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Gesundheit


Gürtelrose (Herpes zoster) (Gesundheit)

Information






Die Gürtelrose ist ein schmerzhafter, bläschenförmiger Ausschlag der Haut, der durch das Varicella-Zoster-Virus (VZV) aus der Familie der Herpes-Viren hervorgerufen wird. Herpes zoster ist nicht mit Herpes simplex zu verwechseln, der in Form von sog. "Fieberblasen" an den Lippen (Herpes labialis) oder im Genitalbereich (Herpes genitalis) auftritt.


Die Gürtelrose ist eine häufige Krankheit. Man geht davon aus, dass 20 Prozent der Bevölkerung einmal im Leben an einer Gürtelrose erkranken. In Österreich gibt es jährlich etwa 30.000 bis 40.000 Fälle. Ein Grossteil der Betroffenen ist über 50 Jahre alt.


Wie entsteht die Gürtelrose?

Grundsätzlich kann das Varicella-Zoster-Virus zwei Erkrankungen auslösen: die Varizellen (Windpocken, Schafblattern, Feuchtblattern) und den Herpes zoster (Gürtelrose). Beim Erstkontakt, der zu 90 Prozent im Kindesalter erfolgt, verursacht das Virus Windpocken. Nach dem Abheilen der Erkrankung zieht es entlang der Nervenbahnen zu den Nervenwurzeln, wo es in einem inaktiven Zustand verharrt - das Virus "schläft".

Ein gesundes Immunsystem hält das Varicella-Zoster-Virus üblicherweise zeitlebens in Schach. Ist das Immunsystem jedoch geschwächt (z.B. durch Stress, Erkrankungen oder hohes Lebensalter), können die Viren reaktiviert werden und eine weitere Erkrankung auslösen - die Gürtelrose. Menschen, deren Immunsystem etwa durch HIV/Aids, eine Krebstherapie oder aufgrund einer Transplantation geschwächt ist, erkranken mit grösserer Wahrscheinlichkeit an der Gürtelrose bzw. zeigen einen schwereren Krankheitsverlauf.

Hierzulande weisen nicht weniger als 98 Prozent der 40-Jährigen Antikörper gegen die Varicella-Zoster-Viren auf. Das bedeutet, dass sie Kontakt mit VZV hatten und immun gegen Windpocken sind. Nichtsdestotrotz kann es bei einem erneuten Kontakt mit dem Virus (z.B. bei einem an Windpocken erkrankten Kind) zu einer Gürtelrose kommen.


Wie verläuft die Gürtelrose?

Typischerweise verläuft die Gürtelrose in zwei Phasen. Auf die Vorläufer- oder Prodromalphase folgt in der Regel die akute Phase der Erkrankung:

Prodromalphase

Die Prodromalphase ist individuell unterschiedlich stark ausgeprägt. Es können Allgemeinsymptome wie Kopfschmerzen, Abgeschlagenheit, geschwollene Lymphknoten und Fieber auftreten. In drei Viertel der Fälle entstehen brennende Schmerzen und ein Taubheitsgefühl im Bereich der Hautstellen, in denen das Virus die Nervenbahnen entlangwandert. Diese Nervenbahnen bilden typischerweise einen gürtelförmigen, von der Wirbelsäule Richtung Brustbein verlaufenden Halbkreis um den Körper - daher der Name Gürtelrose.

Wirklich gürtelförmig tritt die Gürtelrose jedoch nur in rund der Hälfte aller Fälle auf. Es können auch das Gesicht, die Beine, Füsse, Arme und Hände sowie das Gesäss betroffen sein - Bereiche also, in denen die Nervenbahnen nicht gürtelförmig verlaufen. Dort können die Schmerzen und der Ausschlag gross- und kleinflächig auftreten. Charakteristischerweise befällt der Ausschlag nur eine Körperhälfte. Die Schmerzen können relativ heftig sein.

Akutphase

Nach zwei bis drei Tagen geht die Erkrankung in die Akutphase über. Entlang des Haut-Versorgungsgebietes des betroffenen Nervs bildet sich ein Ausschlag, der durch gruppiert stehende kleine Bläschen auf entzündlich gerötetem Untergrund charakterisiert ist. Damit erinnert er etwas an die Windpocken, ist aber im Gegensatz zu diesen immer auf einen bestimmten Bereich begrenzt.

Nach drei bis fünf Tagen hat der Ausschlag seinen Höhepunkt erreicht. Die Bläschen platzen auf, und es entstehen kleine Wunden, die nach und nach von Schorf bedeckt werden. Manchmal kann sich eine heftige Überempfindlichkeit gegenüber leichten Berührungen (Allodynie) zeigen. Nach zwei bis drei Wochen fällt der Schorf in der Regel ab.

Varicella-Zoster-Viren können auch die Hirnnerven befallen. Davon betroffen ist oftmals der Nervus trigeminus, der für die Versorgung des Gesichts verantwortlich zeichnet. In solchen Fällen kann der Ausschlag auch auf Stirn, Nase, Auge und an der Kopfhaut entstehen. Meist ist eine starke Lidschwellung zu sehen.

In seltenen Fällen kommt es zu einer Gürtelrose ohne Hautausschlag (Herpes sine herpete): Die betroffene Hautpartie schmerzt stark, zeigt jedoch keinerlei Veränderung. Weitere Sonderformen der Gürtelrose können bei Personen mit einem geschwächten Immunsystem auftreten. Dazu zählen jene Form der Gürtelrose, die sich auf dem ganzen Körper ausbreitet (Zoster generalisatus), und jene, die sich auf beiden Körperhälften zeigt (Zoster bilateralis).

In rund 90 Prozent der Fälle ist die Gürtelrose nach einem Monat ausgeheilt. Nur selten dauert die Akutphase bis zu acht Wochen. Ist das Immunsystem stark geschwächt, besteht eine höhere Anfälligkeit für einen schweren Verlauf bzw. Komplikationen.


Wie wird Herpes zoster diagnostiziert?

Vor dem Auftreten der Hautveränderungen ist die Diagnose häufig unklar, weil Schmerzen als vordergründiges Symptom auf verschiedene Erkrankungen hindeuten können. Erst in Kombination mit dem typischen halbseitigen Ausschlag erkennt der Arzt oder die Ärztin für gewöhnlich recht schnell, dass es sich um eine Gürtelrose handelt.

Tritt dieser Hautausschlag an eher unüblichen bzw. bedeckten Stellen auf (z.B. am Gesäss oder auf der Kopfhaut), erschwert dies die Diagnose. Zur Diagnosesicherung können mikrobiologische Untersuchungen von Abstrichmaterial der Haut und/oder eine Blutprobe beitragen.


Welche Komplikationen können auftreten?

Herpes-zoster-Komplikationen sind relativ häufig. Zu den lokalen, also den Ausschlag betreffenden Komplikationen zählen die Infektion des Ausschlags mit Bakterien und eine Narbenbildung der Haut. Weitere mögliche Komplikationen sind:
Post-Zoster-Neuralgie
Bindehaut- und Hornhautentzündung bis hin zur Erblindung (Zoster ophthalmicus)
Entzündung des Hörnervs mit der Gefahr der Ertaubung (Zoster oticus)
Lähmungen, insbesondere Lähmung der Gesichtsmuskulatur (Facialisparese)
Hirn- und Hirnhautentzündung
Guillain-Barré-Syndrom (Nervenwurzelentzündung mit starken Schmerzen)


Post-Zoster-Neuralgie

Eine schwerwiegende und oft langwierige Komplikation der Gürtelrose ist der Post-Zoster-Nervenschmerz (auch: Post-Zoster-Neuralgie, postherpetische Neuralgie). In diesem Fall können die Schmerzen nach dem Abheilen des Ausschlags über Jahre weiterbestehen. Definitionsgemäss bestehen die Schmerzen bei der Post-Zoster-Neuralgie länger als vier Wochen oder treten erst vier Wochen nach einer schmerzfreien Phase auf. Ungefähr zehn bis 20 Prozent aller an Gürtelrose Erkrankten entwickeln diese chronische Komplikation. Gefährdet sind vor allem ältere Menschen.


Wie wird die Gürtelrose behandelt?

Die Therapie der Gürtelrose hat zum Ziel, die Schmerzen in der akuten Phase zu lindern, die Ausdehnung und die Dauer des Hautausschlags einzuschränken sowie Komplikationen zu vermeiden. Die lokale Therapie erfolgt z.B. mit feuchten Umschlägen oder einer Zinkschüttelmixtur. Da bei Herpes zoster durchaus starke Schmerzen auftreten können, sind oftmals Schmerzmittel in höheren Dosen notwendig. Zur Anwendung kommen unter anderem Opioide wie Tramadol, Antidepressiva wie Amitriptylin oder Antiepileptika.

Die Gürtelrose kann auch mit intensiven, den ganzen Körper umfassenden, systemischen Medikamenten behandelt werden. Diese sogenannten Virustatika sind unter anderem erforderlich bei:
Alter > 50 Jahre
Immunschwäche
Krebserkrankung
Zoster-Befall der Hirnnerven, v.a. bei Befall von Auge und Ohr
ausgedehntem Bläschenbefall
Schleimhautbeteiligung

Werden Virustatika (z.B. Aciclovir, Famcyclovir, Valaciclovir) rechtzeitig eingenommen, hemmen sie die Vermehrung der Viren und verkürzen so den Krankheitsverlauf bzw. schwächen ihn ab. Dies ist besonders wichtig, wenn die Gefahr von Komplikationen besteht - wie etwa bei älteren Personen und Menschen mit geschwächtem Immunsystem. Die Behandlung erfolgt entweder in Tablettenform oder intravenös und dauert sieben Tage.

Wie erfolgreich die Behandlung mit Virustatika ist, hängt ganz wesentlich vom Zeitpunkt des Behandlungsbeginns ab. Dieser sollte innerhalb von 72 Stunden nach Auftreten der ersten Bläschen liegen. Als Nebenwirkungen dieser Behandlung können unter anderem Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Muskelschmerzen auftreten.


Ist die Gürtelrose ansteckend?

Sowohl die Windpocken als auch die Gürtelrose sind ansteckend. Die Windpocken werden durch Tröpfchen, das heisst beim Sprechen, Atmen, Niesen oder Husten übertragen, wobei eine Ansteckung auch über grössere Distanzen ("mit dem Wind") möglich ist. Eine Infektion durch geplatzte Bläschen (Schmierinfektion) ist eher selten.

Da die Gürtelrose nur über Schmierinfektion weitergegeben werden kann, ist sie deutlich weniger infektiös als die Windpocken. Personen mit Immunschwäche sowie Schwangere sollten den Kontakt mit Menschen, die an Gürtelrose erkrankt sind, dennoch unbedingt meiden. In der Schwangerschaft kann eine Infektion mit dem Varicella-Zoster-Virus vor der 24. Schwangerschaftswoche sowie kurz vor der Geburt zu Missbildungen des Kindes bzw. Komplikationen führen.


Wie kann man der Erkrankung vorbeugen?

Im Allgemeinen erkrankt jeder Mensch nur einmal im Leben an Windpocken und ist in weiterer Folge immun. Hatte man die Windpocken also noch nicht, sollte man den Kontakt mit Menschen, die akut an Windpocken oder Gürtelrose erkrankt sind, vermeiden. Auch im Erwachsenenalter macht man beim ersten Kontakt mit dem Varicella-Zoster-Virus eine Windpocken-Infektion durch. Diese verläuft in der Regel schwerer als bei Kindern.

Seit Herbst 2007 steht für ältere Erwachsene eine Impfung gegen die Gürtelrose zur Verfügung. Studien zufolge verhindert die Impfung mehr als die Hälfte aller Krankheitsfälle und zwei Drittel der Post-Zoster-Neuralgien. Jene Personen, die trotz Impfung erkranken, können mit einem milderen Verlauf der Gürtelrose rechnen. Der Impfausschuss des Obersten Sanitätsrats empfiehlt diese Impfung allen Personen ab dem 50. Lebensjahr. Kinder, die gegen Varicellen geimpft werden, dürften im späteren Leben - zumindest grossteils - auch vor der Gürtelrose geschützt sein.

Personen mit geschwächtem Immunsystem sowie Schwangere können sich nach dem Kontakt mit Erkrankten vorbeugend behandeln lassen. Der Arzt oder die Ärztin verabreicht entweder Antikörper gegen das Virus in Form einer einmaligen Infusion (Zoster-Immunglobulin) oder verordnet eine fünf- bis siebentägige Behandlung mit einem Virustatikum (Tabletten oder Infusionen). Menschen mit einem gut funktionierenden Immunsystem, die noch nicht an Windpocken erkrankt waren und nicht geimpft sind, können sich nach dem Kontakt mit dem Virus innerhalb von drei Tagen impfen lassen.

