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Je länger Kinder vor dem Fernsehen sitzen, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich eine gesundheitliche Störung entwickelt - das muss nicht Übergewicht sein, auch Lernschwierigkeiten und Verhaltensauffälligkeiten treten auf.
Eine Umfrage des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen, die u.a. Verhalten von Kindern und Jugendlichen hinsichtlich ihres Fernsehkonsums untersuchte, fand heraus:

  • Fast 40 Prozent der 10-Jährigen hat bereits einen eigenen Fernseher, Computer oder eine Spielekonsole – dabei hängen die Zahlen eng mit dem Bildungsabschluss der Eltern zusammen: Je besser der ist, desto eher ist das Kinderzimmer fernsehfrei.
  • Kinder, die einen eigenen Fernseher in ihrem Zimmer stehen haben, schauen wesentlich mehr fern, als Kinder, deren Fernsehkonsum auf dem Familienfernseher erfolgt. Fernsehen findet logischerweise häufiger vor den Augen von Erwachsenen statt, die auch eher eingreifen, wenn eine Sendung nicht jugendfrei ist.
  • Kinder, die einen eigenen Computer oder eine Spielekonsole im Zimmer haben, sind täglich doppelt so lange mit diesen Geräten beschäftigt, wie Kinder ohne eigene Geräte.

Daraus ergeben sich diverse Probleme. Zum einen steigt das Risiko für Übergewicht bei geringer körperlicher Aktivität und sitzender Lebensweise. Experten wie die Stiftung Kindergesundheit warnen, dass es immer mehr Hinweise darauf gibt, dass Menge des Fernsehkonsums im engen Zusammenhang mit Bewegungsmangel und Übergewicht stehen, aber zum anderen auch Verhaltensauffälligkeiten, Leseschwäche und eine insgesamt verzögerte mentale Entwicklung fördern.
Bereits bei Schuleingangsuntersuchungen zeigt sich, dass Kinder, die viel fernsehen, schlechter Menschen zeichnen können. Viel Medienkonsum bedeutet meist auch schlechtere Schulleistungen – Konzentrationsstörungen sind eine typische Folge.
In einer Langzeitstudie in Neuseeland konnte gezeigt werden, dass Kinder, die viel fernsehen, auch noch Jahre später beruflich benachteiligt sind. Sie haben viel häufiger keinen Schulabschluss – Kinder, die wenig fernsehen, haben häufiger einen Uni-Abschluss.
Diese Ergebnisse decken sich mit Studien aus den USA, Kanada und Deutschland zur Gewaltbereitschaft: Spielszenen, in denen in Fernsehsendungen oder Computerspielen Gewalt eingesetzt wird, erhöhen die Gewaltbereitschaft bei Kindern und Jugendlichen und verzerren die Wirklichkeit.

Erwachsene verhalten sich genauso

2003 zeigte die EPIC-Norfolk Studie den Zusammenhang zwischen körperlicher Inaktivität, wie sie beispielsweise viele vor dem Fernsehen ausleben, und Übergewicht mit einem zusätzlich erhöhten Risiko einer kardiovaskulären Erkrankung. Tägliche sportliche Betätigung stärkt nicht nur das Herz-Kreislauf-System, vor allem ist sie vorbeugende Maßnahme gegen Übergewicht und den damit zusammenhängenden Erkrankungen.
Die Querschnittsstudie der in Norfolk, England, lebenden Bevölkerung fasst Daten von 15.515 Männern und Frauen zwischen 45 und 74 Jahren zusammen. Unter anderem werteten die Wissenschaftler Daten über körperliche Aktivität, die täglich vor dem Fernseher verbrachte Zeit, den BMI (Body Mass Index) und den diastolischen Blutdruck aus. Nach Auswertung der Daten kam es zu einem eindeutigen Beweis für den Zusammenhang von häufigem Fernsehen, Übergewicht und dem erhöhten Risiko eine Herz-Kreislauf-Erkrankung zu erleiden.
Bewegungsfreudig und weiblich
Weibliche Studienteilnehmerinnen, die sich mehr als eine Stunde pro Woche körperlich betätigten und weniger als zwei Stunden pro Tag fernsahen, hatten einen um 1,92 Kilogramm/Quadratmeter niedrigeren BMI als Frauen, die von weniger bis keiner körperlichen Aktivität und einem täglichen Fernsehkonsum von mehr als vier Stunden berichteten.
Aktiv und männlich
Aktive, wenig fernsehschauende Männer hatten einen um 1,44 Kilogramm/Quadratmeter niedrigeren BMI als ihre inaktiven und fernsehschauenden Mitteilnehmer. Auch in Bezug auf den Blutdruck ergaben sich ähnliche Auswirkungen. Alle Sportmuffel, die täglich mehrere Stunden fernsahen, hatten einen entsprechend höheren Blutdruck, was zur Ausbildung einer Herz-Kreislauf-Erkrankung führen kann.

Studie 1: Kriminologisches Forschungsinstitut Niedersachsen e.V.: Die PISA-Verlierer – Opfer ihres Medienkonsums (2007)
Studie 2: European Journal of Clinical Nutrition, television viewing and low participation in vigorous recreation are independently associated with obesity and markers of cardiovascular disease risk: EPIC-Norfolk population-based study, 1089-1096, (2003) 57.