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Ursachen für einen unerfüllten Kinderwunsch

Für einen unerfüllten Kinderwunsch kann es verschiedene Ursachen geben. Circa zwanzig Prozent aller Paare sind in Deutschland davon betroffen. Die Ursachen sind manchmal schwer zu diagnostizieren und nur selten erfolgreich zu behandeln. Die Diagnose betrifft immer beide Partner und stellt sie damit vor eine grosse Herausforderung.

Von einer Unfruchtbarkeit spricht die Weltgesundheitsorganisation (WHO) erst dann, wenn das Paar trotz regelmässigem Geschlechtsverkehr, der mindestens zweimal die Woche stattfindet, nach zwei Jahren noch kinderlos ist. Die Gründe der Sterilität können bei der Frau, bei dem Mann und in seltenen Fällen bei beiden liegen. Dabei kann es sich um hormonelle Störungen oder um organische Erkrankungen handeln. Für die Diagnostik werden unterschiedliche Methoden eingesetzt, wie zum Beispiel ein Ultraschall, gynäkologische Untersuchungen, ein Nachweis des Eisprungs, ein Spermiogramm oder ein Zyklusmonotoring. Bei der Frau können zu wenige oder keine Eizellen heranreifen, der Eisprung kann ausbleiben, in die Gebärmutterschleimhaut können sich keine Eizellen einnisten oder der Gebärmutterhalsschleim kann die Spermien nicht transportieren. Ausser den Geschlechtshormonen können auch andere Erkrankungen andere Hormone beeinflussen und für die Unfruchtbarkeit verantwortlich sein. So können etwa auch eine Schilddrüsenerkrankung, eine Diabetes oder ein gutartiger Tumor eine hormonelle Veränderung verursachen. Bei der Frau kann es zu einer Fehlbildung oder auch Fehlfunktion der Eileiter kommen, auch Entzündungen, Infektionen oder Operationen können die Funktion beeinträchtigen. Angeborene Fehlbildungen an anderen Fortpflanzungsorganen wie zum Beispiel an der Gebärmutter sind eher selten. Auch Myome und Zysten können für eine Unfruchtbarkeit sorgen. Manchmal werden Antikörper gebildet die eine Schwangerschaft verhindern, dann spricht man von einer immunologischen Sterilität. Auch mit fortgeschrittenem Alter sinkt die Fruchtbarkeit und die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft nimmt ab.

Die Anzahl und die Beweglichkeit der Spermien spielen eine Rolle bei der Fruchtbarkeit des Mannes. Die Qualität kann beeinträchtigt sein und hierfür kann es eine Vielzahl an Ursachen geben. Zum Beispiel eine Mumpsinfektion im jugendlichen oder Erwachsenenalter, kann eine Hodeninfektion verursachen zu deren Folge eine Unfruchtbarkeit gehören kann. Eine Hodenverletzung infolge eines Unfalles kann der Grund sein. Drogen-, Alkohol- und Nikotinkonsum beeinflussen die Spermienproduktion negativ. Auch Umweltgifte können sich schädlich auswirken. Ebenso Fehlbildungen oder Diabetes können eine mögliche Ursache sein. Es gibt eine Vielzahl weiterer möglicher Faktoren.

Diagnose und Möglichkeiten zur Behandlung

Die Geburtenraten sind zwar rückläufig, trotzdem gibt es viele Paare die sich Kinder wünschen. Für einige bleibt der Kinderwunsch unerfüllt. Von der Diagnose bis zur möglichen Behandlung ist es ein langer Weg und stellt die Partner vor eine grosse Herausforderung.

Es gibt unterschiedliche Ursachen für einen unerfüllten Kinderwunsch, dementsprechend verschieden sind auch die Behandlungsmöglichkeiten. Die Unfruchtbarkeit kann bei der Frau oder bei dem Mann liegen. Es gibt physische, aber auch psychische Gründe. Nach der Diagnose fallen die meisten Paare in ein tiefes Loch und es ist eine grosse psychische Belastung, auch für die Partnerschaft. Nachdem die Diagnose einigermassen verkraftet wurde suchen die meisten betroffenen Paare nach Alternativen und eventuellen Behandlungsmethoden. Die Möglichkeiten reichen von einer homöopathischen Behandlung über eine medikamentöse Behandlung bis hin zu schwerwiegenden Eingriffen.

Bei einer intrauterinen Insemination (IUI) bringt man ausgewählte Samenzellen direkt in die Gebärmutterhöhle ein, so sind sie näher an dem Ort der Befruchtung. Diese Methode kommt zum Einsatz wenn eine verminderte Samenqualität vorliegt, oder eine zu geringe Anzahl von Samenzellen vorhanden ist. Der Vaginalschleim befördert die Samenzellen, liegt eine Zervixschleiminsuffizienz vor oder es gibt Antikörper gegen die Spermien, kommt die IUI auch in Frage. Auch Paare die ungewollt kinderlos bleiben, ohne dass ein organischer Befund vorliegt, können mit IUI behandelt werden. Oft wird diese Therapie noch durch Medikamente ergänzt. Die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft ist aber nur gering. Zum Beispiel bei einem Eileiterverschluss der Frau kommt eine In-vitro-Fertilisation (IVF) in Frage. Dabei werden der Frau Eizellen entnommen und mit Samenfäden des Mannes in einer Glasschale künstlich befruchtet. Gelingt dies werden die Eizellen der Frau wieder eingepflanzt. Die Erfolgsquote ist eher gering und die hohen Hormongaben haben unangenehme Nebenwirkungen.