Magengeschwür (Gesundheit)

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(Ulcus ventriculi, Magenulkus)

Ein Magengeschwür ist ein örtlich begrenzter Defekt jener Schleimhaut, die den Magen an seiner Innenseite auskleidet und die tiefer liegenden Schichten der Magenwand vor dem aggressiven Magensaft schützt. Bei der auch als Ulcus ventriculi oder Magenulkus bezeichneten Krankheit wird die Magenschleimhaut durch eine anhaltende Entzündung nach und nach zerstört. Anfangs betrifft das Geschwür nur die obere Schleimhautschicht. Bleibt eine Behandlung aus, dringt es im Laufe der Zeit aber auch in tiefer liegende Gewebe der Magenwand vor.

In Europa gehört das Magenulkus zu den häufigsten Krankheiten des Verdauungstrakts: Wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge erkranken jährlich etwa 50 von 100.000 Menschen an einem Ulcus ventriculi - der Grossteil nach dem 40. und vor dem 70. Lebensjahr. Männer sind insgesamt häufiger betroffen als Frauen. Nicht wenige Personen leiden an wiederkehrenden Geschwüren. In diesem Fall sprechen Medizinerinnen und Mediziner von einer Ulkuskrankheit.


Welche Ursachen hat die Erkrankung?

Ganz allgemein gesprochen haben Magengeschwüre ihre Ursache in einem gestörten Gleichgewicht von Faktoren und Mechanismen, die die Schleimhaut schützen, und solchen, die sie angreifen. Lange Zeit ging die Medizin davon aus, dass die Ursache für die Erkrankung in einer übermässigen Produktion der für den Verdauungsprozess notwendigen, aber sehr aggressiven Magensäure zu suchen ist. Das Credo "Ohne Säure kein Ulkus" gilt zwar nach wie vor. Doch heute wird der saure Magensaft nicht mehr als eigentliche Ursache, sondern nur als Auslöser betrachtet. Denn unter normalen Umständen ist der Magen durch einen in der Schleimhaut produzierten (alkalischen) Schleim vor der Säure geschützt.

Erst wenn dieser Schutz geschwächt ist oder fehlt, kann die Magensäure die Schleimhaut bzw. darunter liegende Schichten der Magenwand angreifen. Die Gründe für diese Entwicklung sind unterschiedlich und noch nicht bis ins letzte Detail geklärt. Zweifelsfrei steht aber fest, dass dem Bakterium Helicobacter pylori bei der Entstehung des Magenulkus grosse Bedeutung zukommt. So kann dieser Keim bei rund 80 Prozent der Patientinnen und Patienten mit einem Ulcus ventriculi nachgewiesen werden.

Helicobacter pylori bewirkt zunächst eine Gastritis (Entzündung der Magenschleimhaut), auf deren Boden sich in weiterer Folge ein Geschwür entwickeln kann. Kann, aber nicht muss: Während hierzulande etwa ein Drittel der Menschen mit Helicobacter pylori infiziert ist, leidet nur ein Bruchteil davon zu irgendeinem Zeitpunkt im Leben an einem Magengeschwür. Vermutlich müssen andere die Krankheit begünstigende Faktoren hinzukommen - wie etwa Rauchen oder übermässiger Alkoholkonsum.

Umgekehrt können auch Patienten ohne Helicobacter-Infektion ein Magenulkus entwickeln. Besonders gefährdet sind Menschen, die regelmässig schmerz- und entzündungshemmende Medikamente aus der Gruppe der nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR) zu sich nehmen, wie etwa Acetylsalicylsäure (ASS). Statistisch betrachtet erhöhen NSAR die Wahrscheinlichkeit eines Magengeschwürs bei regelmässiger Anwendung auf ein Vielfaches. Stress und psychische Belastungen gehören ebenfalls zu den Risikofaktoren, darüber hinaus scheint es auch eine genetische Veranlagung zu geben. Seltene Faktoren für die Entstehung eines Ulkus sind Erkrankungen wie das Zollinger-Ellison-Syndrom oder eine Überfunktion der Nebenschilddrüse.


Wie äussert sich ein Magengeschwür?

Die Diagnose "Ulcus ventriculi" ist oftmals ein Zufallsbefund. Das heisst, die Betroffenen merken gar nicht, dass sie ein Magengeschwür haben. Häufigste Anzeichen der Erkrankung sind Druckgefühle und Schmerzen im Oberbauch. Dieser sogenannte epigastrische Schmerz wird meist als "dumpf bohrend" oder "brennend" beschrieben, strahlt mitunter bis in den Rücken aus und kann sowohl unmittelbar nach dem Essen als auch unabhängig von der Nahrungsaufnahme auftreten. Ein in nüchternem Zustand bestehender Schmerz, der bei Nahrungsaufnahme nachlässt, deutet hingegen eher auf ein Zwölffingerdarm-Geschwür (Ulcus duodeni) hin. Manche Patienten und Patientinnen berichten über unspezifische Beschwerden wie Erbrechen, Übelkeit, Völlegefühl, saures Aufstossen und eine Abneigung gegen bestimmte Speisen.

In etwa einem Drittel der Fälle wird ein Magengeschwür erst erkannt, wenn Komplikationen auftreten. An erster Stelle sind hierbei Blutungen im Bereich des Magens zu nennen. Typisches Zeichen dafür ist schwarz gefärbter Stuhl, der sogenannte "Teerstuhl". Bleibt der Blutverlust gering, ist eine Verfärbung des Stuhls mit freiem Auge oft nicht zu erkennen. Mithilfe spezieller Tests auf verstecktes Blut lassen sich aber auch geringe Spuren in den Ausscheidungen nachweisen. Durch den ständigen Blutverlust über die Magenschleimhaut kann es bei den Betroffenen zu einer Blutarmut (Anämie) kommen. Ist dies der Fall, können sich unter anderem Müdigkeit und Abgeschlagenheit einstellen.

Massive Blutungen hingegen können wesentlich schwerwiegendere Konsequenzen haben - vom Blutdruckabfall bis hin zum lebensbedrohlichen Schock. Häufig kommt es in solchen Situationen zum Erbrechen von Blut (Hämatemesis). Eine gefürchtete, aber glücklicherweise seltene Komplikation ist der Durchbruch des Geschwürs durch die gesamte Magenwand. In diesem Fall kann Mageninhalt in die Bauchhöhle gelangen und dort eine Entzündung des Bauchfells (Peritonitis) auslösen. Zeichen einer solchen Entzündung sind sehr starke Schmerzen und ein extrem angespannter, brettharter Bauch.


Wie wird die Krankheit diagnostiziert?

Schon die Schilderung der Beschwerden und der Krankheitsgeschichte gibt dem Arzt oder der Ärztin erste Hinweise auf ein Magengeschwür. An dieses Gespräch schliesst sich eine körperliche Untersuchung an. Insbesondere das Abtasten des bei den Betroffenen oft druckempfindlichen Oberbauchs ist hierbei von Bedeutung. Blut im Stuhl lässt sich durch Anwendung des Hämoccult-Tests nachweisen. Der Patient erhält ein Testset und bringt eine kleine Stuhlprobe auf das Testbriefchen auf. Das Ergebnis wird gleich in der Ordination ermittelt.

Das entscheidende Verfahren, um den Verdacht auf ein Magengeschwür zu bestätigen oder zu entkräften, ist die Magenspiegelung (Gastroskopie). Bei dieser Untersuchungsmethode wird ein biegsamer Schlauch über Mund, Rachen und Speiseröhre in den Magen vorgeschoben. Das Endoskop verfügt über eine spezielle optische Vorrichtung, die es erlaubt, die Magenwand von innen zu betrachten und auf diese Weise Geschwüre aufzuspüren. Darüber hinaus können mithilfe des Gastroskops auch kleine Gewebeproben entnommen werden, die in weiterer Folge im Labor auf Helicobacter pylori geprüft werden. Der Nachweis des Keims ist aber auch per Atemtest möglich.

Weitere Untersuchungen wie Sonographie oder Röntgen sind in der Diagnostik eigentlich nur notwendig, um auszuschliessen, dass neben dem Magengeschwür noch andere Erkrankungen vorliegen.


Wie wird ein Ulcus ventriculi behandelt?

Die Therapie eines Magengeschwürs hängt entscheidend vom Auslöser ab. Bei erfolgtem Nachweis von Helicobacter pylori wird stets eine sogenannte Eradikationstherapie eingeleitet. Dabei erhält der Patient zwei verschiedene Antibiotika (z.B. Clarithromycin und Amoxicillin), die den Keim abtöten, und einen Protonenpumpenhemmer (z.B. Omeprazol, Pantoprazol oder Esomeprazol). Protonenpumpenhemmer sind Medikamente, die die Säureproduktion im Magen vermindern und so die Abheilung des Geschwürs befördern. Durch diese Dreifach- oder Triple-Therapie lässt sich Helicobacter pylori bei über 90 Prozent der Betroffenen eliminieren - und mit dem Keim verschwindet in den meisten Fällen auch das Ulkus.

Ist der Helicobacter-Befund "negativ", lässt sich das Bakterium also nicht nachweisen, wird zunächst eine Behandlung mit Medikamenten begonnen, die die Säuresekretion im Magen drosseln und der Schleimhaut die Möglichkeit geben, sich zu regenerieren. Die gebräuchlichsten Mittel, die hier zur Anwendung kommen, sind zum einen die Protonenpumpenhemmer (auch: Protonenpumpeninhibitoren, PPI) und zum anderen sogenannte Histamin-Rezeptorenblocker (auch: H2-Rezeptorenblocker). Letztere sorgen ebenfalls für eine Verminderung der Säureproduktion, allerdings über einen anderen Wirkmechanismus. Da sich die PPI in Studien zur Behandlung von Magengeschwüren als wirksamer erwiesen haben, wird ihnen heute gegenüber den H2-Blockern meist der Vorzug gegeben.

Die Therapie revolutioniert haben aber beide Medikamentengruppen. Denn vor gar nicht allzu langer Zeit mussten sich die meisten Ulkuspatienten einer Operation unterziehen, bei der ein (Gross-)Teil des Magens entfernt wurde. Dies ist heute nur noch in seltenen Fällen erforderlich, so etwa, wenn ein Magengeschwür auch nach mehrmonatiger Behandlung nicht abheilt. Blutungen lassen sich mittlerweile meist im Rahmen einer Magenspiegelung stillen, sei es durch Aufsetzen eines Metall-Clips auf das blutende Gefäss oder durch Einspritzen eines speziellen "Klebstoffs". Bei endoskopisch nicht zu kontrollierenden Blutungen sowie bei einem Magendurchbruch ist eine Operation allerdings unumgänglich.

Ist das Ulcus ventriculi durch die Einnahme von Medikamenten bedingt, müssen diese zumindest vorübergehend abgesetzt bzw. durch andere, magenschonendere Mittel ersetzt werden. Ergänzend erhalten die Patienten einen Säurehemmer. Unter dieser Therapie heilt ein durch Medikamenteneinnahme hervorgerufenes Magengeschwür im Regelfall ab.

Massive Magenblutungen, Bluterbrechen und Magendurchbruch sind medizinische Notfälle, die ausnahmslos einer sofortigen Behandlung bedürfen. In diesen Fällen muss unbedingt die Rettung (Rufnummer 144) verständigt und die betroffene Person schnellstmöglich in ein Krankenhaus gebracht werden.


Was kann man selbst tun?

Entscheidend für den Erfolg der Behandlung ist, dass Faktoren, die die Magenschleimhaut schädigen können, weitestgehend ausgeschaltet werden. Das heisst, die Betroffenen sollten vor allem auf Alkohol, Nikotin und bestimmte Schmerzmittel verzichten. Auch manche Speisen und Zubereitungsarten können den Magen reizen, wobei es um die Verträglichkeit individuell sehr unterschiedlich bestellt ist. Vermehrtem Stress lässt sich oft mit Sport oder Entspannungstechniken beikommen.

Chronische Leukämie (Gesundheit)

Information






Leukämien werden umgangssprachlich oft als "Blutkrebs" bezeichnet. Medizinisch betrachtet ist das allerdings nicht ganz korrekt: Der Begriff steht vielmehr für eine Gruppe von bösartigen Erkrankungen, die das blutbildende System betreffen. Dieses besteht aus dem Knochenmark und dem lymphatischen System. 



Was versteht man unter Blutbildung?

Im Blut lassen sich drei Zelltypen unterscheiden:
die für den Sauerstofftransport verantwortlichen roten Blutkörperchen (Erythrozyten)
die an der Blutgerinnung beteiligten Blutplättchen (Thrombozyten) und
die weissen Blutkörperchen (Leukozyten), die eine zentrale Rolle im menschlichen Immunsystem besitzen.

Die verschiedenen Blutzelltypen entwickeln sich im Knochenmark aus gemeinsamen Vorläuferzellen, den Stammzellen der Blutbildung. Unter dem Einfluss von diversen Wachstumsfaktoren reifen die Blutstammzellen zu voll funktionsfähigen Leukozyten, Erythrozyten und Thrombozyten heran, die in weiterer Folge in die Blutbahn übertreten.

Bei einer Leukämie ist der normale Reifungsprozess der weissen Blutkörperchen gestört bzw. unterbrochen. Anstelle von vollständig ausdifferenzierten Leukozyten werden mehr oder weniger unausgereifte weisse Blutkörperchen gebildet. Diese entarteten Zellen nennt man Leukämiezellen.

