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Artikel zur Kategorie: Gesundheit


Chronische Leukämie (Gesundheit)

Information






Leukämien werden umgangssprachlich oft als "Blutkrebs" bezeichnet. Medizinisch betrachtet ist das allerdings nicht ganz korrekt: Der Begriff steht vielmehr für eine Gruppe von bösartigen Erkrankungen, die das blutbildende System betreffen. Dieses besteht aus dem Knochenmark und dem lymphatischen System. 



Was versteht man unter Blutbildung?

Im Blut lassen sich drei Zelltypen unterscheiden:
die für den Sauerstofftransport verantwortlichen roten Blutkörperchen (Erythrozyten)
die an der Blutgerinnung beteiligten Blutplättchen (Thrombozyten) und
die weissen Blutkörperchen (Leukozyten), die eine zentrale Rolle im menschlichen Immunsystem besitzen.

Die verschiedenen Blutzelltypen entwickeln sich im Knochenmark aus gemeinsamen Vorläuferzellen, den Stammzellen der Blutbildung. Unter dem Einfluss von diversen Wachstumsfaktoren reifen die Blutstammzellen zu voll funktionsfähigen Leukozyten, Erythrozyten und Thrombozyten heran, die in weiterer Folge in die Blutbahn übertreten.

Bei einer Leukämie ist der normale Reifungsprozess der weissen Blutkörperchen gestört bzw. unterbrochen. Anstelle von vollständig ausdifferenzierten Leukozyten werden mehr oder weniger unausgereifte weisse Blutkörperchen gebildet. Diese entarteten Zellen nennt man Leukämiezellen.

Leukämiezellen sind nicht in der Lage, die Funktion von gesunden Leukozyten zu übernehmen. Darüber hinaus haben sie die Eigenschaft, sich unkontrolliert zu vermehren und auszubreiten. Dies hat letztlich Auswirkungen auf den gesamten Organismus. Deshalb werden Leukämien auch als bösartige Systemerkrankungen bezeichnet.

Nach dem Verlauf unterscheidet man akute Leukämien und chronische Leukämien:
Akute Leukämien entwickeln sich rasch und gehen mit schweren Krankheitszeichen einher. Bleibt eine Behandlung aus, verlaufen sie innerhalb weniger Wochen und Monate lebensbedrohlich.
Chronische Leukämien sind schleichende Erkrankungen, die langsam fortschreiten und oft über einen längeren Zeitraum unbemerkt bleiben. Die Leukämiezellen sind bei den chronischen Formen ausgereifter als bei den akuten. Das bedeutet, die Entartung findet auf einer späteren Stufe des Entwicklungsprozesses statt.


Welche Formen der chronischen Leukämie gibt es?

Die Gruppe der weissen Blutkörperchen wird in mehrere "Arten" (Subtypen) unterteilt, die unterschiedlich aussehen und unterschiedliche Funktionen besitzen. Je nachdem, aus welchem Leukozyten-Subtyp die Leukämiezellen hervorgehen, werden die chronischen Leukämien in zwei Gruppen eingeteilt:

Während bei der chronischen lymphatischen Leukämie (CLL) die Lymphozyten und ihre Vorläuferzellen entarten, nimmt die chronische myeloische Leukämie (CML) ihren Ursprung bei Zellen der sogenannten myeloischen Reihe, aus der etwa die Granulozyten und Monozyten hervorgehen. Mit speziellen Laboruntersuchungen können sowohl die CML als auch die CLL noch weiter unterteilt werden. Die chronische lymphatische Leukämie wird zwar immer noch zu den Leukämien gezählt, im Grunde handelt es sich aber eher um eine Sonderform der malignen Lymphome - das sind Krebserkrankungen des lymphatischen Systems.

Mit einer Häufigkeit von jährlich drei bis vier Neuerkrankungen pro 100.000 Menschen ist die CLL die häufigste Leukämieform in den westlichen Industrienationen. Sie tritt meist im höheren Lebensalter auf, im Mittel mit 65 bis 70 Jahren. Vor dem 50. Lebensjahr ist eine chronische lymphatische Leukämie extrem selten. Eine CML kann grundsätzlich in jedem Alter vorkommen. Besonders häufig wird sie aber im sechsten Lebensjahrzehnt festgestellt.


Welche Ursachen haben chronische Leukämien?

Wie andere Krebsformen auch entstehen Leukämien als Folge von bestimmten genetischen Veränderungen. Im Fall der CML konnte sogar eine entsprechende Veränderung (Mutation) im Erbgut identifiziert werden. Wie genau und warum es zu solchen Genmutationen kommt, ist aber nach wie vor nicht restlos geklärt. Das heisst, gesicherte Ursachen für chronische Leukämien sind trotz aller Forschungsbemühungen bis heute nicht bekannt.

Allerdings konnte eine Reihe von Faktoren identifiziert werden, die das Risiko, an dieser Krebsart zu erkranken, erhöhen: Dazu gehören ionisierende Strahlen, also etwa radioaktive Strahlung, sowie bestimmte Umweltgifte und chemische Substanzen. Auch ein Zusammenhang mit Viren wird diskutiert. Nach dem derzeitigen Kenntnisstand entwickeln sich chronische Leukämien multifaktoriell: Damit es zur Erkrankung kommt, müssen verschiedene Faktoren zusammenwirken.


Wie äussert sich eine chronische Leukämie?

Chronische Leukämien sind oft ein Zufallsbefund. Das heisst, dass eine Erkrankung bei einer Routineuntersuchung entdeckt wird - meist durch eine erhöhte Anzahl von weissen Blutkörperchen, die sich in einem Blutbild zeigt. Dies liegt daran, dass die Erkrankung in der Regel sehr langsam verläuft und viele Patienten in den ersten Jahren somit beschwerdefrei sind.

Mit zunehmender Vermehrung der Leukämiezellen kann es dann zu verschiedensten Symptomen kommen. Diese Krankheitsanzeichen sind grösstenteils darauf zurückzuführen, dass die normale Blutbildung im Knochenmark beeinträchtigt bzw. unterbunden wird.
Werden nicht mehr genügend rote Blutkörperchen gebildet - entwickelt sich also eine Anämie -, kann sich dies in Form von Blässe, Abgeschlagenheit und verminderter Leistungsfähigkeit bemerkbar machen.
Durch den Mangel an funktionstüchtigen weissen Blutkörperchen können Krankheitserreger nicht mehr so effektiv bekämpft werden wie bei gesunden Menschen. Infolgedessen sind Patienten mit chronischer Leukämie anfälliger für Infektionen.
Eine verminderte Zahl an Blutplättchen erhöht die Blutungsneigung. Anzeichen dafür können häufiges Zahnfleischbluten, kleine, punktförmige Hautblutungen und eine Neigung zu Blutergüssen sein. Bei der CLL kommt es fast immer zum Anschwellen der Lymphknoten, bei der CML ist oftmals die Milz vergrössert.

Weitere mögliche Symptome sind Appetit- und Gewichtsverlust, allgemeines Unwohlsein sowie Fieber und Nachtschweiss. Alle genannten Beschwerden können indes auch bei anderen Krankheiten vorkommen; Symptome, die für eine chronische Leukämie spezifisch sind, gibt es nicht. Dieser Umstand macht es selbst in weiter fortgeschrittenen Stadien nicht immer einfach, die Erkrankung zu erkennen.


Wie wird die Krankheit diagnostiziert?

Krankheitsgeschichte und Beschwerdebild geben Arzt oder Ärztin erste Hinweise auf die Erkrankung. Daran schliesst sich zunächst eine ausführliche körperliche Untersuchung an. Bei Verdacht auf Vorliegen einer chronischen Leukämie wird eine Blutprobe genommen und im Labor untersucht. Im Regelfall zeigt sich die Zahl der Leukozyten im Blutbild deutlich erhöht.

Sicherste Methode zum Nachweis einer chronisch lymphatischen Leukämie ist eine sogenannte Immunphänotypisierung: Dabei wird untersucht, ob die Lymphozyten bestimmte Oberflächeneinweisse tragen, die sie von gesunden Lymphozyten unterscheiden.

Bei Verdacht auf eine chronische myeloische Leukämie ist zur Sicherung der Diagnose die Laboranalyse einer Knochenmarkprobe notwendig. Diese Probe wird üblicherweise mit einer dünnen Hohlnadel aus dem Beckenkamm entnommen (Beckenkammbiopsie).

Steht die Diagnose fest, schliesst sich unter Umständen noch eine Reihe weiterer Untersuchungen an. Sie dienen in erster Linie dazu, festzustellen, ob neben dem Knochenmark noch weitere Organe von den Leukämiezellen befallen sind.


Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Eine chronische Leukämie sollte zumindest anfangs immer in einer spezialisierten Klinik behandelt werden. Dort stehen sowohl entsprechend qualifiziertes Fachpersonal als auch die modernsten Therapieverfahren zur Verfügung. In weiterer Folge kann die Behandlung unter Umständen auch ambulant bzw. bei niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten erfolgen. Grundsätzlich hängen Art und Durchführung der Therapie stets davon ab, an welcher Leukämieform der Patient leidet und wie weit die Erkrankung bereits fortgeschritten ist.

Im Fall der CML kann eine dauerhafte Heilung nur durch eine Knochenmark- oder Stammzelltransplantation mit Gewissheit erreicht werden. Hierbei wird das gesamte blutbildende System - und damit im Idealfall auch alle Leukämiezellen - durch eine Hochdosis-Chemotherapie und gegebenenfalls Strahlentherapie vollständig zerstört. Im Anschluss erhält der Patient blutbildende Stammzellen von einem passenden Spender. Diese Stammzellen siedeln sich im Knochenmark an und führen nach einem gewissen Zeitraum wieder zu einer normalen Blutbildung. Allerdings kommt diese Therapie nicht für jeden Patienten und jede Patientin in Frage - etwa weil der Zustand der erkrankten Person die Durchführung dieser riskanten und belastenden Methode nicht zulässt.

Ob sich auch die CLL durch eine Stammzelltransplantation dauerhaft heilen lässt, müssen entsprechende Studien noch zeigen. Wegen des sehr langsamen Verlaufs wird diese Leukämieform meist erst behandelt, wenn krankheitsbedingte Beschwerden auftreten. Standard ist dann eine Chemotherapie. Klassische Chemotherapeutika sind Substanzen, die als Zellgifte wirken. Diese auch Zytostatika genannten Mittel vernichten Krebszellen bzw. hemmen deren Teilung, greifen aber auch gesunde Körperzellen an und können somit - teils gravierende - Nebenwirkungen hervorrufen. Die häufigsten unerwünschten Nebenwirkungen einer zytostatischen Chemotherapie sind Ãœbelkeit und Erbrechen, Schleimhautentzündungen, Haarausfall und Veränderungen des Blutbilds.

Zur Behandlung der CML gibt es seit einigen Jahren einen neuen Wirkstoff, der inzwischen therapeutischer Standard ist: Im Gegensatz zu anderen Zytostatika wirkt Imatinib spezifisch auf Leukämiezellen und hemmt deren Vermehrung. Gesunde Körperzellen werden nicht geschädigt. Deshalb verursacht der zu den Tyrosinkinase-Hemmern gehörende Wirkstoff verhältnismässig wenig Nebenwirkungen. Ob Imatinib die CML vollständig heilen kann, ist derzeit noch offen. Fest steht aber, dass sich das Fortschreiten der Erkrankung durch die tägliche Einnahme des Medikaments bei vielen Patienten lange Jahre aufhalten lässt. Mittlerweile sind in Österreich auch Tyrosinkinase-Inhibitoren der zweiten Generation (Dasatinib, Nilotinib) erhältlich. Derzeit sind diese Präparate bei Patientinnen und Patienten mit einer Imatinib-Resistenz oder -unverträglichkeit zugelassen.

Zunehmenden Stellenwert in der Behandlung chronischer Leukämien besitzen auch die sogenannten therapeutischen Antikörper. Anders als die klassischen Chemotherapeutika wirken sie gezielt auf den entarteten Zelltyp und bewirken dessen Zerstörung. Das zu dieser neuen Generation von Medikamenten, die auch als Immuntherapeutika bezeichnet werden, zählende Präparat Rituximab hat bereits einen festen Platz in der Behandlung der chronischen lymphatischen Leukämie.

Die Zerstörung von Krebszellen im Rahmen einer Strahlentherapie ist bei chronischen Leukämien nur von untergeordneter Bedeutung. Von Sonderfällen abgesehen wird sie eigentlich nur im Zusammenhang mit einer Stammzelltransplantation eingesetzt. Nebenwirkungen der Strahlentherapie sind Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Ãœbelkeit und Erbrechen, Durchfall, Kopfschmerzen sowie Reizungen von Haut und Schleimhäuten.


Welche Prognose haben chronische Leukämien?

