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Tricks statt Tabletten: Natürlich gegen Kopfschmerzen



Fast 58 Millionen Menschen in Deutschland leiden gelegentlich unter Kopfschmerzen. Frauen sind etwa doppelt so oft betroffen wie Männer. Und auch vor Kindern macht der Schmerz nicht Halt: Jedem zweiten Mädchen und jedem vierten Jungen zwischen zwölf und 15 Jahren brummt regelmässig der Schädel, wie eine Studie der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) zeigte.

Linderung verschaffen meist freiverkäufliche Schmerzmittel aus der Apotheke. Der schnelle Griff zur Tablette sollte jedoch nicht zur Gewohnheit werden, rät die Techniker Krankenkasse (TK). Die DMKG schätzt, dass zwischen 800.000 und 1,6 Millionen Menschen in Deutschland unter Dauerkopfschmerzen leiden, weil sie zu viele Schmerzmittel einnehmen. Acht von zehn Betroffenen sind Frauen im mittleren Lebensalter. "So paradox es klingt: Fast alle Schmerzmittel lösen, über längere Zeit regelmässig geschluckt, selbst Kopfschmerzen aus", sagt Maria Schwormstedt, Medizinerin bei der TK. Ein Teufelskreis, da die Betroffenen unwissentlich versuchen, den Schmerz mit seiner Ursache, nämlich den Medikamenten, zu bekämpfen. "Wer aus Angst vor neuen Schmerzattacken zu häufig Tabletten schluckt, gewöhnt seinen Körper an die regelmässige Schmerzmittelzufuhr. Setzt man die Tabletten dann ab, äussern sich die Entzugserscheinungen wiederum in Form von Kopfschmerzen", erklärt Schwormstedt.Kopfschmerztabletten sollten höchstens an zehn Tagen im Monat und maximal drei Tage hintereinander eingenommen werden. Noch besser ist jedoch, nach Alternativen zu Schmerzmedikamenten zu suchen. Möglichkeiten gibt es viele: "Ob Akupunktur, Minzöl auf den Schläfen oder ein entspannter Spaziergang – jeder muss für sich selbst herausfinden, ob er nicht auch ohne Medikamente auskommt", sagt Schwormstedt.

Fünf Tipps, um Kopfschmerzen den Kampf anzusagen

1. Der Lebensstil macht's

Mit einer ausgewogenen Ernährung, wenig Alkohol und Nikotin sowie regelmässiger Bewegung an der frischen Luft – am besten Ausdauersport, das senkt die Kopfschmerzschwelle – hat Kopfweh kaum eine Chance.

2. Der Rhythmus muss stimmen

So langweilig es klingt: Es tut Kopf und Körper gut, wenn bestimmte Dinge regelmässig ablaufen. So kann zum Beispiel ein veränderter Schlafrhythmus, wie längeres Ausschlafen am Wochenende, Migräne auslösen. Und wer im Büro viel Kaffee trinkt, sollte am Wochenende nicht ganz darauf verzichten – auch das kann eine Migräneattacke verhindern.

3. Bloss kein Stress

Häufig sind Stress und Ãœberbelastung Schuld am brummenden Schädel. Wer im Job unter Druck steht, sollte bewusst darauf achten, sich Zeit für Entspannung zu gönnen: Ein kleiner Spaziergang in der Mittagspause, ein Yoga-Kurs oder einfach zwischendurch mal fünf Minuten aus dem Fenster schauen. Entspannend ist auch eine Massage vom Partner oder einem Freund: Sie beruhigt nicht nur und lockert einen verspannten Nacken, sondern verhilft auch zu einer neuen Portion Glückshormone, die den Schmerz abfangen können. Auch progressive Muskelentspannung nach Jacobson, bei der bestimmte Muskelgruppen bewusst angespannt und gelockert werden, kann helfen, den Kopf frei zu bekommen.

4. Das Kopfschmerztagebuch: Gewusst warum

Um ein Rezept gegen regelmässige Kopfschmerzen zu finden, muss man nach den Auslösern fahnden. Am besten geht das mit einem Kopfschmerztagebuch: Darin dokumentiert man Tageszeit und Stärke der Schmerzen, aber auch die Umstände, unter denen das Kopfweh auftritt.

5. Soforthilfe für den Brummschädel

Es gibt viele Kniffe, um akute Kopfschmerzen ohne Tabletten in den Griff zu bekommen:
  • Gewürznelken kauen: Nelken sind ein altes Hausmittel gegen Kopfschmerzen. Sie enthalten neben schmerzhemmenden Inhaltsstoffen auch ätherische Öle, die den Blutfluss verbessern. Das kommt insbesondere Migränepatienten zugute.
  • Kälte hilft bei Spannungskopfschmerzen. Ein in ein Handtuch gewickelter Eisbeutel oder ein kalter Waschlappen auf Stirn und Schläfen lindert den Schmerz.
  • Wärme gegen Nackenschmerzen: Einfach eine heisse Kompresse auflegen oder mit einem Föhn warme Luft auf den Nacken pusten. Auch ein warmes Vollbad lockert die verspannte Nacken- und Schultermuskulatur. Rosmarin im Badewasser fördert zusätzlich die Durchblutung, Arnika lindert Schmerzen.
  • Wechselwarme Fussbäder können ebenfalls Linderung verschaffen, da sie die Durchblutung im gesamten Körper anregen. Erst beide Beine bis zu den Knien für drei bis fünf Minuten in warmes Wasser tauchen, danach für acht bis zehn Sekunden in kaltes. Diese Prozedur dreimal wiederholen und anschliessend die Füsse in warme Wollsocken packen.
  • Ein Tee aus Veilchenwurzel, Melisse und Lavendel oder auch einfach schwarzer Tee mit Zitrone können helfen, akutes Kopfweh zu lindern.
  • Ätherische Öle: Vor allem gegen Spannungskopfschmerz hilft zehnprozentiges Pfefferminzöl – einfach ein paar Tropfen auf Stirn und Schläfen geben und vorsichtig einmassieren. Positiv können auch Lavendelöl und der Duft von Zitronengras oder Neroli wirken. Migräne-Patienten sollten allerdings aufpassen, da die Attacken oft mit einem erhöhten Geruchsempfinden einhergehen und Düfte Migräneanfälle auslösen können.
Trotz aller Tricks und Kniffe ist jedoch ein Arztbesuch manchmal unumgänglich: Wenn die Kopfschmerzen über mehrere Tage nicht nachlassen, sollte unbedingt ein Arzt die Ursachen abklären.