Leukämiezellen sind nicht in der Lage, die Funktion von gesunden Leukozyten zu übernehmen. Darüber hinaus haben sie die Eigenschaft, sich unkontrolliert zu vermehren und auszubreiten. Dies hat letztlich Auswirkungen auf den gesamten Organismus. Deshalb werden Leukämien auch als bösartige Systemerkrankungen bezeichnet.

Nach dem Verlauf unterscheidet man akute Leukämien und chronische Leukämien:
Akute Leukämien entwickeln sich rasch und gehen mit schweren Krankheitszeichen einher. Bleibt eine Behandlung aus, verlaufen sie innerhalb weniger Wochen und Monate lebensbedrohlich.
Chronische Leukämien sind schleichende Erkrankungen, die langsam fortschreiten und oft über einen längeren Zeitraum unbemerkt bleiben. Die Leukämiezellen sind bei den chronischen Formen ausgereifter als bei den akuten. Das bedeutet, die Entartung findet auf einer späteren Stufe des Entwicklungsprozesses statt.


Welche Formen der chronischen Leukämie gibt es?

Die Gruppe der weissen Blutkörperchen wird in mehrere "Arten" (Subtypen) unterteilt, die unterschiedlich aussehen und unterschiedliche Funktionen besitzen. Je nachdem, aus welchem Leukozyten-Subtyp die Leukämiezellen hervorgehen, werden die chronischen Leukämien in zwei Gruppen eingeteilt:

Während bei der chronischen lymphatischen Leukämie (CLL) die Lymphozyten und ihre Vorläuferzellen entarten, nimmt die chronische myeloische Leukämie (CML) ihren Ursprung bei Zellen der sogenannten myeloischen Reihe, aus der etwa die Granulozyten und Monozyten hervorgehen. Mit speziellen Laboruntersuchungen können sowohl die CML als auch die CLL noch weiter unterteilt werden. Die chronische lymphatische Leukämie wird zwar immer noch zu den Leukämien gezählt, im Grunde handelt es sich aber eher um eine Sonderform der malignen Lymphome - das sind Krebserkrankungen des lymphatischen Systems.

Mit einer Häufigkeit von jährlich drei bis vier Neuerkrankungen pro 100.000 Menschen ist die CLL die häufigste Leukämieform in den westlichen Industrienationen. Sie tritt meist im höheren Lebensalter auf, im Mittel mit 65 bis 70 Jahren. Vor dem 50. Lebensjahr ist eine chronische lymphatische Leukämie extrem selten. Eine CML kann grundsätzlich in jedem Alter vorkommen. Besonders häufig wird sie aber im sechsten Lebensjahrzehnt festgestellt.


Welche Ursachen haben chronische Leukämien?

Wie andere Krebsformen auch entstehen Leukämien als Folge von bestimmten genetischen Veränderungen. Im Fall der CML konnte sogar eine entsprechende Veränderung (Mutation) im Erbgut identifiziert werden. Wie genau und warum es zu solchen Genmutationen kommt, ist aber nach wie vor nicht restlos geklärt. Das heisst, gesicherte Ursachen für chronische Leukämien sind trotz aller Forschungsbemühungen bis heute nicht bekannt.

Allerdings konnte eine Reihe von Faktoren identifiziert werden, die das Risiko, an dieser Krebsart zu erkranken, erhöhen: Dazu gehören ionisierende Strahlen, also etwa radioaktive Strahlung, sowie bestimmte Umweltgifte und chemische Substanzen. Auch ein Zusammenhang mit Viren wird diskutiert. Nach dem derzeitigen Kenntnisstand entwickeln sich chronische Leukämien multifaktoriell: Damit es zur Erkrankung kommt, müssen verschiedene Faktoren zusammenwirken.


Wie äussert sich eine chronische Leukämie?

Chronische Leukämien sind oft ein Zufallsbefund. Das heisst, dass eine Erkrankung bei einer Routineuntersuchung entdeckt wird - meist durch eine erhöhte Anzahl von weissen Blutkörperchen, die sich in einem Blutbild zeigt. Dies liegt daran, dass die Erkrankung in der Regel sehr langsam verläuft und viele Patienten in den ersten Jahren somit beschwerdefrei sind.

Mit zunehmender Vermehrung der Leukämiezellen kann es dann zu verschiedensten Symptomen kommen. Diese Krankheitsanzeichen sind grösstenteils darauf zurückzuführen, dass die normale Blutbildung im Knochenmark beeinträchtigt bzw. unterbunden wird.
Werden nicht mehr genügend rote Blutkörperchen gebildet - entwickelt sich also eine Anämie -, kann sich dies in Form von Blässe, Abgeschlagenheit und verminderter Leistungsfähigkeit bemerkbar machen.
Durch den Mangel an funktionstüchtigen weissen Blutkörperchen können Krankheitserreger nicht mehr so effektiv bekämpft werden wie bei gesunden Menschen. Infolgedessen sind Patienten mit chronischer Leukämie anfälliger für Infektionen.
Eine verminderte Zahl an Blutplättchen erhöht die Blutungsneigung. Anzeichen dafür können häufiges Zahnfleischbluten, kleine, punktförmige Hautblutungen und eine Neigung zu Blutergüssen sein. Bei der CLL kommt es fast immer zum Anschwellen der Lymphknoten, bei der CML ist oftmals die Milz vergrössert.

Weitere mögliche Symptome sind Appetit- und Gewichtsverlust, allgemeines Unwohlsein sowie Fieber und Nachtschweiss. Alle genannten Beschwerden können indes auch bei anderen Krankheiten vorkommen; Symptome, die für eine chronische Leukämie spezifisch sind, gibt es nicht. Dieser Umstand macht es selbst in weiter fortgeschrittenen Stadien nicht immer einfach, die Erkrankung zu erkennen.


Wie wird die Krankheit diagnostiziert?

Krankheitsgeschichte und Beschwerdebild geben Arzt oder Ärztin erste Hinweise auf die Erkrankung. Daran schliesst sich zunächst eine ausführliche körperliche Untersuchung an. Bei Verdacht auf Vorliegen einer chronischen Leukämie wird eine Blutprobe genommen und im Labor untersucht. Im Regelfall zeigt sich die Zahl der Leukozyten im Blutbild deutlich erhöht.

Sicherste Methode zum Nachweis einer chronisch lymphatischen Leukämie ist eine sogenannte Immunphänotypisierung: Dabei wird untersucht, ob die Lymphozyten bestimmte Oberflächeneinweisse tragen, die sie von gesunden Lymphozyten unterscheiden.

Bei Verdacht auf eine chronische myeloische Leukämie ist zur Sicherung der Diagnose die Laboranalyse einer Knochenmarkprobe notwendig. Diese Probe wird üblicherweise mit einer dünnen Hohlnadel aus dem Beckenkamm entnommen (Beckenkammbiopsie).

Steht die Diagnose fest, schliesst sich unter Umständen noch eine Reihe weiterer Untersuchungen an. Sie dienen in erster Linie dazu, festzustellen, ob neben dem Knochenmark noch weitere Organe von den Leukämiezellen befallen sind.


Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Eine chronische Leukämie sollte zumindest anfangs immer in einer spezialisierten Klinik behandelt werden. Dort stehen sowohl entsprechend qualifiziertes Fachpersonal als auch die modernsten Therapieverfahren zur Verfügung. In weiterer Folge kann die Behandlung unter Umständen auch ambulant bzw. bei niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten erfolgen. Grundsätzlich hängen Art und Durchführung der Therapie stets davon ab, an welcher Leukämieform der Patient leidet und wie weit die Erkrankung bereits fortgeschritten ist.

Im Fall der CML kann eine dauerhafte Heilung nur durch eine Knochenmark- oder Stammzelltransplantation mit Gewissheit erreicht werden. Hierbei wird das gesamte blutbildende System - und damit im Idealfall auch alle Leukämiezellen - durch eine Hochdosis-Chemotherapie und gegebenenfalls Strahlentherapie vollständig zerstört. Im Anschluss erhält der Patient blutbildende Stammzellen von einem passenden Spender. Diese Stammzellen siedeln sich im Knochenmark an und führen nach einem gewissen Zeitraum wieder zu einer normalen Blutbildung. Allerdings kommt diese Therapie nicht für jeden Patienten und jede Patientin in Frage - etwa weil der Zustand der erkrankten Person die Durchführung dieser riskanten und belastenden Methode nicht zulässt.

Ob sich auch die CLL durch eine Stammzelltransplantation dauerhaft heilen lässt, müssen entsprechende Studien noch zeigen. Wegen des sehr langsamen Verlaufs wird diese Leukämieform meist erst behandelt, wenn krankheitsbedingte Beschwerden auftreten. Standard ist dann eine Chemotherapie. Klassische Chemotherapeutika sind Substanzen, die als Zellgifte wirken. Diese auch Zytostatika genannten Mittel vernichten Krebszellen bzw. hemmen deren Teilung, greifen aber auch gesunde Körperzellen an und können somit - teils gravierende - Nebenwirkungen hervorrufen. Die häufigsten unerwünschten Nebenwirkungen einer zytostatischen Chemotherapie sind Übelkeit und Erbrechen, Schleimhautentzündungen, Haarausfall und Veränderungen des Blutbilds.

Zur Behandlung der CML gibt es seit einigen Jahren einen neuen Wirkstoff, der inzwischen therapeutischer Standard ist: Im Gegensatz zu anderen Zytostatika wirkt Imatinib spezifisch auf Leukämiezellen und hemmt deren Vermehrung. Gesunde Körperzellen werden nicht geschädigt. Deshalb verursacht der zu den Tyrosinkinase-Hemmern gehörende Wirkstoff verhältnismässig wenig Nebenwirkungen. Ob Imatinib die CML vollständig heilen kann, ist derzeit noch offen. Fest steht aber, dass sich das Fortschreiten der Erkrankung durch die tägliche Einnahme des Medikaments bei vielen Patienten lange Jahre aufhalten lässt. Mittlerweile sind in Österreich auch Tyrosinkinase-Inhibitoren der zweiten Generation (Dasatinib, Nilotinib) erhältlich. Derzeit sind diese Präparate bei Patientinnen und Patienten mit einer Imatinib-Resistenz oder -unverträglichkeit zugelassen.

Zunehmenden Stellenwert in der Behandlung chronischer Leukämien besitzen auch die sogenannten therapeutischen Antikörper. Anders als die klassischen Chemotherapeutika wirken sie gezielt auf den entarteten Zelltyp und bewirken dessen Zerstörung. Das zu dieser neuen Generation von Medikamenten, die auch als Immuntherapeutika bezeichnet werden, zählende Präparat Rituximab hat bereits einen festen Platz in der Behandlung der chronischen lymphatischen Leukämie.

Die Zerstörung von Krebszellen im Rahmen einer Strahlentherapie ist bei chronischen Leukämien nur von untergeordneter Bedeutung. Von Sonderfällen abgesehen wird sie eigentlich nur im Zusammenhang mit einer Stammzelltransplantation eingesetzt. Nebenwirkungen der Strahlentherapie sind Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Übelkeit und Erbrechen, Durchfall, Kopfschmerzen sowie Reizungen von Haut und Schleimhäuten.


Welche Prognose haben chronische Leukämien?

Die einzige Möglichkeit, eine chronische myeloische Leukämie mit Gewissheit zu heilen, ist die Stammzelltransplantation. Dieses Verfahren ist aber riskant und kommt nicht für jeden Patienten infrage, zumal es nicht leicht ist, einen passenden Spender zu finden. Durch die Einführung und Weiterentwicklung von Tyrosinkinase-Hemmern steht heute aber eine sehr wirksame alternative Therapiemethode zur Verfügung, die es vielen Betroffenen ermöglicht, mit ihrer Krankheit viele Jahre weitgehend beschwerdefrei zu leben.

Gleiches gilt bei optimaler Behandlung auch für die chronische lymphatische Leukämie. Eine vollständige Remission, also ein Zurückdrängen der Erkrankung, sodass diese mit konventionellen Methoden nicht mehr nachgewiesen werden kann, lässt sich durch die Immun-Chemotherapie heute bei vielen Betroffenen erreichen - und oft über einen Zeitraum von vielen Jahren aufrechterhalten. Eine ursächliche Heilung ist mit den bislang verfügbaren Medikamenten aber nicht möglich. Das bedeutet, dass es im Laufe der Zeit zu einem erneuten Auftreten der Erkrankung (Rezidiv) kommen kann. Aus diesem Grund spielt die Nachsorge eine besonders wichtige Rolle.

Das Thema Gastritis (Gesundheit)

Information (Entzündung der Magenschleimhaut)

Unter einer Gastritis versteht man eine Entzündung der Magenschleimhaut. Diese kleidet den Magen an seiner Innenseite aus und schützt die tiefer liegenden Schichten der Magenwand vor dem aggressiven Magensaft, der wiederum von spezialisierten Zellen der Magenschleimhaut produziert wird. Die entzündlichen Veränderungen der Schleimhaut können sowohl den gesamten Magen betreffen als auch isoliert in einzelnen Abschnitten des Verdauungsorgans auftreten.