Die einzige Möglichkeit, eine chronische myeloische Leukämie mit Gewissheit zu heilen, ist die Stammzelltransplantation. Dieses Verfahren ist aber riskant und kommt nicht für jeden Patienten infrage, zumal es nicht leicht ist, einen passenden Spender zu finden. Durch die Einführung und Weiterentwicklung von Tyrosinkinase-Hemmern steht heute aber eine sehr wirksame alternative Therapiemethode zur Verfügung, die es vielen Betroffenen ermöglicht, mit ihrer Krankheit viele Jahre weitgehend beschwerdefrei zu leben.

Gleiches gilt bei optimaler Behandlung auch für die chronische lymphatische Leukämie. Eine vollständige Remission, also ein Zurückdrängen der Erkrankung, sodass diese mit konventionellen Methoden nicht mehr nachgewiesen werden kann, lässt sich durch die Immun-Chemotherapie heute bei vielen Betroffenen erreichen - und oft über einen Zeitraum von vielen Jahren aufrechterhalten. Eine ursächliche Heilung ist mit den bislang verfügbaren Medikamenten aber nicht möglich. Das bedeutet, dass es im Laufe der Zeit zu einem erneuten Auftreten der Erkrankung (Rezidiv) kommen kann. Aus diesem Grund spielt die Nachsorge eine besonders wichtige Rolle.

Das Thema Gastritis (Gesundheit)

Information (Entzündung der Magenschleimhaut)

Unter einer Gastritis versteht man eine Entzündung der Magenschleimhaut. Diese kleidet den Magen an seiner Innenseite aus und schützt die tiefer liegenden Schichten der Magenwand vor dem aggressiven Magensaft, der wiederum von spezialisierten Zellen der Magenschleimhaut produziert wird. Die entzündlichen Veränderungen der Schleimhaut können sowohl den gesamten Magen betreffen als auch isoliert in einzelnen Abschnitten des Verdauungsorgans auftreten.

Insgesamt handelt es sich bei der Gastritis um ein vielgestaltiges (heterogenes) Krankheitsbild, das in verschiedenen Formen auftreten und diverse Ursachen haben kann. Grundsätzlich unterschieden werden akute Magenschleimhautentzündungen, die rasch auftreten und nach kurzer Zeit wieder abklingen, und chronische Gastritiden, bei denen die Entzündung über einen langen Zeitraum anhält und ohne Behandlung Jahre oder sogar lebenslang bestehen kann.

Die chronische Gastritis zählt bei Menschen höheren Alters zu den häufigsten Erkrankungen überhaupt. Es wird angenommen, dass in den westlichen Industrienationen beinahe die Hälfte der über 50-Jährigen von einer chronischen Gastritis betroffen ist. Allerdings sind viele dieser Patientinnen und Patienten vollkommen beschwerdefrei. Die Magenschleimhautentzündung wird dann häufig nur durch Zufall entdeckt.




Welche Ursachen haben akute und chronische Gastritiden?

Akute Gastritis

Eine akute, also kurzzeitige Gastritis kann durch zahlreiche Faktoren ausgelöst werden. Häufige Ursache ist etwa der (übermässige) Konsum von Substanzen, die die Magenschleimhaut reizen. Dazu gehören beispielsweise Nikotin und Alkohol. Darüber hinaus können bestimmte Medikamente die schützende Schleimhautbarriere des Magens angreifen und so eine akute Gastritis hervorrufen. An erster Stelle zu nennen sind hier Schmerzmittel aus der Gruppe der nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR), deren bekanntester Vertreter die Acetylsalicylsäure (ASS) ist. Weitere mögliche Auslöser der akuten Erkrankungsform sind massive Stress- und Schocksituationen - also etwa schwere Verletzungen und Verbrennungen oder grosse Operationen.

Chronische Gastritis

Bei der chronischen Gastritis werden in Abhängigkeit von den Ursachen die folgenden drei Hauptformen unterschieden:
Typ-A-Gastritis (Autoimmungastritis)

Diese Form der Magenschleimhautentzündung gehört zu den sogenannten Autoimmunerkrankungen. Das bedeutet, dass das Immunsystem fälschlicherweise Abwehrsubstanzen gegen körpereigenes Gewebe bildet. Bei der Typ-A-Gastritis richten sich diese Autoantikörper gegen jene Drüsenzellen der Magenschleimhaut, die den Magensaft produzieren (Belegzellen).

Zudem finden sich häufig auch Antikörper gegen den ebenfalls von den Belegzellen hergestellten Intrinsic-Factor, der zur Aufnahme von Vitamin B12 benötigt wird. Infolgedessen kann bei den Betroffenen ein Vitamin-B12-Mangel auftreten, der sich durch Störungen der Blutbildung (perniziöse Anämie), aber auch durch neurologische Symptome äussern kann.

Die Typ-A-Gastritis bleibt in aller Regel auf den oberen Teil des Organs beschränkt. Mit einem Anteil an den Erkrankungsfällen von rund fünf Prozent gehört die Autoimmungastritis zu den vergleichsweise seltenen Formen der chronischen Magenschleimhautentzündung.
Typ-B-Gastritis (Helicobacter-Gastritis)

Mit einem Anteil von über 80 Prozent ist die Typ-B-Gastritis die mit Abstand häufigste chronische Magenschleimhautentzündung. Verursacht wird sie durch eine Infektion mit dem Bakterium Helicobacter pylori. Dieser Keim wird durch fäkal-orale Ãœbertragung von Mensch zu Mensch übertragen - also etwa durch den Verzehr von Lebensmitteln, die mit Kot kontaminiert sind, oder durch solcherart verunreinigtes Trinkwasser. Im Magen besiedelt Helicobacter pylori zunächst den unteren Abschnitt vor dem Magenpförtner, das sogenannte Antrum. Von dort können sich die Bakterien im Lauf der Zeit ausbreiten und letztlich im gesamten Magen zur Entzündung der Schleimhaut führen (Pangastritis).

Erhebungen zufolge sind in den westlichen Industrienationen zwischen 20 und 50 Prozent aller Einwohner mit diesem Magenkeim infiziert, wobei die Wahrscheinlichkeit mit dem Lebensalter zunimmt. In manchen Entwicklungsländern liegt die Rate bei über 80 Prozent, was auf schlechtere hygienische Verhältnisse zurückzuführen sein dürfte, die eine Ansteckung über Essen und Trinken begünstigen. Allerdings entwickeln nicht alle Menschen, die Helicobacter pylori in sich tragen, eine Magenschleimhautentzündung.

Problematisch ist, dass die Helicobacter-Gastritis zu einer Reihe von teils schwerwiegenden Folgeerkrankungen führen kann. So ist etwa das Magengeschwür (Ulcus ventriculi) sehr oft mit einer Helicobacter-Infektion assoziiert. Darüber hinaus gilt der Keim als Risikofaktor für eine Erkrankung an Magenkrebs.
Typ-C-Gastritis (chemisch-toxische Gastritis)

Diese auch chemisch-toxische Gastritis genannte Form wird durch Substanzen hervorgerufen, die schädigend auf die Magenschleimhaut einwirken. Dazu gehört beispielsweise Gallenflüssigkeit, wenn diese aus dem Zwölffingerdarm (Duodenum) in den Magen zurückfliesst.

Häufigste Ursache einer C-Gastritis ist die (dauerhafte) Einnahme nicht-steroidaler Antirheumatika (NSAR). Aber auch andere magenreizende Medikamente sowie übermässiger Alkoholkonsum können die Erkrankung bedingen. Die Typ-C-Gastritis macht rund zehn Prozent aller chronischen Magenschleimhautentzündungen aus.

Neben diesen drei Haupttypen chronischer Gastritiden gibt es noch einige seltene Formen der Erkrankung, wie etwa die Crohn-Gastritis oder die Riesenfaltengastritis.


Wie äussert sich eine Gastritis?

Bei einer akuten Gastritis setzen die Beschwerden in der Regel plötzlich ein und stehen in engem zeitlichem Zusammenhang mit dem Auslöser - sie treten also beispielsweise nach übermässigem Alkoholkonsum am Vorabend auf. Typische Symptome sind ein Druckgefühl und teilweise starke Schmerzen im Oberbauch, Ãœbelkeit, Appetitlosigkeit, Aufstossen und ein unangenehmer Geschmack im Mund. Oft werden die Beschwerden nach dem Essen kurzzeitig besser, um dann mit voriger Heftigkeit zurückzukehren.

Eine chronische Magenschleimhautentzündung entwickelt sich hingegen langsam. Bei vielen Patienten verursacht sie keinerlei Beschwerden. Wenn Symptome auftreten, sind diese oft unspezifisch und können auch andere Ursachen haben. Zu diesen uncharakteristischen Beschwerden gehören Völlegefühl, Ãœbelkeit, Appetitlosigkeit, eine Abneigung gegen bestimmte Nahrungsmittel, Druckgefühl und Schmerzen im Oberbauch, Blähungen und Durchfall.


Wie wird die Erkrankung diagnostiziert?

Die einzige Methode, mit der eine Gastritis zweifelsfrei festgestellt werden kann, ist die Magenspiegelung (Gastroskopie). Bei dieser Untersuchung wird ein schlauchförmiges, mit einer speziellen optischen Vorrichtung versehenes Instrument über den Mund und die Speiseröhre in den Magen vorgeschoben.

Mithilfe dieses sogenannten Endoskops ist es dem Arzt oder der Ärztin möglich, die Magenschleimhaut zu begutachten bzw. die Lokalisation und Ausdehnung einer allfälligen Entzündung festzustellen. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, Gewebeproben zu entnehmen, die in weiterer Folge im Labor untersucht werden. Eine solche Gewebeentnahme oder Biopsie dient wie die Magenspiegelung selbst nicht zuletzt dazu, andere Erkrankungen als Ursache für die Beschwerden auszuschliessen (z.B. ein Magengeschwür oder Magenkrebs).

Darüber hinaus lässt sich mittels Gewebeprobe auch prüfen, ob bei der betreffenden Person eine Infektion mit Helicobacter pylori vorliegt. Der Keim kann aber auch anhand eines einfach durchzuführenden Atemtests nachgewiesen werden. Ergänzend wird bei Personen mit Magenbeschwerden meist noch eine Laboruntersuchung des Blutes durchgeführt. Andere diagnostische Verfahren wie eine Röntgenuntersuchung sind nur in Ausnahmefällen notwendig.


Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Die Therapie der Magenschleimhautentzündung richtet sich nach den Ursachen, die es nach Möglichkeit zu beseitigen gilt. So wird man beispielsweise bei einer durch NSAR-Einnahme bedingten Typ-C-Gastritis versuchen, auf nicht-steroidale Antirheumatika zu verzichten bzw. die NSAR durch andere Schmerzmittel zu ersetzen.

Das wichtigste Behandlungsverfahren bei einer Typ-B-Gastritis ist die sogenannte Eradikationstherapie. Dabei nehmen die Patienten über einen gewissen Zeitraum eine Kombination aus zwei verschiedenen Antibiotika (z.B. Clarithromycin und Amoxicillin bzw. Metronidazol) und einem Protonenpumpenhemmer (z.B. Omeprazol, Pantoprazol oder Esomeprazol) ein. Mithilfe dieser Triple-Therapie lässt sich die Infektion mit Helicobacter pylori in mehr als 90 Prozent der Fälle beseitigen. Ob die Behandlung erfolgreich war, kann einige Wochen später anhand einer Gastroskopie oder eines Atemtests überprüft werden.

Unbedingt durchführen sollte man diese Behandlung, wenn die B-Gastritis Beschwerden verursacht oder bereits zu Folgeerkrankungen wie einem Magengeschwür geführt hat. Bei einer nur geringgradig ausgeprägten Helicobacter-induzierten Magenschleimhautentzündung ist der Wert der Eradikationstherapie hingegen noch nicht eindeutig geklärt. Arzt und Patient sollten Nutzen und Risiken gemeinsam abwägen. Zu den möglichen Nebenwirkungen der Behandlung zählen Ãœbelkeit, Erbrechen, Durchfall, Bauchschmerzen, Völlegefühl und Sodbrennen.

Eine Gastritis vom Typ A hingegen lässt sich nicht ursächlich behandeln. Hier ist es von Bedeutung, bei krankheitsbedingtem Mangel eine ausreichende Versorgung mit Vitamin B12 zu gewährleisten. Je nach Schweregrad der Entzündung erhalten die Patienten Medikamente, welche die Magensäureproduktion reduzieren. Am effektivsten sind hier die bereits erwähnten Protonenpumpenhemmer (auch: Protonenpumpeninhibitoren, PPI).

Alternativ können sogenannte H2-Rezeptoren-Blocker (z.B. Cimetidin, Ranitidin) eingesetzt werden. Sie blockieren die H2-Rezeptoren der Belegzellen und sorgen auf diese Weise dafür, dass weniger die Magenschleimhaut schädigende Magensäure hergestellt wird. Unter Einnahme von Medikamenten dieser Wirkstoffgruppe wurden etwa Kopfschmerzen, Ãœbelkeit, Durchfall, Gynäkomastie oder verminderte Libido beobachtet. PPI oder H2-Blocker werden zur Linderung der Beschwerden auch oft bei akuter Magenschleimhautentzündung eingesetzt.

