Information
Apple hat auf einer Keynote in San Francisco mehrere Neuerungen vorgestellt. Darunter die neuste Version seines mobilen Betriebssystems iOS und den neuen Mac Pro.

Viele hatten auf den großen Coup gehofft. Doch Apple-Chef Tim Cooks Vortrag zur Eröffnung der Entwicklerkonferenz WWDC brachte viele Neuigkeiten, aber keine Überraschungen. Das ist eine gute Nachricht.
Eigentlich gehört es sich ja so: Wenn man sich Gäste einlädt, steht das Familienoberhaupt an der Tür und gibt allen die Hand. Also hat sich Apple-Chef Tim Cook brav auf die Bühne des Moscone-Centers in San Francisco gestellt, um die Besucher aus aller Welt zu begrüßen, die immerhin 1600 Dollar Eintritt bezahlt hatten.

Viele Interessenten hatten zuhause bleiben müssen – die Karten für die Keynote zum WWDC waren bereits nach drei Minuten ausverkauft gewesen. Aber nicht deshalb verfolgten Millionen Menschen weltweit Cooks Rede, im Livestream oder an den Tickern zahlreicher Online-Medien: Immer, wenn der Apple-Chef öffentlich etwas sagt, erwarten Fans und Konkurrenten das „nächste große Ding“, die Überraschung, nach der die Technikwelt nicht mehr dieselbe ist.

Wer auf so einen Coup gewartet hatte, wurde enttäuscht. Und das ist gut so. Die Technologien, mit denen Apple viel, viel Geld verdient, Computer, Tablets und Smartphones, sind ausgereift. Jetzt plötzlich alles anders zu machen als die Jahre vorher, hieße, dass die ganze Welt derweilen geschlafen haben müsste. Ausgereifte Technik entwickelt sich langsam. Wer klug ist, nimmt den Menschen nicht plötzlich den Startknopf weg. So sind denn auch die vorgestellten Neuerungen im Computer-Betriebssystem Mac OS nicht revolutionär. Tabulatoren in der Dateiverwaltung Finder, eBooks darf man nun auch auf dem Mac-Bildschirm lesen, Programme verbrauchen weniger Energie: Das sind Änderungen, die die Software Schritt für Schritt voranbringen, ohne bisherige Nutzer zu verärgern.

Neue Optik in der Kritik
Die größte Kritik musste denn auch das neue iPhone- und iPad-System iOS 7 einstecken. Und zwar allein wegen seiner grundlegend veränderten Gestaltung. Nicht nur altmodisch wirkende Hintergründe aus Holz oder grünem Tuch sind weggefallen: Die Oberfläche verzichtet nun komplett auf räumliche Effekte. Alles ist flach. Man wird sehen, ob sich Apple hier tatsächlich verrannt hat: Die neue Optik sieht zwar modern aus, könnte aber die Bedienung des Systems erschweren, weil sich Knöpfe und Schalter nicht mehr deutlich vom Hintergrund abheben.

Dass Tim Cook wieder mal nicht das „nächste große Ding“ angekündigt hat, zeugt deshalb auch nicht von Apples womöglich fehlender Innovationskraft. Es beweist lediglich, dass die Firma strategisch klug handelt. Die Spielereien, zu denen Steve Jobs früher etwa auch die Apple-TV-Box zählte, überlässt man lieber anderen wie der Robotikfirma Anki, die während der Keynote von einer App ferngesteuerte Modellautos vorstellen durfte. Sollte sich daraus tatsächlich ein Bestseller-Produkt entwickeln, kann Apple das Unternehmen dank seiner riesigen Geldreserven ja immer noch kaufen.

Videobeitrag zu diesem Thema:

Dieser Artikel wird als Archiv gehandelt.