Bei der Intrazytoplasmatischen Spermieninjektion (ICSI) wird eine einzelne Samenzelle in die Eizelle injiziert. Dieses Verfahren wird bei schweren Fruchtbarkeitsstörungen des Mannes angewandt. Oft in Kombination mit IVF, um die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft zu erhöhen. Wenn ein Mann Samen bildet, sie organisch bedingt aber nicht nach aussen bringen kann, werden durch MESA oder TESE die Samen aus den Nebenhoden oder Hoden operativ gewonnen. Bei der Perkutanen epididymalen Spermienaspiration (PESA), werden die Samenzellen durch Punktion aus den Nebenhoden gewonnen.

Alternative Möglichkeiten ein Kind zu bekommen

Viele kinderlose Paare haben schon alle Möglichkeiten ausgeschöpft, wie die einer künstlichen Befruchtung und sind trotzdem ohne Kinder geblieben. Dann stellt sich die Frage entweder nach der Akzeptanz der Kinderlosigkeit oder eine andere Möglichkeit ein Kind zu bekommen.

Viele kinderlose Paare können sich ein Leben ohne Kinder nicht vorstellen und wollen ihr Leben auch nicht anders planen. Der Wunsch eine Mutter- und Vaterrolle zu erfüllen bleibt bestehen und der Wunsch dem Leben eine familienorientierte Richtung zu geben. Dabei sollen Kinder oft ungelebte Träume weiterführen und das erreichen was die Eltern nicht zu Ende führen konnten. Ein Leben mit Kindern wird oft idealisiert und verspricht die Selbstverwirklichung in der Elternschaft. Viele kinderlose Paare suchen den Kontakt zu Kindern, zu den Nichten und Neffen oder einem Patenkind, sie haben etwas zu geben und Freude am Austausch mit Kindern. Wenn sich das Paar dazu entschlossen hat, nicht ohne Kinder leben zu wollen, muss es nach anderen Möglichkeiten suchen. Für viele Paare ist es so ein grosser Herzenswunsch, dass es keine Alternativen gibt. Elternschaft sollte so bewusst wie möglich angestrebt werden, denn sie ist auch eine grosse Herausforderung. Sie bedeutet Verantwortung übernehmen und präsent sein. Viele Paare haben das Empfinden, dass erst Kinder ihrem Leben einen Sinn geben und sehen die Verwirklichung ihrer Lebensträume im familiären und weniger im beruflichen Bereich.

Meist wird dann in Erwägung gezogen entweder ein Pflegekind in der Familie aufzunehmen oder ein Kind zu adoptieren. Für manche Frauen die ihre Bestimmung darin sehen Kinder zu erziehen und zu betreuen, kann auch die Tätigkeit einer Tagesmutter eine gute Option sein. Für alle drei Belange ist erst einmal das Jugendamt der richtige Ansprechpartner. Wobei alle drei Optionen eine unterschiedliche Qualität haben. Als Tagesmutter gibt man die Kinder wieder ab und in die Verantwortung der Eltern. Man verbringt nur eine begrenzte Zeit mit ihnen und erlebt einen Wechsel von zu betreuenden Kindern. Auch ein Pflegekind wird unter Umständen nicht für immer in der Familie bleiben und man muss sich trennen um es in die Obhut der leiblichen Eltern zurückzugeben. Ein Adoptivkind stellt die Adoptivfamilie vor ganz spezifische Probleme und bringt eine Vergangenheit mit.

Der Umgang mit der Kinderlosigkeit

Der Umgang mit der Kinderlosigkeit verläuft in verschiedenen Phasen. Von der Diagnose über die erfolglose Behandlung bis zur Akzeptanz ist es ein langer Weg. Die Thematik stellt die betroffenen Paare vor eine harte Bewährungsprobe und die Partnerschaft wird stark in Mitleidenschaft gezogen.