Unabhängig vom Typ gilt bei einer Gastritis immer: Alles, was die Magenschleimhaut reizt, sollte gemieden werden. Dazu gehören das Rauchen und übermässiger Alkoholkonsum, aber auch sehr scharfes oder sehr heisses Essen. Bei einer stressbedingten Entzündung der Magenschleim können Entspannungstechniken hilfreich sein.

Das Thema Syphilis (Gesundheit)

Information






Syphilis ist eine sexuell übertragbare Krankheit, die durch das Bakterium Treponema pallidum verursacht wird. Die Geschlechtskrankheit, die auch unter den Bezeichnungen "Lues" oder "harter Schanker" bekannt ist, macht sich anfangs durch gerötete Geschwüre im Genital- oder Mundbereich sowie Lymphknotenschwellungen bemerkbar. Unbehandelt verläuft Syphilis in mehreren Stadien, wobei im ersten und zweiten Stadium eine Spontanheilung möglich ist. Bleibt eine Therapie aus, kann die Erkrankung chronisch werden und schliesslich sogar tödlich verlaufen.


Weltweit kommt es jährlich zu etwa zwölf Millionen Neuerkrankungen. In Westeuropa ging die Zahl der Syphilisfälle gegen Ende der 1980er-Jahre infolge intensiver HIV-Aufklärungskampagnen zurück, steigt jedoch seit 2001 wieder an. Wurden in Österreich im Jahr 1993 noch 124 Syphilisfälle gemeldet, waren es 2006 mit 267 mehr als doppelt so viele. Seitdem sind die Zahlen der erfassten Neuerkrankungen weiter gestiegen: 2007 auf 441 und 2008 auf 551 Fälle. Am häufigsten betroffen sind Menschen im Alter von 30 bis 40 Jahren, wobei Männer häufiger erkranken als Frauen.


Wie kann man sich mit Syphilis anstecken?

Syphilis wird hauptsächlich durch ungeschützten Geschlechtsverkehr übertragen, und zwar auch durch Sexualpraktiken wie Oral- und Analverkehr. Die Verwendung von Kondomen ist daher die effektivste Möglichkeit, sich vor Syphilis zu schützen. Ãœbertragungen durch Bluttransfusionen oder verunreinigte Nadeln sind möglich, aber extrem selten. Auch eine Ansteckung des ungeborenen Kindes im Mutterleib ist möglich.


Wie verläuft Syphilis?

Syphilis verläuft unbehandelt in vier Stadien, wobei auch eine Spontanheilung möglich ist. Ohne Therapie werden also nicht notwendiger Weise alle vier Stadien durchlaufen. Während die Syphilis in den Stadien I und II zum Teil hochansteckend ist, ist die Infektiosität danach wesentlich geringer. Das dritte und das vierte Stadium treten aufgrund der guten therapeutischen Möglichkeiten jedoch heute nur noch sehr selten auf. Die Zeit von der Ansteckung bis zum Krankheitsausbruch (Inkubationszeit) beträgt mindestens zehn, längstens 90 Tage und liegt im Durchschnitt bei zwei bis drei Wochen.
Primärstadium
Die ersten Symptome der Syphilis treten vorwiegend nahe der Eintrittsstelle der krankheiterregenden Bakterien auf, also an Penis, Schamlippen oder Gebärmutterhals. Durch Oral- und Analverkehr können sich die Geschwüre auch an den Lippen, in der Mundhöhle, im Rachen sowie am After und im Rektum manifestieren. Zu Beginn entsteht ein dunkelroter Fleck, der sich in ein gerötetes Geschwür mit verhärteten Rändern entwickelt. Dieses Geschwür sondert eine farblose Flüssigkeit ab, die Krankheitserreger in grosser Menge enthält. Das Geschwür, das aufgrund der harten Ränder auch als "harter Schanker" bezeichnet wird, ist zumeist schmerzlos. Im Verlauf der folgenden Wochen entstehen im Bereich des Geschwürs Lymphknotenschwellungen, die ebenfalls schmerzlos sind.

Das Geschwür kann auch ohne Behandlung nach vier bis sechs Wochen von selbst abheilen. Bei 60 bis 70 Prozent der Betroffenen ist das Geschwür das einzige Krankheitszeichen.
Sekundärstadium
Im zweiten Stadium, etwa acht Wochen nach der Ansteckung, breitet sich die Syphilis über die Blut- und Lymphbahnen im Körper aus. In diesem Stadium sind fast alle Organsysteme betroffen. Zu Beginn können Fieber, Müdigkeit, Kopf-, Gelenks- oder Muskelschmerzen auftreten. Gleichzeitig besteht fast immer eine harte Schwellung der Lymphknoten. Die meisten Erkrankten entwickeln zehn Wochen nach der Ansteckung einen nicht-juckenden, masernähnlichen Hautausschlag (Syphilid). Nach einigen Tagen entstehen aus den Flecken Knötchen mit rotbräunlicher Farbe, die zum Teil auch Schuppen bilden. Dieser Hautausschlag kann am gesamten Körper auftreten, charakteristisch ist er jedoch an den Handflächen und Fusssohlen. Weitere mögliche Symptome sind mottenfrassartiger Haarausfall, himbeerförmige, gutartige Tumore auf der Kopfhaut, Plaques in den Mundhöhlen und derbe Hautknoten in den Achselfalten. All diese Symptome verschwinden nach ca. vier Monaten wieder, können unbehandelt aber immer wieder auftreten.

Nach dem Sekundärstadium sind die Betroffenen für gewöhnlich ein bis drei Jahre beschwerdefrei. Dieser Ruhezustand wird als Lues latens bezeichnet. In manchen Fällen dauert die Lues latens einige Jahrzehnte, eventuell sogar lebenslang. Während dieser Latenzzeit befinden sich die Krankheitserreger unverändert im Körper. Somit sind die Betroffenen immer noch ansteckend, wobei die Ansteckungsgefahr zurückgeht, je länger die Latenzzeit anhält. Eine Ausnahme bilden HIV-Patienten, bei denen ein direkter Ãœbergang vom Sekundär- ins Tertiärstadium ohne Latenzzeit möglich ist.
Tertiärstadium
Bei Ausbleiben der Behandlung kann es zum dritten Stadium der Krankheit kommen. Es bilden sich gummiartige, verhärtete Knötchen, die zu grossen Hautgeschwüren zusammenwachsen. Diese für das Tertiärstadium der Syphilis typischen Hautveränderungen werden in der Fachsprache auch als "Gummen" bezeichnet.

Bei etwa zehn Prozent aller Unbehandelten entstehen circa 30 Jahre nach der Infektion Knoten an der Hauptschlagader. Diese Spätkomplikation der Syphilis ist besonders gefährlich, weil es zu einer Erweiterung der Hauptschlagader (Aortenaneurysma) kommen kann. Reisst das Aortenaneurysma, verblutet der Betroffene innerlich.
Neurolues
Im vierten Stadium steht die Erkrankung des zentralen Nervensystems (Neurolues) im Vordergrund. Etwa 25 Prozent der unbehandelten Personen erkranken an chronischer Gehirnentzündung, die zu geistigem Abbau und Demenz führt. Das Rückenmark und seine austretenden Nerven werden so stark geschädigt, dass es zu Schmerzen in Armen und Beinen, Gangschwierigkeiten bis hin zur Lähmung sowie zu Störungen der Blasen- und Darmentleerung kommt. Da die Syphilisbakterien in diesem Stadium vorwiegend das Grosshirn befallen, können auch kurzfristige Persönlichkeitsveränderungen, Krämpfe und Koma auftreten.

Eine mittlerweile selten gewordene Form der Syphilis ist die angeborene Syphilis, im Fachjargon Lues connata. Da im Rahmen der Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen ein Syphilis-Screening stattfindet, wird die Krankheit zumeist rechtzeitig erkannt und therapiert. Prinzipiell ist die Plazenta etwa ab der 12. Schwangerschaftswoche für die Treponema-pallidum-Bakterien durchgängig. Je kürzer die Infektion der Mutter zurückliegt, umso höher die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung des Fötus. Infiziert sich die Mutter während der Schwangerschaft, beträgt die Ãœbertragungsrate bis zu 100 Prozent.

Wird die Schwangere keiner Therapie zugeführt, kommt es bei 30 bis 40 Prozent der Schwangerschaften zu Fehl- oder Frühgeburten. Ein wesentlicher Anteil der Kinder ist bei der Geburt unauffällig, erkrankt aber innerhalb der ersten acht Monate.


Wie wird die Diagnose gestellt?

Am Anfang erhebt der Arzt oder die Ärztin die Krankengeschichte (Anamnese). Bereits die Schilderung der typischen Krankheitszeichen kann einen entscheidenden Hinweis auf die Erkrankung geben. Anschliessend folgt eine körperliche Untersuchung.

Im ersten Stadium der Syphilis können die Treponema-pallidum-Bakterien anhand eines Abstrichs vom Geschwür nachgewiesen werden. Bei Verdacht auf Syphilis bringt eine Blutuntersuchung Sicherheit. Befürchtet man, dass sich die Erreger auf das zentrale Nervensystem ausgebreitet haben, wird auch eine Probe der Rückenmarksflüssigkeit entnommen.


Wie wird Syphilis behandelt?

Seit der Entdeckung des Penicillins 1928 ist Syphilis behandelbar und heilbar. Bei einer Penicillin-Allergie werden andere Antibiotika (z.B. Cephalosporine, Tetrazykline, Makrolide) verwendet. Erkrankungen, die sich im Primär- und Sekundärstadium befinden, werden zwei Wochen lang mit Antibiotika bekämpft. Dabei wird ein- oder zweimal ein lange wirksames Penicillin gespritzt. Die späten Formen der Syphilis werden mindestens drei Wochen lang behandelt, die Neurolues zudem mit wesentlich höheren Dosen. Als häufigste Nebenwirkungen der Therapie treten grippeähnliche Symptome (Schüttelfrost, Fieber, Kopfschmerzen) auf. Im Anschluss an die Therapie wird nach jeweils drei, sechs, neun und zwölf Monaten eine Nachuntersuchung (körperliche Untersuchung und Blutabnahme) durchgeführt.

Da bis zu 60 Prozent aller Sexualpartner von Betroffenen ebenfalls infiziert sind, ist eine Untersuchung des Partners bzw. der Partner unbedingt notwendig. Ist man im ersten Stadium erkrankt, sollte man alle Sexualpartner der vergangenen drei Monate informieren. Befindet man sich bereits im zweiten Stadium, müssen alle Sexualpartner der letzten zwei Jahre informiert werden.


Prognose

Unbehandelt kommt es bei 33 bis 50 Prozent der Betroffenen zu einer Heilung. Demgegenüber steht jedoch ein Anteil von etwa zehn Prozent, die ohne Behandlung versterben. Die Prognose ist im Allgemeinen umso besser, je früher die Therapie erfolgt. Wird die Syphilis bereits im ersten oder zweiten Stadium mit Antibiotika behandelt, heilt sie fast immer folgenlos aus. Auch im tertiären Stadium ist die Behandlung in der Regel wirksam, bereits eingetretene Organschäden sind jedoch meist nicht mehr rückgängig zu machen. Im vierten Stadium ist die Prognose schlecht.

Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) (Gesundheit)

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Bei einer Hypothyreose werden die von der Schilddrüse produzierten Hormone Thyroxin (T4) und Trijodthyronin (T3) in zu geringem Ausmass hergestellt. Als Folge dieser Mangelversorgung des Körpers mit Schilddrüsenhormon laufen verschiedene Stoffwechselprozesse verlangsamt ab. Körperliche und geistige Leistungsfähigkeit zeigen sich vermindert.


Schilddrüsenerkrankungen gehören zu den häufigsten hormonellen Erkrankungen: Wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge leiden 0,5 bis 1,2 Prozent der Bevölkerung an Erkrankungen, die zu einer Hypothyreose führen, und dabei Frauen sehr viel öfter als Männer. Mit zunehmendem Lebensalter steigt die Erkrankungsrate an.

Die Schilddrüse (Pfeile) ist im unteren Teil des Halses, direkt unter dem Schildknorpel lokalisiert.




Wo liegt die Schilddrüse, und welche Funktion hat sie?


Die in der medizinischen Fachsprache auch als Glandula thyroidea bezeichnete Hormondrüse liegt unterhalb des Kehlkopfs direkt vor und an den Seitenflächen der Luftröhre. Die Form der bei Erwachsenen rund zehn Zentimeter breiten Schilddrüse wird gerne mit der eines Schmetterlings verglichen oder als "H-förmig" beschrieben.