Insgesamt handelt es sich bei der Gastritis um ein vielgestaltiges (heterogenes) Krankheitsbild, das in verschiedenen Formen auftreten und diverse Ursachen haben kann. Grundsätzlich unterschieden werden akute Magenschleimhautentzündungen, die rasch auftreten und nach kurzer Zeit wieder abklingen, und chronische Gastritiden, bei denen die Entzündung über einen langen Zeitraum anhält und ohne Behandlung Jahre oder sogar lebenslang bestehen kann.

Die chronische Gastritis zählt bei Menschen höheren Alters zu den häufigsten Erkrankungen überhaupt. Es wird angenommen, dass in den westlichen Industrienationen beinahe die Hälfte der über 50-Jährigen von einer chronischen Gastritis betroffen ist. Allerdings sind viele dieser Patientinnen und Patienten vollkommen beschwerdefrei. Die Magenschleimhautentzündung wird dann häufig nur durch Zufall entdeckt.




Welche Ursachen haben akute und chronische Gastritiden?

Akute Gastritis

Eine akute, also kurzzeitige Gastritis kann durch zahlreiche Faktoren ausgelöst werden. Häufige Ursache ist etwa der (übermässige) Konsum von Substanzen, die die Magenschleimhaut reizen. Dazu gehören beispielsweise Nikotin und Alkohol. Darüber hinaus können bestimmte Medikamente die schützende Schleimhautbarriere des Magens angreifen und so eine akute Gastritis hervorrufen. An erster Stelle zu nennen sind hier Schmerzmittel aus der Gruppe der nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR), deren bekanntester Vertreter die Acetylsalicylsäure (ASS) ist. Weitere mögliche Auslöser der akuten Erkrankungsform sind massive Stress- und Schocksituationen - also etwa schwere Verletzungen und Verbrennungen oder grosse Operationen.

Chronische Gastritis

Bei der chronischen Gastritis werden in Abhängigkeit von den Ursachen die folgenden drei Hauptformen unterschieden:
Typ-A-Gastritis (Autoimmungastritis)

Diese Form der Magenschleimhautentzündung gehört zu den sogenannten Autoimmunerkrankungen. Das bedeutet, dass das Immunsystem fälschlicherweise Abwehrsubstanzen gegen körpereigenes Gewebe bildet. Bei der Typ-A-Gastritis richten sich diese Autoantikörper gegen jene Drüsenzellen der Magenschleimhaut, die den Magensaft produzieren (Belegzellen).

Zudem finden sich häufig auch Antikörper gegen den ebenfalls von den Belegzellen hergestellten Intrinsic-Factor, der zur Aufnahme von Vitamin B12 benötigt wird. Infolgedessen kann bei den Betroffenen ein Vitamin-B12-Mangel auftreten, der sich durch Störungen der Blutbildung (perniziöse Anämie), aber auch durch neurologische Symptome äussern kann.

Die Typ-A-Gastritis bleibt in aller Regel auf den oberen Teil des Organs beschränkt. Mit einem Anteil an den Erkrankungsfällen von rund fünf Prozent gehört die Autoimmungastritis zu den vergleichsweise seltenen Formen der chronischen Magenschleimhautentzündung.
Typ-B-Gastritis (Helicobacter-Gastritis)

Mit einem Anteil von über 80 Prozent ist die Typ-B-Gastritis die mit Abstand häufigste chronische Magenschleimhautentzündung. Verursacht wird sie durch eine Infektion mit dem Bakterium Helicobacter pylori. Dieser Keim wird durch fäkal-orale Übertragung von Mensch zu Mensch übertragen - also etwa durch den Verzehr von Lebensmitteln, die mit Kot kontaminiert sind, oder durch solcherart verunreinigtes Trinkwasser. Im Magen besiedelt Helicobacter pylori zunächst den unteren Abschnitt vor dem Magenpförtner, das sogenannte Antrum. Von dort können sich die Bakterien im Lauf der Zeit ausbreiten und letztlich im gesamten Magen zur Entzündung der Schleimhaut führen (Pangastritis).

Erhebungen zufolge sind in den westlichen Industrienationen zwischen 20 und 50 Prozent aller Einwohner mit diesem Magenkeim infiziert, wobei die Wahrscheinlichkeit mit dem Lebensalter zunimmt. In manchen Entwicklungsländern liegt die Rate bei über 80 Prozent, was auf schlechtere hygienische Verhältnisse zurückzuführen sein dürfte, die eine Ansteckung über Essen und Trinken begünstigen. Allerdings entwickeln nicht alle Menschen, die Helicobacter pylori in sich tragen, eine Magenschleimhautentzündung.

Problematisch ist, dass die Helicobacter-Gastritis zu einer Reihe von teils schwerwiegenden Folgeerkrankungen führen kann. So ist etwa das Magengeschwür (Ulcus ventriculi) sehr oft mit einer Helicobacter-Infektion assoziiert. Darüber hinaus gilt der Keim als Risikofaktor für eine Erkrankung an Magenkrebs.
Typ-C-Gastritis (chemisch-toxische Gastritis)

Diese auch chemisch-toxische Gastritis genannte Form wird durch Substanzen hervorgerufen, die schädigend auf die Magenschleimhaut einwirken. Dazu gehört beispielsweise Gallenflüssigkeit, wenn diese aus dem Zwölffingerdarm (Duodenum) in den Magen zurückfliesst.

Häufigste Ursache einer C-Gastritis ist die (dauerhafte) Einnahme nicht-steroidaler Antirheumatika (NSAR). Aber auch andere magenreizende Medikamente sowie übermässiger Alkoholkonsum können die Erkrankung bedingen. Die Typ-C-Gastritis macht rund zehn Prozent aller chronischen Magenschleimhautentzündungen aus.

Neben diesen drei Haupttypen chronischer Gastritiden gibt es noch einige seltene Formen der Erkrankung, wie etwa die Crohn-Gastritis oder die Riesenfaltengastritis.


Wie äussert sich eine Gastritis?

Bei einer akuten Gastritis setzen die Beschwerden in der Regel plötzlich ein und stehen in engem zeitlichem Zusammenhang mit dem Auslöser - sie treten also beispielsweise nach übermässigem Alkoholkonsum am Vorabend auf. Typische Symptome sind ein Druckgefühl und teilweise starke Schmerzen im Oberbauch, Übelkeit, Appetitlosigkeit, Aufstossen und ein unangenehmer Geschmack im Mund. Oft werden die Beschwerden nach dem Essen kurzzeitig besser, um dann mit voriger Heftigkeit zurückzukehren.

Eine chronische Magenschleimhautentzündung entwickelt sich hingegen langsam. Bei vielen Patienten verursacht sie keinerlei Beschwerden. Wenn Symptome auftreten, sind diese oft unspezifisch und können auch andere Ursachen haben. Zu diesen uncharakteristischen Beschwerden gehören Völlegefühl, Übelkeit, Appetitlosigkeit, eine Abneigung gegen bestimmte Nahrungsmittel, Druckgefühl und Schmerzen im Oberbauch, Blähungen und Durchfall.


Wie wird die Erkrankung diagnostiziert?

Die einzige Methode, mit der eine Gastritis zweifelsfrei festgestellt werden kann, ist die Magenspiegelung (Gastroskopie). Bei dieser Untersuchung wird ein schlauchförmiges, mit einer speziellen optischen Vorrichtung versehenes Instrument über den Mund und die Speiseröhre in den Magen vorgeschoben.

Mithilfe dieses sogenannten Endoskops ist es dem Arzt oder der Ärztin möglich, die Magenschleimhaut zu begutachten bzw. die Lokalisation und Ausdehnung einer allfälligen Entzündung festzustellen. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, Gewebeproben zu entnehmen, die in weiterer Folge im Labor untersucht werden. Eine solche Gewebeentnahme oder Biopsie dient wie die Magenspiegelung selbst nicht zuletzt dazu, andere Erkrankungen als Ursache für die Beschwerden auszuschliessen (z.B. ein Magengeschwür oder Magenkrebs).

Darüber hinaus lässt sich mittels Gewebeprobe auch prüfen, ob bei der betreffenden Person eine Infektion mit Helicobacter pylori vorliegt. Der Keim kann aber auch anhand eines einfach durchzuführenden Atemtests nachgewiesen werden. Ergänzend wird bei Personen mit Magenbeschwerden meist noch eine Laboruntersuchung des Blutes durchgeführt. Andere diagnostische Verfahren wie eine Röntgenuntersuchung sind nur in Ausnahmefällen notwendig.


Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Die Therapie der Magenschleimhautentzündung richtet sich nach den Ursachen, die es nach Möglichkeit zu beseitigen gilt. So wird man beispielsweise bei einer durch NSAR-Einnahme bedingten Typ-C-Gastritis versuchen, auf nicht-steroidale Antirheumatika zu verzichten bzw. die NSAR durch andere Schmerzmittel zu ersetzen.

Das wichtigste Behandlungsverfahren bei einer Typ-B-Gastritis ist die sogenannte Eradikationstherapie. Dabei nehmen die Patienten über einen gewissen Zeitraum eine Kombination aus zwei verschiedenen Antibiotika (z.B. Clarithromycin und Amoxicillin bzw. Metronidazol) und einem Protonenpumpenhemmer (z.B. Omeprazol, Pantoprazol oder Esomeprazol) ein. Mithilfe dieser Triple-Therapie lässt sich die Infektion mit Helicobacter pylori in mehr als 90 Prozent der Fälle beseitigen. Ob die Behandlung erfolgreich war, kann einige Wochen später anhand einer Gastroskopie oder eines Atemtests überprüft werden.

Unbedingt durchführen sollte man diese Behandlung, wenn die B-Gastritis Beschwerden verursacht oder bereits zu Folgeerkrankungen wie einem Magengeschwür geführt hat. Bei einer nur geringgradig ausgeprägten Helicobacter-induzierten Magenschleimhautentzündung ist der Wert der Eradikationstherapie hingegen noch nicht eindeutig geklärt. Arzt und Patient sollten Nutzen und Risiken gemeinsam abwägen. Zu den möglichen Nebenwirkungen der Behandlung zählen Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Bauchschmerzen, Völlegefühl und Sodbrennen.

Eine Gastritis vom Typ A hingegen lässt sich nicht ursächlich behandeln. Hier ist es von Bedeutung, bei krankheitsbedingtem Mangel eine ausreichende Versorgung mit Vitamin B12 zu gewährleisten. Je nach Schweregrad der Entzündung erhalten die Patienten Medikamente, welche die Magensäureproduktion reduzieren. Am effektivsten sind hier die bereits erwähnten Protonenpumpenhemmer (auch: Protonenpumpeninhibitoren, PPI).

Alternativ können sogenannte H2-Rezeptoren-Blocker (z.B. Cimetidin, Ranitidin) eingesetzt werden. Sie blockieren die H2-Rezeptoren der Belegzellen und sorgen auf diese Weise dafür, dass weniger die Magenschleimhaut schädigende Magensäure hergestellt wird. Unter Einnahme von Medikamenten dieser Wirkstoffgruppe wurden etwa Kopfschmerzen, Übelkeit, Durchfall, Gynäkomastie oder verminderte Libido beobachtet. PPI oder H2-Blocker werden zur Linderung der Beschwerden auch oft bei akuter Magenschleimhautentzündung eingesetzt.

Unabhängig vom Typ gilt bei einer Gastritis immer: Alles, was die Magenschleimhaut reizt, sollte gemieden werden. Dazu gehören das Rauchen und übermässiger Alkoholkonsum, aber auch sehr scharfes oder sehr heisses Essen. Bei einer stressbedingten Entzündung der Magenschleim können Entspannungstechniken hilfreich sein.

Das Thema Syphilis (Gesundheit)

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Syphilis ist eine sexuell übertragbare Krankheit, die durch das Bakterium Treponema pallidum verursacht wird. Die Geschlechtskrankheit, die auch unter den Bezeichnungen "Lues" oder "harter Schanker" bekannt ist, macht sich anfangs durch gerötete Geschwüre im Genital- oder Mundbereich sowie Lymphknotenschwellungen bemerkbar. Unbehandelt verläuft Syphilis in mehreren Stadien, wobei im ersten und zweiten Stadium eine Spontanheilung möglich ist. Bleibt eine Therapie aus, kann die Erkrankung chronisch werden und schliesslich sogar tödlich verlaufen.


Weltweit kommt es jährlich zu etwa zwölf Millionen Neuerkrankungen. In Westeuropa ging die Zahl der Syphilisfälle gegen Ende der 1980er-Jahre infolge intensiver HIV-Aufklärungskampagnen zurück, steigt jedoch seit 2001 wieder an. Wurden in Österreich im Jahr 1993 noch 124 Syphilisfälle gemeldet, waren es 2006 mit 267 mehr als doppelt so viele. Seitdem sind die Zahlen der erfassten Neuerkrankungen weiter gestiegen: 2007 auf 441 und 2008 auf 551 Fälle. Am häufigsten betroffen sind Menschen im Alter von 30 bis 40 Jahren, wobei Männer häufiger erkranken als Frauen.