Je weniger die Kinderlosigkeit tabuisiert wird, je offener die Partner damit umgehen, desto grösser ist die Chance auf einen konstruktiven Umgang. Die Diagnose kann erst einmal niederschmetternd sein, aber sie muss nicht das Ende der Partnerschaft und nicht das Ende der Lebensplanung bedeuten. Kinderlose Paare müssen sich auch mit einem enormen gesellschaftlichen Druck und vielen Vorurteilen auseinandersetzen. Erst wenn die Diagnose akzeptiert wird können zukünftige Pläne, die das gemeinsame Leben betreffen, geschmiedet werden. Im günstigsten Fall können die Paare Alternativen finden um den unerfüllten Kinderwunsch zu kompensieren. Das Leben muss neu und anders gestaltet werden, dabei beschäftigt viele Paare die Sinnfrage nach dem Leben. Der Lebensinhalt durch Kinder muss durch eine andere sinnhafte Lebenseinstellung ersetzt werden. Dabei haben die Partner neue und ungeahnte Möglichkeiten aus ihrer Partnerschaft eine Stärke zu ziehen. Diese kann sich neu und aufeinander bezogen gestalten. Kinderlosigkeit kann Vorteile bedeuten und diese müssen erkannt und entdeckt werden. So gesehen muss Kinderlosigkeit kein Schicksalsschlag bedeuten, sondern kann als Umorientierung gesehen werden. Das Bild der familienorientierten Partnerschaft muss durch ein anderes ersetzt werden.

Gemeinsame Interessen und Hobbys können ausgiebig gepflegt werden. Beruflich eröffnen sich ganz andere Möglichkeiten und wer es möchte kann sich auch sozial engagieren. Ein Leben ohne Kind kann auch erfüllt sein und spannend und abwechslungsreich. Ein Austausch mit anderen Betroffenen, etwa in einer Selbsthilfegruppe, kann sinnvoll sein um zu lernen damit umzugehen und zu erfahren, dass man nicht allein ist. Eine kinderorientierte Partnerschaft muss lernen umzudenken und andere Ziele zu verwirklichen. Bei diesem Prozess kann eine therapeutische Hilfe eine grosse Unterstützung sein. Die Kinderlosigkeit hat eine tief greifende Auswirkung auf das zukünftige Leben des Paares und diese will bewältigt werden. Kinderlose können Eindrücke und Erfahrungen sammeln, die sie so mit Kindern nie hätten machen können. Das Leben mit oder ohne Kinder unterscheidet sich gravierend, aber es kann nicht gewertet werden, es ist einfach anders.

Ohne Kind glücklich werden

Kinderlose Paare haben oft mit einem sozialen Druck und Vorurteilen zu kämpfen. Selbstsucht, Egoismus und Verantwortungslosigkeit sind nur einige negative Attribute die man ihnen zuordnet. Eine Familie mit Kindern scheint immer noch dem gesellschaftlichen Ideal zu entsprechen. Kinderlose Paare gelten als Karrieremenschen und man unterstellt ihnen selbstbezogen der eigenen Verwirklichung entgegenzustreben.

Dabei macht es keinen Unterschied, ob es sich um gewollte oder ungewollte Kinderlosigkeit handelt. Ein unerfüllter Kinderwunsch ist für eine Paarbeziehung eine grosse psychische Belastung. Durch die moderne Medizintechnologie geht das gesellschaftliche Denken dahin, dass Kinderlosigkeit behoben werden kann und vergisst, dass die Erfolgschancen eher gering sind. Ist das Paar ohne Kinder und schliesst andere Möglichkeiten aus, so müssen sie ihr Leben neu planen und strukturieren. Nachdem die Diagnose gestellt ist beginnt ein Verarbeitungsprozess und dann müssen Entscheidungen neu getroffen werden. Das Paar muss auf das geplante Leben mit Kindern verzichten und sich neu orientieren. Dies bedeutet dem Leben einen anderen Sinn und Inhalt zu geben.

Die vermeintliche Unzulänglichkeit kann auch mit Schuld- und Schamgefühlen einhergehen, mit Depressionen, Wut und Trauer. Dafür brauchen die Paare unter Umständen therapeutische Hilfe. Wird die Unfruchtbarkeit akzeptiert kann ein neuer Schritt gegangen werden. Dann erst können auch Vorteile der Kinderlosigkeit entdeckt und Möglichkeiten gefunden werden auch ohne Kinder glücklich zu werden. Wenn die traditionelle Familienorientierung aufgehoben ist, können sich neue Chancen der Lebensplanung auftun. Kinderlosigkeit kann mehr berufliche Unabhängigkeit und finanzielle Sicherheit bedeuten. Es stärkt unter Umständen die Paargemeinschaft und schafft einen Freiraum zur Selbstverwirklichung. Ohne Kinder ist es wichtig ausgleichende Interessen und Hobbys zu finden, die eine vermeintliche Lücke schliessen können. Man kann auch ohne Kinder glücklich sein, wenn man dem Leben einen sinnvollen Inhalt gibt. Kinder sind eine Bereicherung, aber sie bedeuten auch Geld- und Zeitaufwand sowie eine grosse Verantwortung für die Eltern. Diese Energien können in einer kinderlosen Beziehung anders kanalisiert werden. Bei dem gegenwärtigen Arbeitsmarkt haben Kinderlose in der Regel bessere Aufstiegsmöglichkeiten und können sich besser engagieren. Eine traute Zweisamkeit kann etwas sehr Schönes sein und den Partnern Möglichkeiten bieten die so in einer Familie mit Kindern nicht gelebt werden können. Die Rolle der Partnerschaft bekommt ein anderes Gewicht.