Hauptaufgabe der Schilddrüse ist die Produktion der Hormone Thyroxin (T4) und Trijodthyronin (T3). Diese Botenstoffe haben Einfluss auf zahlreiche Stoffwechselprozesse sowie auf Wachstum und Entwicklung. Bestimmte Zellen in der Schilddrüse bilden vor allem das Hormon T4 und lagern es in kleinen Bläschen in der Schilddrüse, den Schilddrüsenfollikeln. Später wird T4 ins Blut abgegeben, wo es ein Depot bildet. Von dort wird das stoffwechselaktive Hormon T3 in verschiedene Gewebe und Organe wie Leber, Niere oder Gehirn abspaltet.

Am besten wird der Bedarf an Schilddrüsenhormonen durch die Bestimmung des Steuerungshormons TSH (Thyreoidea stimulierendes Hormon) widergegeben. Die Hirnanhangdrüse (Hypophyse) reguliert durch das TSH die Ausschüttung der Schilddrüsenhormone ins Blut. Ein Anstieg des TSH-Wertes im Blut ist das erste Zeichen einer Schilddrüsenunterfunktion.

So funktioniert dieser komplizierte Regulationsmechanismus im Detail:
Registriert das Gehirn, dass vermehrt Bedarf an Schilddrüsenhormon besteht, produziert der im Zwischenhirn liegende Hypothalamus den Botenstoff TRH (Thyreotropin Releasing Hormone).
Dieses Hormon gelangt über das Blut in die Hirnanhangsdrüse und regt die Hypophysenzellen zur Bildung und Ausschüttung des Hormons TSH an.
In weiterer Folge gelangt TSH über die Blutbahn zu den Zellen der Schilddrüse, fördert das Wachstum der Schilddrüsenzellen und regt diese Zellen an, T3 und T4 zu produzieren und ins Blut abzugeben.
Ist der vermehrte Bedarf an Schilddrüsenhormon wieder ausgeglichen, wird die weitere Ausschüttung von TSH wieder gedrosselt.

Bei gesunden Menschen hält dieser "thyreotrope Regelkreis" den Blutspiegel von T3 und T4 innerhalb eines bestimmten Normbereichs. Medizinerinnen und Mediziner sprechen dann von einer "euthyreoten Stoffwechsellage", was "regelrechte Schilddrüsenfunktion" bedeutet.

Produziert die Schilddrüse allerdings weniger T4 und T3, als der Körper benötigt, liegt eine Schilddrüsenunterfunktion oder Hypothyreose vor. Eine Ãœberversorgung des Körpers mit T3 und T4 wird als Schilddrüsenüberfunktion oder Hyperthyreose bezeichnet.


Subklinische (latente) und manifeste Hypothyreose

Das von der Hirnanhangdrüse ausgeschüttete Hormon TSH ist der empfindlichste Parameter zur Beurteilung der Schilddrüsenfunktion. Als erstes Zeichen einer Schilddrüsenunterfunktion steigt der TSH-Spiegel im Blut an - man bezeichnet dies als "subklinische" oder "latente" Unterfunktion. Kann die Schilddrüse trotzdem nicht genügend Hormon produzieren, kommt es in der Folge zu einem Abfall des T4 und später auch des T3 - man spricht dann von einer "manifesten Schilddrüsenunterfunktion".

Der obere Grenzwert des TSH wird in den letzten Jahren vermehrt diskutiert. Insbesondere bei Frauen, die eine Schwangerschaft planen, sollte der TSH Wert unter 2.5 µU/ml liegen, da eine ausreichende Versorgung des Körpers mit Schilddrüsenhormon wichtig für den Verlauf einer eventuellen Schwangerschaft ist.


Was sind die Ursachen einer Hypothyreose?

Eine Hypothyreose kann unterschiedliche Erkrankungen als Ursache haben. Grundsätzlich werden die seltenen angeborenen von den wesentlich häufigeren erworbenen Formen der Unterfunktion unterschieden.

Angeborene Unterfunktion der Schilddrüse

Rund eines von 3.000 bis 5.000 Kindern kommt mit einer Schilddrüsenunterfunktion zur Welt. In diesem Fall ist die Schilddrüse beim Baby meist gar nicht oder nur verkümmert angelegt. Seltener sind genetisch bedingte Störungen der Schilddrüsenhormonsynthese die ursächliche Erkrankung, die zur Schilddrüsenunterfunktion führt. Zu den häufigen Anzeichen einer angeborenen Unterfunktion zählen eine verminderte Aktivität des Neugeborenen, eine vergrösserte Zunge, hohes Geburtsgewicht oder Trinkschwäche.

Um Störungen der körperlichen und geistigen Entwicklung zu vermeiden, muss die Unterfunktion bei diesen jungen Patienten umgehend behandelt werden. Deshalb werden in Österreich alle Kinder bereits in den ersten Lebenstagen im Rahmen des sogenannten "Fersenstiches" auf eine mögliche Schilddrüsenunterfunktion getestet. Bei rechtzeitiger Diagnose und sofortigem Behandlungsbeginn ist die geistige und körperliche Entwicklung des Babys meist nicht beeinträchtigt.

Erworbene Unterfunktion der Schilddrüse

Wie die Bezeichnung schon verrät, können verschiedene Erkrankungen im Laufe des Lebens zu einer Schilddrüsenunterfunktion führen. Fast immer handelt es sich dabei um Erkrankungen der Schilddrüse selbst:
Entzündungen der Schilddrüse

Chronische Immunthyreoiditis
Die vom japanischen Arzt Hakaru Hashimoto erstmals beschriebene Autoimmunerkrankung ist der häufigste Grund für eine Hypothyreose. Das Immunsystem erkennt die Schilddrüse "irrtümlicherweise" als fremd und produziert Antikörper gegen das Schilddrüsengewebe: sogenannte TPO-Antikörper (Antikörper gegen Thyreoperoxidase) und Tg-Antikörper (Antikörper gegen Thyreoglobulin). Durch den Gewebszerfall kommt es anfangs zu einer Schilddrüsenüberfunktion. Monate später normalisiert sich die Schilddrüsenfunktion aber wieder und führt längerfristig zu einer Unterfunktion. Die Entzündung ist meist schmerzlos und wird oft erst bemerkt, wenn schon eine Unterfunktion vorliegt. Betroffen sind vor allem Frauen.
Eine Sonderform der chronischen Immunthyreoiditis ist die "Post-Partum-Thyreoiditis", die mehrere Monate nach einer Geburt auftreten kann. Diese heilt oft innerhalb von ein bis zwei Jahren wieder aus.

Andere Schilddrüsenentzündungen
Die subakute "Thyreoiditis de Quervain" ist eine schmerzhafte Viruserkrankung mit grippeähnlichen Beschwerden, bei der es nach einer anfänglichen Phase des Zellzerfalles zu einer Schilddrüsenunterfunktion kommt. Verschiedene andere Entzündungen der Schilddrüse wie zum Beispiel die "Silent Thyroiditis" oder durch Medikamente hervorgerufene Entzündungen können ebenfalls zu einer Schilddrüsenunterfunktion führen.

Medizinische Massnahmen als Ursache

Nicht selten entwickelt sich eine Hypothyreose nach medizinischen Interventionen. So etwa nach einer vollständigen oder teilweisen chirurgischen Entfernung der Schilddrüse, nach einer Radiojodtherapie oder durch zu hohe Dosierungen von Medikamenten, die die Hormonproduktion hemmen (z.B. Thyreostatika). Medizinerinnen und Mediziner sprechen in diesem Fall von einer iatrogenen oder medizinisch induzierten Hypothyreose.

Jodmangel

Lange Zeit war mangelnde Zufuhr von Jod über die Nahrung einer der Hauptgründe für Hypothyreosen, denn Jod ist ein wichtiger Baustein von T3 und T4. In Jodmangelgebieten, wie z.B. der Steiermark, war die Vergrösserung der Schilddrüse aufgrund dieser Unterversorgung in der Bevölkerung so häufig anzutreffen, dass sie sogar sprichwörtlich wurde (Kropf). Seit Speisesalz mit Jod versehen wird, hat mangelnde Jodzufuhr als Ursache für Hypothyreosen hierzulande jedoch an Bedeutung verloren.

Paradoxerweise kann die Zufuhr von höheren Mengen Jod eine Autoimmunerkrankung der Schilddrüse gerade in der Anfangsphase verschlechtern. Bei Vorliegen einer Immunthyreoiditis sollten grössere Mengen Jod, wie sie beispielsweise in manchen Nahrungsergänzungsmitteln enthalten sind, eher gemieden werden.

Störungen der Hirnanhangdrüse

Andere Ursachen für eine Schilddrüsen-Unterfunktion können Störungen der Hypophyse bzw. des Hypothalamus sein. Dabei handelt es sich jedoch um ausgesprochen seltene Krankheitsbilder.


Wie äussert sich die Schilddrüsenunterfunktion?

Bei einer Hypothyreose laufen zahlreiche Organfunktionen und Stoffwechselprozesse, die von Schilddrüsenhormonen beeinflusst werden, verlangsamt ab. Welche der zahlreichen möglichen Beschwerden die Betroffenen entwickeln, ist individuell unterschiedlich und hängt nicht nur von der Ausprägung des Hormonmangels, sondern auch von der genetischen Prädisposition ab.

Zu den möglichen Symptomen einer Hypothyreose gehören:

allgemeines Schwächegefühl, verminderte Leistungsfähigkeit, Antriebslosigkeit und rasche Ermüdbarkeit
Konzentrationsprobleme, Gedächtnisstörungen
depressive Stimmungslage
Herz-Kreislauf-Probleme wie verlangsamte Herzfrequenz (Bradykardie) und niedriger Blutdruck (Hypotonie)
häufiges Frieren, vermehrte Empfindlichkeit gegenüber Kälte, fehlendes Vermögen zu schwitzen
Gewichtszunahme ohne Veränderung der Ernährungsgewohnheiten
Verstopfung durch herabgesetzte Darmtätigkeit
kühle, trockene, raue, schuppige Haut mit gelblichen Verfärbungen
glanzloses, brüchiges Haar mit Haarausfall, auch der Achsel- und Schambehaarung
tiefe, raue, heisere Stimme, langsame Sprache
Schwellung der Augenlider durch Flüssigkeitseinlagerungen (Lidödeme)
erhöhter Cholesterinspiegel im Blut
Zyklusstörungen, Fruchtbarkeitsprobleme, fehlende oder verminderte Lust

Gerade bei älteren Menschen sind uncharakteristische Beschwerden wie verminderte Leistungsfähigkeit, Gedächtnisstörungen und Empfindlichkeit gegenüber Kälte oftmals die einzigen Anzeichen einer Unterfunktion. Weil diese Beschwerden häufig als "Alterserscheinungen" abgetan werden, wird die Altershypothyreose vielfach nicht erkannt.


Wie wird die Schilddrüsenunterfunktion diagnostiziert?

1. Beurteilung der Schilddrüsenfunktion

In erster Instanz geben die Schilderung der Beschwerden und eine anschliessende körperliche Untersuchung erste Hinweise auf eine Unterfunktion der Schilddrüse. Die Schilddrüsenfunktion wird infolge durch eine Blutuntersuchung beurteilt. Wichtigster Parameter ist dabei die Konzentration des TSH. Wenn der Spiegel dieses Botenstoffs im Normbereich liegt, kann eine Hypothyreose praktisch ausgeschlossen werden.

Ist der TSH-Wert hingegen erhöht, spricht dies für das Vorliegen einer Schilddrüsenunterfunktion. Durch die Bestimmung des freien T4 können seltene Störungen der Hypophyse ausgeschlossen werden. In diagnostischen Spezialfällen ist auch der sogenannte TRH-Test hilfreich: Nach Bestimmung des basalen TSH Werts wird die Hypophyse mit TRH stimuliert (Injektion oder Nasenspray), 20-30 Minuten später wird der stimulierte TSH Wert gemessen.

2. Beurteilung der Schilddrüsen-Struktur

Durch eine Ultraschalluntersuchung wird der Aufbau des Schilddrüsengewebes beurteilt. So kann zum Beispiel festgestellt werden, ob die Schilddrüse von Entzündungszellen durchsetzt oder das Schilddrüsengewebe verkümmert ist.

3. Diagnose der zugrundeliegenden Erkrankung

Basierend auf der Beurteilung der Schilddrüsenfunktion und der Schilddrüsenstruktur wird die zugrundeliegende Krankheit diagnostiziert, die einer adäquaten Behandlung zugeführt wird.


Wie wird eine Hypothyreose behandelt?

