Information

Als Thrombose bezeichnet man den Verschluss eines Blutgefäßes durch ein Blutgerinnsel. Die häufigste Form ist die Venenthrombose, die in den tiefen Bein- und Beckenvenen ihren Ausgang nimmt. Wenn sich ein Teil des Blutgerinnsels löst und über den Blutstrom in die Lunge transportiert wird, spricht man von einer Lungenembolie. Dabei handelt es sich um eine lebensbedrohliche Komplikation.

In Zusammenarbeit mit Univ.-Prof. Dr. Erich Minar (Gefäßspezialist, Facharzt für Innere Medizin) LINK

Eine Thrombose kann in allen Gefäßen, gleich ob Vene oder Arterie auftreten. In den meisten Fällen handelt es sich um eine Venenthrombose (Phlebothrombose), die in den Venen der Wadenmuskeln, genauer gesagt in den Vertiefungen der Venenklappen, ihren Ursprung hat. Eine Thrombose ist gekennzeichnet durch einen teilweisen oder vollständigen Verschluss einer Vene durch ein Blutgerinnsel (Thrombus), da es zur Blutgerinnung kommt.

Arterielle Thrombosen können zu Angina pectoris und Herzinfarkt führen. Bei ihnen ist die Schädigung der Gefäßwand – meist durch Arteriosklerose – ausschlaggebend für die Thrombose-Entstehung. Eine weitere Variante ist ein Blutgerinnsel im Herzen, das zu einem Schlaganfall führen kann.

Entstehung einer Thrombose

Als Verursacher einer venösen Thrombose gelten neben der Schädigung der Gefäßwand eine erhöhte Gerinnungsneigung des Bluts und die Verlangsamung des Blutstroms. Man spricht hierbei von der Virchow-Trias, die nach ihrem Entdecker (1856) benannt ist. Bei einem intakten Blutfluss sind die Faktoren, die das Blut flüssig halten und jene, die zur Blutgerinnung führen, um Wunden rasch zu verschließen, im Gleichgewicht. Schon kleine "Verletzungen" an der inneren Gefäßwand können eine erhöhte Gerinnungsbereitschaft bewirken und die Bildung einer Thrombose begünstigen. Solche Veränderungen entstehen durch Frakturen, Entzündungen, Blutergüsse, Prellungen, Zerrungen oder durch chirurgische Eingriffe im Bereich der Beine.

Ebenso kann die Verlangsamung des Blutstroms in Richtung Herz zur Entstehung eines Gerinnsels beitragen. Ein Stau des venösen Bluts in den Beinen tritt auf bei Bettlägerigkeit wegen Krankheit oder nach einer Operation (besonders an Becken, Knie und Hüfte) oder langem Sitzen mit eingeschränkter Bewegungsmöglichkeit.

Sonderfall Reisethrombose

Von Thrombosen können auch Personen betroffen sein, die keine besondere Neigung zu Venenstörungen haben. Bei der Reisethrombose besteht die Gefahr eines Blutstaus in den Beinvenen bedingt durch langes Sitzen mit angewinkelten Beinen im Rahmen von Flug-, Bus- oder Autoreisen (ab vier Stunden), Dehydration wegen geringer Luftfeuchtigkeit und vermindertem Luftdruck.

Symptomatik

Bei der Hälfte aller Personen mit einer Venenthrombose zeigen sich keine klinischen Hinweise auf die Erkrankung. Das ist oft bei bettlägerigen Patienten der Fall. Oder die Beschwerden sind zu Beginn uncharakteristisch und ziehen sich über mehrere Tage.

