Mit Ubuntu 10.04 hat Canonical wieder eine LTS-Version (Long Term
Support) veröffentlicht, für die es drei Jahre Support geben wird. Das
Erscheinungsbild wurde aufgehübscht, ausserdem wurde der Zugriff auf
Facebook, Twitter und andere Communitys direkt in Ubuntu integriert.
Ubuntu 10.04 LTS “Lucid Lynx†Desktop Edition ist eine so genannte Long
Term Support-Version. Das bedeutet für Anwender, dass Canonical (die
Firma des südafrikanischen Milliardärs Mark Shuttleworth, die Ubuntu
Linux massgeblich entwickelt) drei Jahre lang Sicherheits- und
Bugfix-Updates für die Desktop-Version von Ubuntu 10.04 und sogar fünf
Jahre für die Serverversion zur Verfügung stellen wird. Solche LTS
erscheinen grob gesagt alle zwei Jahre und bieten somit Anwendern und
vor allem Serveradministratoren langfristige Sicherheit.
Nicht-LTS-Versionen bekommen nur 18 Monate lang Sicherheits- und
Bugfix-Updates.
Dass der schnellere Bootvorgang unter den Neuerungen genannt wird,
gehört mittlerweile schon zum Standardrepertoire von Ubuntu – das ja
tatsächlich schnell startet. Hier macht auch Ubuntu 10.04 keine
Ausnahme: Das Linux-System soll sowohl von PCs und Notebooks mit
herkömmlichen Festplatten als auch von Rechnern mit SSD-Speichern
schneller hochfahren. Ist der Ubuntu-Rechner dann einsatzbereit,
begrüsst den Benutzer ein freundlicher Lila-Hintergrund – das
altbekannte Ubuntu-Braun gehört damit der Vergangenheit an.
Ubuntu 10.04 LTS bekam eine neue zentrale
Anlaufstelle für Chatkonten (wie Pidgin und ICQ), Schnittstellen zu
Social Communites und dem Online-Datenspeicher Ubuntu One. Dieses „Me
Menu“ ermöglicht unter anderen den direkten Zugriff auf Social Networks
wie Facebook, Digg, Twitter sowie diverse Chatchannels ohne dass Sie
noch eine separate Anwendung installieren oder das Browser-Frontend
bemühen müssen. Bei Ubuntu One, dem Online-Datenspeicher und
Synchronisationstool, das seit Ubuntu 9.10 fest in den Desktop
integriert ist, gibt es ebenfalls Detailverbesserungen. Jetzt können auch Bookmarks und Kontakte via Ubuntu One ausgetauscht werden.
Neu hinzugekommen ist der Ubuntu One Music Store, dessen Inhalte im
MP3-Format Sie direkt auf dem Rhythmbox-Musikplayer von Ubuntu
abspielen können. Auf DRM wird bei den MP3s verzichtet. Zuvor müssen
Sie die Lieder aber kaufen, es handelt sich hier also um ein
kommerzielles Modell und damit um einen Versuch von Canonical, mit
Ubuntu Geld zu verdienen.
Test und erster EindruckDie neue Optik wirkt erfrischend. Weniger
erfrischend ist die Tatsache, dass die die Buttons zum Schliessen,
Minimieren und Vergrössern eines Fensters standardmässig jetzt links oben
statt rechts oben angebracht sind. Das lässt sich zwar ändern, aber im
ersten Moment verwirrt es aber doch etwas.
Den Ubuntu One Music Store findet man unter "Anwendungen,
Unterhaltungsmedien" - starten Sie dort Rhythmenbox. Die Suche ist
möglich nach Tracks, Albums und Artists - sie funktioniert sehr
schnell. Das Ergebnis besteht u.a. aus Titel, Künstler, Coverbild,
Produktionsfirma, Erscheinungsdatum und Spielzeit, auch deutsche
Gruppen wie "Die Toten Hosen" lassen sich aufspüren. Die Downloadpreise
sind in Euro angegeben, bezahlen kann man mit Kreditkarte.
Die Schnittstellen zu Facebook und Twitter sind bereits integriert und müssen nur noch mit Leben erfüllt werden.
Stichwort Social Community: Unser Facebook-Konto war ebenso schnell
hinzugefügt wie unser Twitteraccount. Bei der Installation können wir
diverse Feineinstellungen vornehmen. Schon sind wir dank Gwibber, der
quelloffenen Mikroblogging-Anwendung für Twitter, Facebook etc, fest
verknüpft mit diesen Communities und können Nachrichten empfangen und senden.
Softwarecenter und Download-Links
Das mit Ubuntu 9.10 erstmals vorgestellte
Software Center wurde ebenfalls aktualisiert und trägt nun die
Versionsnummer 2.0. Das Angebot kann der Benutzer nun getrennt nach den
Herkunftsquellen der Software sortieren. Dieses Software Center ist
genauso wie Ubuntu One
(von dem Gratis-Online-Datenspeicher und -Synchronisationsdienst gibt
es auch eine leistungsfähigere kostenpflichtige Version) und dem Ubuntu
One Music Store ein Versuch von Canonical, langfristig mit Ubuntu Geld
zu verdienen. Das Software Center ist wie gehabt übersichtlich.
Eingefleischte Linux-Fans dürften aber nach wie vor Synaptic oder Apt
respektive Aptitude den Vorzug geben.
Speziell für Netbook-Besitzer gibt es die Ubuntu 10.04 Netbook Edition
(UNE), die vor allem ein schnelleres Booten von SSDs und längere
Akku-Laufzeiten verspricht.
Update und Downloadlink
Von
Ubuntu 8.04 LTS und Ubuntu 9.10 ist das Update auf Ubuntu 10.04 direkt
möglich. Sichern Sie vor dem Update aber Ihre Daten; bei jedem Update
kann etwas schief gehen, wie diverse Beispiele der Vergangenheit
zeigen. In unseren beiden Tests klappte das Update von Ubuntu 9.10 auf
10.04 beziehungsweise von Edubuntu 9.10 auf Edubuntu 10.04 jeweils
problemlos.
Der Download der Desktop-Variante von Ubuntu 10.04 eignet sich wie gehabt zur Festinstallation und als Live-System. Zur Ubuntu 10.04 Netbook Edition (UNE) geht es hier. Die Ubuntu 10.04 LTS Server Edition finden Sie über diesen Link. Selbstverständlich gibt es auch wieder eine KDE-Variante von Ubuntu: Kubuntu 10.04. Das Home-Entertainment-Derivat Mythbuntu wurde ebenfalls aktualisiert. Ausserdem gibt es natürlich auch von der Lern- und Schulversion Edubuntu wieder ein Update, das standardmässig ein anderen Hintergrundthema mitbringt.
Während der Installation erfahren Sie unter anderem, welche Anwendungen
veraltet sind und nicht mehr aktualisiert werden. Sofern Sie
Einstellungen in den Konfigurationsskripten geändert haben, werden Sie
bei der Installation gefragt, ob Sie die Veränderungen beibehalten oder
überschreiben wollen.