Die Behandlung der Schilddrüsenunterfunktion hängt von der zugrundeliegenden Erkrankung ab. Bei der weitaus überwiegenden Zahl der Betroffenen ist eine ursächliche Heilung nicht möglich. Diese Patientinnen und Patienten benötigen eine sogenannte Substitutionstherapie, bei der die fehlenden Schilddrüsenhormone in Tablettenform von aussen zugeführt werden. Mittel der Wahl ist dabei meist Levothyroxin (L-Thyroxin, Tetraiodthyronin). Dieses wirkt im Organismus wie das körpereigene T4 und kann das Ungleichgewicht der Schilddrüsenfunktionslage wieder völlig in Ordnung bringen. Nur bei wenigen Betroffenen, bei denen Schwierigkeiten bestehen, T4 im Körper in T3 umzuwandeln, ist eine Kombinationstherapie mit T4 und T3 sinnvoll.

Die Einnahme des Schilddrüsenhormons muss morgens auf nüchternen Magen erfolgen. Anschliessend muss mindestens 30 Minuten gewartet werden, bis gefrühstückt wird. Sonst werden die Tabletten im Verdauungstrakt nur eingeschränkt aufgenommen.

Eine Kontrolle der Schilddrüsenfunktion erfolgt meist zwei bis drei Monate nach Therapiebeginn. Der TSH-Wert hat nämlich erst dann eine verlässliche Aussagekraft, wenn mindestens sechs Wochen lang die gleiche Dosierung eingenommen wird. So lange dauert es, bis sich die Hirnanhangdrüse an die neue Stoffwechsellage anpasst.

Oft muss nach der ersten Blutkontrolle die Dosierung noch weiter angepasst werden. Da sich der Bedarf an Schilddrüsenhormon im Zeitverlauf ändern kann, muss die Dosierung während der Einnahme regelmässig kontrolliert werden. Sind Patienten mit Hypothyreose einmal gut auf das Medikament eingestellt, nehmen sie es regelmässig ein und lassen sie regelmässig Kontrollen durchführen, so steht einem beschwerdefreien Leben nichts entgegen.


Gibt es Nebenwirkungen der Therapie?

Nebenwirkungen treten bei einer Schilddrüsenhormontherapie dann auf, wenn eine zu hohe Dosierung eingenommen wird: Es kommt zu einer "künstlichen" Schilddrüsenüberfunktion. Diese erkennt man an einem verminderten TSH-Wert. Betroffene spüren dann oft auch die Symptome einer Schilddrüsenüberfunktion - Herzrasen, Schwitzen, innere Unruhe oder Durchfall. Nach der Verringerung der Dosis bzw. nach Absetzen des Medikaments in Absprache mit Arzt oder Ärztin verschwinden diese Beschwerden im Normalfall wieder.

Die Analfissur (Gesundheit)

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Die Analfissur (lat. fissura "Riss"; anus "After") ist ein Längsriss in der Schleimhaut des Analkanals. Der Analkanal ist drei bis sechs Zentimeter lang und stellt den Abschluss des Verdauungstrakts dar. Meist erstreckt sich eine Analfissur von 0,5 bis zu einem Zentimeter. Die Hauptbeschwerden sind starke, schneidende Schmerzen während des Stuhlgangs, die bis zu mehreren Stunden nach dem Stuhlgang anhalten können. Häufig kommt es zu Blutauflagerungen am Stuhl sowie Juckreiz im Analbereich. 


Neben den Hämorrhoiden zählen Analfissuren zu den häufigsten Enddarm-Erkrankungen. Analfissuren können in jedem Alter auftreten, besonders häufig kommen sie jedoch zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr vor. Männer sind etwas öfter betroffen als Frauen.


Wie entsteht eine Analfissur?

Grundsätzlich wird zwischen der primären und der sekundären Analfissur unterschieden. Die primäre Analfissur ist eine eigenständige Erkrankung, während die sekundäre Analfissur die Folge von diversen Grunderkrankungen sein kann. Bei der primären Analfissur unterscheidet man wiederum zwichen einer akuten und einer chronischen Analfissur. Die Entstehung der akuten Analfissur ist nicht genau geklärt. Es wird vermutet, dass verschiede Faktoren zur Entstehung beitragen. Dazu zählen:
Mechanische Faktoren: Die starke Dehnungen des Enddarms, besonders bei der Passage von sehr hartem Stuhl, gilt als häufige Ursache der Analfissur. Auch Sexualpraktiken wie Analverkehr oder die Einführung von Gegenständen in den After können einen Einriss der Schleimhaut zur Folge haben.
Infektiöse Faktoren: Eine Entzündung des Enddarms (Kryptitis) kann die Entstehung einer Analfissur begünstigen.
Vaskuläre Faktoren: Die Arterie, die den Enddarm hauptversorgt, ist manchmal nicht ausreichend verzweigt, um die Afterregion zu versorgen. Diese Unterversorgung von Blut kann zur Entstehung der Analfissur beitragen.
Neuromuskuläre Faktoren: Ein erhöhter Druck (Hypertonus) der Schliessmuskeln des Afters (Sphinkter) kann zu einer Verengung des Analkanals führen. Studien zum Thema Analfissur sehen den erhöhten Druck der Aftermuskulatur jedoch als Folge der Analfissur.

Heilt die Analfissur nicht innerhalb von sechs bis acht Wochen ab, spricht man von einer chronischen Analfissur.

Um eine sekundäre Analfissur handelt es sich, wenn sie als Folge einer Grunderkrankung entsteht. Dazu zählen
Infektionskrankheiten (z.B. Syphilis, Tuberkulose, HIV, Herpes-Simplex, Leishmaniose, Histoplasmose)
chronisch entzündliche Krankheiten (z.B. Morbus Crohn, Colitis ulcerosa)
Krebserkrankungen (z.B. Analkarzinom, Leukämie)

Auch nach einer Chemotherapie oder durch eine bestimmte Medikamenteneinnahme (z.B. Ergotamin, Niconadril, Isoretionin) kann eine sekundäre Analfissur entstehen.


Welche Beschwerden verursacht die Analfissur?

Die akute Analfissur ist durch scharfe, stechende oder bohrende Schmerzen während des Stuhlganges gekennzeichnet. Die Schmerzen können Minuten bis Stunden nach dem Stuhlgang anhalten. Häufig tritt während des Stuhlgangs eine Blutung auf. Die Schmerzen können so stark sein, dass sich Betroffene vor dem nächsten Stuhlgang fürchten und daher weniger essen oder Abführmittel verwenden. Die Verwendung von Abführmitteln ist in diesem Fall jedoch äusserst ungünstig, da der häufige Toilettengang den Enddarm zusätzlich reizt.
Die chronische Analfissur ist durch ein Nachlassen der Beschwerden gekennzeichnet. Die Beschwerden treten schubweise auf, oft ausgelöst durch eine Veränderung der Stuhlkonsistenz. Die Fissur kann stark nässen.


Wie wird die Diagnose gestellt?

Schon die Schilderung der Symptome kann zur richtigen Diagnosestelltung führen. Im Rahmen der anschliessenden Untersuchung werden die Gesässbacken vorsichtig gespreizt und die Afterregion abgetastet. Bei starken Schmerzen geschieht dies unter Lokalanästhesie. Eine Spiegelung der unteren Abschnitte des Enddarms und der Analregion (Proktoskopie) mit einem optischen Gerät (Proktoskop) ist für die Feststellung von narbigen Veränderungen oder Fisteln unerlässlich. Die Proktoskopie erfolgt ähnlich wie die Spiegelung des Mastdarms (Rektoskopie). Im Regelfall erhält die Person eine Stunde vor der Untersuchung ein Zäpfchen oder einen Einlauf, um den Darm zu entleeren. Bei der Untersuchung wird ein starres Instrument in den Analkanal eingeführt, um den Analkanal besser begutachten und andere Erkrankungen feststellen zu können. Narbige Veränderungen, Fisteln oder Hämorrhoidalleiden können so festgestellt werden.


Welche Erkrankungen können ähnliche Beschwerden hervorrufen?

Analkarzinome sowie Analrhagaden (oberflächliche Einrisse oder Abschürfungen in der Analschleimhaut) können ähnliche Beschwerden hervorrufen. Auch ein Geschwür im ersten Stadium der Syphilis kann den Symptomen einer Analfissur ähneln. Bei anhaltenden Beschwerden während des Stuhlgangs sollte deshalb unbedingt der Hausarzt bzw. die Hausärztin aufgesucht werden.


Wie wird die Analfissur behandelt?

Die akute Analfissur wird am Beginn mit lokalen Medikamenten behandelt. Sogenannte "Analtampons" wirken direkt an der erkrankten Stelle. Analtampons sind mit einem Lokalanästhetikum getränkt, das schmerzstillend und entspannend auf die Schliessmuskeln des Afters wirkt. Weiters werden Salben mit den Wirkstoffen Nitroglycerin oder Isosorbiddinitrat angewendet. Sie entspannen die Schliessmuskeln und verbessern dadurch die Sauerstoffzufuhr der Analregion. Eine Schmerzlinderung erfolgt bei dieser Behandlung nach ungefähr einer Woche. Vollständig bilden sich die Beschwerden jedoch erst nach zwei bis drei Monaten zurück. Die häufigste Nebenwirkung dieser Salben sind Kopfschmerzen.

Bei ausbleibendem Behandlungserfolg mit nitrathaltigen Salben kommen Salben mit Kalziumkanalblockern (z.B. Nifedipin, Diltiazem) zur Anwendung. Anders als nitrathaltige Salben verursachen diese Cremen keine Kopfschmerzen.

Eine Therapieform bei einer länger bestehenden Analfissur ist die einmalige Injektion von Botulinustoxin. Das Toxin wird in den inneren Schliessmuskel der Analregion injiziert und bewirkt eine Entspannung bzw. Erschlaffung des Muskels. Die Wirkung kann bis zu drei Monaten anhalten. Häufige Komplikationen dieser Therapie sind Infektionen, Blutergüsse (Hämatome) und vorübergehende Stuhlinkontinenz.

Chronische Analfissuren werden meist operativ behandelt (Fissurektomie), das heisst, dass die Fissur unter Schonung der Schliessmuskulatur entfernt wird. Die Wunde bleibt nach der Operation offen und heilt von selbst zu. Im Allgemeinen sind unerwünschte Nebenwirkungen wie Blutungen, Nachblutungen, Entzündungen und Wundheilungen selten. Nach dieser Operation auftretende Schmerzen werden bei Bedarf mit Schmerzmitteln behandelt.


Wie sieht die Prognose aus?

Die akute Analfissur heilt mit Therapie nach acht bis zwölf Wochen ab. Die operative Behandlung führt in 90 bis 95 Prozent der Fälle zu einer sehr schnellen Heilung.


Was können Sie tun?

Bei Vorliegen einer Analfissur sollte man ausreichend Ballaststoffe (z.B. in Vollkornprodukten, Gemüse) zu sich nehmen, damit die Stuhlkonsistenz weicher wird. Starkes Pressen während des Toilettengangs kann die Beschwerden verstärken. Von der Verwendung von Abführmittel (Laxantien) wird jedoch dringend abgeraten. Auf regelmässige Körper-bzw. Analhygiene, am besten in Form von Duschen mit reinem Wasser, sollte geachtet werden. Duschgel oder Schaum in der Region um den After sollte vermieden werden.

Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) (Gesundheit)

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"Unser Kind kann absolut nicht stillsitzen, redet immer dazwischen und scheint nur selten wirklich zuzuhören. Es will ständig seinen Kopf durchsetzen, tanzt beim Spiel oft aus der Reihe und geht mit anderen Kindern öfter rücksichtslos oder sogar recht brutal um." So oder so ähnlich klingen oft die Erfahrungsberichte der Eltern eines Kindes mit Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung.


Doch worum handelt es sich bei einem ADHS genau? Vereinfacht gesagt, um eine verminderte Fähigkeit zur Selbststeuerung und Selbstkontrolle. Diese macht sich in erster Linie durch
Beeinträchtigungen der Konzentration und der Aufmerksamkeit,
impulsives und unüberlegtes Handeln sowie
körperliche Unruhe und einen ausgeprägten Bewegungsdrang bemerkbar.

Wegen dieser zuletzt genannten Symptome sprach man früher vom "Hyperkinetischen Syndrom". Auch heute wird dieser Begriff im deutschen Sprachraum noch ab und an benutzt.


Wie häufig ist ADHS?

Das ADHS ist eines der meist verbreiteten psychiatrischen Krankheitsbilder im Kindes- und Jugendalter, wobei die Zahlen zur Häufigkeit stark schwanken - nicht zuletzt wegen der international unterschiedlichen Diagnosekriterien. Experten gehen davon aus, dass im deutschsprachigen Raum vier bis acht Prozent aller Schulkinder unter einer Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung leiden. Jungen sind etwa drei- bis fünfmal so oft betroffen wie Mädchen.

Obwohl die Erkrankung sehr wahrscheinlich bereits im frühen Kindesalter beginnt, wird sie oft erst in der Schule erkannt. Denn dort müssen die betroffenen Kinder sich in ein Regelwerk äusserer Strukturen einfinden, was die Verhaltensauffälligkeiten deutlicher zu Tage bringt. Wie ausgeprägt die Symptome sind und welche Probleme im Vordergrund stehen, kann allerdings von Fall zu Fall deutlich variieren. Das ist sicherlich ein Grund, warum ADHS manchmal gar nicht erkannt oder erst sehr spät diagnostiziert wird.

