seine Insektengiftallergie loswerden will, kann es mit einer spezifischen Immuntherapie (Hypo- oder Desensibilisierung) versuchen. In langsam ansteigenden Mengen wird ein standardisiertes Insektengift-Präparat verabreicht, um das Immunsystem gegen diese Substanzen unempfindlich zu machen. Um mögliche Risiken zu vermeiden, bleiben die Betroffenen nach jeder Behandlungseinheit etwa 30 Minuten unter ärztlicher Kontrolle, weil die Gefahr eines allergischen Schocks bestehen kann. Die allergische Reaktion nach einem Insektenstich schwächt sich durch diese Therapie mit der Zeit deutlich ab. Die Langzeitbehandlung dauert mehrere Jahre. Doch der Aufwand lohnt sich: Die meisten Insektengiftallergiker, die sich einer Hyposensibilisierung unterziehen, sind anschliessend geheilt.