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Populäre Medizin-Irrtümer

Glauben Sie auch, dass beim Schielen die Augen stecken bleiben können? Oder, dass das Verschlucken von Kirschkernen eine Blinddarmentzündung auslösen kann? Viele dieser Annahmen sind ganz einfach Unsinn. Lesen Sie, was wirklich stimmt.

"Wenn man die Augen verdreht, bleiben sie stecken."
Hat fast jedes Kind schon gehört, ist aber Unfug. Augen sind sehr beweglich und lassen sich in alle möglichen Richtungen verdrehen, ohne dass etwas passiert.

"Wer Kirschkerne verschluckt, bekommt eine Blinddarmentzündung."
Ein klassisches Ammenmärchen. Die Öffnung des Wurmfortsatzes ist viel zu klein, als dass ein Kirschkern hineinpassen könnte.

"Bei Akupunktur ist es wichtig, die richtigen Punkte zu treffen."
Akupunktur wirkt zwar und kann Schmerzen lindern. In vielen Fällen ist es aber egal, wohin die Nadeln gesetzt werden, wie eine Untersuchung der Berliner Charité zeigen konnte. Der lindernde Effekt auf Kopfschmerzen, Rückenschmerzen und Co. trat trotzdem ein.

"Leichte Schläge auf den Hinterkopf erhöhen das Denkvermögen."
Ein wohlbekanntes Sprichwort. Doch was steckt dahinter? Nicht viel, denn bei Fußballern hat man genau das Gegenteil nachgewiesen, nämlich dass "Köpfeln" die geistigen Leistungen für ein paar Tage vermindert. Denn Kopfbälle wirken wie eine leichte Gehirnerschütterung, warum sollten da Schläge besser sein?

"Nach dem Essen soll man nicht schwimmen gehen."
Kriegen meistens die Kinder zu hören, allerdings zu unrecht. Die Annahme dahinter: Das Blut ist mit der Verdauung beschäftigt, das Ertrinkungsrisiko steigt. Dies lässt sich leicht widerlegen, denn auch Joggen, Radfahren oder Skifahren nach dem Essen sind ungefährlich.

"Wer weiße Flecken auf den Nägeln hat, braucht Kalzium."
Stimmt gar nicht. Weiße Flecken entstehen durch kleine Verletzungen des Nagelbetts. Wie kalziumhaltig die Ernährung ist, hat damit nichts zu tun.

"Knackende Gelenke sind gefährlich."
Wenn die Gelenke knacken ist das unbedenklich – sofern man sie nicht absichtlich selbst knacken lässt. Knackt allerdings das Kiefergelenk, könnte das ein Anzeichen für Abnutzung oder falsche Kaubewegungen sein.

"Wenn die Haut nicht atmen kann, stirbt man."
Der "Goldfinger"-Mythos: Ein langbeiniges, mit Goldbronze überzogenes Bond-Girl erstickt, weil ihre Haut nicht mehr atmen kann. Das gibt es nur im Film. Man stirbt schließlich auch nicht im Neopren- oder luftdichten Anzug. Auch Verbrennungsopfer sterben nicht an der fehlenden Hautatmung.

"Durch regelmäßiges Schneiden (oder Rasieren) wird der Haarwuchs angeregt."
Haare machen einen bestimmten Wachstumszyklus durch, der von der Haarwurzel gesteuert wird - unabhängig davon, was am Ende des Haares passiert.

 

 

Noch mehr Halbwahrheiten

"Mit kalten oder nassen Füßen holt man sich eine Erkältung."
Ursache für Erkältungen sind Keime, nicht die Temperatur. Laut einer Studie erkälten sich Probanden mit kalten oder nassen Socken um nichts öfter als Menschen mit warmen Socken.

"Enge Jeans machen unfruchtbar."
Ein hartnäckiges Gerücht, das auch sehr lange durch die Medien ging. Es stimmt zwar, dass es die Spermien gerne kühl haben und bei normaler Körpertemperatur nicht richtig reifen, aber enge Hosen erhöhen die Temperatur nur minimal; nach dem Ausziehen erholen sich die Keimzellen schnell wieder.

"Wer auf Steinobst Wasser trinkt, bekommt Bauchschmerzen."
Heute stimmt das nicht mehr. Man kann allerdings schon Bauchschmerzen nach dem Verzehr von großen Mengen Steinobst (z.B. ½ kg Kirschen) bekommen, da sich in und an der Schale Hefekeime befinden, die im Magen einen Gärungsprozess auslösen. Verdünnt man die Magensäure mit Wasser, erschwert man ihr das Bekämpfen der Gärung. Früher, als das Wasser noch verunreinigt war - auch mit Hefekeimen -, wurde dieser Gärungsprozess und die damit verbundenen Bauchschmerzen noch stärker gefördert.

"Gurkenmasken sorgen für glatte Haut."
Leider nicht. Gurken bewirken eher das Gegenteil: sie entziehen der Haut Feuchtigkeit und machen diese faltig.

"Die Stellung beim Geschlechtsverkehr beeinflusst das Geschlecht des Babys."
Dafür gibt es überhaupt keine Hinweise. Das Geschlecht hängt davon ab, ob das befruchtende Spermium mit einem männlichen oder weiblichen Geschlechtschromosom auf die Eizelle trifft. Stellungen können an diesem Zufallsprinzip nichts ändern.

"Wir nutzen nur 10 Prozent unseres Gehirn."
Gottseidank nicht. Es gibt zwar einige Gehirnregionen, deren Bedeutung noch nicht ganz geklärt ist, das heißt aber nicht, dass sie nicht genutzt werden. Wer sein Gehirn trainiert, denkt schneller, effizienter und braucht dazu weniger Energie, er aktiviert aber keine - sonst inaktiven - Bereiche.

"Stillen schützt vor Schwangerschaft."
Ein weit verbreiteter Irrglaube. Zwar bekommen stillende Frauen hormonbedingt schwieriger einen Einsprung, ausgeschlossen ist er aber nicht. Zwei bis 12 Prozent der stillenden Mütter werden trotzdem schwanger.

"Cola ist so aggressiv, dass es Fleisch über Nacht auflösen kann."
Cola kann zwar Rost vom Nagel lösen, aber bringt kein Fleisch zum Verschwinden, wenn man es über Nacht darin einlegt. Probieren Sie es einfach aus!

"Ein Buch unterm Kopfkissen fördert das Gedächtnis."
Schön wär's! Lesen muss man es schon, denn das Buch alleine reicht nicht aus. Allerdings merkt man sich Inhalte, die man abends gelesen hat, besser als die vom Morgen, da man nach der Abendlektüre weniger Eindrücke zu verarbeiten hat als im Laufe eines ganzen Tages.

(Quellen: Werner Bartens: Lexikon der Medizin-Irrtümer,
Werner Bartens: Das neue Lexikon der Medizin-Irrtümer)