Auch Erwachsene können unter einem ADHS leiden. Allerdings macht sich die Erkrankung dann meist etwas anders bemerkbar als bei Kindern und Jugendlichen. So macht die körperliche Hyperaktivität eher einer starken inneren Unruhe Platz. Ausserdem zeigen viele erwachsene Betroffene neben Aufmerksamkeitsproblemen verschiedene andere psychische Störungen wie Depressionen, Angststörungen, soziale Phobien oder Essstörungen.


Welche Ursachen hat ADHS?

Trotz intensiver Forschungsbemühungen sind die Ursachen der Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung nach wie vor nicht abschliessend geklärt. Nach dem derzeitigen Kenntnisstand handelt es sich um ein multifaktorielles Geschehen. Das heisst, bei der Entstehung und Aufrechterhaltung von ADHS spielen einerseits verschiedene neurobiologische Ursachen, andererseits aber auch psychosoziale Einflüsse wie ungünstige Bedingungen in der Familie oder der Schule eine Rolle. Da nicht selten auch andere Familienmitglieder ähnliche Auffälligkeiten zeigen, scheint es zudem eine gewisse erbliche Veranlagung zu geben. Wie dieses komplexe Zusammenwirken von unterschiedlichen Faktoren genau funktioniert, ist noch nicht bekannt.

Nach dem momentan gültigen Erklärungsmodell liegt der Erkrankung eine fehlerhafte Informationsverarbeitung im Gehirn zu Grunde - und zwar zwischen den Hirnarealen, die für die Steuerung von Konzentration, Aufmerksamkeit, Wahrnehmung und Impulskontrolle verantwortlich sind. Diese Funktionsstörung wiederum ist durch Veränderungen des Botenstoffhaushalts in diesen Hirnbereichen bedingt. So geht man untere anderem von einem gewissen Mangel an Dopamin aus. Durch die Unterversorgung mit diesem wichtigen Botenstoff, werden Reize nur unzureichend gefiltert. In Folge dessen wird das Aufkommen neuer Gedanken und Verhaltensimpulse nicht gehemmt. Was wiederum dazu führt, dass begonnene Gedankengänge nicht zu Ende gedacht werden können.

Letztlich unterliegen Menschen mit ADHS wegen der Stoffwechsel- und Funktionsstörungen in ihrem Gehirn einer permanenten Reizüberflutung. Deshalb sind sie nur eingeschränkt in der Lage, ihre Aufmerksamkeit auf eine Sache zu fokussieren. Gleichzeitig können die Betroffenen wichtige Wahrnehmungen kaum von unwichtigen unterscheiden.

Dass "schlechte Erziehung" oder kindliche Traumata Ursache der Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung sind, gilt inzwischen als ausgeschlossen. Allerdings können psychosoziale Faktoren wie familiäre Instabilität, häufige Kritik und Bestrafungen oder ein unstrukturierter Tagesablauf betroffene Kinder zusätzlich belasten, was sich dann wiederum negativ auf den Schweregrad und den Verlauf von ADHS auswirkt.


Wie sieht das Krankheitsbild ADHS aus, und wie wird es diagnostiziert?

Wie sich ADHS äussert, kann von Fall zu Fall sehr variieren. So müssen beispielsweise nicht alle Hauptsymptome gleichzeitig bestehen. Und auch die Ausprägung der Verhaltensauffälligkeiten ist bei den betroffenen Kindern oft sehr unterschiedlich. Eine weitere Schwierigkeit besteht darin, die Krankheitsmerkmale von normalen altergemäss typischen Verhaltensweisen abzugrenzen. Deshalb - und weil keine apparativen Methoden wie Laboruntersuchungen existieren, die ein ADHS zweifelsfrei beweisen - erfolgt die Diagnosestellung nach festgelegten Kriterien und Klassifikationssystemen. Im Mittelpunkt stehen dabei die folgenden drei Hauptsymptome:

Aufmerksamkeitsstörungen

Kinder mit ADHS fallen oft dadurch auf, dass sie sich leicht ablenken lassen und sich nur schwer länger auf eine Aufgabe oder ein Spiel konzentrieren können. Sie können Aktivitäten oder vorgegeben Aufgaben wie die Schularbeiten nur schlecht organisieren und bringen sie auch nicht zu Ende. Ausserdem machen sie dabei häufig Flüchtigkeitsfehler und sind sehr nachlässig bei Details. Stifte oder Sportsachen gehen häufig verloren.

Sie scheinen nur schlecht zuzuhören, lassen sich durch äussere Reize leicht ablenken und sind bei Alltagstätigkeiten oft vergesslich. Aufgaben, die eine gewisse Konzentration erfordern - etwa Basteln oder Malen - mögen viele ADHS-Kinder nicht, weil Ihnen die Geduld fehlt und sie diese Aktivitäten ans anstrengend empfinden.

Impulsivität und unüberlegtes Handeln

Da die Impulskontrolle bei ADHS eingeschränkt ist, handeln die betroffenen Kinder oft ohne nachzudenken. Sie platzen mit einer Antwort heraus, bevor die Frage überhaupt zu Ende gestellt wurde, reden oft unüberlegt und wechseln von Thema zu Thema. Beim Spielen oder im Unterricht fällt es ihnen schwer zu warten, bis sie an der Reihe sind.

Nicht nur in der Schule und im Kindergarten, sondern auch in der Familie stören sie oft die geregelten Abläufe und können sich nur schwer in die Gemeinschaft einordnen. Was auch damit zusammenhängt, dass es ihnen Probleme bereitet, Mimik und Gestik ihres Gegenübers einzuschätzen. Deshalb fühlen sich ADHS-Kinder schnell bedroht und provoziert. Dieses impulsive Verhalten wird häufig mit Aggressivität gleichgesetzt.

Heftige Stimmungsschwankungen, eine allgemeine starke Reizbarkeit, Distanzlosigkeit, Dazwischenreden und Wutausbrüche über geringfügige Ursachen sind ebenfalls mögliche Zeichen einer gestörten Impulskontrolle.

Hyperaktivität

Haben die Kinder einen sehr ausgeprägten Bewegungsdrang und sind motorisch unruhig, spricht man von einer Hyperaktivität. Diese kann ein Krankheitszeichen sein, muss es jedoch nicht. Bei einer Hyperaktivität sind die Kids praktisch permanent in Aktion - auch in unpassenden Situationen wie dem Unterricht. Sie fuchteln mit den Händen herum, rutschen auf dem Stuhl hin und her oder stehen einfach auf und gehen los. Auffällig ist auch, dass sie beim Spielen extrem viel Lärm machen, sehr experimentierfreudig sind und sich immer wieder in "neue Abenteuer" stürzen wollen.

Damit überhaupt von einem ADHS ausgegangen werden kann, müssen die Verhaltensauffälligkeiten folgende Bedingungen erfüllen:
Sie müssen deutlich ausgeprägt sein,
über einen Zeitraum von mindestens sechs Monaten bestehen,
in mindestens zwei Lebensbereichen zu Tage treten (Schule, Kindergarten, Familie etc.),
schon im Vorschulalter begonnen haben,
von der altersgemässen Entwicklung abweichen.

Alle oben beschriebenen Verhaltensweisen können alters- und entwicklungsabhängig auch bei gesunden Kindern auftreten - wenn auch meist in abgeschwächter Form. Das macht die Diagnose einer Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung so schwierig, dass sie in die Hände eines auf diese Erkrankung spezialisierten Kinderarztes beziehungsweise Kinderpsychiaters gehört.

Besteht der Verdacht auf ADHS, werden zunächst die Eltern und andere Personen aus dem Umfeld ausgiebig zur Lebenssituation und Krankheitsgeschichte befragt. An eine gründliche körperliche und neurologische Untersuchung des Kindes schliessen sich dann psychologische Tests an, die Konzentrationsfähigkeit, Intelligenz, schulische Fähigkeiten sowie die emotionale und soziale Entwicklung überprüfen.

Meist bekommen die Eltern Beobachtungsbögen, auf denen sie dokumentieren, wann und in welcher Form die ADHS-Symptome im Alltag auftreten. Apparative Untersuchungen wie die Messung der Hirnströme oder Labortests des Blutes dienen dazu, andere Erkrankungen, die zu ähnlichen Verhaltensauffälligkeiten führen könnten, auszuschliessen.

Neben den genannten Symptomen geht die Krankheit oft mit weiteren Beeinträchtigungen einher. Dazu gehören zum Beispiel Störungen im Sozialverhalten, Lernschwierigkeiten, Lese- oder Rechtschreibschwäche, depressive Verstimmung, Angststörungen und ein geringes Selbstwertgefühl. Diese Probleme zu identifizieren, um sie dann gegebenenfalls gesondert zu behandeln, gehört ebenfalls zur Diagnose des ADHS.


Wie wird ADHS behandelt?

Ursächlich heilbar ist ein ADHS zwar nicht, doch die charakteristischen Verhaltensauffälligkeiten lassen sich oft gut behandeln. Besonders dann, wenn die Diagnose frühzeitig erfolgt.

Am erfolgversprechendsten ist ein sogenanntes multimodales Therapiekonzept. Dabei werden psychosoziale, pädagogische, psychotherapeutische und medikamentöse Therapiemassnahmen miteinander kombiniert - immer in Abhängigkeit vom Erscheinungsbild, dem Schweregrad der Erkrankung und der Art der Begleitstörungen.

Eine ADHS-Therapie muss ganz individuell an die Kinder und Jugendlichen angepasst werden. Wichtig ist dabei, das nähere soziale Umfeld - also nicht nur die Familie sondern auch Erzieher/Lehrer, Verwandte und Freunde - mit einzubeziehen. Denn diese Menschen können den Betroffenen entscheidend dabei helfen, ihre Leben so gut wie möglich zu meistern. Um dieses Ziel zu erreichen, werden bei der multimodalen Behandlung die folgenden Therapieansätze und -massnahmen je nach Bedarf vereint.

Elterntraining

In speziellen Schulungen bekommen die Eltern verhaltenstherapeutische Techniken vermittelt, die sie dann im familiären Alltag einsetzen können. Vor allem lernen sie, dem Kind in Problemsituationen ein entsprechendes Feedback zu geben. Positive Verhaltensweisen sollten durch ein Lob oder eine Belohnung gezielt verstärkt werden - etwa wenn das Kind sich konzentriert mit seinen Hausaufgaben beschäftigt hat.

Umgekehrt müssen auffällige Verhaltensweisen auch negative Konsequenzen haben. Doch diese sollten angemessen ausfallen. Wut, Ärger oder erhöhter Druck helfen keinem der Beteiligten weiter. Deshalb lernen Väter und Mütter im Elterntraining auch, ihre negativen Reaktionen auf das Kind zu kontrollieren.

Ratsam ist ausserdem, gemeinsam mit dem Kind feste Regeln zu etablieren und auch festzulegen, welche Folgen es hat, wenn diese nicht eingehalten werden. Diese Konsequenzen aus diesen möglichst einfachen und nachvollziehbaren Absprachen müssen dann aber wirklich erfolgen - im Positiven wie im Negativen. Verlässliche und berechenbare Abläufe im Alltag helfen ADHS-Kindern oft dabei, mit ihrer krankheitsbedingten Reizüberflutung besser klar zu kommen.

Interventionen im Kindergarten und in der Schule

Um die Probleme eines Patienten mit Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung verstehen und berücksichtigen zu können, müssen Lehrer und Erzieher ausführlich über die Erkrankung informiert werden. Sofern sie dann bereit sind, ein ADHS-Kind zu unterstützen, bekommen sie ähnlich wie beim Elterntraining verhaltenstherapeutische Techniken vermittelt.

Bei Schulkindern ist es wichtig, eine Klasse oder Schule zu finden, die der Leistungsfähigkeit der Betroffenen angemessen ist. Bei sorgfältiger Auswahl der Schule und guter Zusammenarbeit mit den Lehrkräften müssen nur die allerwenigsten Kinder und Jugendlichen mit ADHS eine Sondereinrichtung besuchen.

Verhaltenstherapie des Betroffenen

Dies ist sicherlich eine der wichtigsten Säulen der Behandlung. Mit speziellen verhaltenstherapeutischen Konzepten werden Dinge wie Konzentrationsvermögen, Lernverhalten und soziale Kompetenz gezielt gefördert. Die Kinder bekommen dort Wege vermittelt, ihre Aufmerksamkeit, ihre Impulsivität und ihre Hyperaktivität besser zu kontrollieren und Aufgaben strukturierter zu lösen. Die Verhaltenstherapie kann sowohl einzeln, als auch in der Gruppe durchgeführt werden.

