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Als zervikale intraepitheliale Neoplasien (cervical intraepithelial neoplasia - CIN) werden charakteristische Veränderungen der Zellen des Gebärmutterhalses bezeichnet. Diese Neoplasien gelten als Präkanzerosen bzw. Vorstufen von Gebärmutterhalskrebs, das heisst, sie können sich in weiterer Folge zu einem Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom) entwickeln. 


Das Ausmass der Zellveränderungen wird anhand einer von der WHO erarbeiteten Klassifikation in drei Schweregrade (CIN 1 - geringgradig; CIN 2 - mässiggradig und CIN 3 - hochgradig) eingeteilt. Die meisten Neoplasien des Gebärmutterhalses treten vor der Menopause auf und betreffen daher eher jüngere Frauen. Auch nach Schwangerschaften steigt das Risiko, eine CIN zu entwickeln.

Als wichtigster Verursacher für die Entstehung einer CIN gilt heute eine chronische Infektion mit humanen Papillomaviren (HPV). HPV ist in der Bevölkerung sehr häufig, insbesondere unter jüngeren Frauen. Etwa 80 Prozent aller Menschen stecken sich zumindest einmal im Leben mit HPV an, zumeist ohne jegliche Symptome. Je häufiger man die Sexualpartner wechselt, desto grösser ist das Risiko, mit HPV in Berührung zu kommen.

Die Entwicklung eines Gebärmutterkarzinoms durchläuft in den meisten Fällen die Stadien CIN 1 bis CIN 3 in einem Zeitraum von mehreren Jahren. Durch regelmässige Kontrollen beim Gynäkologen (Krebsabstrich) ist es möglich, rechtzeitig therapeutische Schritte zu setzen und die Gesundheit der Frau zu erhalten. Die Diagnose einer solchen Veränderung kann nur auf Grund einer Gewebeentnahme (Biopsie) gestellt werden.

Die Vorgehensweise und die Therapie richten sich nach den Stadien der Veränderungen. Nicht jede CIN muss sich zwangsläufig zu einem Gebärmutterhalskrebs entwickeln. Gerade geringgradige Neoplasien bilden sich häufig innerhalb von sechs bis neun Monaten ohne Therapie zurück. Nur etwa zehn bis 20 Prozent aller CIN1 entwickeln sich weiter zu höhergradigen Läsionen.


Wie entsteht eine CIN?



Für die Entstehung einer Neoplasie im Bereich des Gebärmutterhalses spielt die chronische Infektion mit humanen Papillomaviren (HPV) eine entscheidende Rolle. HP-Viren können bei fast allen intraepithelialen Neoplasien des Gebärmutterhalses gefunden werden. Von den mehr als 120 heute bekannten Stämmen des HP-Virus können etwa 30 den Urogenitaltrakt des Menschen befallen. Jene Stämme, die am häufigsten Gebärmutterkarzinome bzw. Vorstufen verursachen, sind HPV 16 und 18. Allein diese beiden Stämme sind für ca. 70 Prozent der bösartigen Veränderungen verantwortlich. Weitere Hochrisikostämme sind 31, 33, 35, 39, 45, 51, 52, 56, 58, 59, 68, 73 und 82. Eine Infektion mit HPV muss jedoch nicht immer zu einer Neoplasie führen.


Wie kann ich einer CIN vorbeugen?

Einer CIN vorzubeugen, bedeutet in erster Linie, einer HPV-Infektion vorzubeugen. Die Verwendung von Kondomen ist dafür sehr gut geeignet, aber nicht zu 100 Prozent wirksam, weil HPV auch durch intimen Kontakt wie Petting übertragen werden kann. Manchmal kann HPV auch bei Kindern nachgewiesen werden, wobei sexuelle Ãœbergriffe ausgeschlossen werden können und die Infektionsquelle unbekannt ist.

Seit einigen Jahren existiert eine Impfung gegen HPV, wobei ein Vierfachimpfstoff und ein Zweifachimpfstoff zur Verfügung stehen. Beide Impfstoffe richten sich gegen die Hochrisikovirenstämmen HPV 16 und HPV 18, der Vierfachimpfstoff zusätzlich auch gegen HPV 6 und HPV 11. HPV 6 und 11 sind Hauptauslöser von Genitalwarzen und in sehr seltenen Fällen auch karzinogen. Die Impfung reduziert das Risiko, sich mit HPV zu infizieren, ersetzt aber nicht den jährlichen Krebsabstrich. Auch Nikotinabstinenz reduziert das Risiko, dass aus einer HPV-Infektion eine höhergradige CIN entsteht.


An welchen Symptomen kann ich eine CIN erkennen?