Wie kann man sich mit Syphilis anstecken?

Syphilis wird hauptsächlich durch ungeschützten Geschlechtsverkehr übertragen, und zwar auch durch Sexualpraktiken wie Oral- und Analverkehr. Die Verwendung von Kondomen ist daher die effektivste Möglichkeit, sich vor Syphilis zu schützen. Übertragungen durch Bluttransfusionen oder verunreinigte Nadeln sind möglich, aber extrem selten. Auch eine Ansteckung des ungeborenen Kindes im Mutterleib ist möglich.


Wie verläuft Syphilis?

Syphilis verläuft unbehandelt in vier Stadien, wobei auch eine Spontanheilung möglich ist. Ohne Therapie werden also nicht notwendiger Weise alle vier Stadien durchlaufen. Während die Syphilis in den Stadien I und II zum Teil hochansteckend ist, ist die Infektiosität danach wesentlich geringer. Das dritte und das vierte Stadium treten aufgrund der guten therapeutischen Möglichkeiten jedoch heute nur noch sehr selten auf. Die Zeit von der Ansteckung bis zum Krankheitsausbruch (Inkubationszeit) beträgt mindestens zehn, längstens 90 Tage und liegt im Durchschnitt bei zwei bis drei Wochen.
Primärstadium
Die ersten Symptome der Syphilis treten vorwiegend nahe der Eintrittsstelle der krankheiterregenden Bakterien auf, also an Penis, Schamlippen oder Gebärmutterhals. Durch Oral- und Analverkehr können sich die Geschwüre auch an den Lippen, in der Mundhöhle, im Rachen sowie am After und im Rektum manifestieren. Zu Beginn entsteht ein dunkelroter Fleck, der sich in ein gerötetes Geschwür mit verhärteten Rändern entwickelt. Dieses Geschwür sondert eine farblose Flüssigkeit ab, die Krankheitserreger in grosser Menge enthält. Das Geschwür, das aufgrund der harten Ränder auch als "harter Schanker" bezeichnet wird, ist zumeist schmerzlos. Im Verlauf der folgenden Wochen entstehen im Bereich des Geschwürs Lymphknotenschwellungen, die ebenfalls schmerzlos sind.

Das Geschwür kann auch ohne Behandlung nach vier bis sechs Wochen von selbst abheilen. Bei 60 bis 70 Prozent der Betroffenen ist das Geschwür das einzige Krankheitszeichen.
Sekundärstadium
Im zweiten Stadium, etwa acht Wochen nach der Ansteckung, breitet sich die Syphilis über die Blut- und Lymphbahnen im Körper aus. In diesem Stadium sind fast alle Organsysteme betroffen. Zu Beginn können Fieber, Müdigkeit, Kopf-, Gelenks- oder Muskelschmerzen auftreten. Gleichzeitig besteht fast immer eine harte Schwellung der Lymphknoten. Die meisten Erkrankten entwickeln zehn Wochen nach der Ansteckung einen nicht-juckenden, masernähnlichen Hautausschlag (Syphilid). Nach einigen Tagen entstehen aus den Flecken Knötchen mit rotbräunlicher Farbe, die zum Teil auch Schuppen bilden. Dieser Hautausschlag kann am gesamten Körper auftreten, charakteristisch ist er jedoch an den Handflächen und Fusssohlen. Weitere mögliche Symptome sind mottenfrassartiger Haarausfall, himbeerförmige, gutartige Tumore auf der Kopfhaut, Plaques in den Mundhöhlen und derbe Hautknoten in den Achselfalten. All diese Symptome verschwinden nach ca. vier Monaten wieder, können unbehandelt aber immer wieder auftreten.

Nach dem Sekundärstadium sind die Betroffenen für gewöhnlich ein bis drei Jahre beschwerdefrei. Dieser Ruhezustand wird als Lues latens bezeichnet. In manchen Fällen dauert die Lues latens einige Jahrzehnte, eventuell sogar lebenslang. Während dieser Latenzzeit befinden sich die Krankheitserreger unverändert im Körper. Somit sind die Betroffenen immer noch ansteckend, wobei die Ansteckungsgefahr zurückgeht, je länger die Latenzzeit anhält. Eine Ausnahme bilden HIV-Patienten, bei denen ein direkter Übergang vom Sekundär- ins Tertiärstadium ohne Latenzzeit möglich ist.
Tertiärstadium
Bei Ausbleiben der Behandlung kann es zum dritten Stadium der Krankheit kommen. Es bilden sich gummiartige, verhärtete Knötchen, die zu grossen Hautgeschwüren zusammenwachsen. Diese für das Tertiärstadium der Syphilis typischen Hautveränderungen werden in der Fachsprache auch als "Gummen" bezeichnet.

Bei etwa zehn Prozent aller Unbehandelten entstehen circa 30 Jahre nach der Infektion Knoten an der Hauptschlagader. Diese Spätkomplikation der Syphilis ist besonders gefährlich, weil es zu einer Erweiterung der Hauptschlagader (Aortenaneurysma) kommen kann. Reisst das Aortenaneurysma, verblutet der Betroffene innerlich.
Neurolues
Im vierten Stadium steht die Erkrankung des zentralen Nervensystems (Neurolues) im Vordergrund. Etwa 25 Prozent der unbehandelten Personen erkranken an chronischer Gehirnentzündung, die zu geistigem Abbau und Demenz führt. Das Rückenmark und seine austretenden Nerven werden so stark geschädigt, dass es zu Schmerzen in Armen und Beinen, Gangschwierigkeiten bis hin zur Lähmung sowie zu Störungen der Blasen- und Darmentleerung kommt. Da die Syphilisbakterien in diesem Stadium vorwiegend das Grosshirn befallen, können auch kurzfristige Persönlichkeitsveränderungen, Krämpfe und Koma auftreten.

Eine mittlerweile selten gewordene Form der Syphilis ist die angeborene Syphilis, im Fachjargon Lues connata. Da im Rahmen der Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen ein Syphilis-Screening stattfindet, wird die Krankheit zumeist rechtzeitig erkannt und therapiert. Prinzipiell ist die Plazenta etwa ab der 12. Schwangerschaftswoche für die Treponema-pallidum-Bakterien durchgängig. Je kürzer die Infektion der Mutter zurückliegt, umso höher die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung des Fötus. Infiziert sich die Mutter während der Schwangerschaft, beträgt die Übertragungsrate bis zu 100 Prozent.

Wird die Schwangere keiner Therapie zugeführt, kommt es bei 30 bis 40 Prozent der Schwangerschaften zu Fehl- oder Frühgeburten. Ein wesentlicher Anteil der Kinder ist bei der Geburt unauffällig, erkrankt aber innerhalb der ersten acht Monate.


Wie wird die Diagnose gestellt?

Am Anfang erhebt der Arzt oder die Ärztin die Krankengeschichte (Anamnese). Bereits die Schilderung der typischen Krankheitszeichen kann einen entscheidenden Hinweis auf die Erkrankung geben. Anschliessend folgt eine körperliche Untersuchung.

Im ersten Stadium der Syphilis können die Treponema-pallidum-Bakterien anhand eines Abstrichs vom Geschwür nachgewiesen werden. Bei Verdacht auf Syphilis bringt eine Blutuntersuchung Sicherheit. Befürchtet man, dass sich die Erreger auf das zentrale Nervensystem ausgebreitet haben, wird auch eine Probe der Rückenmarksflüssigkeit entnommen.


Wie wird Syphilis behandelt?

Seit der Entdeckung des Penicillins 1928 ist Syphilis behandelbar und heilbar. Bei einer Penicillin-Allergie werden andere Antibiotika (z.B. Cephalosporine, Tetrazykline, Makrolide) verwendet. Erkrankungen, die sich im Primär- und Sekundärstadium befinden, werden zwei Wochen lang mit Antibiotika bekämpft. Dabei wird ein- oder zweimal ein lange wirksames Penicillin gespritzt. Die späten Formen der Syphilis werden mindestens drei Wochen lang behandelt, die Neurolues zudem mit wesentlich höheren Dosen. Als häufigste Nebenwirkungen der Therapie treten grippeähnliche Symptome (Schüttelfrost, Fieber, Kopfschmerzen) auf. Im Anschluss an die Therapie wird nach jeweils drei, sechs, neun und zwölf Monaten eine Nachuntersuchung (körperliche Untersuchung und Blutabnahme) durchgeführt.

Da bis zu 60 Prozent aller Sexualpartner von Betroffenen ebenfalls infiziert sind, ist eine Untersuchung des Partners bzw. der Partner unbedingt notwendig. Ist man im ersten Stadium erkrankt, sollte man alle Sexualpartner der vergangenen drei Monate informieren. Befindet man sich bereits im zweiten Stadium, müssen alle Sexualpartner der letzten zwei Jahre informiert werden.


Prognose

Unbehandelt kommt es bei 33 bis 50 Prozent der Betroffenen zu einer Heilung. Demgegenüber steht jedoch ein Anteil von etwa zehn Prozent, die ohne Behandlung versterben. Die Prognose ist im Allgemeinen umso besser, je früher die Therapie erfolgt. Wird die Syphilis bereits im ersten oder zweiten Stadium mit Antibiotika behandelt, heilt sie fast immer folgenlos aus. Auch im tertiären Stadium ist die Behandlung in der Regel wirksam, bereits eingetretene Organschäden sind jedoch meist nicht mehr rückgängig zu machen. Im vierten Stadium ist die Prognose schlecht.

Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) (Gesundheit)

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Bei einer Hypothyreose werden die von der Schilddrüse produzierten Hormone Thyroxin (T4) und Trijodthyronin (T3) in zu geringem Ausmass hergestellt. Als Folge dieser Mangelversorgung des Körpers mit Schilddrüsenhormon laufen verschiedene Stoffwechselprozesse verlangsamt ab. Körperliche und geistige Leistungsfähigkeit zeigen sich vermindert.


Schilddrüsenerkrankungen gehören zu den häufigsten hormonellen Erkrankungen: Wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge leiden 0,5 bis 1,2 Prozent der Bevölkerung an Erkrankungen, die zu einer Hypothyreose führen, und dabei Frauen sehr viel öfter als Männer. Mit zunehmendem Lebensalter steigt die Erkrankungsrate an.

Die Schilddrüse (Pfeile) ist im unteren Teil des Halses, direkt unter dem Schildknorpel lokalisiert.




Wo liegt die Schilddrüse, und welche Funktion hat sie?


Die in der medizinischen Fachsprache auch als Glandula thyroidea bezeichnete Hormondrüse liegt unterhalb des Kehlkopfs direkt vor und an den Seitenflächen der Luftröhre. Die Form der bei Erwachsenen rund zehn Zentimeter breiten Schilddrüse wird gerne mit der eines Schmetterlings verglichen oder als "H-förmig" beschrieben.

Hauptaufgabe der Schilddrüse ist die Produktion der Hormone Thyroxin (T4) und Trijodthyronin (T3). Diese Botenstoffe haben Einfluss auf zahlreiche Stoffwechselprozesse sowie auf Wachstum und Entwicklung. Bestimmte Zellen in der Schilddrüse bilden vor allem das Hormon T4 und lagern es in kleinen Bläschen in der Schilddrüse, den Schilddrüsenfollikeln. Später wird T4 ins Blut abgegeben, wo es ein Depot bildet. Von dort wird das stoffwechselaktive Hormon T3 in verschiedene Gewebe und Organe wie Leber, Niere oder Gehirn abspaltet.

Am besten wird der Bedarf an Schilddrüsenhormonen durch die Bestimmung des Steuerungshormons TSH (Thyreoidea stimulierendes Hormon) widergegeben. Die Hirnanhangdrüse (Hypophyse) reguliert durch das TSH die Ausschüttung der Schilddrüsenhormone ins Blut. Ein Anstieg des TSH-Wertes im Blut ist das erste Zeichen einer Schilddrüsenunterfunktion.

So funktioniert dieser komplizierte Regulationsmechanismus im Detail:
Registriert das Gehirn, dass vermehrt Bedarf an Schilddrüsenhormon besteht, produziert der im Zwischenhirn liegende Hypothalamus den Botenstoff TRH (Thyreotropin Releasing Hormone).
Dieses Hormon gelangt über das Blut in die Hirnanhangsdrüse und regt die Hypophysenzellen zur Bildung und Ausschüttung des Hormons TSH an.
In weiterer Folge gelangt TSH über die Blutbahn zu den Zellen der Schilddrüse, fördert das Wachstum der Schilddrüsenzellen und regt diese Zellen an, T3 und T4 zu produzieren und ins Blut abzugeben.
Ist der vermehrte Bedarf an Schilddrüsenhormon wieder ausgeglichen, wird die weitere Ausschüttung von TSH wieder gedrosselt.

Bei gesunden Menschen hält dieser "thyreotrope Regelkreis" den Blutspiegel von T3 und T4 innerhalb eines bestimmten Normbereichs. Medizinerinnen und Mediziner sprechen dann von einer "euthyreoten Stoffwechsellage", was "regelrechte Schilddrüsenfunktion" bedeutet.