Medikamente

Das Mittel der ersten Wahl in der medikamentösen Therapie heisst Methylphenidat. Obwohl es sich dabei eigentlich um einen anregenden Wirkstoff handelt - ein so genanntes Psychostimulans - bessert eine Behandlung mit Methylphenidat die Symptome des ADHS oft deutlich. Das Medikament reguliert das Ungleichgewicht der Botenstoffe im Gehirn der Betroffenen, das den Verhaltensauffälligkeiten zu Grunde liegt. Studien zeigen, dass die Substanz bei 70-80 Prozent der Kinder mit ADHS die Unaufmerksamkeit und die Hyperaktivität mindert und das Konzentrationsvermögen steigert.

Um die Behandlung des ADHS mit Methylphenidat gibt es zahlreiche Diskussionen, nicht zuletzt weil viele Eltern befürchten, ihr Kind würde auf diese Weise nur "ruhig gestellt". Dies ist so sicherlich nicht richtig. Nichtsdestotrotz sollte die Entscheidung über den Einsatz des Medikaments zwischen behandelndem Arzt, Eltern und, sofern vom Alter her möglich, auch mit dem betroffenen Kind beziehungsweise Jugendlichen sorgfältig abgewogen werden.

Entscheiden sich die Beteiligten dafür, sind regelmässige Kontrolluntersuchungen unabdingbar, um die Wirksamkeit zu überprüfen und die Dosierung anzupassen. Auch eventuell auftretende Nebenwirkungen wie Appetitminderung, Schlafprobleme, Schwindel, sowie Kopf- und Bauchschmerzen werden bei diesen ärztlichen Kontrolluntersuchungen erfasst.


Wie ist die Prognose bei ADHS?

Eine möglichst hohe Lebensqualität mit normalen sozialen Kontakten und einer qualifizierten Ausbildung - dieses Therapieziel lässt sich durch eine optimale Behandlung bei vielen Kindern und Jugendlichen mit ADHS erreichen. Optimal heisst einerseits, dass die Erkrankung möglichst früh erkannt und behandelt wird. Andererseits, dass die Therapie immer wieder neu an die Entwicklung und das Verhalten des Patienten angepasst wird. Manche müssen ein Leben lang behandelt werden, bei anderen genügen wenige Jahre.

Gerade die Pubertät mit ihren hormonellen Veränderungen ist für viele Jugendliche mit ADHS eine noch schwierigere Zeit als für gesunde Gleichaltrige. Ist sie aber erst einmal überwunden, kommt es sehr oft zu einer Besserung der Symptome. Nichtsdestotrotz haben viele Betroffene aber auch noch im Erwachsenenalter Probleme, sich zu konzentrieren. Ein Umfeld, das die Besonderheiten des Krankheitsbildes kennt und entsprechend berücksichtigt, ist für ADHS oft die grösste Hilfe - egal in welchem Alter.

Ernährung in der Schwangerschaft (Gesundheit)

Information Wie in vielerlei anderer Hinsicht ist die Schwangerschaft auch in Sachen Ernährung eine besondere Zeit. Während der gesamten neun Monate muss der Nachwuchs über die Plazenta mitversorgt werden. Die Mutter ist die einzige Nahrungsquelle für das Ungeborene - von allem, was sie zu sich nimmt, gelangen Stoffe über die Nabelschnur zum Baby. Fehlen der werdenden Mutter wichtige Nährstoffe, so fehlen sie auch dem Kind. Aus diesem Grund ist die Ernährung in der Schwangerschaft ausgesprochen wichtig.

Innerhalb gewisser Grenzen hat die Natur dafür gesorgt, dass das Baby nicht zu kurz kommt: So wird der Organismus einer schwangeren Frau dahingehend ausgerichtet, dass die Versorgung des Föten oberste Priorität besitzt. Folglich muss darauf geachtet werden, dass die Nahrung für zwei reicht, dass also der intensive "Nahrungstransport" zum Baby keinen Mangel im Körper der Mutter entstehen lässt.

Schwanger zu sein bedeutet, dass sich der Bedarf an Energie und Nährstoffen ändert - ein Umstand, dem eine optimale Ernährung Rechnung zu tragen hat. Schwanger zu sein bedeutet allerdings nicht, dass werdende Mütter doppelt so viel essen müssen. "Doppelt so gut" lautet vielmehr die Devise. Wer sich an diesen Grundsatz hält, schafft eine wichtige Vorrausetzung für einen ungestörten Schwangerschaftsverlauf.


Wie hoch ist der Energiebedarf in der Schwangerschaft?

"Jetzt musst du für zwei essen!" Diesen sicherlich wohlgemeinten Rat hören auch heute noch viele Schwangere, oft von ihren eigenen Müttern oder Grossmüttern. Wer sich an diese Empfehlung hält und tatsächlich versucht, die doppelte Menge Nahrung auf den persönlichen Speiseplan zu setzen, tut allerdings weder sich noch dem Kind einen Gefallen.

Richtig ist, dass der Energiebedarf in der Schwangerschaft ansteigt: Während eine Frau normalerweise täglich etwa 2.100 Kilokalorien (kcal) braucht, benötigt eine werdende Mutter ab der 16. Schwangerschaftswoche je nach Empfehlung täglich zwischen 255 und 350 Kilokalorien mehr, insgesamt also rund 2.400 kcal. Dieses Plus an Energie wird einerseits für das Wachstum des Fötus benötigt, andererseits für neu zu bildendes Gewebe im Körper der Mutter. Um ausreichend Energie für diese Prozesse beizusteuern, braucht es aber keinen zweiten Tagesteller und eine extragrosse Portion Dessert, sondern nur eine Scheibe Vollkornbrot mit Käse und einen Apfel.


Wie sollte dieser Bedarf gedeckt werden?

Ideal für Schwangere ist das, was Ernährungsexperten eine ausgewogene, gesunde Kost nennen. Viel frisches Obst und Gemüse, Fisch und nicht allzu fettes Fleisch, eher magere Milch- und Milchprodukte sowie hochwertige Fette. Die Verteilung der Hauptnährstoffe unterscheidet sich allerdings ein wenig von jener unter normalen Umständen.
Eiweiss: Proteine sind nicht nur Bestandteil von Botenstoffen und Enzymen, die verschiedenste Funktionen des Körpers kontrollieren, sondern vor allem der Grundbaustein für die menschlichen Zellen. Da im Körper der Mutter ein neues Leben heranwächst, ist es also nicht verwunderlich, dass der Eiweissbedarf in der Schwangerschaft steigt. Das gilt von Beginn an, besonders aber ab dem vierten Monat: Ab diesem Zeitpunkt sollte die Frau täglich etwa zehn Gramm mehr Eiweiss zu sich nehmen. Dieses sollte vor allem aus pflanzlichen Eiweissquellen wie Hülsenfrüchten, Vollkornprodukten und Kartoffeln stammen. Bei tierischen Proteinen empfiehlt es sich, darauf zu achten, dass diese nicht zu fetthaltig sind. Hier wird vor allem zu Fisch und magerem Fleisch geraten. Rund ein Zehntel der Gesamtenergie sollte in Form von Proteinen aufgenommen werden.


Kohlenhydrate: Kohlenhydrate sind die Hauptenergiequelle des Körpers, ihr Anteil an der Gesamtenergiezufuhr sollte bei werdenden Müttern zwischen 55 und 60 Prozent liegen. Ideal sind langkettige Kohlenhydrate, da sie den Blutzucker langsamer und kontinuierlicher ansteigen lassen als kurzkettige Kohlenhydrate wie Fruchtzucker oder die in Süssigkeiten reichlich enthaltene Glukose. Man findet diese komplexen Kohlenhydrate in Nudeln, Kartoffeln, Reis und - wegen des hohen Ballaststoffanteils besonders empfehlenswert - in Getreide und Vollkornprodukten. Ballaststoffe wirken der bei Schwangeren häufig anzutreffenden Verstopfung entgegen.


Fette: Der Fettbedarf ist in der Schwangerschaft vergleichsweise geringfügig erhöht. Empfohlen wird ein Anteil von 30 bis 35 Prozent der Gesamtenergiezufuhr (ansonsten 30 Prozent). Allerdings benötigen Schwangere in besonderem Masse hochwertige essentielle Fettsäuren, die sich weniger in Fleischprodukten als in Pflanzenölen und Fisch finden. Insbesondere Meeresfische wie Lachs, Makrele oder Thunfisch enthalten für die Entwicklung des kindlichen Nervensystems wichtige Omega-3-Fettsäuren.


Welche Nährstoffe sind für Schwangere sonst noch wichtig?

Unter normalen Umständen gewährleistet eine ausgewogene und gesunde Ernährung, dass unser Körper mit allem versorgt ist, was er benötigt. In der Schwangerschaft gibt es allerdings eine Reihe von Nährstoffen, auf deren ausreichende Zufuhr geachtet werden sollte.
Dazu zählen:
Folsäure: Die zu den B-Vitaminen gehörende Folsäure ist wichtig für den Aufbau des zentralen Nervensystems des Kindes, also für Gehirn und Rückenmark. Das gilt von der Empfängnis an, und somit bereits zu einem Zeitpunkt, an dem die Frau oft noch gar nicht ahnt, dass sie schwanger ist. Ein Folsäuremangel erhöht die Gefahr von Neuralrohr-Defekten (Spina bifida, offener Rücken), Entwicklungsstörungen und Fehlgeburten. Deshalb sollten Frauen, die eine Schwangerschaft planen, darauf achten, ausreichend Folsäure zu sich zu nehmen, konkret bis zu ein Milligramm täglich.

Die Zufuhr kann dabei durch entsprechende Nahrungsergänzungsmittel erleichtert werden (Folsäuresubstitution). Die erhöhte Dosis wird auch für das erste Schwangerschaftsdrittel empfohlen, für die Folgezeit werden täglich 0,6 mg angeraten. Gute Folsäurequellen sind Vollkornprodukte, Gerste, Weizenkeime, Soja, Bohnen, Linsen, Erbsen, Blattgemüse wie Kohl und Spinat sowie Obst, Fleisch und Fisch. In jedem Fall sollte mit Arzt oder Ärztin besprochen werden, ob der Bedarf über die Nahrungsaufnahme gedeckt werden kann oder zusätzlich Folsäuretabletten eingenommen werden sollten.

Vitamin B: Vitamine der B-Gruppe sind sowohl für die Entwicklung des Kindes als auch für das Wohlbefinden der Mutter von Bedeutung. Sie sind in Lebensmitteln wie Fisch, Fleisch, Geflügel, Milch, Eiern und Käse so reichlich enthalten, dass ein Mangel nur selten vorkommt. Ausnahme sind Frauen, die sich streng vegetarisch oder vegan ernähren. Sie sollten sowohl in der Schwangerschaft als auch in der Stillzeit entweder ihre Ernährung umstellen oder in Rücksprache mit Arzt oder Ärztin zusätzlich B-Vitamine einnehmen (vor allem Vitamin B12).

Eisen: Eisen ist ein zentraler Bestandteil des roten Blutfarbstoffes und damit verantwortlich für den Sauerstofftransport in unserem Körper. Da die Blutmenge in der Schwangerschaft erhöht wird, brauchen werdende Mütter mit rund 30 mg täglich auch deutlich mehr Eisen als sonst. Müdigkeit und Infektionsanfälligkeit sind mögliche Folgen einer Unterversorgung. Eisen steckt in grünem Gemüse, einigen Obstsorten und Getreideprodukten, die wichtigste Quelle ist aber Fleisch. Aus diesem Grund sollten Schwangere dreimal die Woche eine magere Fleisch- oder Wurstportion essen. Die Aufnahme des in Gemüse und Vollkorn enthaltenen, schlechter verwertbaren Eisens lässt sich verbessern, indem frau zusätzlich Vitamin C zu sich nimmt.

Kalzium: Dieser Mineralstoff wird in erster Linie für den Knochenaufbau benötigt. Nimmt die werdende Mutter mit der Nahrung nicht ausreichend Kalzium zu sich, greift der Organismus auf die Kalziumvorräte in den Knochen und Zähnen der Mutter zurück. Hauptquelle sind Milch und Milchprodukte, deren regelmässiger Verzehr Schwangeren ausdrücklich empfohlen wird. Allerdings gibt es viele Frauen, die aus Geschmacks- oder Gewissensgründen keine Milchprodukte zu sich nehmen bzw. diese nicht vertragen (Laktoseintoleranz). In diesem Fall sind Hülsenfrüchte, Gemüse wie Brokkoli, Fenchel, Mangold und Grünkohl oder Samen wie Sesam wichtige Kalziumlieferanten, die gegebenenfalls durch mit Kalzium angereicherte Fruchtsäfte ergänzt werden sollten.

