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Gingivitis
(Zahnfleisch-Entzündung)

Mit dem Begriff "Gingivitis" wird eine akute oder chronische Entzündung des Zahnfleischs, der Gingiva, bezeichnet. Wesentlich ist, dass die Gingivitis nicht als eine einzelne Erkrankung verstanden wird, sondern als ein Spektrum von Erkrankungen. Diese gingivalen Erkrankungen repräsentieren das Ergebnis verschiedener pathologischer Prozesse im Bereich des Zahnfleischs.

Die Gingivitis ist die häufigste der Parodontal-Erkrankungen. Sie wird ausgelöst durch eine bakterielle Mischinfektion, den Biofilm "bakterielle Zahnplaque": Dieser klebrige Zahnbelag besteht aus Bestandteilen des Speichels, aus Stoffwechselprodukten von Bakterien, Nahrungsresten sowie Mikroorganismen und ist Voraussetzung für die Entstehung verschiedener Erkrankungen von Zahn und Zahnfleisch.


Wie macht sich eine Gingivitis bemerkbar?

Klinische Symptome sind Rötung, Schwellung und Blutungsneigung bei mechanischen Reizen (Zähneputzen, Biss in einen Apfel). Es zeigen sich dabei Stadien von mild bis schwer.
Die Gingivitis führt zu keinem Attachement-Verlust - der Zahnhalteapparat bleibt also vollständig erhalten - und kann nach Beseitigung der auslösenden Reize ohne bleibende Schäden abheilen.


Welche Formen der Gingivitis werden unterschieden?

In Abhängigkeit von den zugrunde liegenden und Einfluss nehmenden Faktoren werden verschiedene Formen der Krankheit klassifiziert. Zu diesen Formen zählen:


  • die Plaque-induzierte Gingivitis

In Österreich sind etwa 80 bis 95 Prozent der Jugendlichen und Erwachsenen von dieser Gingivitis betroffen. Da die Erkrankung in der Regel keinerlei Schmerzen verursacht, wird sie von den Betroffenen selbst nicht wahrgenommen und erst bei einem Zahnarztbesuch erkannt.

Die Plaque-induzierte Gingivitis wird ausschließlich durch bakteriellen Zahnbelag verursacht, der seinerseits durch mangelhafte oder falsche Mundhygiene bedingt ist (sog. Schmutz-Gingivitis). Häufiger Genuss von klebrigen Kohlenhydraten (Zucker, Bananen, Süßigkeiten, Softdrinks etc.) begünstigt diese Belagbildung.

Neben dieser häufigsten Form der Gingivitis, die in vielen Fällen mit Zahnkaries vergesellschaftet ist, finden sich zunehmend Hyperplasien (Wucherungen) der Gingiva. Die meisten dieser Formen sind hormonell oder medikamentös, seltener genetisch bedingt, oder durch systemische Erkrankungen ausgelöst:


  • die Plaque-induzierte Gingivitis, durch systemische Faktoren modifiziert

Folgende Erkrankungen und Umstände können die Gingivitis-Ausbildung beeinflussen:

  • Diabetes mellitus
  • Bluterkrankungen (Leukämie)
  • Hormonelle Veränderungen (Menstruationszyklus, Schwangerschaft)
  • Orale Kontrazeptiva (Pille)
  • Pubertät


  • die Plaque-induzierte Gingivitis, durch Arzneimittel modifiziert

Zu den Medikamenten, die sich auf die Gesundheit des Zahnfleischs auswirken können, zählen:

    • Nifedipin, Kalziumkanalblocker
    • Cyclosporin-A
    • Hydantoin, Phenytoin
  • In unserem Lebensraum sehr selten vorkommende gingivale Erkrankungen
    • Gingivitis infolge einseitiger Ernährung, Mangelernährung oder Vitaminmangel (z.B.Vitamin-C-Mangel)



Welche Möglichkeiten der Behandlung gibt es bei einer Gingivitis?

Nach Sicherung der Diagnose (Ausschluss einer Parodontitis) durch einen Zahnarzt erfolgt eine professionelle Zahnreinigung (PZR), in deren Rahmen die Patienten auch mit Information und Motivation für die effiziente Mundhygiene zu Hause versorgt werden. Bei optimaler Zahnreinigung kommt es binnen eines Monats zu einem vollständigen Rückgang der Symptome.

Ausnahmen stellen diesbezüglich die durch Arzneimittel beeinflussten gingivalen Erkrankungen dar. In diesen Fällen ist eine Umstellung in der Medikation notwendig, um die Symptome zu beseitigen.


Prognose

Die Prognose ist bei ausschließlich durch Plaque bedingten Gingivitis-Formen sehr gut. Lediglich die gingivalen Hyperplasien erfordern nach Beseitigung der Ursache zusätzlich zur optimalen Zahnreinigung manchmal auch eine operative Beseitigung der Wucherungen.

Bei "Wirtsanfälligkeit" bedingt durch eine veränderte Immunabwehr kann eine unbehandelte Gingivitis in eine Parodontitis mit Knochenabbau und Taschenbildung übergehen. Dazu kommt es leider häufig, speziell dann, wenn die Betroffenen rauchen.

Behandlung der Gingivitis und richtige Prophylaxe sind daher der beste Schutz vor Parodontitis!