Wenn Symptome auftreten dann folgende:

  • Schwellung des Unterschenkels oder des gesamten Beins
  • Schmerzen oder Spannungsgefühl im betroffenen Bein – ähnlich einem Muskelkater
  • Ziehender Schmerz entlang der betroffenen Venen
  • Hitzegefühl im schmerzenden oder geschwollenen Bereich
  • Bläuliche Verfärbung der Haut
  • Fußsohlendruckschmerz
  • Besserung der Beschwerden beim Hinlegen oder Hochlagern des Beins
  • Unwohlsein
  • Geringer Anstieg der Körpertemperatur
  • Erhöhter Puls – über 100 Schläge pro Minute

Lungenembolie als Komplikation

Die Venenthrombose ist lebensbedrohlich, wenn sie unbehandelt bleibt. Da bei Venen das Blut zum Herzen fließt, kann der Blutstrom das Gerinnsel über das Herz zur Lunge tragen. Man spricht von einer Lungenembolie (Pulmonalembolie), wenn ein Thrombus ein Blutgefäß in der Lunge verstopft bzw. verschließt. Eine Lungenembolie setzt eine Kettenreaktion in Gang, da es zu einer Druckerhöhung des Lungenkreislaufs kommt und das rechte Herz überlastet wird. Am Ende droht akutes Herzversagen.

Folgende Symptome deuten auf eine Lungenembolie hin:

  • Schmerzen beim tiefen Ein- und Ausatmen
  • Kurzatmigkeit, Atemnot
  • Blutiger Husten
  • Herzrasen, erhöhter Puls
  • Kreislaufschwäche bis hin zur Bewusstlosigkeit

Mögliche Ursachen

Die Entstehung eines Blutgerinnsels kann durch angeborene oder erworbene Faktoren bedingt sein.

Genetische Ursachen

Ist die Blutgerinnung durch genetische Ursachen gestört und die Zusammensetzung des Blutes verändert, kann sich die Gerinnungsneigung des Bluts erhöhen (Thrombophilie). Ein Beispiel ist die Faktor V Leiden-Mutation oder APC-Resistenz, die häufigste angeborene Thrombophilie-Art (fünf bis sieben Prozent der Bevölkerung).

Hormone

Schon allein die Einnahme von Hormonen als Verhütungsmittel ("Pille") erhöht das Thromboserisiko je nach Präparat um das vier- bis achtfache. Frauen sind daher in jungen Jahren häufiger von Thrombosen betroffen als Männer. Mit zunehmendem Alter gleicht sich dieser Unterschied an. Etwas geringere Auswirkungen als die Pille haben Hormonpräparate zur Behandlung von Wechselbeschwerden.

Schwangerschaft & Wochenbett

Ein vier- bis fünffach erhöhtes Risiko einer Thrombose tritt in der Schwangerschaft und im Wochenbett (den ersten vier bis sechs Wochen nach der Geburt) auf. Der Blutfluss verlangsamt sich durch den Druck der Gebärmutter auf die Beckenvenen. Zudem ist der Stoffwechsel während der Schwangerschaft verändert, was wiederum die Entstehung von Thrombosen fördert. Sie treten übrigens häufiger nach einem Kaiserschnitt als nach einer vaginalen Geburt auf.

Vorzeichen für Krebs

Eine Venenthrombose ist unter Umständen ein Vorzeichen für eine noch nicht diagnostizierte Krebserkrankung. Das liegt daran, dass Thrombosen häufig mit Gewebeneubildungen (Tumorbildung) in Zusammenhang stehen. Zehn Prozent der Patienten mit bösartigen Tumoren erleiden im Lauf der Erkrankung eine Thrombose, da die Gerinnungsneigung des Bluts erhöht ist. Schwierig ist auch die Behandlung von Tumorpatienten mit Venenthrombosen, da Komplikationen auftreten können.

Erhöhtes Risiko

Mit dem Alter steigt das Risiko einer Beinvenenthrombose steil an. Männer haben zudem ein höheres Rückfallrisiko, wenn sie schon eine Thrombose erlitten haben. Rund ein Drittel der Betroffenen muss sich innerhalb der nächsten acht Jahre auf eine weitere Thrombose einstellen. Oft sind die Beinvenen nach einer überstandenen Thrombose geschädigt (postthrombotisches Syndrom). Auch ist das Risiko einer lebensgefährlichen Lungenembolie deutlich höher, wenn schon eine Venenthrombose stattgefunden hat.