Produziert die Schilddrüse allerdings weniger T4 und T3, als der Körper benötigt, liegt eine Schilddrüsenunterfunktion oder Hypothyreose vor. Eine Überversorgung des Körpers mit T3 und T4 wird als Schilddrüsenüberfunktion oder Hyperthyreose bezeichnet.


Subklinische (latente) und manifeste Hypothyreose

Das von der Hirnanhangdrüse ausgeschüttete Hormon TSH ist der empfindlichste Parameter zur Beurteilung der Schilddrüsenfunktion. Als erstes Zeichen einer Schilddrüsenunterfunktion steigt der TSH-Spiegel im Blut an - man bezeichnet dies als "subklinische" oder "latente" Unterfunktion. Kann die Schilddrüse trotzdem nicht genügend Hormon produzieren, kommt es in der Folge zu einem Abfall des T4 und später auch des T3 - man spricht dann von einer "manifesten Schilddrüsenunterfunktion".

Der obere Grenzwert des TSH wird in den letzten Jahren vermehrt diskutiert. Insbesondere bei Frauen, die eine Schwangerschaft planen, sollte der TSH Wert unter 2.5 µU/ml liegen, da eine ausreichende Versorgung des Körpers mit Schilddrüsenhormon wichtig für den Verlauf einer eventuellen Schwangerschaft ist.


Was sind die Ursachen einer Hypothyreose?

Eine Hypothyreose kann unterschiedliche Erkrankungen als Ursache haben. Grundsätzlich werden die seltenen angeborenen von den wesentlich häufigeren erworbenen Formen der Unterfunktion unterschieden.

Angeborene Unterfunktion der Schilddrüse

Rund eines von 3.000 bis 5.000 Kindern kommt mit einer Schilddrüsenunterfunktion zur Welt. In diesem Fall ist die Schilddrüse beim Baby meist gar nicht oder nur verkümmert angelegt. Seltener sind genetisch bedingte Störungen der Schilddrüsenhormonsynthese die ursächliche Erkrankung, die zur Schilddrüsenunterfunktion führt. Zu den häufigen Anzeichen einer angeborenen Unterfunktion zählen eine verminderte Aktivität des Neugeborenen, eine vergrösserte Zunge, hohes Geburtsgewicht oder Trinkschwäche.

Um Störungen der körperlichen und geistigen Entwicklung zu vermeiden, muss die Unterfunktion bei diesen jungen Patienten umgehend behandelt werden. Deshalb werden in Österreich alle Kinder bereits in den ersten Lebenstagen im Rahmen des sogenannten "Fersenstiches" auf eine mögliche Schilddrüsenunterfunktion getestet. Bei rechtzeitiger Diagnose und sofortigem Behandlungsbeginn ist die geistige und körperliche Entwicklung des Babys meist nicht beeinträchtigt.

Erworbene Unterfunktion der Schilddrüse

Wie die Bezeichnung schon verrät, können verschiedene Erkrankungen im Laufe des Lebens zu einer Schilddrüsenunterfunktion führen. Fast immer handelt es sich dabei um Erkrankungen der Schilddrüse selbst:
Entzündungen der Schilddrüse

Chronische Immunthyreoiditis
Die vom japanischen Arzt Hakaru Hashimoto erstmals beschriebene Autoimmunerkrankung ist der häufigste Grund für eine Hypothyreose. Das Immunsystem erkennt die Schilddrüse "irrtümlicherweise" als fremd und produziert Antikörper gegen das Schilddrüsengewebe: sogenannte TPO-Antikörper (Antikörper gegen Thyreoperoxidase) und Tg-Antikörper (Antikörper gegen Thyreoglobulin). Durch den Gewebszerfall kommt es anfangs zu einer Schilddrüsenüberfunktion. Monate später normalisiert sich die Schilddrüsenfunktion aber wieder und führt längerfristig zu einer Unterfunktion. Die Entzündung ist meist schmerzlos und wird oft erst bemerkt, wenn schon eine Unterfunktion vorliegt. Betroffen sind vor allem Frauen.
Eine Sonderform der chronischen Immunthyreoiditis ist die "Post-Partum-Thyreoiditis", die mehrere Monate nach einer Geburt auftreten kann. Diese heilt oft innerhalb von ein bis zwei Jahren wieder aus.

Andere Schilddrüsenentzündungen
Die subakute "Thyreoiditis de Quervain" ist eine schmerzhafte Viruserkrankung mit grippeähnlichen Beschwerden, bei der es nach einer anfänglichen Phase des Zellzerfalles zu einer Schilddrüsenunterfunktion kommt. Verschiedene andere Entzündungen der Schilddrüse wie zum Beispiel die "Silent Thyroiditis" oder durch Medikamente hervorgerufene Entzündungen können ebenfalls zu einer Schilddrüsenunterfunktion führen.

Medizinische Massnahmen als Ursache

Nicht selten entwickelt sich eine Hypothyreose nach medizinischen Interventionen. So etwa nach einer vollständigen oder teilweisen chirurgischen Entfernung der Schilddrüse, nach einer Radiojodtherapie oder durch zu hohe Dosierungen von Medikamenten, die die Hormonproduktion hemmen (z.B. Thyreostatika). Medizinerinnen und Mediziner sprechen in diesem Fall von einer iatrogenen oder medizinisch induzierten Hypothyreose.

Jodmangel

Lange Zeit war mangelnde Zufuhr von Jod über die Nahrung einer der Hauptgründe für Hypothyreosen, denn Jod ist ein wichtiger Baustein von T3 und T4. In Jodmangelgebieten, wie z.B. der Steiermark, war die Vergrösserung der Schilddrüse aufgrund dieser Unterversorgung in der Bevölkerung so häufig anzutreffen, dass sie sogar sprichwörtlich wurde (Kropf). Seit Speisesalz mit Jod versehen wird, hat mangelnde Jodzufuhr als Ursache für Hypothyreosen hierzulande jedoch an Bedeutung verloren.

Paradoxerweise kann die Zufuhr von höheren Mengen Jod eine Autoimmunerkrankung der Schilddrüse gerade in der Anfangsphase verschlechtern. Bei Vorliegen einer Immunthyreoiditis sollten grössere Mengen Jod, wie sie beispielsweise in manchen Nahrungsergänzungsmitteln enthalten sind, eher gemieden werden.

Störungen der Hirnanhangdrüse

Andere Ursachen für eine Schilddrüsen-Unterfunktion können Störungen der Hypophyse bzw. des Hypothalamus sein. Dabei handelt es sich jedoch um ausgesprochen seltene Krankheitsbilder.


Wie äussert sich die Schilddrüsenunterfunktion?

Bei einer Hypothyreose laufen zahlreiche Organfunktionen und Stoffwechselprozesse, die von Schilddrüsenhormonen beeinflusst werden, verlangsamt ab. Welche der zahlreichen möglichen Beschwerden die Betroffenen entwickeln, ist individuell unterschiedlich und hängt nicht nur von der Ausprägung des Hormonmangels, sondern auch von der genetischen Prädisposition ab.

Zu den möglichen Symptomen einer Hypothyreose gehören:

allgemeines Schwächegefühl, verminderte Leistungsfähigkeit, Antriebslosigkeit und rasche Ermüdbarkeit
Konzentrationsprobleme, Gedächtnisstörungen
depressive Stimmungslage
Herz-Kreislauf-Probleme wie verlangsamte Herzfrequenz (Bradykardie) und niedriger Blutdruck (Hypotonie)
häufiges Frieren, vermehrte Empfindlichkeit gegenüber Kälte, fehlendes Vermögen zu schwitzen
Gewichtszunahme ohne Veränderung der Ernährungsgewohnheiten
Verstopfung durch herabgesetzte Darmtätigkeit
kühle, trockene, raue, schuppige Haut mit gelblichen Verfärbungen
glanzloses, brüchiges Haar mit Haarausfall, auch der Achsel- und Schambehaarung
tiefe, raue, heisere Stimme, langsame Sprache
Schwellung der Augenlider durch Flüssigkeitseinlagerungen (Lidödeme)
erhöhter Cholesterinspiegel im Blut
Zyklusstörungen, Fruchtbarkeitsprobleme, fehlende oder verminderte Lust

Gerade bei älteren Menschen sind uncharakteristische Beschwerden wie verminderte Leistungsfähigkeit, Gedächtnisstörungen und Empfindlichkeit gegenüber Kälte oftmals die einzigen Anzeichen einer Unterfunktion. Weil diese Beschwerden häufig als "Alterserscheinungen" abgetan werden, wird die Altershypothyreose vielfach nicht erkannt.


Wie wird die Schilddrüsenunterfunktion diagnostiziert?

1. Beurteilung der Schilddrüsenfunktion

In erster Instanz geben die Schilderung der Beschwerden und eine anschliessende körperliche Untersuchung erste Hinweise auf eine Unterfunktion der Schilddrüse. Die Schilddrüsenfunktion wird infolge durch eine Blutuntersuchung beurteilt. Wichtigster Parameter ist dabei die Konzentration des TSH. Wenn der Spiegel dieses Botenstoffs im Normbereich liegt, kann eine Hypothyreose praktisch ausgeschlossen werden.

Ist der TSH-Wert hingegen erhöht, spricht dies für das Vorliegen einer Schilddrüsenunterfunktion. Durch die Bestimmung des freien T4 können seltene Störungen der Hypophyse ausgeschlossen werden. In diagnostischen Spezialfällen ist auch der sogenannte TRH-Test hilfreich: Nach Bestimmung des basalen TSH Werts wird die Hypophyse mit TRH stimuliert (Injektion oder Nasenspray), 20-30 Minuten später wird der stimulierte TSH Wert gemessen.

2. Beurteilung der Schilddrüsen-Struktur

Durch eine Ultraschalluntersuchung wird der Aufbau des Schilddrüsengewebes beurteilt. So kann zum Beispiel festgestellt werden, ob die Schilddrüse von Entzündungszellen durchsetzt oder das Schilddrüsengewebe verkümmert ist.

3. Diagnose der zugrundeliegenden Erkrankung

Basierend auf der Beurteilung der Schilddrüsenfunktion und der Schilddrüsenstruktur wird die zugrundeliegende Krankheit diagnostiziert, die einer adäquaten Behandlung zugeführt wird.


Wie wird eine Hypothyreose behandelt?

Die Behandlung der Schilddrüsenunterfunktion hängt von der zugrundeliegenden Erkrankung ab. Bei der weitaus überwiegenden Zahl der Betroffenen ist eine ursächliche Heilung nicht möglich. Diese Patientinnen und Patienten benötigen eine sogenannte Substitutionstherapie, bei der die fehlenden Schilddrüsenhormone in Tablettenform von aussen zugeführt werden. Mittel der Wahl ist dabei meist Levothyroxin (L-Thyroxin, Tetraiodthyronin). Dieses wirkt im Organismus wie das körpereigene T4 und kann das Ungleichgewicht der Schilddrüsenfunktionslage wieder völlig in Ordnung bringen. Nur bei wenigen Betroffenen, bei denen Schwierigkeiten bestehen, T4 im Körper in T3 umzuwandeln, ist eine Kombinationstherapie mit T4 und T3 sinnvoll.

Die Einnahme des Schilddrüsenhormons muss morgens auf nüchternen Magen erfolgen. Anschliessend muss mindestens 30 Minuten gewartet werden, bis gefrühstückt wird. Sonst werden die Tabletten im Verdauungstrakt nur eingeschränkt aufgenommen.

Eine Kontrolle der Schilddrüsenfunktion erfolgt meist zwei bis drei Monate nach Therapiebeginn. Der TSH-Wert hat nämlich erst dann eine verlässliche Aussagekraft, wenn mindestens sechs Wochen lang die gleiche Dosierung eingenommen wird. So lange dauert es, bis sich die Hirnanhangdrüse an die neue Stoffwechsellage anpasst.

Oft muss nach der ersten Blutkontrolle die Dosierung noch weiter angepasst werden. Da sich der Bedarf an Schilddrüsenhormon im Zeitverlauf ändern kann, muss die Dosierung während der Einnahme regelmässig kontrolliert werden. Sind Patienten mit Hypothyreose einmal gut auf das Medikament eingestellt, nehmen sie es regelmässig ein und lassen sie regelmässig Kontrollen durchführen, so steht einem beschwerdefreien Leben nichts entgegen.


Gibt es Nebenwirkungen der Therapie?

Nebenwirkungen treten bei einer Schilddrüsenhormontherapie dann auf, wenn eine zu hohe Dosierung eingenommen wird: Es kommt zu einer "künstlichen" Schilddrüsenüberfunktion. Diese erkennt man an einem verminderten TSH-Wert. Betroffene spüren dann oft auch die Symptome einer Schilddrüsenüberfunktion - Herzrasen, Schwitzen, innere Unruhe oder Durchfall. Nach der Verringerung der Dosis bzw. nach Absetzen des Medikaments in Absprache mit Arzt oder Ärztin verschwinden diese Beschwerden im Normalfall wieder.