Jod: Jod dient dem Aufbau von Schilddrüsenhormonen, die das Ungeborene ab der zwölften Schwangerschaftswoche selbst produziert. Auch für die Entwicklung des Gehirns besitzt Jod grosse Bedeutung. Zwar wird mittlerweile überall jodiertes Speisesalz verwendet, eine ausreichende Versorgung in der Schwangerschaft ist allein dadurch aber nicht gewährleistet. Um den in dieser Zeit erhöhten Bedarf zu decken, empfehlen Experten, ein- bis zweimal wöchentlich Meeresfisch zu speisen. Als Alternative dazu beziehungsweise zur Absicherung, dass kein Mangel entsteht, kann der Arzt Jodtabletten verschreiben, die während der gesamten neun Monate eingenommen werden sollten.


Was sollten schwangere Frauen trinken?

Nicht nur das Essen, auch das Trinken ist in der Schwangerschaft wichtig: Mindestens 1,5 Liter, eher sogar zwei bis drei Liter Flüssigkeit sollten täglich zugeführt werden. Als Durstlöscher am besten geeignet ist Mineral- oder auch Leitungswasser, das hierzulande sehr gute Qualität besitzt. Kräuter- und Früchtetees (am besten ungezuckert) sind eine Alternative mit mehr Geschmack.

Kaffee ist in der Schwangerschaft übrigens nicht verboten, wegen der aufputschenden Wirkung sollte sich die Menge allerdings in engen Grenzen halten. Ähnliches gilt für andere koffeinhaltige Getränke wie Schwarztee. Alkohol hingegen sollte während der neun Monate nach Möglichkeit generell gemieden werden.


Wie lässt sich eine Verstopfung vermeiden?

Aufgrund des veränderten Hormonhaushalts ist die Darmfunktion eingeschränkt. Verstopfungen sind die mögliche Folge. Durch ballaststoffreiche Kost können Sie diese Beschwerden vermeiden oder zumindest lindern: Früchte, Gemüse gekocht und roh, Vollkornbrot, Vollkornflocken, Müsli, Zwetschken, Pflaumen und Pflaumensaft bieten sich hierzu an.

Reichlich Flüssigkeit erleichtert den Stuhlgang und auch körperliche Bewegung beugt der Verstopfung vor, indem sie die Darmfunktion anregt. Zweimal die Woche Schwimmen oder jeweils 20 bis 30 Minuten in flottem Tempo spazieren gehen sind nicht nur für eine fitte Verdauung, sondern für das allgemeine Wohlbefinden empfehlenswert.

Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom) (Gesundheit)

Information Gebärmutterhalskrebs ist eine bösartige Erkrankung, welche von den oberflächlichen Zellen des Gebärmutterhalses (Zervix) ausgeht. Der Gebärmutterhals ist der untere Teil der Gebärmutter, welcher mit dem äusseren Muttermund (Portio) in die Scheide ragt.

In der westlichen Welt handelt es sich bei Gebärmutterhalskrebs, im Vergleich zu anderen bösartigen Erkrankungen, um eine relativ seltene Erkrankung. In Europa erkranken ca. 13 von 100.000 Frauen pro Jahr an einem Zervixkarzinom. Zum Vergleich: Im Jahr 2005 wurde in Österreich bei 442 Frauen die Diagnose Gebärmutterhalskrebs gestellt, während im gleichen Zeitraum 4.833 Frauen an Brustkrebs erkrankten.

Gebärmutterhalskrebs stellt für die betroffene Frau eine ernsthafte Gefahr dar. Trotz intensiver Therapien verstirbt ca. ein Drittel der betroffenen Frauen. In Österreich ist der Gebärmutterhalskrebs somit für ca. 1,3 Prozent der weiblichen Krebssterbefälle verantwortlich zu machen. Das mittlere Erkrankungsalter liegt in etwa um das 50. Lebensjahr.


In den letzten Jahrzehnten konnte erfreulicher Weise eine deutliche Reduktion der Erkrankungsfälle wie auch der Sterblichkeit beobachtet werden. Diese Abnahmen werden von Experten in erster Linie auf die Einführung der Krebsvorsorgeuntersuchung (Krebsabstrich) zurückgeführt. Durch regelmässig durchgeführte Kontrollen beim Gynäkologen ist es möglich, den Krebs schon in einem sehr frühen Stadium seines Entstehens zu erkennen und zu behandeln.

Ein Grossteil der Frauen, die ein Zervixkarzinom entwickeln, haben entweder nie an einem Krebsvorsorgeprogramm teilgenommen oder wurden die letzten fünf Jahre vor der Krankheitsentstehung nicht untersucht.



Die Zervix ist der untere Teil der Gebärmutter, welcher mit dem äusseren Muttermund (Portio vaginalis uteri, kurz: Portio) in die Scheide ragt.


Wie entsteht Gebärmutterhalskrebs?

Als eine primäre Ursache für das Entstehen eines Zervixkarzinomes gilt heute die chronische Infektion mit humanen Papillomaviren (HPV). Für die Entdeckung dieses Zusammenhangs wurde im Jahr 2008 der Nobelpreis für Medizin an den deutschen Mediziner Harald zur Hausen verliehen.

Von den ca. 120 bekannten Stämmen der HP-Viren befallen nur etwa 30 den Urogenitaltrakt des Menschen, die wiederum in sogenannte Hochrisiko- und Niederrisiko-Viren unterschieden werden. Die Hochrisiko-Viren, allen voran HPV 16 und HPV 18, werden für einen Grossteil der Zervixkarzinome verantwortlich gemacht. Niederrisiko-Viren, z.B. HPV 6 und HPV 11, sind die hauptsächlichen Verursacher von Genitalwarzen (Kondylomen).

An dieser Stelle muss hervorgehoben werden, dass eine Infektion mit HP-Viren nicht zwangsläufig zur Entstehung eines Gebärmutterhalskrebses führt. In den meisten Fällen kann das Virus nach neun bis zwölf Monaten nicht mehr nachgewiesen werden. Das bedeutet, dass das Immunsystem die HPV-Infektion erfolgreich bekämpft hat. Bei manchen Frauen kommt es allerdings zu einer chronischen Infektion mit HP-Viren. In dieser Situation steigt das Erkrankungsrisiko dramatisch an. So hat eine Frau mit einer chronischen Hochrisiko-Virus-Infektion ein bis zu 300-faches Risiko, an Gebärmutterhalskrebs zu erkranken.

Aufgrund von Studienergebnissen lassen sich folgende Risikofaktoren für die Entstehung eines Zervixkarzinomes ableiten:
früher Beginn von sexueller Aktivität
häufiger Wechsel der Sexualpartner
viele Schwangerschaften
Immunsuppression
Rauchen
Sexuell übertragbare Erkrankungen (z.B. Chlamydien, Herpes simplex, HIV)

Die Entwicklung des Gebärmutterhalskrebses benötigt neben einer chronischen Infektion mit HP-Viren meist auch sehr viel Zeit. So vergehen zwischen der primären HPV-Infektion und der Ausbildung eines Karzinoms oft fünf bis zehn Jahre. Die Zellen des Gebärmutterhalses durchlaufen dabei meist charakteristische Vorstufen, sogenannte zervikale intraepitheliale Neoplasien (CIN), welche durch einen Krebsabstich bzw. eine Biopsie erkannt werden können. Diese langsame, stadienhafte Entwicklung des Zervixkarzinoms ermöglicht es, die Erkrankung zu erkennen, bevor sie sich manifestiert, und gibt somit dem Krebsabstrich seine grosse Bedeutung in der Krebsprävention.


Welche Symptome bemerkt die Frau?

Gebärmutterhalskrebs verursacht in seinen frühen Stadien meist keine Symptome. Erst relativ spät kommt es zu klinischen Zeichen der Erkrankung. Diese Tatsache unterstreicht die Bedeutung der regelmässigen Vorsorgeuntersuchung beim Gynäkologen.

Erste Symptome sind vaginale Blutungen, spontan oder nach dem Geschlechtsverkehr, sowie Ausfluss aus der Scheide. Der Ausfluss kann schleimig, eitrig oder übelriechend sein und darf nicht mit den Symptomen einer Infektion des Gebärmutterhalses verwechselt werden. Ist der Krebs schon fortgeschritten, kann er zu Schmerzen im Unterbauch oder der Lendenwirbelsäule führen. Bricht das Zervixkarzinom in einem sehr fortgeschrittenen Stadium in umliegende Organe ein, kommt es auch zu Veränderungen von Harn und Stuhl.


Wie wird ein Zervixkarzinom diagnostiziert?

Der Verdacht auf ein Karzinom wird aufgrund des klinischen Befundes bei der gynäkologischen Untersuchung gestellt. Dabei werden durch eine Spiegeluntersuchung sowohl die Scheide als auch der Muttermund begutachtet. Weiters wird die Beweglichkeit und Konsistenz des Gebärmutterhalses durch die Tastuntersuchung beurteilt. Ergänzend kann auch eine Untersuchung mittels Kolposkop durchgeführt werden.

In der Früherkennung von Krebsvorstufen kommt dem Krebsabstrich die grösste Bedeutung zu.

In den meisten Fällen lassen sich in einem fortgeschrittenen Stadium Veränderungen im Bereich des äusseren Muttermundes erkennen. Nur in ca. 15 Prozent der Fälle kann man von aussen keinen Tumor erkennen, da sich dieser im Inneren des Gebärmutterhalskanales ausbreitet.

Um die Diagnose zu bestätigen, müssen Gewebeproben gewonnen werden (Biopsie). Dabei wird unter Kolposkopkontrolle aus dem suspekten Areal Gewebe entnommen und mikroskopisch aufgearbeitet. Weiters wird eine Kürettage der Zervix durchgeführt.

Wurde die Diagnose aufgrund der Biopsie gesichert, muss in weiteren Untersuchungen abgeklärt werden, wieweit die Erkrankung bereits fortgeschritten ist (Staging). Hierfür werden ein Thoraxröntgen, eine Ultraschalluntersuchung der Nieren und der Leber und eine Beurteilung der Nierefunktion durchgeführt. Besteht der Verdacht, dass die Harnblase oder der Enddarm mitbetroffen sind, wird eine Blasen- und Enddarmspiegelung veranlasst. In manchen Fällen kann auch eine Magnetresonanztomographie (MRT) sinnvoll sein.


Wie sieht die Therapie aus?

Die Therapie des Gebärmutterhalskarzinomes richtet sich nach dem Fortschritt der Erkrankung sowie dem Allgemeinzustand der Patientin. Daher ist vor Therapiebeginn eine exakte Abklärung der Karzinomausdehnung notwendig.

In frühen Stadien, besonders bei prämenopausalen Frauen, wird ein chirurgisches Vorgehen empfohlen. Dabei wird, je nach Forschritt der Erkrankung, nur ein Teil des Gebärmutterhalses im Rahmen einer Konisation oder der gesamte Uterus entfernt. Weiters müssen gegebenenfalls auch regionale Lymphknoten entfernt werden. Die Eierstöcke verbleiben dabei meist im Körper der Frau.

In manchen Fällen ist neben der operativen Entfernung der Gebärmutter auch eine postoperative Strahlentherapie oder eine kombinierte Strahlen-Chemotherapie notwendig, um das Risiko eines Wiederauftretens der Erkrankung zu verringern.

Bei einer Beteiligung der Blase und/oder des Enddarmes können auch diese im Zuge einer radikalen Operation entfernt werden.


Vorsorge ist besser als Nachsorge!

Die beste Vorsorge gegen Gebärmutterhalskrebs ist die Vermeidung einer genitalen Infektion mit HP-Viren. Die konsequente Verwendung von Kondomen bei wechselnden Geschlechtspartnern kann das Ãœbertragungsrisiko einer Infektion entscheidend vermindern.

Seit kurzem kann man sich auch gegen HPV impfen lassen, wobei ein Vierfachimpfstoff und ein Zweifachimpfstoff zur Verfügung stehen. Beide Impfstoffe richten sich gegen die Hochrisikovirenstämmen HPV 16 und HPV 18, die für ca.70 Prozent aller Zervixkarzinome verantwortlich sind. Der Vierfachimpfstoff richtet sich zusätzlich auch gegen HPV 6 und HPV 11, Hauptauslöser von Genitalwarzen und in sehr seltenen Fällen auch karzinogen.

Da aber auch andere Virengruppen Krebs auslösen können (z. B. HPV 31, 33, 45 und 51), bietet die Impfung keinen absoluten Schutz vor einer HPV-Infektion bzw. vor Gebärmutterhalskrebs. Auch eine schon stattgefundene Infektion kann die Impfung nicht bekämpfen. Die Impfung kann und darf somit die regelmässige Kontrolle durch den Gynäkologen nicht ersetzten.

Um frühzeitig Veränderungen der Zervixschleimhaut zu entdecken, sollte regelmässig ein Krebsabstrich (PAP-Test) durchgeführt werden. Die Österreichische Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe empfiehlt ab dem 18. Lebensjahr einen jährlichen Zervixabstrich.

516 Artikel (65 Seiten, 8 Artikel pro Seite)

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