Diagnose und Behandlung

Genauso wichtig wie die klinische Untersuchung der betroffenen Stelle auf Schmerzempfindung, Schwellungen oder Veränderungen des Gewebes ist eine Abklärung der bisherigen Krankheitsgeschichte, um eine Risikoeinschätzung vorzunehmen und andere Erkrankungen auszuschließen. Gewissheit, ob eine Thrombose vorliegt, kann eine Ultraschall-Untersuchung (Doppler- und Duplexsonographie) bringen. Bei unklaren Ultraschall-Befunden wird eine Röntgen-Kontrastmittel-Untersuchung (Phlebographie) angewandt. Diese ist risikolos, wenn der Betroffene keine Überempfindlichkeit gegen das Kontrastmittel hat. Leichte Nebenwirkungen wie Hitzegefühl, Übelkeit und Erbrechen können auch bei nicht-allergischen Personen auftreten.

Ausschlussverfahren

Mit Hilfe von Bluttests zur Bestimmung von Gerinnungsfaktoren lässt sich eine Thrombose ausschließen. Als Referenz dient das so genannte D-Dimer, ein Abbauprodukt von Blutgerinnseln. Normale Werte schließen eine Thrombose mit großer Wahrscheinlichkeit aus. Ist das D-Dimer hoch, heißt das noch nicht automatisch, dass ein Problem vorliegt. Sind aber gleichzeitig die typischen Thrombose-Symptome zu beobachten, besteht die Gefahr einer Beinvenenthrombose, die rasch behandelt werden muss, um eine Lungenembolie zu vermeiden.

Behandlung

Eine Venenthrombose wird mit Medikamenten (Antikoagulantien) behandelt, die das Blut verdünnen, also die Blutgerinnung verhindern, um den Thrombus aufzulösen. Zur Behandlung steht niedermolekulares Heparin zu Verfügung, das mittels Fertigspritze oder Pen unter die Haut (subkutan) gespritzt wird. Es kommt auch bei Operationen, langen Reisen oder einem Gipsverband vorbeugend zum Einsatz.

Ebenso blutverdünnend, da sie die Synthese einiger Blutgerinnungsfaktoren verhindern, wirken Vitamin K Antagonisten oder Cumarine, wie diese Gruppe von Medikamenten auch genannt wird. Sie werden in Tablettenform verabreicht. In Österreich sind die Substanzen Marcumar und Sintrom in Verwendung. Die Tabletten müssen meist mehrere Monate lang eingenommen werden. Es ist notwendig, die Wirkung der Tabletten durch regelmäßige Blutgerinnungsuntersuchungen (INR-Bestimmung) zu kontrollieren. Patienten müssen zudem darüber aufgeklärt werden, dass bei der medikamentösen Thrombosetherapie eine erhöhte Blutungsgefahr besteht. Schon kleine Verletzungen können zu starken Blutungen führen.

Neben Medikamenten hat sich auch die rasche Mobilisation von Thrombose-Betroffenen bewährt.  Mit dem Tragen von Kompressionsstrümpfen lässt sich der Thrombus lokal festigen und das Abschwellen des Beines wird gefördert. Die Behandlung findet zudem mittlerweile oft ambulant statt.

Prävention

Die beste Vorbeugung gegen eine Thrombose ist immer noch ein gesunder Lebensstil, kein Übergewicht und ausreichend Bewegung. Langes Sitzen und Stehen sind schlecht, während Liegen und Laufen den Blutfluss in Gang halten. Gerade nach einer überstandenen Beinvenenthrombose ist es ratsam, die Beinmuskulatur durch Sport zu stärken. Im sitzenden und liegenden Zustand sollten die Beine erhöht gelagert werden – 20 bis 30 Zentimeter über der Herzhöhe. Zusätzlich sind Kompressionsstrümpfe ein gutes Mittel, um den Rückstrom des Blutes aus dem Bein zu bessern und ein Wiederauftreten der Thrombose zu verhindern.