Die Analfissur (Gesundheit)

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Die Analfissur (lat. fissura "Riss"; anus "After") ist ein Längsriss in der Schleimhaut des Analkanals. Der Analkanal ist drei bis sechs Zentimeter lang und stellt den Abschluss des Verdauungstrakts dar. Meist erstreckt sich eine Analfissur von 0,5 bis zu einem Zentimeter. Die Hauptbeschwerden sind starke, schneidende Schmerzen während des Stuhlgangs, die bis zu mehreren Stunden nach dem Stuhlgang anhalten können. Häufig kommt es zu Blutauflagerungen am Stuhl sowie Juckreiz im Analbereich. 


Neben den Hämorrhoiden zählen Analfissuren zu den häufigsten Enddarm-Erkrankungen. Analfissuren können in jedem Alter auftreten, besonders häufig kommen sie jedoch zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr vor. Männer sind etwas öfter betroffen als Frauen.


Wie entsteht eine Analfissur?

Grundsätzlich wird zwischen der primären und der sekundären Analfissur unterschieden. Die primäre Analfissur ist eine eigenständige Erkrankung, während die sekundäre Analfissur die Folge von diversen Grunderkrankungen sein kann. Bei der primären Analfissur unterscheidet man wiederum zwichen einer akuten und einer chronischen Analfissur. Die Entstehung der akuten Analfissur ist nicht genau geklärt. Es wird vermutet, dass verschiede Faktoren zur Entstehung beitragen. Dazu zählen:
Mechanische Faktoren: Die starke Dehnungen des Enddarms, besonders bei der Passage von sehr hartem Stuhl, gilt als häufige Ursache der Analfissur. Auch Sexualpraktiken wie Analverkehr oder die Einführung von Gegenständen in den After können einen Einriss der Schleimhaut zur Folge haben.
Infektiöse Faktoren: Eine Entzündung des Enddarms (Kryptitis) kann die Entstehung einer Analfissur begünstigen.
Vaskuläre Faktoren: Die Arterie, die den Enddarm hauptversorgt, ist manchmal nicht ausreichend verzweigt, um die Afterregion zu versorgen. Diese Unterversorgung von Blut kann zur Entstehung der Analfissur beitragen.
Neuromuskuläre Faktoren: Ein erhöhter Druck (Hypertonus) der Schliessmuskeln des Afters (Sphinkter) kann zu einer Verengung des Analkanals führen. Studien zum Thema Analfissur sehen den erhöhten Druck der Aftermuskulatur jedoch als Folge der Analfissur.

Heilt die Analfissur nicht innerhalb von sechs bis acht Wochen ab, spricht man von einer chronischen Analfissur.

Um eine sekundäre Analfissur handelt es sich, wenn sie als Folge einer Grunderkrankung entsteht. Dazu zählen
Infektionskrankheiten (z.B. Syphilis, Tuberkulose, HIV, Herpes-Simplex, Leishmaniose, Histoplasmose)
chronisch entzündliche Krankheiten (z.B. Morbus Crohn, Colitis ulcerosa)
Krebserkrankungen (z.B. Analkarzinom, Leukämie)

Auch nach einer Chemotherapie oder durch eine bestimmte Medikamenteneinnahme (z.B. Ergotamin, Niconadril, Isoretionin) kann eine sekundäre Analfissur entstehen.


Welche Beschwerden verursacht die Analfissur?

Die akute Analfissur ist durch scharfe, stechende oder bohrende Schmerzen während des Stuhlganges gekennzeichnet. Die Schmerzen können Minuten bis Stunden nach dem Stuhlgang anhalten. Häufig tritt während des Stuhlgangs eine Blutung auf. Die Schmerzen können so stark sein, dass sich Betroffene vor dem nächsten Stuhlgang fürchten und daher weniger essen oder Abführmittel verwenden. Die Verwendung von Abführmitteln ist in diesem Fall jedoch äusserst ungünstig, da der häufige Toilettengang den Enddarm zusätzlich reizt.
Die chronische Analfissur ist durch ein Nachlassen der Beschwerden gekennzeichnet. Die Beschwerden treten schubweise auf, oft ausgelöst durch eine Veränderung der Stuhlkonsistenz. Die Fissur kann stark nässen.


Wie wird die Diagnose gestellt?

Schon die Schilderung der Symptome kann zur richtigen Diagnosestelltung führen. Im Rahmen der anschliessenden Untersuchung werden die Gesässbacken vorsichtig gespreizt und die Afterregion abgetastet. Bei starken Schmerzen geschieht dies unter Lokalanästhesie. Eine Spiegelung der unteren Abschnitte des Enddarms und der Analregion (Proktoskopie) mit einem optischen Gerät (Proktoskop) ist für die Feststellung von narbigen Veränderungen oder Fisteln unerlässlich. Die Proktoskopie erfolgt ähnlich wie die Spiegelung des Mastdarms (Rektoskopie). Im Regelfall erhält die Person eine Stunde vor der Untersuchung ein Zäpfchen oder einen Einlauf, um den Darm zu entleeren. Bei der Untersuchung wird ein starres Instrument in den Analkanal eingeführt, um den Analkanal besser begutachten und andere Erkrankungen feststellen zu können. Narbige Veränderungen, Fisteln oder Hämorrhoidalleiden können so festgestellt werden.


Welche Erkrankungen können ähnliche Beschwerden hervorrufen?

Analkarzinome sowie Analrhagaden (oberflächliche Einrisse oder Abschürfungen in der Analschleimhaut) können ähnliche Beschwerden hervorrufen. Auch ein Geschwür im ersten Stadium der Syphilis kann den Symptomen einer Analfissur ähneln. Bei anhaltenden Beschwerden während des Stuhlgangs sollte deshalb unbedingt der Hausarzt bzw. die Hausärztin aufgesucht werden.


Wie wird die Analfissur behandelt?

Die akute Analfissur wird am Beginn mit lokalen Medikamenten behandelt. Sogenannte "Analtampons" wirken direkt an der erkrankten Stelle. Analtampons sind mit einem Lokalanästhetikum getränkt, das schmerzstillend und entspannend auf die Schliessmuskeln des Afters wirkt. Weiters werden Salben mit den Wirkstoffen Nitroglycerin oder Isosorbiddinitrat angewendet. Sie entspannen die Schliessmuskeln und verbessern dadurch die Sauerstoffzufuhr der Analregion. Eine Schmerzlinderung erfolgt bei dieser Behandlung nach ungefähr einer Woche. Vollständig bilden sich die Beschwerden jedoch erst nach zwei bis drei Monaten zurück. Die häufigste Nebenwirkung dieser Salben sind Kopfschmerzen.

Bei ausbleibendem Behandlungserfolg mit nitrathaltigen Salben kommen Salben mit Kalziumkanalblockern (z.B. Nifedipin, Diltiazem) zur Anwendung. Anders als nitrathaltige Salben verursachen diese Cremen keine Kopfschmerzen.

Eine Therapieform bei einer länger bestehenden Analfissur ist die einmalige Injektion von Botulinustoxin. Das Toxin wird in den inneren Schliessmuskel der Analregion injiziert und bewirkt eine Entspannung bzw. Erschlaffung des Muskels. Die Wirkung kann bis zu drei Monaten anhalten. Häufige Komplikationen dieser Therapie sind Infektionen, Blutergüsse (Hämatome) und vorübergehende Stuhlinkontinenz.

Chronische Analfissuren werden meist operativ behandelt (Fissurektomie), das heisst, dass die Fissur unter Schonung der Schliessmuskulatur entfernt wird. Die Wunde bleibt nach der Operation offen und heilt von selbst zu. Im Allgemeinen sind unerwünschte Nebenwirkungen wie Blutungen, Nachblutungen, Entzündungen und Wundheilungen selten. Nach dieser Operation auftretende Schmerzen werden bei Bedarf mit Schmerzmitteln behandelt.


Wie sieht die Prognose aus?

Die akute Analfissur heilt mit Therapie nach acht bis zwölf Wochen ab. Die operative Behandlung führt in 90 bis 95 Prozent der Fälle zu einer sehr schnellen Heilung.


Was können Sie tun?

Bei Vorliegen einer Analfissur sollte man ausreichend Ballaststoffe (z.B. in Vollkornprodukten, Gemüse) zu sich nehmen, damit die Stuhlkonsistenz weicher wird. Starkes Pressen während des Toilettengangs kann die Beschwerden verstärken. Von der Verwendung von Abführmittel (Laxantien) wird jedoch dringend abgeraten. Auf regelmässige Körper-bzw. Analhygiene, am besten in Form von Duschen mit reinem Wasser, sollte geachtet werden. Duschgel oder Schaum in der Region um den After sollte vermieden werden.

Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) (Gesundheit)

Information






"Unser Kind kann absolut nicht stillsitzen, redet immer dazwischen und scheint nur selten wirklich zuzuhören. Es will ständig seinen Kopf durchsetzen, tanzt beim Spiel oft aus der Reihe und geht mit anderen Kindern öfter rücksichtslos oder sogar recht brutal um." So oder so ähnlich klingen oft die Erfahrungsberichte der Eltern eines Kindes mit Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung.


Doch worum handelt es sich bei einem ADHS genau? Vereinfacht gesagt, um eine verminderte Fähigkeit zur Selbststeuerung und Selbstkontrolle. Diese macht sich in erster Linie durch
Beeinträchtigungen der Konzentration und der Aufmerksamkeit,
impulsives und unüberlegtes Handeln sowie
körperliche Unruhe und einen ausgeprägten Bewegungsdrang bemerkbar.

Wegen dieser zuletzt genannten Symptome sprach man früher vom "Hyperkinetischen Syndrom". Auch heute wird dieser Begriff im deutschen Sprachraum noch ab und an benutzt.


Wie häufig ist ADHS?

Das ADHS ist eines der meist verbreiteten psychiatrischen Krankheitsbilder im Kindes- und Jugendalter, wobei die Zahlen zur Häufigkeit stark schwanken - nicht zuletzt wegen der international unterschiedlichen Diagnosekriterien. Experten gehen davon aus, dass im deutschsprachigen Raum vier bis acht Prozent aller Schulkinder unter einer Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung leiden. Jungen sind etwa drei- bis fünfmal so oft betroffen wie Mädchen.

Obwohl die Erkrankung sehr wahrscheinlich bereits im frühen Kindesalter beginnt, wird sie oft erst in der Schule erkannt. Denn dort müssen die betroffenen Kinder sich in ein Regelwerk äusserer Strukturen einfinden, was die Verhaltensauffälligkeiten deutlicher zu Tage bringt. Wie ausgeprägt die Symptome sind und welche Probleme im Vordergrund stehen, kann allerdings von Fall zu Fall deutlich variieren. Das ist sicherlich ein Grund, warum ADHS manchmal gar nicht erkannt oder erst sehr spät diagnostiziert wird.

Auch Erwachsene können unter einem ADHS leiden. Allerdings macht sich die Erkrankung dann meist etwas anders bemerkbar als bei Kindern und Jugendlichen. So macht die körperliche Hyperaktivität eher einer starken inneren Unruhe Platz. Ausserdem zeigen viele erwachsene Betroffene neben Aufmerksamkeitsproblemen verschiedene andere psychische Störungen wie Depressionen, Angststörungen, soziale Phobien oder Essstörungen.


Welche Ursachen hat ADHS?

Trotz intensiver Forschungsbemühungen sind die Ursachen der Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung nach wie vor nicht abschliessend geklärt. Nach dem derzeitigen Kenntnisstand handelt es sich um ein multifaktorielles Geschehen. Das heisst, bei der Entstehung und Aufrechterhaltung von ADHS spielen einerseits verschiedene neurobiologische Ursachen, andererseits aber auch psychosoziale Einflüsse wie ungünstige Bedingungen in der Familie oder der Schule eine Rolle. Da nicht selten auch andere Familienmitglieder ähnliche Auffälligkeiten zeigen, scheint es zudem eine gewisse erbliche Veranlagung zu geben. Wie dieses komplexe Zusammenwirken von unterschiedlichen Faktoren genau funktioniert, ist noch nicht bekannt.

Nach dem momentan gültigen Erklärungsmodell liegt der Erkrankung eine fehlerhafte Informationsverarbeitung im Gehirn zu Grunde - und zwar zwischen den Hirnarealen, die für die Steuerung von Konzentration, Aufmerksamkeit, Wahrnehmung und Impulskontrolle verantwortlich sind. Diese Funktionsstörung wiederum ist durch Veränderungen des Botenstoffhaushalts in diesen Hirnbereichen bedingt. So geht man untere anderem von einem gewissen Mangel an Dopamin aus. Durch die Unterversorgung mit diesem wichtigen Botenstoff, werden Reize nur unzureichend gefiltert. In Folge dessen wird das Aufkommen neuer Gedanken und Verhaltensimpulse nicht gehemmt. Was wiederum dazu führt, dass begonnene Gedankengänge nicht zu Ende gedacht werden können.