Zervikale intraepitheliale Neoplasien verursachen keine Symptome. Um Neoplasien zu erkennen, ist somit eine regelmässige Kontrolle bei Ihrem Gynäkologen unerlässlich. Entwickelt sich aus einer CIN eine Krebserkrankung des Gebärmutterhalses, so kann es auch hier erst in sehr fortgeschrittenen Stadien zu Symptomen, wie etwa blutig-schleimigem Ausfluss, kommen.


Wie diagnostiziert der Gynäkologe eine CIN?

Im Zuge Ihrer regelmässigen gynäkologischen Vorsorgeuntersuchung wird ein Zellabstrich vom Gebärmutterhals entnommen. Diesen Krebsabstrich sollten Sie einmal jährlich durchführen lassen. Die so gewonnen Zellen können direkt unter dem Mikroskop auf Veränderungen untersucht werden. Dadurch ist es möglich, schon in einem sehr frühen Stadium Hinweise auf Vorstufen eines Zervixkarzinoms zu erhalten und dementsprechend weiter diagnostische Schritte einzuleiten. Auch die Untersuchung des Muttermundes durch ein Untersuchungsmikroskop (Kolposkop) kann wichtige Hinweise auf Zellveränderungen liefern.

Sollte sich auf Grund dieser Untersuchungen der Verdacht auf eine CIN ergeben, muss eine kleine Gewebeprobe (Biopsie) aus dem verdächtigen Areal gewonnen werden, um eine definitive Diagnose stellen zu können. Die entnommene Probe wird im Anschluss unter dem Mikroskop untersucht. Dabei können die zellulären Veränderungen exakt bestimmt und den drei Schweregraden CIN 1 bis CIN 3 zugeordnet werden.

Wird eine Veränderung der Schleimhautzellen im Bereich des Gebärmutterhalskanals vermutet, so kann eine Kürettage dieses Bereichs zur Gewebegewinnung durchgeführt werden.


Wie wird eine CIN therapiert?

Wurde eine zervikale intraepitheliale Neoplasie durch eine Biopsie gesichert, richtet sich das weitere Vorgehen primär nach dem Schweregrad der Veränderung sowie nach der Lokalisation und dem Alter der Patientin (Kinderwunsch). Aufgrund der erwähnten hohen Spontanheilungsrate ist nicht immer eine Therapie notwendig bzw. eine lokale antientzündliche Therapie ausreichend. Bei persistierender CIN besteht die Therapie aus einer operativen Entfernung des betroffenen Areals. Hierfür stehen mehrere Verfahren zur Verfügung:
Kryotherapie:
Hierbei wird das Gewebe im Umkreis von 5 Millimetern um die veränderten Zellen mittels Kühlsonden auf ca. -90 Grad Celsius gefroren und dadurch zerstört. Dieses Verfahren sollte allerdings nur bei kleinen Läsionen (Durchmesser < 1 Zentimeter) und nicht bei hochgradigen Veränderungen (CIN 3) zum Einsatz kommen.

Laser-Ablation:
Bei dieser technisch aufwendigen Methode werden die oberflächlichen Schichten des betroffenen Gewebes durch einen Laserstrahl verdampft.

Konisation:
Darunter versteht man die kegelförmige Entfernung des äussersten Teiles des Gebärmutterhalses. Befindet sich die Neoplasie im Gebärmutterhalskanal, also schon recht nahe der Gebärmutter, so sollte schon recht früh eine Konisation durchgeführt werden. Es können unterschiedliche Verfahren bei der Konisation zur Anwendung kommen. So kann z. B. das Gewebe durch eine Elektroschlaufe (Schlaufenkonisation) oder mittels Skalpell (Messerkonisation) abgetragen werden.

Hysterektomie:
Die Entfernung der gesamten Gebärmutter gilt heute als ein zu radikales Vorgehen für die Behandlung einer CIN und wird daher nur unter besonderen Umständen durchgeführt.

Unabhängig davon, welches Verfahren zur Anwendung kommt, sind regelmässige Kontrollen unablässig. Nur so können etwaige wiederauftretende Veränderungen rechtzeitig entdeckt werden.

Wird während der Schwangerschaft eine CIN 2 oder CIN 3 diagnostiziert, so wird eine Therapie erst ca. sechs bis acht Wochen nach der Geburt eingeleitet.

Die folgende Tabelle zeigt eine vereinfachte Ãœbersicht der Behandlungsempfehlungen von zervikalen intraepithelialen Neoplasien:WHO-Klassifikation Vorgehen Therapieverfahren
CIN 1 Kontrolle alle sechs Monate (Kolposkopie, Biopsie), kommt es nach maximal 24 Monaten zu keiner Rückbildung, ist eine operative Therapie notwendig Laser-Ablation oder Schlingenkonisation
CIN 2 Kontrolle alle sechs Monate (Kolposkopie, Biopsie), kommt es nach maximal 12 Monaten zu keiner Rückbildung. ist eine operative Therapie notwendig Laser-Ablation oder Schlingenkonisation
CIN 3 Therapiebeginn Konisation