Letztlich unterliegen Menschen mit ADHS wegen der Stoffwechsel- und Funktionsstörungen in ihrem Gehirn einer permanenten Reizüberflutung. Deshalb sind sie nur eingeschränkt in der Lage, ihre Aufmerksamkeit auf eine Sache zu fokussieren. Gleichzeitig können die Betroffenen wichtige Wahrnehmungen kaum von unwichtigen unterscheiden.

Dass "schlechte Erziehung" oder kindliche Traumata Ursache der Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung sind, gilt inzwischen als ausgeschlossen. Allerdings können psychosoziale Faktoren wie familiäre Instabilität, häufige Kritik und Bestrafungen oder ein unstrukturierter Tagesablauf betroffene Kinder zusätzlich belasten, was sich dann wiederum negativ auf den Schweregrad und den Verlauf von ADHS auswirkt.


Wie sieht das Krankheitsbild ADHS aus, und wie wird es diagnostiziert?

Wie sich ADHS äussert, kann von Fall zu Fall sehr variieren. So müssen beispielsweise nicht alle Hauptsymptome gleichzeitig bestehen. Und auch die Ausprägung der Verhaltensauffälligkeiten ist bei den betroffenen Kindern oft sehr unterschiedlich. Eine weitere Schwierigkeit besteht darin, die Krankheitsmerkmale von normalen altergemäss typischen Verhaltensweisen abzugrenzen. Deshalb - und weil keine apparativen Methoden wie Laboruntersuchungen existieren, die ein ADHS zweifelsfrei beweisen - erfolgt die Diagnosestellung nach festgelegten Kriterien und Klassifikationssystemen. Im Mittelpunkt stehen dabei die folgenden drei Hauptsymptome:

Aufmerksamkeitsstörungen

Kinder mit ADHS fallen oft dadurch auf, dass sie sich leicht ablenken lassen und sich nur schwer länger auf eine Aufgabe oder ein Spiel konzentrieren können. Sie können Aktivitäten oder vorgegeben Aufgaben wie die Schularbeiten nur schlecht organisieren und bringen sie auch nicht zu Ende. Ausserdem machen sie dabei häufig Flüchtigkeitsfehler und sind sehr nachlässig bei Details. Stifte oder Sportsachen gehen häufig verloren.

Sie scheinen nur schlecht zuzuhören, lassen sich durch äussere Reize leicht ablenken und sind bei Alltagstätigkeiten oft vergesslich. Aufgaben, die eine gewisse Konzentration erfordern - etwa Basteln oder Malen - mögen viele ADHS-Kinder nicht, weil Ihnen die Geduld fehlt und sie diese Aktivitäten ans anstrengend empfinden.

Impulsivität und unüberlegtes Handeln

Da die Impulskontrolle bei ADHS eingeschränkt ist, handeln die betroffenen Kinder oft ohne nachzudenken. Sie platzen mit einer Antwort heraus, bevor die Frage überhaupt zu Ende gestellt wurde, reden oft unüberlegt und wechseln von Thema zu Thema. Beim Spielen oder im Unterricht fällt es ihnen schwer zu warten, bis sie an der Reihe sind.

Nicht nur in der Schule und im Kindergarten, sondern auch in der Familie stören sie oft die geregelten Abläufe und können sich nur schwer in die Gemeinschaft einordnen. Was auch damit zusammenhängt, dass es ihnen Probleme bereitet, Mimik und Gestik ihres Gegenübers einzuschätzen. Deshalb fühlen sich ADHS-Kinder schnell bedroht und provoziert. Dieses impulsive Verhalten wird häufig mit Aggressivität gleichgesetzt.

Heftige Stimmungsschwankungen, eine allgemeine starke Reizbarkeit, Distanzlosigkeit, Dazwischenreden und Wutausbrüche über geringfügige Ursachen sind ebenfalls mögliche Zeichen einer gestörten Impulskontrolle.

Hyperaktivität

Haben die Kinder einen sehr ausgeprägten Bewegungsdrang und sind motorisch unruhig, spricht man von einer Hyperaktivität. Diese kann ein Krankheitszeichen sein, muss es jedoch nicht. Bei einer Hyperaktivität sind die Kids praktisch permanent in Aktion - auch in unpassenden Situationen wie dem Unterricht. Sie fuchteln mit den Händen herum, rutschen auf dem Stuhl hin und her oder stehen einfach auf und gehen los. Auffällig ist auch, dass sie beim Spielen extrem viel Lärm machen, sehr experimentierfreudig sind und sich immer wieder in "neue Abenteuer" stürzen wollen.

Damit überhaupt von einem ADHS ausgegangen werden kann, müssen die Verhaltensauffälligkeiten folgende Bedingungen erfüllen:
Sie müssen deutlich ausgeprägt sein,
über einen Zeitraum von mindestens sechs Monaten bestehen,
in mindestens zwei Lebensbereichen zu Tage treten (Schule, Kindergarten, Familie etc.),
schon im Vorschulalter begonnen haben,
von der altersgemässen Entwicklung abweichen.

Alle oben beschriebenen Verhaltensweisen können alters- und entwicklungsabhängig auch bei gesunden Kindern auftreten - wenn auch meist in abgeschwächter Form. Das macht die Diagnose einer Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung so schwierig, dass sie in die Hände eines auf diese Erkrankung spezialisierten Kinderarztes beziehungsweise Kinderpsychiaters gehört.

Besteht der Verdacht auf ADHS, werden zunächst die Eltern und andere Personen aus dem Umfeld ausgiebig zur Lebenssituation und Krankheitsgeschichte befragt. An eine gründliche körperliche und neurologische Untersuchung des Kindes schliessen sich dann psychologische Tests an, die Konzentrationsfähigkeit, Intelligenz, schulische Fähigkeiten sowie die emotionale und soziale Entwicklung überprüfen.

Meist bekommen die Eltern Beobachtungsbögen, auf denen sie dokumentieren, wann und in welcher Form die ADHS-Symptome im Alltag auftreten. Apparative Untersuchungen wie die Messung der Hirnströme oder Labortests des Blutes dienen dazu, andere Erkrankungen, die zu ähnlichen Verhaltensauffälligkeiten führen könnten, auszuschliessen.

Neben den genannten Symptomen geht die Krankheit oft mit weiteren Beeinträchtigungen einher. Dazu gehören zum Beispiel Störungen im Sozialverhalten, Lernschwierigkeiten, Lese- oder Rechtschreibschwäche, depressive Verstimmung, Angststörungen und ein geringes Selbstwertgefühl. Diese Probleme zu identifizieren, um sie dann gegebenenfalls gesondert zu behandeln, gehört ebenfalls zur Diagnose des ADHS.


Wie wird ADHS behandelt?

Ursächlich heilbar ist ein ADHS zwar nicht, doch die charakteristischen Verhaltensauffälligkeiten lassen sich oft gut behandeln. Besonders dann, wenn die Diagnose frühzeitig erfolgt.

Am erfolgversprechendsten ist ein sogenanntes multimodales Therapiekonzept. Dabei werden psychosoziale, pädagogische, psychotherapeutische und medikamentöse Therapiemassnahmen miteinander kombiniert - immer in Abhängigkeit vom Erscheinungsbild, dem Schweregrad der Erkrankung und der Art der Begleitstörungen.

Eine ADHS-Therapie muss ganz individuell an die Kinder und Jugendlichen angepasst werden. Wichtig ist dabei, das nähere soziale Umfeld - also nicht nur die Familie sondern auch Erzieher/Lehrer, Verwandte und Freunde - mit einzubeziehen. Denn diese Menschen können den Betroffenen entscheidend dabei helfen, ihre Leben so gut wie möglich zu meistern. Um dieses Ziel zu erreichen, werden bei der multimodalen Behandlung die folgenden Therapieansätze und -massnahmen je nach Bedarf vereint.

Elterntraining

In speziellen Schulungen bekommen die Eltern verhaltenstherapeutische Techniken vermittelt, die sie dann im familiären Alltag einsetzen können. Vor allem lernen sie, dem Kind in Problemsituationen ein entsprechendes Feedback zu geben. Positive Verhaltensweisen sollten durch ein Lob oder eine Belohnung gezielt verstärkt werden - etwa wenn das Kind sich konzentriert mit seinen Hausaufgaben beschäftigt hat.

Umgekehrt müssen auffällige Verhaltensweisen auch negative Konsequenzen haben. Doch diese sollten angemessen ausfallen. Wut, Ärger oder erhöhter Druck helfen keinem der Beteiligten weiter. Deshalb lernen Väter und Mütter im Elterntraining auch, ihre negativen Reaktionen auf das Kind zu kontrollieren.

Ratsam ist ausserdem, gemeinsam mit dem Kind feste Regeln zu etablieren und auch festzulegen, welche Folgen es hat, wenn diese nicht eingehalten werden. Diese Konsequenzen aus diesen möglichst einfachen und nachvollziehbaren Absprachen müssen dann aber wirklich erfolgen - im Positiven wie im Negativen. Verlässliche und berechenbare Abläufe im Alltag helfen ADHS-Kindern oft dabei, mit ihrer krankheitsbedingten Reizüberflutung besser klar zu kommen.

Interventionen im Kindergarten und in der Schule

Um die Probleme eines Patienten mit Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung verstehen und berücksichtigen zu können, müssen Lehrer und Erzieher ausführlich über die Erkrankung informiert werden. Sofern sie dann bereit sind, ein ADHS-Kind zu unterstützen, bekommen sie ähnlich wie beim Elterntraining verhaltenstherapeutische Techniken vermittelt.

Bei Schulkindern ist es wichtig, eine Klasse oder Schule zu finden, die der Leistungsfähigkeit der Betroffenen angemessen ist. Bei sorgfältiger Auswahl der Schule und guter Zusammenarbeit mit den Lehrkräften müssen nur die allerwenigsten Kinder und Jugendlichen mit ADHS eine Sondereinrichtung besuchen.

Verhaltenstherapie des Betroffenen

Dies ist sicherlich eine der wichtigsten Säulen der Behandlung. Mit speziellen verhaltenstherapeutischen Konzepten werden Dinge wie Konzentrationsvermögen, Lernverhalten und soziale Kompetenz gezielt gefördert. Die Kinder bekommen dort Wege vermittelt, ihre Aufmerksamkeit, ihre Impulsivität und ihre Hyperaktivität besser zu kontrollieren und Aufgaben strukturierter zu lösen. Die Verhaltenstherapie kann sowohl einzeln, als auch in der Gruppe durchgeführt werden.

Medikamente

Das Mittel der ersten Wahl in der medikamentösen Therapie heisst Methylphenidat. Obwohl es sich dabei eigentlich um einen anregenden Wirkstoff handelt - ein so genanntes Psychostimulans - bessert eine Behandlung mit Methylphenidat die Symptome des ADHS oft deutlich. Das Medikament reguliert das Ungleichgewicht der Botenstoffe im Gehirn der Betroffenen, das den Verhaltensauffälligkeiten zu Grunde liegt. Studien zeigen, dass die Substanz bei 70-80 Prozent der Kinder mit ADHS die Unaufmerksamkeit und die Hyperaktivität mindert und das Konzentrationsvermögen steigert.

Um die Behandlung des ADHS mit Methylphenidat gibt es zahlreiche Diskussionen, nicht zuletzt weil viele Eltern befürchten, ihr Kind würde auf diese Weise nur "ruhig gestellt". Dies ist so sicherlich nicht richtig. Nichtsdestotrotz sollte die Entscheidung über den Einsatz des Medikaments zwischen behandelndem Arzt, Eltern und, sofern vom Alter her möglich, auch mit dem betroffenen Kind beziehungsweise Jugendlichen sorgfältig abgewogen werden.

Entscheiden sich die Beteiligten dafür, sind regelmässige Kontrolluntersuchungen unabdingbar, um die Wirksamkeit zu überprüfen und die Dosierung anzupassen. Auch eventuell auftretende Nebenwirkungen wie Appetitminderung, Schlafprobleme, Schwindel, sowie Kopf- und Bauchschmerzen werden bei diesen ärztlichen Kontrolluntersuchungen erfasst.


Wie ist die Prognose bei ADHS?

Eine möglichst hohe Lebensqualität mit normalen sozialen Kontakten und einer qualifizierten Ausbildung - dieses Therapieziel lässt sich durch eine optimale Behandlung bei vielen Kindern und Jugendlichen mit ADHS erreichen. Optimal heisst einerseits, dass die Erkrankung möglichst früh erkannt und behandelt wird. Andererseits, dass die Therapie immer wieder neu an die Entwicklung und das Verhalten des Patienten angepasst wird. Manche müssen ein Leben lang behandelt werden, bei anderen genügen wenige Jahre.

Gerade die Pubertät mit ihren hormonellen Veränderungen ist für viele Jugendliche mit ADHS eine noch schwierigere Zeit als für gesunde Gleichaltrige. Ist sie aber erst einmal überwunden, kommt es sehr oft zu einer Besserung der Symptome. Nichtsdestotrotz haben viele Betroffene aber auch noch im Erwachsenenalter Probleme, sich zu konzentrieren. Ein Umfeld, das die Besonderheiten des Krankheitsbildes kennt und entsprechend berücksichtigt, ist für ADHS oft die grösste Hilfe - egal in welchem Alter.

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